Hebend gewesen sein, dag sie mit der Aufstellung eines von der Gemeinde abhängigen Mannes auch ein Wort in der Bcwirthschaftung und der Art der Ausnützung der Walderzeugnrsse mitzusprechen batte. Nach dem neuen Gesetz fällt dieser w'cktige Grund künftig weg; denn äer Wirtkschastrbeamte, gkeichgiktig ob Eemeinäc- oäer Rtaaträiener, Kat tüastig genau äie gleichen wirtkschastkichei» Eraaäsätze zu befolgen « ist äer Gemeinäeäieaer so gat als äer 8taat«äien«r in allen seinen äieastkiäiea Lanäkuagea naä Unterlassungen in ganz gleicher Weise äem Forstamt unterworfen; deßhalb fällt auch das in neuester Zeit viel gehörte Wort8ekbstbeförstera oder sich Aeförsterakasfea" in Nichts zusammen.

Auch der Gcldpunkt wird wie zu allen «eiten und an allen Orten, so auch hier ein gewichtiges Wort mitgesprochen haben, und g.rade bezüglich dieses jo wichtigen Punktes sind die Gemeinden mit großem Waldbesitz künftig weit günstiger gestellt, als diejenigen mtt geringerem Besitz, welch letztere keinen Techniker anstellten, und deßhalb ganz geringe Auslagen hotten. Wenn belp eleweise die Gemeinde mit 10t»' Hektar Waldbesitz für den Gemeindefö-ster 2000 Mark Besoldung auszugeben hatte, hat sie dem Staate künftig nur 800 Mark zu bezahlen, nebendem daß in letztgenannter Summe auch roch die Fertigung bes Wirthschcstsplanes, die alle 10 Jahre ebenfalls die Summe von 500 brs 800 Mark erforderte, und besonders bezahlt werden mußte, inbegriffen ist. Selbst die Vereinigung Iinhrerer G.meind n zu Auf stellung eines gemeinsamen Försters wird bezüglich des Kost npnnkltS kein günstigeres Rcsutt l eizielen, und die Erfahrung har gelehrt, baß derartige Stell.n von jüngeren, früheren Staatsbeamten gewöhn­lich nur solange verwaltet werden, bis vermöge ihres Dienstallers die Reihe an sie gelangt ist, im Slaalsdiemt als-ster wieder emzu treten, wozu dieselben auch schon wegen der Pe> siansverhältinsse ge­zwungen sind. Als Beispiel sei die Gemeinde VaieiSbronn genannt, aus welcher nach einander zwei Gemeindejörster in den Staatsdienst als Reviersörster übergetrcten sind. Nebentrm qt ein Ersatz von tüchtigen Beamten im Fall eines Austritts aus dem Gemeindedienst in den nächsten Jahren deßhalb nur mit in verhältmßmäßigen Opttrn denkbar, als bei dem, in den letzten Jahren ausfallend geringen Zu­drang von Kandidaten zum Forstfache in den nächsten Jahren mit aller Sicherheit ein bederuender Mangel an jüngere» Fo stleuten ein tieten muß, so daß schließlich die mühsam erstrebte Verewigung zu einem Gemeinderevier aus . Mangel an gee gnetem Personal in sich zusammenfällt. Wenn nun, was unbestreitbar, obiger ^ atz richtig ist, nervlich daß der ausgestellte Wirthichaftebeamte, gicichgiltig ob Gemeinde- oder StaatSdlener, bezüglich der wirthschaftlichen Grundsätze in ganz gleicher Weise dem Forstamt unterworfen ist , so möchte Einsender dieß nicht unterlassen, des WaldbesitzeS der Stadt Altenstaig hier Erwähnung zu rhun. ^ lese Gemeinde har einen eigenen Stadlsörsicr mit dem Sitz in Altenstaig, von wo aus ca. 260«' Morgen nn Simr.rersfetder Revier, theilweise 3 Stunden von der Stadl entfernt, bewirthschaftet werden. Bei der geringen Morgcnzaht Staatswaldungen des Reviers SimmerSfeid dürste, wenn obige 2600 Morgen mit d n in diesem Revier g-legenen Waldungen der Gemeinden Altenstaig Dorf, llebcrberg, Simmersfeld, Fünfbronn, EttmannSweiler u nd Beuren zn- getheilt würden, dieses Revier nicht überbürdet werden. Hredurch würden für die Stadl Altenstaig die oben angedeulelen 1200 Mark erspart, und die lästige und kostspielige Bcwirlhschaflung der entlegenen Waldungen beseitigt werden, während die vorderen Wal­dungen der Stadt, bestehend aus ca. 700 Morgen, dem Revier Al­tenstaig zugethcilt werden könnten. Mit Uebergabe der Bewirlhschaf- tung der städtischen Waldungen an den Staat müßten folgerichtig die städtischen Behörden den Vertrag, in welchem sie mit dem städtischen Förster stehen, in der Art berücksichtigen, daß dieser durch Aufhebung der städtischen Stelle nicht geschädigt^,nd vom Staat unter Berücksich­tigung seiner seitherigen Gehalts Verhältnisse angestellt würde

Se. König!. Mas. haben vermöge höchster Entschließung vom 17. Febr. die erledigte Hauptlehr telle an der zweiten Classe des Gymnasiums in Stutt­gart dem dermaligen Verweser derselben, Präzeptor Fingerte von Ravens­burg, gnädigst übertragen.

Cannstatt, 21. Febr. Vor einigen Tagen begab es sich, daß ein hiesiger Hafner mit dem Besitzer der Jsraelitenherberge einen Abrechnungsstreit bekommen sollte. Ter Hafner entfernte sich im Zorne, ging aber vorher noch in den Abort des Wirlhes hinein und riß ihm die Gaseinrichung von der Wand hinweg , so daß das un­verbrannte Gas alsbald das ganze Haus erfüllte. Wäre man mit Licht dazu gekommen, so hätte es eine Explosion gegeben, wie vor einigen Jahren in der Eßlinger Straße in Stuttgart. Der Hafner wurde gleich gefaßt und soll alsbald ein Geständmß seiner Thal ab- gelegt haben, für welche ihn nun die Strafe erwartet.

Ulm, 23. Febr. Vergangene Nacht zwischen kl und 12 Uhr wurde aus der Donau (bei der Wieland'sche» Fabrik an der Stadt- mauer) ein Hilferufen vernommen. Zwei Schiffsleute, die herbei.

! eilten, fanden bei der Einmündung der Blau in die Donau einen Mann, welcher mit dem Körper im Wasser liegend. sich an einem ^ Weidenbusch festhielt. Nachdem derselbe ins Trockene verbracht war, gab er an, daß er von zwei ihm unbekannten Männern angehalten und in die Donau geworfen worden sei,

Aulendorf, 23. Febr. Ein Dieb, der das Gestohlene frei« willig zurückgibt, ist gewiß eine Seltenheit. Vor etwa 3 Wochen wurde von einem vor einem hiesigen Wirthshans stehenden Wagen ein Ballot >m Werth von mehreren hundert Mark gestohlen. Der unbekannte Thäter scheint nicht recht gewußt zu haben, was damit anzufangen sei, und legte eS in vergangener Nacht an der Bahnstrecke zwischen hier und Schussenried nieder, wo es von dem Bahnwärter aufgefundcn wurde. Am Inhalt soll Nichts fehlen.

Ein WirthshauSgauner st reich. Man schreibt uns von der Taubeiquelle unterm 21. d. : Ein Gaunerstreich ist kürzlich an einem IN jeder Hinsicht überaus gefälligen und zuvorkommenden Hoteibesitzer in unserer Gegend verübt worden. Mit dem Datum und PoststempelStuttgart 5. Febr." und der Unterschriftv. S .", Familienname eines in der betreffenden Gegend seß­

haften Adelsgeschlechts, erhielt besagter Hotelier am 6. Febr. eine mit aesciäftsgewandler Hand beschriebene Postkarte (der Berichterstatter hatte dieselbe selbst ln der Hand), zufolge welcher auf den 9. Febr., Mittags 3 Uhr, ein auf 16 Personen berechnetes Diner, das Couvert 4 50 L bis 5 in Bereitschaft gehalten werden sollte. Da

die Herren v S. wenn sie sich in der Gegend aufhatlcn ooer

ab und zureisen, jederzeit willkommene und werthe Gäste bei dem Wirtke waren, so glaubte dieser nicht anders, als daß irgend ein freudiges Familienereigniß gefeiert werden wolle und ging in die Falle. Mil dem Aufgebot aller kulinarischen Kunst wurde das Diner auf die anberaumte Stunde fertig gestellt, so daß die erwarteten Herren und Damen nur sich hätten s-tzen und zugreifen dürfen. Aber es zeigte sich keine Seele. Die Handschrift und das Aussehen des Briefes lassen auf einen den besseren Ständen angehörigen Ver­fasser schießen. Wenn es Subjekte gibt, die ob solcher Niederträch­tigkeit nicht schamroth werden, was will man mit dem Blick des Pharisäers auf die Lumpe ex prokessc» hermederschauen,wenn diese rauben, stehlen, betrügen, anzünden u. s. w. ? Das sagt ein einfacher Landmann.

Baden, 22. Febr. Durch einen unerwartet cingetretenen Erd­rutsch ist ein Theil der großen Umfassungsmauer des großh. Hof- gartenS auf dem Schloßbcrg, unmittelbar unter der Hofgärtnerei, eingestürzt, wodurch auch das neu angelegte Warmhaus bedroht er» sch-en, bis jetzt aber unverletzt erhalten wurde. Dagegen hat die eingestürzte Mauer ein Haus in der Höllcngasse sehr stark beschädigt. Glücklicher Weise waren die Bewohner rechtzeitig gewarnt und fanden. Unterkunft im großh. Dampfbad.

Mannheim, 23. Febr. Eine Milchfrau vom Lande hat die­ser Tage ihre Geschäftsgeheimnisse in einem unbewachten Augenblicke verrathen- Das kam so: Sic brachte eines Morgens die gewohnte Milch einer Köchin, die höchst erstaunt war za sehen, daß ihr nur Wasser eingegossen wurde.Aber, Milchfrau, das ist ja Wasser, was Ihr wir da gebt." Die Milchfrau sieht nun auch in den Topf, um sich zu überzeugen, und in der Hitze entfährt ihr das ge­flügelte Wort:Donnerwetter, da habe ich vergessen, die Milch zu­zugießen." (Nicht übel!)

Lindau, 21. Febr. Hier wurde Ende Januar ein eleganter Gönner gefährlicher Art aufgegriffen; derselbe sitzt dermalen beim Bezirksgericht in Kempten in Untersuchung. Er ist verdächtig, sich falsche Papiere mit gefälschten Siegeln und mit gestohlenen Stempel­bogen, hauptsächlich auf die Medizin. Fakultät in Tübingen lautend, verfertigt und diese benützt zu haben, um sich beiKollegen" Unter­stützung zu erschwindeln, gelegentlich aber auch ffich in Familien cin- zuführen, rasch zu verloben uod die Bräute und deren Familien fi­nanziell auszubeuten. Nach kurzer Zeit verschwand er spurlos, um seine Thätigkeit in eine andere Gegend des deutschen Reiches zu ver­legen. Dafür sprechen an die 100 Eisenbahnfahrbillete, die man bei chm fand und in deren Besitz er sein konnte, weil er die Bahnzüge, in kluger Vermeidung der Wirkungen des Telegraphen, offenbar vor. Erreichung der Endstationen verließ. An Photographien und Briefen von ihm betrogener Bräute hatte er eine reiche Auswahl. Der ele­gante Gauner reiste meist unter dem Namen eines Dr. Max von Frankendorf und hat sich seine Opfer möglicher Weise auch in Stutt. gart und Cannstatt gesucht. Wer er wirklich ist, hat sich; wie eS scheint, bis jetzt noch nicht erheben lassen.

Dresden, 22. Febr. DasDresdener Journal" erhielt die Meldung, daß die Riesa er Eisenbahn-Elbbrücke heute Nachmittag 4 Uhr vollständig eingestürzt sei. Ein Pionier-Detachement geht nach Riesa ab. Der Wafserstand beträgt nicht weniger als 421 Centimeter über Null.