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«nd würden von Zert zu Zeit die Vereins «Ange­legenheiten darin besprochen werden. Bei dem außer« ordentlich billigen Preise des Blattes, das bei 100 Abonnenten 35 L bei 200 33 L und bei 300 30 ^ vierteljährlich kostet, eignet es sich für Jedermann zur Selbstanschaffung und bildet gesammelt eine reicht Fundgrube der Belehrung für Alt und Jung. Die Herren Ortsvorsteher, Lehrer oder sonstige Mitglieder des Vereins, welche ein warmes Interesse für Volksbildung und den dadurch allein mög­lichen landwirthschaftlichen Fortschritt haben, würden daher ein ver­dienstliches Werk thun, wenn sie in ihren Orten zahlreiche Abonnenten sammeln, und die Zahl der nöthigen Blätter in thunlichster Bälde dem VereinSsecretär Hör lacher anzeigen würden, damit die Versendung ohne Ansland mit dem neuen Jahre beginnen kann.

Calw, den 2. Dez. 1875. Der Vereinsvorstand :

Oberamtmann Doll.

_^ E Hör l ach er, Secr.

Die Generalversammlung des landwirthschaftl. BezirkSverems

am 30. Nov. war die am zahlreichsten besuchte seit mehreren Jahren und es reichten die weiten T h udium'schen Räumlichkeiten kaum ans. die vielen Theiinehmer zu fassen, deren es gegen 300 gewesen sein mögen. Hiezu mag freilich auch die von dem Verrme veranstaltete Lotterie ihr gutes Theil beigelragen haben und eS hat sich die Vor­aussetzung, unter der dieselbe veranstaltet wurde, daß dieselbe ein Mit­tel sein soll, ein allgemeinere« Interesse für den Verein zu erwecken, wenigstens für diesen Tag bewährt; ob auch nachhaltig, wird die Zukunft lehren.

Die Versammlung wurde von dem Vorstände, Hrn. Oberawt mann Doll mit einem Danke für die zahlreiche Beiheiligung eröff­net, und knüpfte er hieran eine Reihe von Wahrnehmungen und Wün­schen, die sich ihm bei sein-n vielfachen Berührungen mit den ver­schiedenen Bezirks,» ten arckget rängt htLen. Vor Allem seien eS die mangelhaften Dungstälten, die den schädlichen Einwirkungen der Sonne und des Regens Preis gegeben und nur allzu häufig nicht mit Behältern zur Ansammlung der abfließenden Jauche, des Werth vollsten BestandtheilS des Düngers versehen seien. Sodann lufinden sich tue Stallungen meist in einem trostlosen Zustande: eng. nieder, dunkel, dumpfig und unrein, und sollte vor Allem für richtig« Zuleitung von Licht und Luft und für größere Reinlichkeit gesorgt werden. Auch größere Ordnung in Hm-s und Hof wäre wünschend- werth, indem die Gcrälhe und andere Materialien, Holz, Rcisach u. dgl. häufig ohne allen Sinn für Oidnung herumliegcn und erste« namentlich, deren Unterhaliung einen namhaften Posten im Ausgabe Etat des Landwüths bilde, dem De derben in Wind und Wetter nnnöthig Preis gegeben seien. In engem Zusammenhänge mit der Verbesserung der landwirthschaftlichen Zustände stehe sodann die Nolhwendigkeit der Her­stellung von ständigen Feldwegen, die jeder Parzelle freie Zu fabrt gewähren und den Landmann erst zum wirklichen freien Herren seines Besitzes machen. In dieser Richtung sei noch unendlich viel zu thun, und habe der Verein ein weites Feld der Thätigkcit. Die Pflege der Ob st bäume lasse auch noch sehr viel zu wünschen übrig, insbesondere muffe der Blutlaus mit viel mehr Energie auf den Leib gerückt werden. Auch der Schutz eine« so wichtigen und oft bedeu­tenden Capital«, wie es in den Gebäuden liege, sei oft sehr mangel­haft und vernachlässigt, indem man es unterlasse, bei dem veränderten Werth dieser Objettc rechtzeitig einen Antrag auf Erhöhung der Ver­sicherungssumme ;u stellen. Ebenso wichtig sei aber auch die Vcr- ficherung der Mobilien, die leider nur allzuoft, in der Regel aus falscher Scheu vor der kleinen Ausgabe, unterbleibe. Endlich gebe noch die Arbeiterfrage viel zu denken. Bei der stehenden Klage über das Tienstbotenwcsen bleibe dem Landmann kaum etwas anderes übrig, als sich aus den eigenen Na wuchs zu verlassen; um so mehr habe er aber die Pflicht, diesen tüchtig heran bilden zu lassen, und müsse er sich deßhalb nicht nur für einen guten Schulunterricht, son­dern auch für den fleißigen Besuch der Fortbildungsschulen, für Grün­dung von Ortslesevereinen u. dgl. intrressiren. Aber auch den Alten selbst stehe es gut an, für Weiterbildung, für Erweiterung ihres Wisfins ein klein wenig Sorge zu tragen und nicht Alles ihnen hiezu Gebotene kurz von der Hand zu weisen. Es gebe so manche gute und billige BelehrungSmittel, gute Kalender, wie der schwäbische Bauern- sreund von Fritz Möhrlin, die trefflichen Schriften:des Landmanns Winterabende", insbesondere das an reichen und guten Lehren über- reiche Büchlein von Fr. Möhrlin: »die Volkswirthschaft im Bauern­höfe", das in keinem Bauernhause fehlen sollte, und endlich das von demselben Vers, herausgegebene landwirthschaftliche Sonntagsblatt: «der Bauernfreund", dem später noch eine besondere Empfehlung werde gewidmet werden. Möge die kurze Anregung dieser seiner Beobach­tungen und Wünsche da und dort einen guten Gedanken wecken, und Ver­anlassung zu Veränderungen, zu Verbesserungen geben! (Forts, folgt.)

-j-f Gegen die Strafgesetznovelle.

Auf Einladung der demokratischen Partei versammelten sich am gestrigen Sonntage ca. 200 Männer im Thudium'schen Saale» um einen Vortrag über die Strafgesetznovelle anzubören und darnach eine gemeinschaftliche Aeußerung über diese unser freiheitliches Leben so tief berührende Gesetzrsvorlage abzugeben. Die Versammlung wurde von Hrn. E. Georg» eröffnet, und ihr Hr. Rechtsanwalt Stock- mayer von Stuttgart vorgestellt, der in Verhinderung des Hrn. Payer II. eS übernommen hatte, die Strafgesetznovelle vom juristi­schen und politischen Standpunkte ausJu beleuchten. In 1-stündigem fließendem Vortrage erfüllte er diese Aufgabe in so ausgezeichneter Weise, daß ihm der laute Beifall der Versammlung zu Theil wurde. Er stellte sich die 2 Fragen: ist die Strafgesetznovelle ein wirkliche» Bedürfniß? und wenn sie ein Bedürfniß ist, entspricht sie auch dem­selben? Beide Fragen verneinte er materiell und formell und er­klärte es zugleich für einen politischen Fehler des Reichskanzlers, diese Vorlage gemacht zu haben. Zwar sei csach den neueste» Nach« richten sehr zweiefelhaft geworden, ob der Reichstag der Vorlage zu« stimmen werde, indem auch die uationallldciale Partei entschlossen sei, den freiheitSfcindlichen ihre Zustimmung zu versagen und nur einen kleinen Theil der Novelle anznnchmen, in dem es sich um wirklich berechtigte Acnderungen des bestehenden Strafrechts hand'e, allein dadurch werde die gegenwärtige Agitation nicht gegenstandslos, weis der Reichskanzler mit einer nicht m.ßzuveis.lhendcn Deutlichkeit erklärt habe, daß er die Vorlage, wenn sie duichfalle, in der nächsten Periode oder gar schon in der nächsten Session wieder einbringen werde. Diesem Vorhaben müsse in der öffentliche!, Meinung ein mächtiger Damm entgegeiigestkUt werden. Darum empfehle er der Versammlung 1) den Anschluß an die Stuttgarter Resolutionen, dir ans Verwerfung der ganzen Slrafgtsctznovcllc gehen, 2) eine Aeußerung dahin, daß die Revision der Reichögesetzgrbung keine stückweise, gelegentliche, reaktio­näre, sondern nur eine giuudsätziichc, humane, freiheitliche sein dürfe, und daß 3) dir württ. Regierung im Bundesrachc in diesem Sinne, MSbe>ondcre für volle Preß, m d Veremsfreiheir zu wirken die Pflicht habe. Auf die Aufforderung des Vorsitzenden, oo Jemand hierüoer das Wort ergrcifen wolle, >rdob sich cm Hr. Hacke nbergir au» Pforzheim, der von social demokratischem Slandpmikle aus zwar mit der. Resolutionen einverstanden war. allein eine Besserung der Zu­stände nur in einer Aenderung der wirthschaftlichen Verhältnisse für möglich hielt, und nun die Ge md der Versammlung durch eine Ent­wicklung der social demokrallschen Theorien aus eine ichwere Probt setzlr, bis der wiederholte Ruf:zur Sache" den zwar gewandten, aber allzusehr von der Hauptsache abschwe-fenden Ausführungen ein Ende machte. Da Niemand mehr das Wort nahm, wurden die var­geschlagenen Resolutionen durch Aufstchen und Gegenprobe mit allen gegen 2 Stimmen angenommen und zugleich beschlossen, dieselben dem Hrn. Reichsragsabgcordneten Eh - valier mitzutheilen. ^ em Hrn. Redner aber dankte die Versam luug duich allg.m ines Erheben von den Sitzen für seine überzeugende, in so ansprechender Weise gege­bene Belehrung.

Calw, 6. Dez. Den kunstsinnigen hiesigen und auswär­tigen Musikfreunden können wir die erfreuliche Mitlheilung machen, daß das von uns in Nro. 126 d. L l. schon für den 6 November in Aussicht gestellte Concert der H-rren Bertram, Meyer und Lang, welches wegen verschiedener Hindern ssc verschoben werden mußte, nun definitiv am nächsten Samstag, den 1t. Dezember, stattfinden wird. Weiteres beizusügen als den Wunsch, daß nicht unvorhergesehene Zwischenfälle ein Hinderniß bereuen möchten, wäre über­flüssig. Das Programm wird im nächsten Blatt mitgelhelll werden.

Calw, 2. Dez. In Betreff des am 27. August in Dachtet

ausgebrochenen Brandes, welcher 8 Gebäude in Asche legte, können wir wittkeilen, daß zu Ende voriger Woche zwei Perlenen, worunter ein Brandbeschädigter, als der Brandstiftung verdächtig, gerichtlich ringe« zogen wurden. Eine erfreuliche Folge jenes Bro- des ist dagegen der auf Anrathen des Oberamtmanns von den Gemcwdekollegieu in Dachtel gefaßte Bes luß, rin Steigerkorps in der Stärke von 15 bis 20 Mann aus Kosten der Gemeinde auszurüsi«». N, öqe oiese neue Dorf­feuerwehr bald ins Leben und den im Bezirke berelis bestehenden Feuer­wehren als die zehnte würdig an die Seite treten. (Sl.Ä.)

In dieser bösen Ze:t sind viele Berliner Arbeiter nach Rußland gewan­dert, wo sie angeblich vollauf Arbeit gef unden haben. Ihr Frauen und Kin­der haben sie einstweilen in Berlin zurückgelassen.

Ja Schottlaiid haben in der letzten Zeit die Schncestürme furchtbar gewüthet. Es sind dabei 35 Fischer mit ihren Booten zu Grunde gegangen. Man hat an dieser stürmischen Küste seit 50 Jahren nicht so großes Unglück erlebt.

Hiezu eine Beilage: Württemberg Nro. 42.

Generalanzeiger für än» Königreich

Redigirt, gedruckt und verlegt von A. OclschlLger.