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tverthvoller Handelsartikel auf den Farbenmarkt gebracht wird. Die Nachfrage nach dieser Farbenspecies ist eine bedeutende, und es sollen bei aedachtem Geschäft schon jetzt so umfangreiche Bestellungen eingegan. M sein, daß bereits an eine Erweiterung der ausgedehnten Fabrik- lokalitäten gedacht wird. Begrüßen wir das neue Unternehmen als Lie erste Schwalbe, welche aus Schwaben den Sommer bringt, sofern eS der erste gelungene Versuch ist, den Mineral-Reichthum unseres Landes, wie er in der chemikalischen Zusammensetzung des Erdbodens insonderheit zwischen Plochingen und Göppingen vorhanden ist, der Industrie zu erschließen.

Am 24. d. M. Morgens 6 Uhr wurde auf der Bahnline zwi­schen den Stationen Rietheim und Wurmlingen in der Nähe von Weilheim ein Angehöriger dieses Ortes durch Personenzng 53 überfahren und getödtet. Ob ein Unglücksfall oder ein Selbstmord vorliegt, wird erst durch die cingeleitete Untersuchung festgestellt werden.

Ulm, 23. Nov. In den bürgerlichen Kollegien ward! nach heftiger Debatte trotz energischer Abmahnung von Seiten des Mün-i sterbaumeisters Herrn Scheu beschlossen, auch den Abbruch des Chors' unseres bereits abgebrochenen Kirchles sofort in Angriff zu nehmen.

Berlin, 24. Nov. Der Reichstag setzte nach Erledigung mehrerer kleiner Bcrathuugsgcgenstände die zweite Berathung des Etats fort und bewilligte die Positionen für das Reichseisenbahnamt. Aus Befragen erklärte hierbei Präsident Maybach, daß der Fertig- stellung des ReichseiscnbahngesetzeS, welche er von Anfang an betrieben habe, große, noch nicht überwundene Schwierigkeiten entgegenstanden. Er hoffe eine Einigung zu erzielen, könne aber über deren Richtung noch nichts angeben. Die Weiterberathung findet Freitag statt,

Berlin, 23. Nov. Bei den Vorständen sämmtlicher hiesigen sozialistischen Gcwcrkoereine, sowie bei den Geschäftsführern und Re- dakleurcn des »Sozialdemokrat" und den hauptsächlichsten Agitatoren fand heute Haussuchung statt. Agitator Grottkau wurde verhaftet.

Als Verfasser der Arnim'schen Broschüre wird in Berliner unterrichteten Kreisen der Sohn des Exbotschaftcrs aus dessen erster Ehe, Herr v. Arnim - Schlagenthin, angesehen. Derselbe ist mütterlicher Scus ein Enkel des bekannten Artilleriegenerals Prin zen August von Preußen. Bekanntlich reicht, wie in Frankreich zu den Zeiten RtcheUeu'S und Mazarin's, die aristokratische Fronte Preußens u. A. auch in den Radziwills bis sehr nahe an den Thron.

Die Vorarbeiten der Zählungsrevisoren für die Volkszählung haben, wie die »Tribüne" berichtet, in Berlin seltsame Resultate ergeben. So find in einige» Häusern, im Herzen der Stadt, bei Abgabe der Zählbriefe Wohnungen gesunden worden, die aus einem einzigen Zimmer bestanden und mehreren Familien als Obdach tuen- ten. Ein Ar ei de strich auf der Erde bezeichnet die DemarkationS- linie. über welche hinaus die »andere" Familie nicht darf.

Wien, 23. Nov. Der hiesige Gerneurderath hat beschlossen, an die Häuser des Reichsraths eine Petition zu richten, welche dahin gehl, mit allen Mitteln auf eine Erzielung einer den Fmanzktästen des Staates entsprechenden Heeresreduktion hinzuwirken.

Wien, 24. Noo. Der Cardinal Erzbischof Rauscher ist heute Nachmittag um 3 Uhr verschieden. (Kardinal Joseph Othmar von Rauscher ist zu Wien am 6. Oktober 1797 geboren. Erzbischof von Wien war er seit dem 27. Juni 1853. Zum Kardinal wurde er erhoben am 17. Dezember 1855.

Von Zwiesel schreibt man derDonau-Zeitung": Vorgestern d-n 18- d. M., Morgens, hat sich in unserer Nähe ein wirklich schauerliches Unglück ereignet. Eine Stunde von hier gegen Regen hinaus, etwas unterhalb Schweinhütt werden von der Eisenbahndirek- tion zur Vermeidung allzu kostspieligen Brückenbaues zwei Regcnkor- reklionen vorgenommen. Bei einer dieser Korrektionen wird dem Re­gen das neue Flußbett eine ziemlich lange Strecke hin durch sehr har­ten Felsen gebrochen. Als Sprengwaterial benützen die Arbeiter Dy­namit-Patronen. Weil wir jetzt fort und fort sehr regnerische Tage haben, wurden diese Patronen etwas feucht. Ein Feuerwerker war nun so unvorsichtig und brachte ein Kistchen voll solcher kcuchter Dy­namit Patronen zum Trocknen in die nächstgelcgene Bahnschmiede, wo er sic im Raum der Esse an die Wand hinstellte. Ob nun die Entzündung derselben durch einen hinfallcnden Funken oder durch die große Hitze erfolgte, weiß man nicht; sie explodirtc unter einem fürch­terlichen Krach. Es war 8 Uhr Morgens. Fünf Personen fanden dabei den Tod. Der an der Esse den Blasbalg ziehende Junge wurde in der Mitte abgerissen; dem Schmied selbst wurde der Arm hart am Körper sammt dem Hammer abgerissen; einem Mädchen, das eben Sleinbohrer zum Schärfen in die Schmiede brachte, wurde der Kopf zerschmettert; ein junger Arbeiter, der in der Schmiede auf etwas warten mußte, wurde gräßlich verstümmelt, diese beiden

sollen bereits beim Transport nach Regen gestorben sein. Von einem dreijährigen Mädchen, dem Kinde eines Aufsehers, welches ober der Schmiede noch schlief, hat man bisher nur einzelne Stücke gefunden. Auch der Schmied liegt lebensgefährlich darnieder. Die Erschütterung war eine gewaltige. Den Ambos in der Schmiede hob es aus und schleuderte ihn wie einen Kinderball gegen den Wald. Eine zwanzig« pfündige eiserne Platte flog wie eine abgeschossene Kanonenkugel meh­rere hundert Fuß hoch in die Luft empor. In der Restauration des Hrn. Maier, welche ganz in der Nähe sich befindet, hat cs den hal­ben Dachgiebel in die Luft gesprengt, alle Fenster zertrümmert, die Trinkgeschirre aus den Gestellen gehoben und zerschlagen. Der un­vorsichtige Feuerwerker, welcher im gefährlichen Momente gerade nicht in der Schmiede war, ist seit der schrecklichen Katastrophe auch ver» schwunden.

Schweiz. Bern, 23. Nov. Frankreich hat der Schweiz den Han­delsvertrag vom 30. Juni 1864 für den 24. Nov. 1876 gekündigt.

Frankreich. (Nationalversammlung.) Mit der Wahl von 75 Senatoren durch die Kammer hat sich diese eine schwere, ja fast un­lösbare Aufgabe ausgelaüen. Jede Fraktion, und in jeder Fraktion jeder einzelne Abgeordnete hält seine Verdienste für hervorragend genug, um mit dem Senatorsessel belohnt zu werden. Der Parlcigeist, die persönlichen Stimmungen, die politischen Abneigungen, alle möglichen Gründe machen ein Uebereinkommen zwischen 735 Männern über die Wahl von 75 aus ihrer Mitte fast zum Ding einer Unmöglichkeit. Der einzig praktische Vorschlag, jeder Fraktion (der äußersten Rechten, der Rechten, der beiden Ccntren, der Linken, der äußersten Linken) so viele Tische zuzuthcilcn, als der Zahl der Fraktionsmitgliedcr entspricht, kann auf Annahme nicht hoffen. Die monarchistische Majorität vom 11. Nov. will keinen Republikaner im Senat sehen. Man ist be­gierig, wie diese Angelegenheit enden wird.

Spanien. Madrid, 24. Nov. General Quesada hat die Absicht, nach Madrid zu kommen, wegen einer von den Karlisten gegen den östlichen Theil von Navarra ausgeführten Bewegung anfgegeben und die Operationen gegen die Karlisten fortgesetzt. Derselbe griff Letztere bei San Cristobal in der icähe von Pampclona an, wobei er von der Artillerie dieser Festung unterstützt wurde. Die D.vision Espana griff die Karlisten bei Alzuza an, und nahm den Ort nach qartnäcklgem Kampfe.

Madrid, 24. Nov. Offiziell wird gemclde,: General Qucl- sada verdrängte die Karlisten aus Miraoalles, der starken Pampeluua beherrschenden Stellung.

Türkei. Konstantinopel, 24. Nov. Der Kriegsminister Riza Pascha und der Marincminister Namyk Pascha wechselten ge­genseitig ihre Portefeuilles. Der Wiener Gesandte Aarifi Pascha ist vom Sultan empfangen worden, Sadyk Mascha nach Paris abgereist.

DerTimes" wird aus Ko n stan t i nop cl gemeldet, daß die Pforte die Gesandten Oesterreichs und Rußlands aufgefordert habe, dem Fürsten Ncklta von Montenegro Vorstellungen wegen des anhal­tenden Zuzugs von Montenegrinern zu den Aufständischen zu machen. AuS Celtinje wird der »Times" gemeldet, daß die Feindseligkeiten in Folge der eingetretenen Kälte eingestellt sind.

Rediglrt, gedruckt und verlegt von A. OelschlLger

Gemeinnütziges.

Wohl kein Organ des menschlichen Körpers ist so leicht und so häufig Störungen ausgesctzt als der Verdauungsapparat und von diesem hauptsächlich dessen wichtigster Theil der Magen. Am häu­figsten werden darartige Störungen zur Hrrbstzeit beobachtet, wo das reife Obst, die Trauben und der süße Most zum Genüsse cinladen. Die Temperatur ist den Tag über warm, die Nächte sind kühl, eine Verkältung im Nu da und eine Mahnung zur Vorsicht gewiß am Platze. Magenkatarrh, Magenoerschleimung, Verdauungsschwächc und noch viele derartige Störungen des Magens sind an der Tagesordnung und gehören gewiß zu den Krankheiten, die den Menschen am- meisten belästigen. Bei allen derartigen Störungen ist eine regelmäßige eine Zeitlang streng durchgcführte Diät die Hauptsache, noll> ist besonder- auf warme Kleidung z» sehe«. Ganz gkünzeaäe unll überrascheaäe Erfolge bat Einsender dieses auch schon mir der von Apptkr. Schraäer in Feuerbach bei Stuttgart bereiteten sogenanntenweißen Lebear- esfeaz", von der in den meisten Apotheken in größeren Orten Nieder­lagen sind, bei zahlreichen Magenleidenden erzielt. Einige Löffel voll de» Tag über genommen, waren von ganz vorzüglichem Erfolge selbst bei ganz veraktetea aaä schwere» Mageakeiäen, und kann deßhalb die Schrader'schc Essenz sonn hl als Magcnheilmittel als auch als Vorbeugungsmittel gegen Biagenleiden, überbauet ak» Kaurmittek nicht dringend genug empfohlen werden. Die Essenz ist wohlschmeckend und enthält keinerlei schädliche Stoffe, sie ist deßhalb den braunen sog. LebenSefscnzen, die all e Aloe enthalten, entschieden vorzuziehen.

(Hiezu Nro. 47 des Unterhaltungsblatt«.)