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daher, um Beiträge zu bitte», zu deren Empfangnahme jeder Einzelne von uns bereit ist.

In Stuttgart: Professor vr. Blum, vr. Otto Elben, Reichs­und Landtags-Abgeordneter, Prof. vr. I. G. Fischer, Oberbürger. Meister vr. Hack, Prof. Julius Klaiber, vr. Wilhelm Lang, Redak­teur, Oberbaurath von Leins, Rechtsanwalt Oesterlein, Prof. Ehr. Schwab, Prof. Speidel, Musikdirektor, Direktor A Steiner, Ober­tribunal. Procurator Tafel, Prof. Friedrich v. Bischer, Partikulier Georg Zorn; in Ulm: Prof. Max Plank; in Tübingen: Prof. v. Keller, Prof. Holland; in Reutlingen: vr. Theophil Rupp; in Calw: Fabrikant Julius Stalin.

Allerhand aus dem Publikum.

Mit Befriedigung hören wir, daß sich hier endlich einmal Leute zusammengefunden haben, um sich zu einer für hier schon längst ge­wünschten besseren Musik einzuüben, und sollen zu diesem Zwecke die Instrumente und Musikalien schon bestellt sein. Wir wünschen dem sehr lobenSwerthcn Streben besten Erfolg I

Mehrere Musikfreunde.

Für künstliche Fischzucht wurden u. A. folgende Preise vergeben: für d:e Anlage zweckmäßiger kleinerer Fischbrutapparate: einen Preis von 25 fl. dem Löffelfabrikanten Beeri in Hirsau; für eine größere künstliche Brut­anstalt in Verbindung mit Streckteiiben ein Preis von 50 fl. dem Schultheiß Ho sch von Calmbach, als Vrrtreter einer dort. Genossenschaft- (St.-A.)

Calw, 22. Nov. (Theatcrnotiz.) Wie wir aus zuverlässiger Quelle vernehmen, beabsichtigt die Pforzheimcr Theater-Gesellschaft in nächster Zeit einen CycluS von etwa 6 theatralischen Vorstellungen hier zu geben, sofern eine deßhalb in Umlauf gesetzt werdende Sub­skriptionsliste auf dieselben entsprechend Unterschriften findet, welche den mit vielen Kosten verbundenen Umzug mit Aussicht nicht zu großen Ristko's auSführrn lassen. Nach den Recensionen desPf. Beob." dürften wir uns gratulircn, nach so langer Zeit wieder einige gediegene Vorstellungen uns vorgesührt zu sehen.

Die Eröffnung der ordentlichen Sitzungen des Schwurgerichts- sprengelö Tübingen im vierten Quartal findet am Montag, den 6. Dezember d. I, statt. Zum Vorsitzenden des Schwurgerichtshoks ist Kreisgerichtrath Geß daselbst, zu dessen Stellvertreter Kreisge­richtsrath Bauer von da, ernannt.

Alpir sbach, 18. Nov. Der neunjährige Knabe eines Fabrik- arbriters wurde vom Wirbelwinde erfaßt und von der Landstraße, die am Ufer der Kinzig sich hiozicht, in den starkangeschwollenen Fluß geschleudert. Der gegenüberwohnende beherzte und kräftige, mit diesem Elemente bekannte CH. Löffler, Flößerobmann .hier, sprang in die Fluth und brachte, zwar mit großer Anstrengung in diesem reißenden Wasser, das sonst unrettbar verloren gewesene Kind glücklich ans Land.

Crailsheim, 18. Nov. Nachdem m den letzten Tagen einem hiesigen Bäcker sein crsammeltcs Milchgeld auf die frechste Weise aus einem sogenannten Wandschrank gestohlen worden war, versuchten zwei Jndustricritter einen nächtlichen Coup auf dem Bahnhof zu executiren. Mit einer großen Gießkanne versehen, schlichen sie sich in einen offe- neu mitNeuem" befrachteten Waggon, nm sich einen guten Trunk zu holen, wobei ihnen jedoch der Bahnhofnachtwächter in die Quere kam. Der Nachtwächter will sic erkannt haben und so sind sie einst- weilen in Untersuchung gezogen.

Ravensburg, 18. Nov. Bei dem K. Oberamtsgericht da­hier steht schon seit Jahr und Tag ein hiesiger Industrieller B. wegen betrüglichen BankerottS in Untersuchung und befindet sich seit 11 Monaten in Haft. Die Untersuchung ist dem Vernehmen nach geschlossen und es sollen die Akten derzeit bei der Strafkammer des K. Kreisgerichtshofs liegen. Ohne Zweifel wird B. vor das Schwurgericht verwiesen, aber bei dem Umfang der Akten ist nicht anzunehmen, daß er vor das nächste Schwurgericht kommt. Die Zeit scheint ihm aber zu lang zu werden und so stieg er heute Nacht unter dem Schutze der Dunkelheit, von der Höhe des Frauenthors hervnter, indem er den Weg durch das Thurmdach über das Stor­chennest nahm und sich am Blitzableiter herunterließ; er fiel aber zu Boden und verletzte sich so stark am Fuß» daß er das Weite nicht suchen konnte; doch gelang eS ihm, sich eine ziemliche Strecke fort- zuschleppen bis zu dem sogenannten Schlößle, wo er wimmernd um Aufnahme bat. Alsbald aber wurde auch seine Flucht ruchbar und B- sitzt nunmehr wieder in seinem Arrestlokal

Friedrichshafen, 20. Nov. (Telegr.) Seit gestern, be­sonders aber heute wieder ist es sehr stürmisch auf dem Bodcnsee, die Dampfschifffahrten sind überall eingestellt; nur das Rorschacher Schiff ist eingelaufen.

Im Fränkischen Walde hat der Sturmwind der letzten Tage 1080000 Klafter Holz geworfen; die Stämme sind meist in der Mitte geknickt und der Schaden dadurch noch größer.

Durch den Sturm verunglückt. Oberhalb Trarbach bei Bingen ergriff der Sturmwind in voriger Woche einen am Werst hingehen­den Briefträger und warf ihn weit in den Fluß hinein, wo der Mann, der 5 unmündige Kinder hinterläßt und noch 1800 Mark Geld bei sich führte» elendiglich ertrinken mußte.

. Berlin, 19. Nov. Die Tochter des Fürsten-Reichskanzlers Comteffe Marie Bismarck und ihre Brüder, die Grafen Herbert und Wilhelm v. Bismarck, sind hier eingetroffen. Der Bräutigam der Gräfin, Graf Wend von Eulenburg, ist wie bekannt an einem typhösen Fieber erkrankt.

Nach einer Einsendung derKöln. Ztg." aus Berlin wären die neuen Steuervorlagen nicht deßwegen erfolgt, weil augenblicklich ein dringendes Bedürfniß neuer Einnahmequellen vorhanden wäre, son­dern weil die Reichsregierung Werth darauf lege, das Reich finan­ziell auf eigene Füße zu stellen. Es handle sich also um die Finanz­politik des Reiches.

Jemanden abpfänden und dabei doch bei ihm als ein angeneh­mer Mensch zu gelten und in gutem Andenken zu verbleiben, ist ge­wiß nicht leicht. Ein Hilfsexecutor bei der Kreisgerichts Kommission in Charlottenburg hat dieß fertig gebracht, aber auch, wie selten sonst Verdienst und Würdigkeit schon hienieden entsprechend belohnt werden, dafür einen sehr annehmbaren Dank erhalten. Eine kürzlich in Char­lottenburg verstorbene alte Dame hat nämlich dem genannten Beamten ein ganz ansehnliches Legat ausgesetzt und zwar, wie es in dem Testa­mente heißt, nur deßhalb,weil der Legatar bei einer gegen sie voll- streckten Execution mit großem Takt und in liebenswürdiger Weise aufgetreten ist."

Wien, 17. Nov. Man weiß jetzt endlich, was die Weltaus­stellung nur den S ta a t gekostet; mehr als 19 Mill. sind ausgegeben, nur reichlich 4 Mill. eingenommen; macht einen Ausfall von 15 Mill.

England. Innerhalb weniger Monate ist ein großer Theil Englands nunmehr schon zum drittenmal unter Wasfir, und dabei haben die Stürme auf dem Meer und an der Küste wieder in wil­dester Weise gehaust. Küstenbautcn, Sch ffe und nahe der Küste ge­legene Häuser sind ringsum beschädigt oder zerstört, und nicht alle­mal ist es ohne Verlust an Menschenleben abgegangen. Im Innern des Landes bietet sich ein noch traurigeres Bild dar. Viele Quad­ratmeilen bestellten Ackerlandes sind mit Wasser und Schlamm bedeckt, Brücken, Straßen, Häuser sind unpasfir- oder unbewohnbar, in nicht wenigen Fällen gar zu Trümmerhaufen geworden, und auch hier hat sich die Fluth nicht durchweg mit nur leblosen Opfern begnügt. In Cam- bridgeshire fuhren die Eisenbahnzüge in 9 Zoll Wasser. Obwohl es am 15. nicht regnete, brachte die herabströmende Wassermenge die Themse doch so hoch zum Steigen, daß sie selbst in London über die Ufer hinauslrat und mehrere Stadttheile im Süden unbewohnbar machte. In London hat man es nicht mit Wasser allein zu thun. Das Flußwasser führt allerhand Unrath mit sich, und bei so außer­gewöhnlich hohen Fluthen staut auch die Kloakenflüssigkeit zurück und füllt die Souterrains und Parterres. Das Wasser näßt also nicht nur, es ruinirt auch, was damit in Berührung kommt. Tie Fluth am 15. st llte sich früh gegen 2 Uhr ein und zwar so plötzlich und mtt solcher Geschwindigkeit, daß viele arme Südiondoner in Eile aus den Betten flüchten mußten und nunmehr obdachlos dastehen. In so niedrig gelegenen Stadttheilen wohnen keine wohlhabenden Leute, son­dern nur Arme, welche das Unglück doppelt hart trifft. Es ist dieß nicht die einzige Noth, welche die ärmere Bevölkerungsklasse drückt. Namentlich im Norden Englands und in Schottland verursacht der Stilliiand der Fabrlkthätigkeit und die daraus entspringende Arbeitslo­sigkeit manches Elend und ernste Befürchtungen.

§> Während der erste Theil der indiscden Reise des Prinzen so be­friedigend ausfiel, als man nur wünschen konnte, schwebt über, den weiteren Abschnitten noch tiefes Dunkel. Die Geißel Indiens, die Cholera, hat sich verbietend in den Weg gestellt. In Bangalore herrscht sie, in Madras treten schlimme Anzeichen von ihr auf. Und so hat der ärztliche Begleiter des Prinzen, Dr. Fahrer, sich veran­laßt gefunden, sein Veto einzulegen. Die zunächst geplanten Jagd- ausflüze müssen aufgegeben werden, ja eS ist schon zweifelhaft, ob der Prinz überhaupt nach Madras kommen wird und ob die großartigen Vor­bereitungen in dieser Hauptstadt und überhaupt in diesem Theile Indiens nicht umsonst gemacht wurden. Einstweilen ist noch nichts entschieden.

London, 19. Nov. Morning Post erklärt sich für ermäch­tigt» das Alarmgerücht, daß der Prinz von Wales früher als im Reiseplan vorgesehen sei, und zwar wegen Kriegsgefahr, zurückkehrm werde, als gänzlich grundlos zu bezeichnen.

Spanien. Madrid, 18. Nov. Dem Oberbefehlshaber der Nordarmee, General Oueseda, ist durch königl. Befehl eiugcschärft worden, keinerlei Mittheilung von Don KarloS anzunehmen, außer wenn derselbe seine unbedingte Unterwerfung anzrigen sollte.

Rediglrt, gedruckt und verlegt von A. OelschlSger.