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Bei der Telegraph mstation Tein ach (Bad) ist von jetzt ab bis zum 3». April 1876 die Dienstzeit beschränkt und dieselbe für Wochentage und die aus solche fallenden Festtage auf die Stunden von 910 Uhr Vormittags und von 2-3 Uhr Nachmittags, für Sonntage auf 23 Uhr Nachmittags festgesetzt worden. (St.-A.)

In Folge der an der polytechnischen Schule abgehaltenen technischen Maturitätsprüfung sind von 51 Kandidaten 38 zum akademischen Studium technischer Fächer ermächtigt worden, darunter- Geh ring, Christian, Sohn des Oekonomen in Gechingen. (St.-A.)

Stuttgart, 17. Okl. Se. Maj. der deutsche Kaiser traf heute Nacht 12 Uhr 2 Minuten j auf hiesigem Bahnhof ein. Der Extrazug hatte daselbst nur einen so langen Aufenthalt, als nöthig war, um die Lokomotive zu wechseln; der kaiserliche Zug setzte die Reise um 12 Uhr 5 Min. wieder fort. Der Bahnhof blieb für -aS Publikum abgesperrt.,

Stuttgart. (Landes-SynodeJ In der 4. Sitzung vom 14. Okt. stand aus der Tagesordnung: 1) Bericht der ökonomischen Kom­mission über einen Antrag des Abgeordneten Iraner, betreffend Heber- lassung der Drucksachen in das Eigenthum der Synodalmitglieder für ihre Mandatsdaner- 2) Bericht derselben Kommission in Betreff der Jnvestiturkosten. 3) Antrag einer Anzahl von Abgeordneten, betreffend eine bezüglich der rechtlichen Organisation der Kirchenge- meinden an das Kirchenreziment zu richtenden Bitte. 4) Antrag des Abg. Scheurmann, betreffend die Pensionen und Gratialien der evan­gelischen Geistlichen der Wiltwen und Waisen. Die ökonomische Kommission beantragt in Betreff des Antrags Frauer, 2 Exemplare der Protokolle den betreffenden Dekanatämleru zu überschicken. Die Kommission ersucht ferner die Mitglieder, welche ein Exemplar des Protokolls wünschen, dieß dem Präsidium mitzutheilen, damit dasselbe solche auf Kosten derer, die cs wünschen, bestellen könne. Die An­träge der Kommission werden angenommen. Bei dem zweiten Gegen­stand der Tagesordnung handelt es sich um Beseitigung der Jnvcsti- turmahlzeit und der von der Gemeinde getragenen Kosten hiefür. Die ökonomische Kommission beantragt, die Synode wolle ihre Zu- stimmung geben zu dem Beschleuse des hohen Synodus, auf Besei­tigung der Jnvcstiturmahlzeit und die betreffenden Kosten. Der Antrag wird einstimmig angenommen. Bei dem dritten Gegenstand der Tagesordnung handelt es ;ich darum, daß die Vorlagen, betreffend 1>ie kirchenrcchtlich: Organisation so beschleunigt werden, daß sie noch in. der zweiten Landessynode behandelt werden können. Der An­trag wünscht, die Landessynode möge durch Vermittlung des Kirchen­regiments bei der Staatsregiernng um Beseitigung der dem Reform­werk im Wege stehenden Hinscrmsse ersuchen. Es fragt sich, sagt v. Bitzer, ist das im Antrag gewünschte möglich auf dem für unsere Berathungen in der Synodalordnung vorgeschriebenen Weg? Die Antwort wird eine bejahende sein, wenn man eine Vertagung der Synode eintreten läßt, ähnlich wie bei der Ständekammer; eine außer­ordentliche Synode ist wohl nicht zulässig. In,dcr Synodalordnung ist allerdings über eine Vertagung nichts bestimmt, aber auch nichts dagegen gesagt, es war eben nicht vorauszusehcn, daß Vorlagen von solcher Wichtigkeit wie die in Frage stehende, in der Synode Vor­kommen werden. Während einer Vertagung sollte dann eine Kom­mission zur Behandlung dieser Frage eingesetzt werden. Bei der Abstimmung erklärt sich die überwiegende Mehrzahl dafür, daß der Antrag in Berathnng genommen und der kirchenrechtlichen Kommission in Behandlung gegeben werde. Fürst v. Hohenlohe-Langenburg stellt -den Antrag, daß jedem Mitglied die Tagesordnung den Abend vor Per Sitzung in seine Wohnung gebracht werde. Die Synode ist einverstanden. Der 4. Gegenstand, der Scheuermann'sche Antrag, betreffend die Pensionen und Gratialien der Wittwen und Waisen der evaugel. Geistlichen, bezweckt eine Erhöhung der in Frage stehenden Pensionen und Gratialicn im Hinblick auf -die gegenwärtigen Preise der Lebensmittel. Consift.-Rath v. Schickhardt gibt Aufschlüffe über den Stand der betreffenden Kassen; schon bisher haben Erhöhungen dieser Pensionen stattgefunden. Scheurmann zieht seinen Antrag zu­nächst zurück. In der 5. Sitzung am 18. Okt. werden Regie­rungsrath Baumann, der Vertreter von Künzelsau, Pfarrer Dr. Schröder, der Vertreter von Waiblingen, eingeführt und beeidigt. Die Tagesordnung führt zur Wahl dreier Candidaten für die Vize- präsidenkenwürdc. In 3 Wahlgängen werden bei 51 Anwesenden u. 26 Stimmen als absoluter Mehrheit gewählt: Prälat Dr. Hauber mit 34, Geh.-Rath v. Faber mit 30 und Professor Dr. v. Waiz- säcker in Tübingen mit 29 Stimmen. Die übrigen Stimmen zersplit­terten sich. v. Faber beantragt Namens der kirchenrechtlichen Kom­mission die Verlesung des K. Antwortschreibens auf dif Eingabe der vorigen Landessynodc mit der Bitte um Erweiterung des Einspruchs« rechts der Gemeinden gegen Pfarrercrnennungen. Nachdem das Akten­stück verlesen, wird die betreffende Kommission mit der Begutachtung desselben wiederholt beauftragt.

Stuttgart, 19. Okt. Gestern Abend feierte der schwäbische Frauenverein sein Stiftungsfest im Saale des Bürgermuseums; in

demselben Lokale hatte vor zwei Jahren um dieselbe Zeit der deutsche Frauentag seine Versammlungen gehalten, welche ldamalS den Anstoß, zur Gründung des hiesigen Vereins gaben. Nachdem die Feier durch den Vortrag einer vierhändigen Klavierpiöce eingeleitet war, erstattet« die Vorsitzende des VereinSauSschuffes, Frl. Ammermüller, den Jah­resbericht. ES geht aus demselben hervor, daß der Verein in der kurzen Zeit seines Bestehens bei aller Beschränktheit der ihm zur Verfügung stehenden Mittel schon sehr wohlthuende Erfolge erzielt hat, angesichts deren der Verein zuversichtlich das dritte Jahr seiner Thätigkeit antreten kann. Der Bericht gab näheren Aufschluß über die vom Verein gegründeten Anstalten, die Frauenarbeitsschule, die Töchterhandelsschule und den seit kurzem eingerichteten Fröbel'schen Kindergarten, zu dessen Besichtigung Jedermann eingeladen ist. Alle diese Anstalten sind unter vortrefflicher Leitung in gedeihlicher Ent» Wicklung begriffen. In Aussicht ist genommen die Einrichtung einer Anstalt für Heranbildung tüchtiger Wirtschafterinnen, einer Mägde» anstatt in höherem Sinne. Die Berichterstatterin dankte am Schluffe ihres Vortrags insbesondere dem Herrn Staatsminister v. Golther Exc. für die kräftige und erfolgreiche Mitwirkung, welche derselbe dem Verein fortwährend angedeihen lasse. Derselbe ergriff hierauf das Wort, um den vom Verein schon erzielten Erfolgen volle Anrr> kennung zu zollen. Mit Gesangsvorträgen, Deklamationen der k. Hof­schauspielerin Frln. Brand und daran sich anschließender geselliger Unterhaltung nahm die anspruchslose Feier ihren weiteren Verlauf.

Reutlingen, 18. Okt. Gestern Abend gegen 7 Uhr ritten, wie dieSchw. Kr.-Ztg." schreibt, vor dem Gasthof zum Ochsen zwei Reiter vor, deren Pferde trotz des weiten Rittes, den sie hinter sich hatten, noch ganz frisch waren, während die Reiter der Ruhe und Erfrischung sehr bedurfter. Es waren zwei Velocipedesahrer aus Paris, welche in Folge einer Wette unternommen haben, die Strecke von Paris nach Wien in 12 Tagen zurückzulegen. Am Diens­tag fuhren sie von Paris, langten am Samstag Abend in Peters­thal, am Fuße des Kniebis an, von wo sie gestern herkamen. Von hier fuhren sie diesen Morgen ab und hoffen über Mezingen, Urach, Münsingen bis Mittags in Ulm und Abends in Augsburg zu sein. Die Tagesrouten sind sehr beträchtlich, auch sieht man dem Einen der Reisenden die Anstrengungen schon bedeutend an, während der Andere frisch und munter ist und sich Essen und Trinken schmecken ließ. Allem Anscheine nach wird die Wette von Einem wenigstens durch­geführt, da die Tour in unserer Gegend so ziemlich halbwegs ist und die Fahrenden bereits einen Tag Vorsprung haben. Die Velocipedes sind sehr leicht, aber dabei ungemein solid gebaut und die Räder mit Kautschuckringen überzogen, wohl damit der Fahrende die Uneben­heiten des Weges weniger fühlt. Zwei bei der Wette betheiligten Engländer begleiten die Velocipedesahrer mit der Bahn und kontra» liren sie auf jeder Hauptstation.

Oberndorf, 18. Oktober. (Tel. des N. Tgbl.) Gestern Abend um 10 Uhr brach sin dem Kohlen- und Schäfte-Magazin der Gewehrfabrik von Mauser u. Cie. Feuer aus und zerstörte das Ge­bäude bis auf den Grund. Schaden ziemlich bedeutend. Entstehungs­ursache unbekannt. (Nach einer Korresp, desStA." wird Brand­stiftung vermuthet.)

Aalen, 18. Okt. Gestern Morgen wurde in der Nähe hiesi­ger Stadt ein männlicher Leichnam aufgefunden. Sein Kopf war durchschossen und in der rechten Hand hielt er eine abgefeuerte Pistole. In seinen Kleidern fand man eine Uhr, ca. 20 fl. Baarschaft und einige Papiere, aus welch letzteren sich ergab, daß de: Unglückliche ein 18 Jahre alter Buchbinder aus der Calwer Gegend sei. Was den Menschen zum Selbstmord getrieben, ist bis jetzt nicht bekannt.

Ulm, 17. Okt. Die letzten Mittwoch beendigte Tuchmeffe war von Verkäufern ziemlich schwach besucht, dagegen fand die bei« gebrachte Waare raschen Absatz. Es wurden im Ganzen 2270 Stück beigefuhrt und 1733 mit einem Umsatz von 190,000 verkauft.

Ravensburg, 14. Okt. Einegewichtige" Person wurde heute bei uns zu Grabe gerragen. Zs war die in der Gegend allge­mein bekanntedicke Lisbeth" von Albertshofen. Ein beim Bau unseres Leichenwagens unvorhergesehener Fall trat hiebei zu Tage; seine Breite erwies sich nämlich dießmal als unzureichend, und mußte der Sarg querüber auf denselben gelegt werden. Und doch war die Verstorbene in Folge längerer Krankheit ziemlichabgemagert".

Pforzheim, 19. Okt. DieN. Frkf. Pr." schreibt:Wie

wir hören, ist der Austausch der Bahnstrecken Bruchsal-Mühlacker und Mühlacker-Pforzheim nahe bevorstehend. Erstere war bisher in württembergischem, letztere in badischem Betrieb. Nun soll es gerade umgekehrt werden." Hier hat von einem solchennahen Bevorstehend noch nichts verlautet. (Pf. B.)

Karlsruhe, 18. Okt. Ein Ingenieur aus Luxemburg hat wieder um die Erlaubniß nachgesucht, dahier eine Pferde-Eisenbahn bauen zu dürfen.