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Charakter auch jetzt noch bewahrten; daß aber, wenn sie (die Pforte) «uch gern geneigt sei, die serbische Regierung nicht für jeden Einbruch bewaffneter Banden von serbischem Gebiet aus verantwortlich zu machen, sie es sich doch Vorbehalten müsse, den Zeitpunkt zu bestimmen, wo «S nothwendig werden könne, den sich wiederholenden Einfällen solcher Eanden mit allen Mitteln der Abwehr, kein Einziges ausgenommen, «in Ziel zu setzen.
Konstantinopel, 28. Sevt. T ie Konsuln von Deutschland, Oesterreich und Italien sind am Freitag, den 24. d. M., in Mostar «ingetroffen. Die Insurgenten verlangen einen Waffenstillstand, damit die Führer der verschiedenen Banden sich versammeln und über die -Beschwerdepunkte und die chem Kommissar der Pforte zu unterbreitenden Wünsche berathen zu können. Ihre Wünsche scheinen gemäßigt. Die Insurgenten verlangen unter Anderem die Zulassung der Christen zur Zeugenschast vor den Gerichten, die Wahl der Polizeibehörden aus Einwohnern des Landes und die Begrenzung der fixen Besteuerung auf einen gewissen Prozentsatz. Ferner beanspruchen die Insurgenten, daß die Mächte die Durchführung der Reform garantiren. Da aber der letztere Anspruch gegenwärtig unzulässig erscheint, so haben die Vertreter der nordischen Mächtesnach Besprechungen mit; den Vertretern der andern Mächte bei einer Zusammenkunft auf der russischen Botschaft beschlossen, ihre Konsuln anzuweisen, unter einander nndj mit Server Pascha zu konferiren, um den Botschaften einen praktische Versöhnungsvorschlag vorzulegen. Nachdem dieser Beschluß den Ver> tretern mitgetheilt war, erklärte der französische Botschafter, daß ei demselben zustimme und sich diesem Schritt innerhalb der genauesten Grenzen der Nichtintervcntion anschließe. Die Botschafter Englands und Italiens erklärten hingegen, daß sie die Mission der Konsuln als beendet ansähen, jedoch an ihre Regierungen über den beantragten Schritt berichten werden. — Die Insurgenten haben die Straße zwischen Trebinje und Ragusa zerstört.
Rußland- Petersburg, 29. Sept. Das „Journal d. St. Petersburg" konstotirt das Reformbedürfniß im Orient, welches heute auch die Türkei anerkenne. Der Großvezier erkenne namentlich die Nothwendigkeit von Reformen. Derselbe habe für alle Reichstheile und alle Volksstämme Reformen in Angriff zu nehmen beschlossen. Alle Welt habe ein Interesse, diese Absicht zu begünstigen und zu unterstützen. Deßhalb aber müssen die fremden Kabinette sich einer ostensiblen diplomatischen Pression enthalten, und Vertrauen in die Absichten des Sultans bezeugen. Die diplomatische Aktion müsse sich auf die Mithilfe zur Beruhigung des Auslandes und auf die gemein- same Erforschung geeigneter Institutionen beschränken. Die Aufgabe sei schwierig, übersteige indeß Frucht die Kräfte der Diplomatie. Die jetzige Krisis werde durch das Zusammenwirken der fremden Kabinette mit der türkischen Regierung eine ernste Verbesserung in der Lage des Orients herbeisühren.
In amerikanischen Blättern findet man Schilderungen der Nvth, welche gegenwärtig auf den vereinigten Staaten lastet. In New- Jork gibt es Tausende von Menschen ohne Arbeit. In Ncworleans ist die Noch vielleicht noch schrecklicher. Vor 15 Jahren noch war diese Studt eine der größten Niederlagen des Handels zweier Wel- ten. Der Hafen war von zahllosen Schiffen bedeckt, die: Kais mit Maaren aller Art gefüllt; alle Welt konnte mit geringer Mühe reichlichen Verdienst finden; man lebte allgemein im Wohlstände, ohne zu denken» daß dieser Zustand sich je ändern könne. Jetzt ist diese Stadt kaum mehr gegen früher zu erkennen; sie zählt mehr als 40,060 verschämte oder unverschämte Arme. Handel und Verkehr stocken vollständig, und wenn neun Zehntel der Kauflcute ihre Bücher zeigen müßten, könnte man daraus ein erschreckliches Bild der kom. merziellen Lage ersehen. Ein leerer Hafen, leere Kaufläden, Handelsleute mit verdüsterten Mienen, Unglückliche, welche zum Selbstmorde ihre Zuflucht nehmen, keine Arbeit, kein Credit, kein Vertrauen, keine Hoffnung auf Besserwerden.
aber schließlich genöthigt, die Sache den Gerichten zu übergeben. Jetzt, haben nun einige Banquicrs und Geldmänner eine Klage gegen den Herzog von Meiningen wegen Rückerstattung der Summe der in ihrem Besitz befindlichen, auf den Namen des Herzogs gefälschten Wechsel und Dokumente angestrengt, so u. A. der in Meiningen wohnende Banquier S. in der Höhe von 60,000 Thlr.
(Der Erfinder der „Syphon" gestorben.) Zu Vernon starb vor Kurzem Herr Briht, der Erfinder der unter dem Namen „Syphon" so wohlbekannten Apparate. Jedermann, welcher sich noch auf dreißig Jahre etwa znrückzuerinnern vermag, wird es noch wohl im Gedächtniß sein, welche Schwierigkeiten es machte, sich des Selterwassers oder dergleichen moussirender Getränke bei Tisch zu bedieuen; entweder befreite sich die ungestüme Flüssigkeit, aus dem sie gefangenhaltenden Gefäffe, bevor man es zu Tische brachte, oder sie ergoß sich aus der Hand des Amphytrion über die Gäste, das Tischtuch, oder wenigstens sprang sie blos gegen die Zimmerdecke. Man lachte allerdings, hütete sich aber, den Versuch ein zweites Mal zu wiederholen. Herr Briht, ein fleißiger und denkender Arbeiter, nahm sich nun vor, die gashaltigen Getränke besser zu meistern, bis es ihm endlich gelang, jene kleine Maschine herzustellen, der er den Namen Syphon gab. Durch die Fabrikation derselben legte er den Grund zu seinem bedeutenden Vermögen, denn nur durch seine Erfindung ist die jetzige große Ausbrei- des^onsums gashaltiger Wasser möglich geworden. / ( /("' ^><In Amerika werden augenblicklich ernsthafte Versuche mit -einetu^ enkbaren Luftschiff eingestellt, welches den Verkehr zwischen Amerika und Europa in etwas mehr als zwei Tagen vermitteln soll. Der Erfinder des neuen Ballonschiffes heißt Fr. Wilh. Schröder, ist in Aurich in West Friesland geboren und lebt seit einer Reihe von Jahren in Baltimor, mit der Konstruktion des Modells für sein lenkbares Luftschiff beschäftigt. Endlich im Mai oder Juni d. I. war dasselbe nach seiner Idee so weit vervollkommnet, daß bei der Ausführung im Großen der Erfolg unzweifelhaft sein muß, und er legte, nachdem er eia Patent genommen, seine Plane dem General-Pvstmeister der Bereinigten Staaten, Mr. Jrwell, vor. Dieser sprach sich in einem Schreiben an den Erfinder sehr anerkennend über die Idee aus, und auch der deutsche Gesandte in Amerika, Baron Schlözer, interessirt sich nach den uns zugehenden Mittheilungen sehr für die Sache. Mit der „Anerkennung" und dem „Interesse" war jedoch dem Erfinder nicht geholfen, und wahrscheinlich wäre er von der theoretischen Erfindung niemals zum praktischen Versuch gelangt, wenn ihn nicht der Zufall mit einem vermögenden Manne zusammengeführt hätte, den er von der Möglichkeit, seine Erfindung nutzbar zu machen, überzeugte.
Es war dieß gleichfalls ein Deutscher, Georg Gail, von der Tabakfirma Gail und Ar in Baltimore; dieser gab das Geld her, und die Kontrakte zur Anfertigung des Luftschiffes in der erforderlichen Größe wurde Mitte Juli abgeschlossen. Das Schiff selbst soll die Form eines Rettungsbootes erhalten und 60 Fuß lang, 10 Fuß hoch und 10 Fuß breit sein; das Gerippe wird aus Stahlbügeln.und Eisendraht konstruirt und erhält einen Ueberzug von wasserdichter Leinwand. Getragen wird die Gondel von einem gleichfalls aus wasserdichter Leinwand hergestellten eiförmigen Ballon, der 70,000 Kubiksuß Gas fassen soll. In der Gondel befindet sich eine kalorische Maschine von 12 Pferdekraft, welche sowohl am vorderen und Hinteren Theile der Gondel, als auch an den Seiten Räder mit Flügeln treibt. Die Räder vorn und hinten sind wie Schiffsschrauben (jede mit zwei Flügeln) konstruirt; die Räder an den Seiten haben Aehnlichkcit mit Schaufelrädern. Außerdem hat die Gondel vorn und hinten ein Steuerruder, welche bilde gleichzeitig und gleichartig bewegt werden. Daß man, theils durch gleichartige, theils durch verschiedenartige, theilweise aber auch entgegengesetzte Bewegung der einzelnen Räder mit der Gondel sich nach beliebiger Richtung fortbewegcn oder auch stillstehen kann, wenn die Räder in der Lust in derselben Weise wirken, wie sic bei einem auf dem Wasser befindlichen Schiff wirken, das ist ganz unzweifelhaft ; die Frage ist nur, ob sie eben so wirken werden. Außer der kalorischen Maschine ist in der Gondel auch ein Apparat zur
Vermischtes
Ein Herzog vor Gericht. Ein interessanter Prozeß dürfte in Erzeugung von Gas, um durch Nachfüllen die Tragfähigkeit des
nächster Zelt vor dem Forum des Gerichts in Meiningen zum Austrag gebracht werden. Vor ungefähr zwei Jahren wurde bekannt- lich die Residenz Meiningen nicht wenig bei der Nachricht von der plötzlichen Verhaftung des Flügeladjutantcn des Herzogs von Meiningen, Major von Engel, in Aufregung versetzt. Engel, welcher seit 15 Jahren das unbedingte Vertrauen des Herzogs besaß und auch in Meiningen allgemein beliebt war, hatte große Summen auf den Namen des Herzogs aus Dokumenten und Wechseln gefälscht. Vor das Gericht gestellt, wurde Engel zu 3 Jahren Zuchthaus vcrurtheilt, von welchen er 1 Jahr verbüßt hat, und alsdann nach erfolgter Begnadigung nach Amerika auswanderte. Der Herzog von Meiningen hatte anfänglich einige Wechsel von geringeren Summen bezahlt, sah sich
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Ballons zu konserviren, und außerdem einige kleine Reserveballons für den Fall, daß der große Ballon leck wird. Was die Leistungsfähigkeit des Ballon anlangt, so will der Erfinder in anderthalb Stunden die Fahrt von Baltimore nach Nerv-Jork zurücklegen, in 50 Stunden will er von New Jork nach London fahren, und eine Rundreise von New Jork über London, Hamburg, Paris, Linabon und zurück nach Washington, einschließlich Abgabe der Post an den genannten Orten, will er in sechs Tagen vollenden. Sein Luftschiff wird so konstruirt, daß es bei einem Eigengewicht von 28 Centnern die Postjäcke und 14 Personen befördern kann. Thstsache ist, daß die einzelnen Theile des Apparates in Arbeit gegeben sind und daß sie sämmtlich laut Kontrakt am 5. Augu st vollendet sein sollten. _
(Hiezu Nrv. 39 des UnterhaltüngSb^t^