42L ---

Zrhn-Guidennotrn Lrr Württnnl». Notenbank. In',verschiedenen Blättern (auch in unserm) ist in den letzten Tagen darauf aufmerksam gemacht worden, daß vom 15. Sept. d. I. an dieZehn-Guldenscheine der Württemb. Notenbank nicht mehr ungelöst werden. Da hieraus das Publikum zu der irrigen Annahme verleitet werden könnte, daß die fraglichen Noten von dem genannten Termine ab ihre Gütigkeit verlieren und werthlos seien, so erinnert die ,B. u. H.-C." daran, daß nach Art. 21 der Statuten der Württemb. Notenbank die Noten derselben noch weitere fünf Jahre Giltigkeit haben, somit erst am 15. Sept. 1880 werthlos werden. Der betreffende Passus lau­tet: Für die innerhalb der bestimmten Präclusiv-Frist nicht eingelie- serten Banknoten hört die ordentliche Einlösungspflicht auf, sie verlieren ihre Eigenschaft als Banknoten, behalten jedoch die Geltung einfacher Schuldscheine auf Inhaber. Das Forderungsrecht aus denselben er­lischt durch Verjährung mit dem Ablauf von fünf Jahren von dem Tage an, an welcher die Frist für die ordentliche Einlösung (im vorliegenden Falle 15. Sept. d. I.) aufgehört hat.

Auf der Eisenbahnstation Gro ßsa chs enh e im ist in der Nacht vom 12./13. d. M. der Weichenwärter Wiest durch den um 12 Uhr 53 Minuten passirenden Güterzug Nro. 819 überfahren und sofort getödtet worden, als er unmittelbar vor dem heranfahrenden Zug das Geleise überschreiten wollte, um sich auf seinen Aufstellungs. ort zu begeben.

Aus Eßlingen wird in derNeck.-Ztg." ein Artikel der Magdeb. Zig." über Weinverfälschungen in Eßlingen in mehreren wesentlichen Punkten berichtigt: Die Träger der betreffenden Firmen seien erstlich jetzt nicht mehr gefänglich eingezogen. dieß nur einige Tage im vorigen Herbst bei Einleitung der Untersuchung der Fall gewesen. Auch werde von den Gebr. Sch. nicht eine ansehnliche Wemhandlung betrieben, vielmehr laufe die Weinhandlung nur neben­her. Neue Weine seien vorigen Herbst 35 Eimer eingekeltert, und im Ganzen nur 7 davon versandt. Freie Schwefelsäure befinde sich nach chemischem Gutachten nicht mehr in den Weinen als sonst in spanischen und Bordeaux-Weinen vorkomme. Die Weine seien nicht gesundheitsschädlich, außer wenn in kurzer Zelt beträchtliche Mengen davon verschluckt würden.

Weinsberg, 12. Sept. Gestern wurde ein Mann von Löwcnstein hier beerdigt, der im Gefängniß des Oberamtsgerichts ge- storben war. Sein Haus war vor vierzehn Tagen abgebrannt und es ruhte auf ihm der Verdacht der Brandstiftung. Er hatte dasselbe kurz vorher versichert, hatte vor dem Brande alles in Sicherheit ge- bracht, während drei andern Familien, die in demselben Hause wohn­ten, alles vernichtet wurde. Trotz dieser schwer wiegenden DerdachtS- gründe beharrte der Angeklagte bis zum Tode in der Betheuerung seiner Unschuld. Mit ihm sind noch Frau und Schwiegersohn ver­haftet und sehen ihrem Unheil entgegen.

Baden, 12. Sept. Ihre Maj. die Kaiserin Augusta ist gestern Abend 10»/« Uhr hier eingetroffen. Zur Feier des 50jähri- gen Dienstjubiläums des kommandirenden Generals !des 14. Armee­korps, v. Werder, war auch der Großherzog von Mainau gekom­men, um denselben durch ein großes militärisches Festdiner im Schlosse, zu welchem er 140 Einladungen ergehen ließ, zu ehren. Bei dem Diner nahm der Jubilar den Platz zwischen dem Großher­zog und dem Prinzen Wilhelm, gegenüber dem Erbprinzen, ein. Der Großherzog brachte dem iJubilar selbst den Trinkspruch, in welchen alle etwa 150 Anwesenden mit einem kräftigen Hurrah einfie- len. General von Werder, seines obersten Kriegsherrn, des Kaisers gedenkend, schloß seine in herzlichem Tone gehaltene Dankrede mit einem Hoch auf den Großherzog. Das mit größter Begeisterung vom Erbgroßherzog ausgebrachte Hoch auf den Kaiser fand ebenso begeisterten Wiederhall. Die Tafel, bei welchem das MusikkorpS des 11i>. Regiments die Tafelmusik ausführte, war um 4 Uhr be­endet. Der Erbgroßherzog begab sich noch am Abend nach Steinbach, woselbst er im Gasthof zum Sterneiuquartirt" wurde. Der Aus> Zeichnungen wurden dem Jubilar viele zu Theil; so traf eine Menge Telegramme ein, darunter eines vom Deutschen Kaiser; ferner der Schwarze Adlerorden, sowie die Verleihung des Sterns in Brillanten vom Zähringer Löwen; von den Offizieren des XIV. Armeekorps eine silberne Nachbildung der Werderstatue in Freiturg. Auch wur­den demselben von Seiten der städtischen Behörden, sowie von der nationalliberalen Partei Glückwunschadressen überreicht, die der Jubi­lar mit freundlichstem Danke für Land und Stadt Baden entgegennahm.

München, 10. Sept. Unsere Stadt ist im Begriff, eine großartige Wasserleitung, die allen Ansprüchen genügen soll, ins Werk zu setzen. Die Kosten dürsten sich auf 1112 Mill. ^ belaufen.

An der Spitze der neueren Nummer desReichs-Anz." wird folgendes kaiserliche Handschreiben veröffentlicht: Es sind Mir auch im Lauie diese» Sommers bei verschiedenen Veranlassungen, Ent-

hüllungen von Denkmälern, Erinnerung an Schlachttage, und ganz besonders jetzt bei der Feier des Tages von Sedan, sehr zahl­reiche Kundgebungen von Vereinen, von Festgenoffen und auch von Einzelnen zugegangen, die eine treue Anhänglichkeit an Mich und eine rege Thcilnahme an den Ehrevtagen der Armee bethätigen. Da Ich nicht Allen direkt und persönlich danken konnte, wünsche Ich, das hierdurch zu thun, damit Jeder der an diesen Kundgebungen Betheiligten wisse, daß dieselben meinem Herzen wohlgethan haben. Ich ersuche Sie, Vorstehendes bekannt zu machen. Berlin , den 8. September 1875. Wilhelm. An den Minister des Inner».

Auswärtigen Blättern wird von Berlin telegraphirt, daß laut einer aus Florenz eingetroffenen Meldung die Ankunft des Kaisers Wilhelm in Mailand am 3. Oktober d. I. erwartet werde. Die Opinione" dagegen bezeichnet die Nachrichten über die Reise de» deutschen Kaisers nach Italien als verfrüht und weist darauf, hin, daß bis jetzt keinerlei Entscheidung über dieselbe getroffen sei. Letztere Nachricht wird derNat.-Ztg." mit dem Bemerken bestätigt, daß ein endgiltiger Beschluß über die in Aussicht genommene Reise erst nach den gegenwärtig stattfindenden Herbstmanövern erfolgen werde.

Berlin, 13. Sept. Der Reichskanzler hat dem BundeSrathe ' einen Gesetzentwurf vorzelegt, welcher den 1. Januar 1876 als Termin der Einführung der Reichswährung im gesammten Reichs­gebiete feststellt.

Liegnitz, 13. Sept. Bei dem Galadiner brachte der Kaiser folgenden Toast aus:Ich trinke auf das Wohl beider Armeekorps,, welche im Kriege wie im Frieden gewußt haben, sich meine Anerken­nung und Zufriedenheit zu erwerben, und auf das Wohl der Provinzen, denen sie angehören."

Wien, 13. Sept. Ans Sassetot wird hieher gemeldet: Sams­tag Nachmittags stürzte die Kaiserin von Oesterreich mit dem Pferde und blieb momentan bewußtlos. Glücklicherweise blieb der Unfall ohne alle ernstlichen Folgen. Auch der heftige Kopfschmerz, den idie Kaiserin Anfangs verspürte ließ bald nach. Das Gesammtbefindcn der Kaiserin ist bereits so befriedigend, daß dieselbe im Laufe des Sonntags einen Versuch machen durfte, das Bett zu verlassen.

Der Wiener Korrespondent deSDaily Telegraph" will wissen, daß der Fürst von Montenegro den Fürsten von Serbien einlud, einen gemeinschaftlichen Krieg gegen die Pforte zu beginnen, daß aber Fürff Milan ausweichend antwortete und auf die von den Mächten beobachtete negative Haltung hinwies.

Frankreich. Montpellier, 13. Sept. Anhaltende Un­wetter haben der Ernte die schwersten Schäden zugefügt. Die Eisen­bahnverbindung ist unterbrochen. Eine Wasserhose zerstörte zwischen Cetie und Beziers gegen 50 Häuser. Bei St. Chinian (Dep. He« rault) wurden 9 Menschenleichen aufgefunden. 60 Personen werden vermißt. Gestern wüthete ein heftiger Sturm im Mittelmeer.

Türkei. Konstantinopel, 13. Sept. Die Konsuln der Großmächte gehen heute von Mostar ab. Die Konsuln Deutschlands, Oesterreichs und Italiens bereisen miteinander die österreichische Grenz­linie, während die Konsuln Frankreichs, Englands und Rußlands eint parallele innere Linie durchziehen, um mit den Jusurgentcnführern zu­sammen zu kommen und denselben die Ueberzeugung beizubringen, daff sie von den Mächten oder den Fürstenthümern keinerlei Hilfe zu er­warten haben, und um ihnen den Rath zu ertheilen, ihre Beschwerden dem Kommissär der Pforte zu unterbreiten. Die Konsuln werden sich Mittwoch oder Donnerstag in Stolacz versammeln und Server Pascha von dem Resultat der Mission benachrichtigen. Wenn das Resultat kein befriedigendes ist, wird Server Pascha eine Proklamation erlassen, worin er, wenn die Insurgenten sich in einer festzusetzenden Frist un­terwerfen, jeder begründeten Beschwerde abzuhelfen versprechen wird.

Spanien. Madrid, 12. Sept. Der gestrige Ministcrrath währte 6 Stunden. Bei den langen lebhaften Debatten traten bedeu­tende Meinungsverschiedenheiten hervor. Ministerpräsident Canovas war vergeblich bemüht, einen Bruch zu verhüten und eine Verstän­digung zu erzielen. Die Minister reichten schließlich dem, Könizt ein Entlassungsgesuch ein. Die Ursache des Kabinelsaustrittes dürste in dem Beschluß gefunden werden, daß die Cortes durch allgemeine Abstimmung zu wählen seien.

Madrid, 12. Sept. Die Amtszeitung veröffentlicht Dekrete, welche ernennen: zum KonseilSpräsidentcn und Kriegsminister Jovellar, zum Minister des Aeußern Casa Valencia, zum Justizminister Cal- deron Coblantes, zum Marineminister Duran y Lina, zum Finanz» minister Slaverria. zum^Minister des Innern Römers Robledo, zum Arbeitenminister Martin Herrera und zum Kolonialminister Lopes Ayala. Dieß liberale Ministerium bedeutet die endgiltige Annahme des allgemeinen Stimmrechts für die Corteswahlen. Canovas wird wahrscheinlich Cortespräsident._

Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Oeli chtägcr.