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«ZA. Es sind 300 fl. gegen gesetz« liche Sicherheit zum Ausleihen WO»oÄ parat. Bei wem? ist bei der Ex ^ pedit. d. Bl. zu erfragen.
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Se. Kön. Maj. haben duich Höchste« Dekret vom 10. September eine größere Zahl Orden zu verleihen geruht, darunter das Ritterkreuz erster Klasse der Württembergischen Krone rem Major v. Acker, Kommandeur des TrainbataillonS Nr. 13.
— Calw, 13. Sept. Wir haben u-.it dem gestrigen Fest des 25- jährigen Jubiläums unserer freiwilligen Feuerwehr ein wirklich schönes und erhebendes Fest gefeiert. Den an die auswärtigen Feuerwehren ergangenen Einladungen wurde durch äußerst zahlreichen Besuch ent- sprachen» der unbedingt eine noch größere Ausdehnung angenommen hätte, wenn nicht die wegen des Manövers im Nagolder und Herrenberger Bezirk statthabenden Einquartirungen vielfache Abhaltungsgründe gewesen wären. Schon in den frühen Morgenstunden brachten uns die Züge eine größere Zahl Festgäste, die mit Musik empfangen und in die Stadt geleitet wurden, und von da an folgten sich die Feuerwehren des hiesigen Bezirks und aus weiterer Umgebung Zug um Zug, so daß sich bald in den Straßen der Stadt, namentlich aber auf dem Marktplatz, ein sehr reges Leben entwickelte. — Die Einwohnerschaft hatte bei der ihr — von Empfang des Tannenreises am Freitag an allerdings sehr kurzen — noch vergönnten Frist ihr Möglichstes für die Ausschmückung der Häuser gethan und der in den beiden letzten Tagen entwickelte Wetteifer erhöhte noch den Sinn und das Interesse für das Fest selbst. Die Feuerwehr hatte zur würdigeren Begehung desselben die Tübinger Stadtmusik — weil wir leider hier uns noch immer keiner gediegenen Musik erfreuen dürfen — engagirt, die bei dem Zapfenstreich am Samstag Abend und am Sonntag früh durch die Tagreveille die Einwohnerschaft erfreute. Das schöne Wetter der ganzen vorigen Woche kam auch dem Feste zu statten und so bot die Aufstellung auf dem Marktplatz in der hellstrahlenden Sonne einen erhebenden Anblick. Herr Stadtschultheiß Sch ul dt eröffnete die Feier mit der Begrüßung der zum Fest gekommenen Feuerwehren, die er im Namen der Stadt herzlich willtom- men hieß. Es sei ihm, sagte er, der gewordene Auftrag der Begrüßung um so angenehmer, als er aus eigener Erfahrung den hohen Werth der Feuerwehren zu schätzen und die Opfer der Mitglieder an Zeit und Mühe anzuerkennen wisse. Ein solch' gemeinnütziges Institut habe vor allem ein Recht, den 25jährigen Gedenktag der Gründung festlich zu begehen und insbesondere gebühre dieses Recht der hiesigen Feuerwehr, die, eine der ersten des Landes, viele und harte Geburtswehen und Kämpfe zu überstehen gehabt, bis sie, allerdings in schwachen Anfängen, i. I. 1850 sich endgiltig gründete. Dieselbe habe sich unter ihren tüchtigen Führern gedeihlich forlcntwi- ckelt, so daß sie heute ehrenvoll dastehe und ein würdiges Glied der Fenerwehren sei. Es wäre eine Undankbarkeit, wenn er heute nicht auch des Mannes gedenken wollte, dessen rastlosem eifrigem Streben die Gründung der hiesigen Feuerwehr wesentlich zu verdanken sei — des Herrn Fabrikanten Metz in Heidelberg. Herr Stadtschultheiß Sch ul dt gab dann, unter Hinweisung auf die heurigen vielfachen Wolkenbrüche, Ueberschwemmungen und damit verbundenen Gefahren und Unglücksfälle, den anwesenden Feuerwehren noch die Frage zur Erwägung, ob eS nicht thanlich sei, daß sie auch für solche Gefahren aus ihrer Mitte eigene Abtheilungen bilde», die mit der erforderlichen Ausrüstung versehen, im Fall der Noch einfchreiten und den Gefahren nach Möglichkeit begegnen könnten? Schließlich hieß Hr. Stadtschulth. die Feuerwehren nochmals herzlich willkommen und brachte sämmtlichen verehrlichen Mitgliedern derselben ein begeistert aufgenommenes Hoch! aus. — Hierauf zog die Calwer Feuerwehr — um mit der Uebung zu beginnen — ab zum Spritzenhaus, wo sie die Spritzen und Ge« räthschaften ubholten, und schon nach 8 Minuten sah man vom First des zur Uebung ausersehenen Hauses aus 7 Röhren den reichen Wasserstrahl über die angrenzenden Dächer sich ergießen. Von diesen 7 Röhren wurden 3 von den Steigern Burkart. Schweinbenz und Feldweg geführt, welche damit den First von der Giebelseite (mittelst des Wagstücks mit dem Klimmbock) erstiegen hatten. Auf Besprechung des Einzelnen können wir nicht eingehen, aber sämmtliche Uebungen wurden mit Raschheit, Präcision und Ordnung, und was das Beste ist, ohne jeden Unfall ausgeführt. Von .den anwesenden Feuerwehren hörten wir sehr günstige Urtheile darüber. Nachdem die Requisiten wieder an ihre Plätze gebracht waren, marschirten die Feuerwehren wieder in verschiedenen Richtungen vom Marktplatze ab, theils die Sladttdurchziehend, theilS Erfrischungen suchend. — Nachmit- tags halb 2 Uhr fand auf dem Brühl Sammlung zum Festzug statt, dessen Arrangement und Aufstellung nach dem Alphabet bei anwesen«
den 40 fremden Feuerwehren den Ordnern viel Mühe machen muß^ > doch konnte sich der Zug um die festgesetzte Zeit — 2 Uhr in Bewegung setzen, ein Festzug, so groß und imposant, wie hier noch nie Aehnliches gesehen wurde. Die militärische Haltung und Ordnung, die man bei andern Festzügen in der Regel vermissen muß, mußten den günstigsten Eindruck machen. Di: Fenerwehren von Weil die Stadt und Wildbad hatten Musik mitgebracht, so daß in dem Zug drei Musikkorps vertreten waren. (Schluß folgt.)
— Calw, 13. Sept. Heute früh wurde an dem neuen Weg (oberhalb des Bahnhofs) ein Mann todt aufgefunden. Derselbe soll von Speßhardt setn. Näheres ist noch nicht bekannt.
— In Lndwi g sb urg findet am 27. Sept. die Wanderversamw- lung der Gewerbevereine statt.
— Ludwigsburg, 6. Sept. Die „Ludw. Ztg." berichtet über folgenden Vorfall: „Vergangenen Freitag in aller Frühe bat ein Soldat des 3. Infanterieregiments um die Erlaubniß, zur Beichte und Kommunion gehen zu dürfen. Da der Mann sehr niedergedrückt und wie von einer inneren Unruhe getrieben aussah, so wurde seiner Bitte entsprochen; doch scheint er auch in der Kirche nicht wieder seine Ruhe gefunden zu haben. Er begab sich nämlich von der Beichte weg nach Neckarweihingen, stärkte sich durch ein kräftiges Frühstück, bestehend aus 4 Schoppen Bier und einer Wurst, und schrieb jetzt im Wirthshaus einen Abschiedsbrief an seine Verwandten nach G. Er sagte ihnen darin, er sei ein unglücklicher Mensch, habe Schulden und sei entschlossen, seinem Leben ein Ende zu machen. Um die Verwandten schon durch das Aeußere des Briefes ans den Inhalt vor- zubereiten, malte der zerknirschte Abschiednehmende einen prächtigen Trauerrand mit Tinte daraus. Nachdem er so mit dieser Welt abgeschlossen hatte, ging er in die Nähe der Militärschwimmanstalt, band einen Stein um seinen Hals und ersäufte sich, d. h. er hätte sich ersäuft, wenn sich das Band nicht gelöst und ihn von dem Stein befreit hätte. So aber fand er das Wasser doch zu naß; er stieg heraus, kleidete sich an und trieb sich in der Nähe von Ludwigsburg umher. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben; als endlich der Abend heranbrach, beschloß er, es mit der Eisenbahn zu versuchen und legte sich um 71/2 Uhr auf die Schienen in der Nähe der Stelle, wo das sogenannte Franzosensträßle die Bahn überschreitet. Durch den nahenden Bahnwärter verscheucht, legte er sich weiter oben am Alleen- derg auf die Bahn» um den von unten heraufkommenden Zug zu erwarten. Für dieses Vorhaben, den Tod zu finden, scheint sich der Unglückliche nicht ganz günstig placirt zu haben, denn die endlich einherschnaubende Maschine schleuderte ihn auf die Seite, allerdings erst, nachdem sie rhn halb fkalpirt hatte, so daß die Schwarte vom halben Kopf hcrabhing. Auch unten am Halse, beim Kehlkopf, erhielt er einen 10 Centimeter langen Riß, der theilweise die Muskulatur bloß legte. Doch kommt es noch toller: in diesem Zustande kann sich der verunglückte Selbstmörder nicht mehr zeigen. Er rennt jetzt zum zweiten Mcle nach Neckarweihingen und steigt dießmal bei der Brücke ins Wasser. Da es hier zu seicht ist, springt er wieder an den Ausgangspunkt der Militärschwimmanstalt hinein und — hätte jetzt wohl das ersehnte Ende gefunden, wenn der wachthabende Unteroffizier nicht den Sprung gehört, den Zappelnden herausgefaugen und auf die StationSwache der in Neckarweihingen kantonirenden Kompagnie gebracht hätte, wodurch den Selbstmordversuchen — für diesen Unglücksfreitag wenigstens — ein Ziel gesteckt wurde. Um 12 Uhr Nachts kam der arme Geschundene im Garnisonslazareth hier an und erzählte am andern Morgen dem ordinirenden Arzte vorstehende Geschichte» die er mit den Worten begann: „Jetzt will ich Ihnen doch einmal meine Räubergeschichte erzählen." Der Verunglückte befindet sich verhältnismäßig wohl und wird für dießmal ohne Zweifel dem Leben erhalten bleiben." Der Unglückliche ist, wie dem „D. V." geschrieben wird, Soldat B. aus G. Tags zuvor wollte er 100 Mark bei einem seiner hiesigen Bekannten, die er jedoch, weil schon mehrfach verschuldet, ntcht erhielt, entlehnen.
— Vom Schwurgericht in Eßlingen wurde am 9. September der Bauer Moses Zaiser von Schwieberdingen wegen Brandstiftung (er hatte aus Aerger über den Verlauf der Scbultheißenwahl einen Heuwagen angezündet, wodurch ein Schaden von 70 bis 80 fl. entstand) zu 1 Jahr 8 Monaten Zuchthaus und zum Verlust der bür- gerlichen Ehrenrechte auf 5 Jahre, sowie zum Ersatz sämmtlicher Kosten verurtheilt.