403

am Rückgrate erhielt. Sie wurde zur Verpflegung in die Wohnung chrer hier verheiratheten Schwester gebracht.

Am letzten Dienstag wurde im Revier D a gers he im bei Böb­lingen von einer Stuttgarter Jagdgesellschaft ein Capitalhirsch, unge­rader Bierzehnder, geschossen.

Can nstatt, 31. Aug. Gestern Abend verunglückte ein Arbeiter in der Elterich'schen Fabrik. Demselben flog ein Stück Eisen, das er zu schneiden hatte, an den Kopf und traf ihn so unglücklich an die Stirne, daß er regungslos uiederfiel und, ohne wieder zur Besin­nung zu kommen, heute früh sterben mußte.

Biberach, 28. August. Dieser Tage wurde dahier ein fremder Handwerksgeselle verhaftet, welcher ein falsches Zwanzigmarkstück aus­wechselte. Derselbe soll wegen Betrugs mehrmals bestraft worden sein.

Aus Denken darf wird berichtet, daß dort das Scharlachfie­ber unter der Jugend auf bedenkliche Art herrsche. In «origer Woche sind 6 Todesfälle, darunter 3 an einem Tage vorgekommen; in der kurzen Zeit vom 1. Aug. etliche und 20 Todesfälle, was für eine Gemeinde von etwa 1600 Einwohnern ungemein viel ist.

Frie d rich s h afe n, 31. Aug. Heute Abend halb 7 Uhr traf Se. K. Hoh. der deutsche Kronprinz in Begleitung seines Adju­tanten, Oberst v. Mischte zum Besuche am Kgl. Hoflager dahier ein. Hochderselbe wurde auf dem Bahnhof von Sr. Maj. dem König und dessen Generaladjutanten v. Spitzemberg empfangen. Während des Einfahrens in die Station wurden Böllersalven abge­geben. Bei der Abfahrt vom Bahnhof brach die versammelte Zu­schauermenge, bei welcher das schöne Geschlecht zahlreich vertreten war, in lebhafte Hochs aus. Gestern Abend zwischen 10 und 11 Uhr war hier eine große Feuersbrunst in den Rorschacher Bergen sichtbar. Soviel nun bekannt, ist das Hotel zumParadies" in Heiden total niedergcbrannt.

Friedrichsh asen, 1. Sept. Seine Kaiserliche und König!. Hoheit der Kronprinz des deutschen Reichs und von Preußen, sowie Ihre Kaiserliche Hoheit die Frau Großfürstin Constantin von Rußland sind heute von hier wieder abgereist.

Von Mainau, 28. August, erließ der Kronprinz an den Ober-Präsidenten der Rheinprovinz, v. Bardeleben, in Coblenz folgendes Schreiben:Noch tief bewegt von dem freudigen und herzlichen Empfange, welcher mir bei meinem jüngsten Besuche der Rheinprovinz nicht nur in Köln, sondern aller Orten, wo ich mich gezeigt, zu Theil geworden, ist es mir Bedürsniß, allen Betheiligten dafür meinen aufrichtigsten Dank zu erkennen zu geben. Es hat meinem Herzen wahrhaft wohlgethan, auf's Neue so unzweideutige Kundgebungen freundlicher Gesinnung und treuer Anhänglichkeit in der schönen Provinz wahrzunehmen, mit welcher ich mich seit meiner Jugendzeit besonders verbunden fühle und i» welcher ich die ersten entscheidenden Eindrücke für mein ganzes Leben empfangen habe. Friedrich Wilhelm, Kronprinz."

Freiburg, 31. August. Der Geistliche der hiesigen Altkatho- liken, Herr Professor Michelis, beabsichtigt dem in den nächsten Tagen hier stattfindenden Congrcß der römischen Katholiken eine Reihe von Sätzen gegen das Dogma von der Unfehlbarkeit und der Allgewalt des Papstes zur öffentlichen Disputation vorznlegeu. Wenn der Kongreß diese Disputation annimmt, soll dieselbe in einer öffentlichen Versamm­lung in der Festhalle stattfinden.

Karlsruhe, 31. August. Bei der heute stattgehabten Serien­ziehung der großh. badischen 35-fl-Loose wurden folgende Nummern gezogen: Ser.-Nr. 24 33 35 73 171 273 420 534 547 726 733 798 859 864 866 984 1391 1503 1507 1626 1778 1882 1905 1914 1924 1931 1936 2088 2096 2108 2203 2322 2448

2457 2492 2520 2561 2573 2651 2678 2718 2782 2842 3017

3061 3264 3547 3929 3939 4096 4217 4305 4364 4547 4560

4614 4690 4730 4840 4887 4896 5114 5146 5243 5820 5938

6067 6159 6228 6268 6365 6381 6763 6862 7193 7335 7360

7744 7771 7999.

München, 1. Sept. Der 16. cholkswirthschaftliche Kongreß wurde heute Vormittags im großen Rathhaussaale durch Braun (Ber­lin) eröffnet und von Bürgermeister Ehrhard Namens der Residenz herzlichst begrüßt.

Auf der Strecke Simbach-Buch (Baiern) kamen in kurzer Zeit fünf Entgleisungen vor, deren letzte bei dem um halb 11 Uhr Abends von München kommenden Postzug; bei keiner Entgleisung ist «in Menschenleben zu beklagen, noch fanden Verletzungen statt. Wie der kommissionelle Augenschein zeigte, war es die Thal einer ruchlosen Hand und ist nun der Urheber der drei letzten Entgleisungen in der Person des Bahnwärters Sterr bei Buch ermittelt worden. Derselbe ist verhaftet. Als Motiv wird Bosheit angegeben.

Die fortwährenden Angriffe norddeutscher national-liberaler bezw. freikonservativer Blätter aus baie rische Zustände haben in Baiern nicht nur bei der patriotischen, sondern auch bei der Fortschrittspartei böses Blut gemacht, so zwar, daß neulich in Augsburg bei einer

Vorfeier des Namens- und Geburtsfestes Sr: Majestät des König- von dem (national-liberalen) Bürgervereins veranstalteten Festversamm- lung der erste Bürgermeister Fischer, ein Hauptführer der Liberalen, Liese Gelegenheit wahrnahm, um gewisse in letzter Zeit vielbesprochene Kundgebungen norddeutscher Blätter mit scharfen Worten zu rügen Als Baiern, sagte er, die ihre deutsche Gesinnung in Wort und That bei jeder Gelegenheit zum Ausdruck zu bringen den Muth hatten, dürfen wir wohl such, ohne fürchten zu müssen, daß daraus ein Mißverständniß entstehe, die Erwartung und das Verlangen aussprechen, daß man unsere baierische Gesinnung achte. Wir stehen treu zum Kaiser, wir geben dem Kaiser was des Kaisers ist: aber wir getrauen uns deßhalb auch, zu fordern, daß man unserm König und unserm Lande lasse, was des Königs und des Landes ist. Das ist eine Forderung, die wir stellen dürfen und von der ich hoffe, daß gewisse redelustige und schreibselige Herren im Norden sie nicht überhören, die sich manchmal den Anschein geben, als hätten sie das deutsche Reich gemacht, obwohl sie sich höchstens darauf berufen können, daß ste durch ihre unpraktischen Vorschläge nicht immer die Entwicklung Deutschlands zu hemmen vermocht haben." DieAllg. Ztg." schreibt hierüber: Es läßt sich nicht verkennen, daß das vornehme, um nicht zu sagen dünkelhafte Herabsehen auf alles süddeutsche Wesen, dessen sich ein Theil der norddeutschen Blätter selbst nach der gemeinschaftlichen Blutarbeit der Jahre 1870 und 1871 immer noch nicht entwöhnen zu können scheint, daß der absprechende nörgelnde Ton und die meist auf höchst mangelhafter Kenntniß der Sachlage beruhenden oder ge­flissentlich falschen Darstellungen baierischer Verhältnisse, denen man nicht selten in preußischen Blättern begegnet, selbst auf die treuesten Anhänger und Freunde des neuen Reichs in Baiern eine höchst nieder­schlagende Wirkung üben."

In Wiirzburg wurden neulich 43 Brieftauben aus Straß­burg freigelassen, von denen 36 schon nach 4 Stunden in Straßburg eintrafen.

Man schreibt derAllg. Ztg." aus Berlin:Es machen sich neuerdings Besorgnisse geltend, daß die russische Regierung die Gelegenheit, welche der Aufstand in der Herzegowina bietet, zur definitiven Lösung der orientalischen Frage benutzen werde. Den Hauptanlaß zu diesen Befürchtungen scheint die Sprache der für öffiziös geltenden russischen Blätter gegeben zu haben, welche die Fortexistenz des osmanischen Reiches auf europäischem Boden für eine ernste Gefährdung des europäischen Friedens erklären, der durch anfangs kaum beachtenswerthe iniurrektiouelle Bewegungen, wie die jetzigen in der Herzegowina, auf's Spiel gesetzt wird. Einige russi­sche Blätter, wie dieMoskauer Zeitung", gehen gar so weit, zu erklären: daß das St. Petersburger Kabinet, falls Oesterreich-Ungarn und Deutschland den russischen Propositionen sich abgeneigt zeigen sollten, mit den Westmächten eine Verständigung zu erzielen suchen werde."

Kaiserslautern, 1. Sept. Das hiesige Polizeigericht hat heute den Kaplan Lorenz wegen Beleidigung von zwei Vorstandsmit­gliedern der altkatholischen Gemeinde durch Zeitungsartikel in dem ultramontanen JournalDie Rheinpfalz" zu einer Geldbuße von 75 Thlrn. verurtheilt.

Berlin, 28. Aug. Gestern sind dies ersten Fünfzig-Pfennig- Stücke ( l/z cM) in den Verkehr gegeben worden. Dieselben sind außerordentlich klein, nämlich wenig größer als wie die in Nickel aus­geprägten Stücke von 5 Pfennigen. Wenn man diese Münzen neben einander sieht, kann man sich einer gewissen Befürchtung nicht ent- schlagen, daß, wenn die Münzen nicht bei vollem Tageslicht sehr genau angesehen werden, im Verkehr leicht Verwechslungen stattfinden können. Von den ausgeprägten Nickelmünzen unterscheiden sich diese neuen Fünfzig-Pfennig-Stücke ebenso wie die schon im Verkehr befind­lichen Markstücke durch einen gekerbten Rand, während die Nickel- Stücke bekanntlich ganz glatten Rand haben.

Berlin, 31. Aug. Die Vorbereitungen zur Volkszählung am 1. Dezember und zur Aufnahme einer Gewerbestatistik sind im vollsten Gange. Die Räume des preußischen statistischen Bureau'S sind durch einen besonderen Anbau erweitert worden, in welchem nur die mit dem Volkszählungsgeschäft betrauten Beamten plazirt werden sollen. Für das statistische Amt des Reiches ist ein 'großer Bau in der Ausführung begriffen.

Berlin, 1. Sept. DieProvinzial-Korrespondenz" theilt mir, daß der vormalige Bischof von Paderborn, Dr. Konrad Martin, der den ihm angewiesenen Aufenthalt eigenmächtig verlassen habe, auf Grund des Reichsgesetzes vom 4. Mai 1874 durch Verfügung der zuständigen Minister der preußischen Staatsangehörigkeit verlustig er* klärt sei.

Gegenüber den Meldungen mehrerer Blätter von einer Erhöhung des Militäretats um 30, resp. 60 Mill. versichert dieKreuzzeilung" bestimmt, daß die beabsichtigten Mehrforderungen weit hinter dieser