396

Die erste theologische Dienstprüfung haben u. A. mit Erfolg erstanden und find zur Versehung von Pfarrgehilfenstellcn für befähigt erklärt worden- De- «kinger, Nathanael, von Liebenzell; Feldweg, Georg, von Calw; Wetzel, Albert, von Calw. (St.-A.)

Calw, 30- Aug. Ueber den am Freitag Mittag in Dachtel ausgebrochenen Brand können wir folgendes Nähere mittheilen: Das Feuer entstand in der zur Wirthschaft zum Rößle gehörigen Scheuer und verbreitete sich schnell weiter, so daß trotz energischen Einschreitens, wobei namentlich der Gechinger und Deckenpfronner Feuerwehr Aner­kennung gebührt, 2 Wohnhäuser und 5 Oekonomiegebäude, worunter 3 gefüllte Doppelscheuern, ein Raub der Flammen und mehrere Ge­bäude mehr oder weniger beschädigt wurden. Wegen der bei der Nähe des Brandplatzes dem Rathhause drohenden Gefahr mußte die Gemeinderegistratur geflüchtet werden. Von 14 betroffenen Familien sind leider nur 2 versichert. Ueber die Entstehungsursache konnte bis jetzt nichts ermittelt werden. Handwerksleute haben am Vormittag vor Ausbruch des Brandes in der betreffenden Scheuer gearbeitet.

Stuttgart, 27. Aug. Die Tuchmesse hat bei fortdauernd lebhaftem Verkehr gestern Abend ihr Ende erreicht. Das Schlußre- sultat ist keineswegs ein ungünstiges, wenn auch weniger Verkäufer anwesend waren, als voriges Jahr,, nämlich 258 gegen 290. Die 258, worunter sehr bedeutende Firmen aus Württemberg und Rhein- baiern, haben 24,043 Stücke Tuch, Bukskins, Flanell u. s. w. zu Markt gebracht gegen 20,656 im Vorjahr. Verkauft wurden 14,795 Stück (gegen 13,815 im Vorjahr) und zwar an Inländer 8801 St. (gegen 8526 St. im Jahr 1874) und 5994 san Nichtwürttemberger (gegen 5289 im Jahr 1874). Verschiedene Verkäufer verkauften ihren ganzen Vorralh bis auf das letzte Stück, nicht wenige den grüß- ten Theil desselben. Die Preise waren theilweise gedrückt.

Brackenheim, 26. Aug. In der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch ereignete sich, wie derStaats-Anz." schreibt, in der be­nachbarten Gemeinde Cleebronn ein entsetzlicher Unglücksfall. An einer daselbst stattgefundcnen Hochzeitsfeier betheiligte sich auch ein junger, erst 28 Jahre alter verheirateter Mann von Bönnigheim, der an häufigen Schwindel - Anfällen litt. In einem solchen Anfall verließ derselbe das Zimmer, m dem die Hochzeitsgesellschaft vergnügt beisammen war und begab sich auf einen der oberen Boden des Hau­ses, von wo er, den dort befindlichen großen, jedoch verschlossenen Dachladen vermuthlich für eine Zimmerthüre ansehend, etwa 40 Fuß hoch auf die Straße hinabstürzte, auf welcher er, nachdem man ihn vermißt, bewußtlos aufgefunden wurde. Die sofort herbeigerufene ärztliche Hilfe war leider erfolglos; der Verunglückte hatte einen Schädelbruch erlitten und mußte in Folge dessen gestern Mittag um 1 Uhr sein junges Leben aushauchen.

Karlsruhe, 27. August. In der Sophienstraße Nr. 46 wurde im Souterrain heute Nachmittag Asphaltlack gemacht, die Masse entzündete sich, der Ofen explodrrte und es sollen 5 Menschen schrecklich zugerichtet sei»; man sagt, 2 davon liegen bereits todt in der gegenüberliegenden Diakonissenanstalt.

München, 27. Aug. Der Köniz ist, von Rheims zurückge­kehrt, heule Vormittag wieder in Schloß Berg eingetroffen. Vor gestern sind dahier für den König aus Anlaß seines Geburts- und Namensfestes Glückwunschtelegramme eingclaufen von Seiten des Deutschen Kaisers, des Kaisers von Oesterreich, des Königs von Württemberg, des Königs von Sachsen und des Reichskanzlers, Für­sten Bismarck. Sie sind sämmtlick nach dem derzeitigen Aufenthalts­ort des hohen Adressaten befördert worden.

Es ist aufgefallen, daß der König von Baiern nach der gro- ßen Parade, die er kurz vor seiner Abreise abgenommen, den preußi­schen Militär-Bevollmächtigten, Major v. Stülpuagel, an seine Seite rufen ließ und sich in der freundlichsten Weise mit ihm unterhielt. Wie man jetzt erfährt, hat der König sich gegen Herrn v. Stülpnagel in anerkennendster Weise über die günstige Einwirkung des preußischen Exerzier-Reglements auf die Haltung der Truppen ausgesprochen. Es war nämlich die erste Parade, die König Ludwig seit der Einführung dieses Reglements abgenommen. In der Thal soll es erstaunlich sein, wie die baierischcn Truppen seitdem an Haltung, Präcision und gewandter Sicherheit in der Handhabung der Waffen gewonnen haben.

München, 27. Aug. Der baierische Münzdirektor v. Haindl hat eine Inspektionsreise von München aus nach Frankfurt, Hannover und < erlin angetreten, um als Reichs Kommissar die Visitation der betreffenden preußischen Münzstätten vorzunehmen. Der preußische Münzdirektor vr. Frick in Veriin, welcher als Kommissar die Jn- spizirung derHnnntlichen süddeutschen Münzstätten vornimmt, wird, dagegen zu vielem Zwecke am 1. Sept. in München cintreffen.

Im Kreis Kempen ist mehreren Lehrern die Absolution von ihrens Pfarrern verweigert morden, weil sie sich an der Dankadresse an den Kultusminister Falk bethciligt haben. >

Mil te Septemb e r werd e n in S chlesicn große Manöver abge- ^

Nediairt, gedruckt und verlegt

halten, denen der Kaiser, der Kronprinz, viele deutsche Fürsten und zahlreiche Militärs der Großstaaten, namentlich Frankreichs, beiwohnen werden. Oesterreich wird der Erzherzog Albrecht vertreten, der auf Anordnung des Kaisers mit den größten Ehren, wie sie sonst nur re» gierenden Fürsten erzeigt werden, empfangen werden wird. Diesen Manövern von etwa 60,000 Mann sieht man allenthalben unter den Militärs mit großer Spannung entgegen, einerseits weil dabei zum erstenmal das Mausergewehr im Großen zur Anwendung kommt, andererseits weil die Manöver theilwefle nach ganz neuen taktischen Regeln geleitet werden sollen, welche als Ergebniß der Erfahrungen im Kriege von 1870 zu betrachten sind. Das kaiserliche Hanptquar- tier ist Liegmtz.

Straßburg. 27. Aug. Mit der vom 14. bis 17. Sept. hier stattfindenden Bienenausstcllung wird eine Beleuchtung des Mim- sters verbunden werden, was für auswärtige Besucher von Interesse sein dürfte.

Wien, 26. Aug. Das in der Nähe von Wien festgestellte Vorkommen der aus Frankreich verpflanzten Reblaus weckt für den österreichischen Weinbau, der ohnehin stark darniederliegt, die schlimm­sten Befürchtungen. Man will unnachsichtlich Vorgehen und nament» lich durch konsequentes Ausbrennen der infizirten Bezirke einer Ver­schleppung nach anderen Weinbau treibenden Bezirken Vorbeugen. Aber da das Uebel sich einmal eingestellt hat, fürchtet man seiner ferneren Ausbreitung keine radikalen Schranken mehr ziehen zu können.

Graz, 25. Aug. Gewiß ist unseren Lesern noch die schreckliche Katastrophe in Erinnerung, welche über die Pilger von St. Stephan am Gratkorn und die anderen Theilnehmer an der Wallfahrt aus den Ortschaften am linken Mur-Ufer am 18. Mai d. I. hereingebrochen ist. Ein wunderthätiges Gnadenbild zu Straßengel lockte ganze Schaa- ren von Wallern herbei und ?. Columban List führte eine solche Pro­zession von fast 500 Personen nach dem Gnadenorte. Trotzdem schon bei dem Uebersetzen der zweiten Abtheilung der Pilger die beiden Schiffe der Fähre in bedenklicher Weise Wasser schöpften, trotzdem ein Kaplan den Fährmann warnte, wurde das Fahrzeug in lebenbedrohender Weise überlastet und die Schranken erst geschlosst», nachdem 159 Personen das Schiff bestiegen hatten, welches eine Tragfähigkeit von 90 Centner oder höchstens 60 Personen besaß. Nicht weniger als 96 Personen fanden den Tod in den Wellen. Von den Geretteten waren 5 schwer und l5 leicht verletzt. Seither sind abermals 4 Personen an den Folgen jenes traurigen Ereignisses verschieden, und manche Andere sind noch immer an das Krankenlager gefesselt. Der Pfarrer Lift und der Fäh; mann standen vor dem hiesige» Landesgericht. Dasselbe hat gestern das Urtheil gefällt, es sprach den Pfarrer frei und erkannte d-m Fäbrnmnne acht Monate strenger Haft zu. Dieses Urtheil will manchem nicht gefallen. Der Staatsanwalt selbst griff den Pfarrer als den Schuldigen an. weil er vor Allen berufen war, die Ordnung und gehörige Vertheilung der von ihm angeführten Wallfahrer bei dem Einschiffen zu überwachen. Der Pfarrer war derjenige, auf dessen Anordnung nicht der bequeme Weg über die Gratweiner Brücke, sondern trotz des hohen Wasserstandes die dem Stifte Rein gehörige Fähre benützt wurde. Ja, als das Fahrzeug bereits überlastet war und am jenseitigen Ufer schon warnende Rufe erschollen, hat List die Leute zum Besteigen des schwankenden Schiffes aufgefordert. Der öffentliche Ankläger und die Zeugen stimmen darin überein, daß der Pfarrer seinem Stifte die Einnahme des Fährgeldes zukommen lassen wollte. Der Pfarrer leugnete dieß und sagte bei der Verhandlung:Wo die Leute cinkehren, oder wie sie ihr Lebea in Gefahr bringen, das geht mich nichts an." Ihm lag nur daran, daß die Wallfahrer in dem Gnadenorte den Ablaß gewinnen; darum rief er:Wer nicht mit dem Schock mitgeht, der kriegt keinen Ablaß!" Sie kamen denn auch in Hellen Haufen auf den Ruf ihres Seelenhirten, zahlten dem Stifte, dessen Mitglied der Pfarrer ist, ihren Obolus, gleichsam dem Charon, der sie in oas Reich der Schatten führen sollte. Sie brachten auch die Kinder mit, wie es ihnen der Pfarrer vorher in der Predigt geheißen. Dieser selbst versichert, es sei ihm vor Allem darum zu thun gewesen, ja gewiß vor der Gratweiner Prozession cinzutreffen. Die Motive des Gerichts für die Freisprechung des Pfarrers waren:Die Ueber- fuhr ist ein für den öffentliche» Verkehr bestimmtes Transportmittel, zu dessen Beaufsichtigung der Fährmann bestellt und verpflichtet war. Die'en allein kann ein Verschulden treffen Der Pfarrer führte eine Schaar von Wallfahrern an, aber es lag ihm nicht die Verpflichtung ob, kür deren körperliche Sicherheit zu sorge». Die Wallfahrer waren zum Theile erwachsene Personen, zum Theile Kinder, welche unter Begleitung ihrer Eltern die Prozession mitmachten. In keinem Falle waren dieselben von irgend Jemand ausdrücklich unter die Aufsicht des Plärrers gestellt worden."

Spanien. Bourge - Madame, 27. Aug. Seo d'Urgcl hat kapitulirt, di? Forts wurden heute Morgens besetzt, die Garnison ge­fangen. Dieselbe wurde mit dem Bischof nach Puyccrda abgcführt. von'Ä7"Oels «Kläger.- --