— Colw, 25. Aug. Heute früh halb 7 Uhr ertönten die Feuer- Male, welche Hilft nach Gültling en riefen. Näheres noch unbekannt.
— Wildbad, 23. Aug. Gestern P.acht gegen 10 Uhr wnrde
in unseret Nachbargemeinde Calmbach ein Verbrechen der widernatürlichsten Art verübt. Zwei Brüde, Söhne des Sägmühlebesitzers Pr. von dort, welche schon seil längerer Zeit im Unfrieden mit einander gelebt, geriethen in einer Wirlhschaft in Wortwechsel. Nachdem beide dieselbe verlassen, zog der Eine das Messer und stach seinen Bruder nieder. Das Messer scheint einen edlem Theil verletzt zu haben , denn er war sofort todt.,- Die von hier erbetene ärztliche Hilft kam daher zu spät. Der jThäter entzog sich der gleichzeitig von hier requirirten Gensdarmeric durch die Flucht und wurde bis zur Stunde noch nicht aufgegriffen. Es wird jedoch dem Arm der Gerechtigkeit gelingen, seiner bald häbhaftig zu werden. Dieser Verbrecher hat auch schon früher seinem eigenen Vater mit Todtschießcn und Nirderstechen zum öftern Male gedroht. (N.T.)
— Stuttgart, 24. Aug. Zu der heute beginnenden Tuchmeffe sind von Verkäufern nach dem amtlichen Verzeichnisse erschienen in der Markthalle selbst 111 Verkäufer mit Tuch, Bukskins und derlei feineren Geweben, in den Buden mit Tuch, Bukskins u. dgl., aber auch mit wollenen Decken, Strickgarnen^ Strickwaaren 148, im Ganzen 259. Ueber den Gang des Marktgeschäfts läßt sich heute noch nichts sagen.
— Tagesordnung der Verhandlungen des Kgl. Schwurgerichtshoss Tübingen im dritten Quartal 1875. 1) Den 30. August: An- ktagesache gegen den Maurer Jakob Frank von Oberboihingen, OA. Nürtingen, wegen versuchten Todtschlags; 2) den 31. Aug.: Ankl. gegen die ledige Katharine B rändle von Empfingen, K. preuß. OA. Haigerloch, wegen Kindsmords; 3) den 1. Sept. und am folgenden Tage: Ankl. gegen den Fabrikanten Robert Lindenmaier von Metzingen, OA. Urach, wegen Brandstiftung; 4) den 3. Sept. und am folgenden Tage: Ankl. gegen die ledige Emilie Vollmar von Tübingen und Genossen wegen Abtreibung der Leibesfrucht; 5) -den 6. Sept.: Ankl. gegen den Cement-FabrikantenAlbert Kuhn von Tübingen wegen betrüglichen Bankerotts; 6) den 7. Sept.: Ankl. gegen den Posthalter Eugen Bazlen von. Eningen, OA. Reutlingen, wegen Meineids; 7) den 8. Sept,: Ankl. gegen die ledige Friederike Roßwag von Pfalzgrafenweiler, OA. Freudcnstadt, wegen AindsmordS. Die Verhandlungen beginnen je Vormittags 9 Uhr.
— Rottenburg, 23. August. Letzte Woche hat ein Tochtermann feinen bejahrten Schwiegervater in der benachbarten Gemeinde H., hies. OA., durch Schläge und Fußtritte so übel zugerichtet, daß dieser schwer krank darniederliegt. Man erwartet allgemein, daß der Unmensch von Tochtermann umsomehr der verdienten Straft nicht entgehe, da er durch lange genossene Unterstützungen und andere Wohl- Lhaten von Seiten seines Schwiegervaters zu besserem Danke ver- pflichtet gewesen wäre.
Nr u enstein, 19. Aug. Heute Abend zwischen 4 und 5 Uhr war der 20 Jahre alte Sohn eines hiesigen Gutsbesitzers mit seinem Vater auf dem Felde mit Ausladen von Oehmd beschäftigt; beim Aufgeben der letzten Gabel Oehmd auf ,den Wagen sank der Sohn plötzlich zusammen; denselben hatte ein Sonnenstich getroffen, er wurde bewußtlos nach Hause gebracht und starb trotz schnell herbeigeholter ärztlicher Hilfe schon nach einer halben Stunde.
— Säulgan, 22. Aug. Gestern wurde mitten in der Stadt ein von geübter Hand geschriebener Branddrohbrief aufgefunden, der die ganze Einwohnerschaft in große Aufregung versetzte. Einem hiesigen Werkmeister, dem Oberamt, Oberamtsgericht und der Wohnung des Stadtschnltheißen wurde Untergang und „Rache" darin angezeigt. Ob wirklich die Abficht zu obigem Verbrechen vorliegt, oder ob wir es blos mit einem Individuum zu thun haben, das seine Freude daran hat, Andere zu ängstigen, wird die Zukunft lehren. — Die Hopfenernte hat begonnen, doch ist die Frucht theilweise durch Kupferbrand beschädigt.
— Sigmaringen, 21. Aug. Die heißen Tage dieser Woche haben auch bei uns ein Opfer 'gefordert, indem gestern Nachmittag in Jnzigkofen ein Dienstmädchen am Sonnenstich gestorben ist, und .von Freiburg trifft die Nachricht hier ein, daß! von der auf der Burg Hohenzollern als Besatzung liegenden Kompagnie des Konstanzer Re- giments gleich nach der Ankunft in Freiburg ein Mann plötzlich todt nicderstürzte. Seit heute haben wir Regen und ist dadurch die Temperatur erwas kühler geworden.
— K ar l.sruh e, 23. Aug. Die Feier des 50jährigen Osfizier- jubilüums des Generals v. Werder wird demnächst hier stattfinden. Die Offiziere des 14. Armeekorps werden eine Ehrengabe überreichen und der Großherzog wird dem 'Jubilar eine besondere Festlichkeit — man sagt in Baden — bereiten. Der General soll beabsichtigen, den eigentlichen Festtag in Erlrnbad bei Bühl zuzubringen.
Darmstadt, 20. Aug. Vorgestern wurden auf der Strecke
Mamz-Darmstadt die Passagiere eines Zugs nicht wenig dadurch erschreckt, daß derselbe plötzlich stillhielt und aus einem Koupee laute Hilferufe ertönten. Ein Herr war nämlich plötzlich, wahrscheinlich in Folge der Hitze, irrsinnig geworden Und wollte sich 'mit einem Messer erstechen, woran ihn der einzige im Koupee befindliche Mitreisende nur mit Mühe verhinderte. Auf die Hilferufe de« Letzteren eilte da» Zugspersonal herbei und es gelang, den plötzlich tobsüchtig Gewordenen mit großer Anstrengung zu überwältigen. ' -
— Die Stadt Frankfurt gehörte seither zu den Grollern in, , Deutschland, das bittere Gefühl voü 1866 überwog noch die glänzenden und glücklichen Erlebnisse vüm 1870. Während Frankfurt stolz war, der glänzende Schauplatz der früheren deutschen Volksfeste
zu sein und das erste deutsche Parlament zu beherbergen; könnt« M sich , nicht entschließen, das Sedansfest zu feiern, obgleich dieses Fest so recht aus dem Herzen des deutschen Volkes erwachsen ist und sich fast ganz Deutschland erobert ' hat. In Deutschland und im Ausland wurde diese Haltung sehr bemerkt. In diesem Jahre! hat; der Ma-- gistrat der Stadt die Bürger und Einwohner öffentlich aufgefordert, den 2. September als allgemeinen Festtag zü begehen, wie dieß fast überall schon geschieht. ,
_ Speyer, 20. Aug. Der Stadtrath hat beschlossen, die-,für,
den Sedanstag beschlossenen Feierlichkeiten zu unterlassen und den dafür ausgesctzten Beitrag aus Kommunalmitteln -zur Unterstützung,, der in diesem Sommer durch Wolkevbrüche stark heimgesuchtsn-Ge»„ meinden zu verwenden. (Sehr nachahmenswerth !)
— Würz bürg, 19. Aug. Die Anstrengungen, welchen die.
Mannschaften des hier garnisonirenden 9. Jnfattterie-Regimmts bei der fürchterlichen Hitze der letzten Tage ausgesetzt warm, haben zur Folge gehabt, daß in den jüngsten Tagen 85 Mann, darunter- sehr schwer Erkrankte, in das Militärspital ausgenommen werden mußten. Secondelieutenant E. stürzte gestern beim Rückmärsche Mittags auf der Mainbrücke zusammen, ein anderer Offizier am FestungSderge z ein Einjahrig-Freiwilliger soll sich eine Ader zersprengt haben.- ^ ,
— Der katholische Bürgerverein in Eichstätt hatte die Absicht, den dort versammelten Bischöfen einen Fackelzug darzubringen , allein der Magistrat verweigerte die Erlaubniß dazu, was vieles böses Blut machte; denn man sagt mit Recht, die Bischöfe bedürften der Heilung.
— Eisenach, 21. Aug. Am 18. d. Mts. ist zu Eisenach tne deutsche evangelische Kirchenkonferenz zusammengetreten. Du dießmalige außerordentliche Versammlung derselben, die auf Anregung der braunschweigischen Kirchenbehörde erfolgt, ist durch das Eintreten der Civilstandsgesetzgebung für das Gebiet des deutschen Reichs veranlaßt; sie bezweckt eine Verständigung der Kirchenbehörden über die für die einzelnen Landeskirchen in Folge dieser Gesetzgebung erwachsen- den Aufgaben anzubahnen, namentlich die Frage zu erörtern, ob in Rücksicht der eintretenden bürgerlichen Eheschließung die Agende bei der kirchlichen Trauung und in welcher Gestalt zu ändern ist. Der hohen praktischen Bedeutung des Äerathungsgegenstanbes entsprechend ist die Konferenz dieses Mal sehr vollständig beschickt. Für Württemberg find eingetroffen: Prälat Dr. v. Gerock, sowie die Oberkonsi» storialräthe von Schickhardt und Steinheil aus Stuttgart.
— Eisenach, 21. August. In der gestrigen dritten Sitzung der deutschen evangelischen Kirchenkonferenz wurde die Verhandlung über die bei dem Eintritt der bürgerlichen Eheschließung nothwendigen Aen- derungen des Trauungs-Formulars zum Abschluß gebracht. Auf Grund der Erörterungen der vorhergegangenen Sitzung hatten die Referenten die von ihnen vorgeschlagenen Beschlüsse verschiedenen Am- derungeu unterzogen und es ergab sich nunmehr das erfreuliche Resultat, daß ihre Anträge unter Ablehnung der dagegen noch bestehenden Amendements, theilS einstimmig, theils mit weit überwiegender Mehrheit von der Versammlung angenommen wurden. Die gefaßten Beschlüsse nehmen ihren Ausgangspunkt in dem Satz, daß von der evangelischen Kirche rückhaltslos anzuerkennen ist, durch die nach staatlichem Gesetz erfolgte Eheschließung entstehe eine vollgiltige Ehe. Hieraus ergibt sich, daß in den TrauungSsormularen die durch diesen Grundsatz gebotenen Aendcrungen vorzunehmen, sonst die Formulare unverändert zu belassen sind. Die Veränderungen sollen, so wurde beschlossen, in der Weise gefaßt werden, daß sie jede Zweideutigkeit ausschließen, jedoch in Schonung der bestehenden Volkssitte auf bas Unerläßliche sich beschränken. Die Trauungsfragen sollen sich dahin richten, daß sie die Ablegung des Gelübdes christlicher Eheschließung Hervorrufen, dagegen vermeiden, eine Erklärung des Willens, die Ehe zu schließen, herbeizuführen, dem entsprechend soll die Trauungssormel, wenn darin die Anwendung der Zusammensprechung oder Bestätigung festgehalten wird, m dem Zusammenhänge und dem übrigen Inhalt des Formulars dafür die genügende Erläuterung geben. Der Akt der kirchlichen Trauung soll hiernach bestehen in einer einleitenden freien oder formulirten Ansprache, der Lektion des göttlichen Wortes, dem Gelöbniß der Eheleute, der Tranungösormel, dem Gebet und- Segen