Nachts zu machen. Das lOte Jägerbataillon in Aschaffenburg ist Nachts 10 Uhr ausmarschirt.
-- München, 17. Aug. Gestern Nachmittag beging ein Artillerie- .Unteroffizirr in der Wohnung seiner Eltern an der Maximiliansstraße Nr. 43 die Unvorsichtigkeit, eine Granate in der Meinung, daß sie nicht scharf laborirt sei, zu entladen; die Granate explodirte, wobei demselben die rechte Hand abgerissen und ein zu Besuch anwesender Hausmann am Halse, doch anscheinend nicht gefährlich, verletzt wurde. —> Die Münchener .Neuesten Nachrichten" behaupten, es sei eine offenkundige Thatsache, daß die päpstliche Nuntiatur in München das Centrum sei, von dem aus die ganze ultramontane Bewegung picht blos in ganz Baiern, sondern in ganz Deutschland geleitet werde. „Von hier aus wird der deutsche Episkopat informirt und aufgereizt, belobt und getadelt, hier werden die Pläne geschmiedet, welche die mit baierischem und deutschem Gelbe bezahlten geistlichen Cohorten RomS auszuführen haben; hier wird selbst unverholen mit Revolution gedroht, wenn andere Mittel nicht mehr genügen sollten, Deutschland unter das Joch Roms zu beugen." Das Blatt fordert die Regierung auf, diesem Treiben ein Ende zu machen.
— Sämwtliche baierischen Bischöfe sind in Eichstädt und stecken geheimnißvoll die Köpfe zusammen.
— Starnberg, 19. Aug. Beim ersten Morgengrauen kurz vor' 4 Uhr wurde die Leiche des Prinzen Karl in Söcking in aller Stille und ohne Glockcngelänte beigesetzt. Am Schloßberge wurde der ge- schmückte Sarg aufgebahrt und durch Pfarrer Uhl in Begleitung deS Prinzen Luitpold und der beiden Adjutanten des Prinzen. General- Lieutenants v. Strunz und Freiherrn v. Freiberg, in die Gruft verbracht. — Die durch Professor Dr. Buhl in Tegernsee vorgenommene Obduktion der Leiche des Prinzen Karl von Baiern hat ergeben, daß kein Schlaganfall den Tod des Prinzen verursachte, sondern lediglich dieser Sturz. Die inneren Organe waren so vollkommen -gesund, daß bei dem Mangel einer Krankheitserscheinung Sr. Hoheit noch ein langes Leben hätte prophezeit werden können.
— Der lebende und der verstorbene Kaiser von Oesterreich, der Kronprinz und zwei Erzherzöae haben je 1000 Gulden zu gemalten Glasfenstern im Neubau des Germanischen Museums in Nürnberg geschenkt.
— Worms, 18. Aug. Wie von verschiedenen Blättern mitge- thetlt, wurde bei dem Kriegcrfest in Metz ein junger Mann von hier bei Besichtigung der Schlachtfelder von einer Schlange gebissen. DaS „Franks. Journal"'war so blutdürstig, den Betreffenden am andern Tage ohne Erbarmen ums Leben zu bringen und viele andere Bläkter betheiligten sich mit sauergnrkenzeitiger Wollust an diesem Moide (auch wir können uns von dieser Grausamkeit nicht' freisprechen). Zum Glück war indeß der Biß weder giftig, , noch von Bedeutung, und ist der junge Mann längst wieder gesund und munter auf den Beinen.
—Den größten Hammer in der Welt führt Krupp in Essen. Sein neuester Stahlhammer arbeitet 100 Tonnen (2000 Centner) Stahlmasse auf einmal zusammen. Mit dem bisher benutzten Hammer konnten nur 50 Tonnen Stahl bewältigt werden.
— Köln, 20. Aug Heute Nachmittag gegen 3 Uhr wurde die Kaiserglocke zum ersten Male mit mehreren andern Glocken des Domes zusammen geläutet, wenn man das in großen Intervallen erfolgende Anschlägen 'des Klöppels Läuten nennen kann. Die PrüfnngS- Kommission, welche, umgeben von einer großen Menge Neugieriger, .das Zusammenklingfen der Glocken außerhalb des Domes beobachtete, sprach sich dahin aus, daß das tiefe v des MetaUkolosseS recht gut zu dem Geläute der anderen Glocken harmonire.
— Eine originelle MorgenNlusik haben die Fuhrleute der alten Kaiserstadt Goslar dem deutschen Kronprinzen gebracht. Sie'erwarteten ihn, jeder im blauen leinenen Kittel und eine Peitsche in der Hand und alle hoch zu Roß eine halbe Stunde vor GoSlar Morgens um Va5 Uhr. Ihr Führet ritt an den Kronprinzen heran und bat ihn. ihm ein Ständchen bringen zu dürfen. Der Kronprinz lachte und nickte zustimmend und nun begannen' die Fuhrleute , indem sie taktmäßig und harmonisch mit den Peitschen knallten, ein Concert,' daS den Prinzen höchlichst ergötzte. Darauf setzte sich die Cavalcade in Bewegung und ritt mit ihren schweren PserdeU so wacker vor, daß der -prinzllche Vierspänner kaum folgen konnte.
— In der Stadt Minden wurde beim Graben eines HauSgruu- des ein irdener Topf "mit 400 Silb'ermüchcn gefunden. Sie gehören fast alle dem letzten Viertel des 14. Jahrhunderts' an und sind so gut erhalten, daß sie schon nm das Jatzr'lM vergraben worden sein müssen.
— Berlin, 15. Aug. Der Generalpostdirektor hat angeordnet, daß'der Reihe nach sämmtliche Postinspektoren aus dem ganzen Reiche nach Berlin einberufen werden, um hier einen zweimonatlichen Kursus in der Wissenschaft der Technik der Telegraphie durchznmachen. Vor
läufig sind bereits 34 dort angelangt. Durch diese Maßregel solle« in Zukunft die besonderen Telegraphen-Inspektoren überflüssig gemacht werden. , , ,
— B e rlin, 1b. Aug. Mit der heutigen Sitzugg der Kommission zur Berathung der Deutschen Wehrordnung fanden die bezüglichen Konstrenzen ihren Abschluß. Als wichtiges Resultat kann yerzeichnek werden, daß die Vertheilung des Rrkrutenbedarfs innerhalb der Brigadebezirke künftig nicht mehr nach der Seelenzahl der AuShebungs» bezirke,, sondern nach der Zahl der bei jeder Aushebung in den einzelnen Bezirken zur vorläufigen und definitiven Entscheidung gelangenden Militärpflichtigen erfolgt und damit den bisherigen Ungleichheiten der Repartition Zwischen Bezirken mit starkem und schwachem Prozentsatz junger Mannschaften ein Ende gemacht wird.
— Neulich, berichtet die Kreuz-Zeitung, wurde hier in Berlin eine
merkwürdige Erscheinung beobachtet. Man sah auf der Straße eine junge Dame ohne den bekannten Haarwulst, ohne falsche Zöpfe, ohne den beliebten sogen. Zottelkopf. ,
— Aus TerebeS ist am 15. dw zwischen Oesterreich und dem
deutschen Reich abgeschlossene Markenschutz-Konvention» mit der Unterschrift des Grafen Andrassy versehen, in Wien ringrtroffen. Es wird N>it dieser Konvention einer Reihe berechtigter Klagen der beiden Länder ein Ziel gesetzt. ^ ^ .
— Wien, 20. Aug. Wie dem Telegraphen-Korrespondenzbureau aus Konstantinopel gemeldet wird» hätten die dortigen Botschafter Rußlands, Deutschlands und Oesterreich-Ungarns in einer längeren Besprechung mit dem Großvezier demselben den Rath ertheilt, die Feindseligkeiten in der Herzegowina einzustellen, , nm die Beschwerden der Aufständischen zu vernehmen. Die türkische Regierung ser ledoch hierauf nicht eingegangen. Nachdem darauf der russische Botschafter General Jgnatiew eine Audienz bei dem Sultan hatte, wurde der Großvezier zum Sultan berufen. Morgen findet eine Zusammenkunft der Vertreter der fremden Mächte auf der russischen Botschaft statt. Die letzten au« der Herzegowina eingegangenen Nachrichten lauten befriedigend. Derwisch Pascha meldet, daß die Aufregung abuchme und daß Hoffnung auf eine Beendigung der Erhebung vorhanden sei.
Wien, 19. Aug. (Allg. Ztg.) Oesterreich, Deutschland und Rußland haben den Inhalt ihrer Konferenzen den Kabmeten von Lon- don, Paris und Rom zur Kenntniß gebracht^
— Wien, 19. Aug. Die militärischen Vorkehrungen an der türkischen Grenze erweitern sicki allmälige ans der anfangs laxeren, dann strammer organisirten Grenzüberwochung scheint sich ein eigentliches Beobachtungskorps entwickeln zu sollen, zunächst wenigstens in Dalmatien gegen die Herzegowina, denn dorthin haben soeben wieder zwei Jnfanterieregimcnter (die Regimenter „König Ludwig von Baiern" und „Großfürst Alexis von Rußland", beide bisher der Wiener Garnison angehörend) Marschbereitschaftsbesehl erhalten. An die kroatisch-bosnische Grenze ist ebenfalls, nach der Lage der. neueren Ereignisse, von Agram aus ein Infanterieregiment s.Erzherzog Ernst") dirigirt. Es stimmt zu dem allem, daß die VerpflegungSmägazine in Graz angewiesen sind, den Derpflegungsbedarf für eine Brigade bereit zu halten.
— Agram» 19. Aug. Eine bosnische Deputation ist hier einge- troffen, um Waffen und Munition zu sgmmeln. Tie Mitglieder derselben behaupten, daß nur ein Fünftel der nöthigen Waffenzahl vorhanden ist. Viele Private geben ihnen Jagdgewehre. — Das hier stationircnde zweite Bataillon deS Infanterie-Regiments Erzherzog Ernst hat ebenfalls Marschordre erhalten und geht morgen Abends nach Kostainica.,
— Die in Klek angekommenen türkischen Trrivpen waren am 19. noch nicht auSgeschifft. Die 2000 Mann liegen noch, wie aus Rä- gusa gemeldet wird , vor Anker, und eS heißt , daß die Ausschiftung erst beginnen soll, wenn weitere Verstärkungen eingetreten sind. Es ist nicht recht abzusehen, ob es auch einer stärkeren Truppenmacht gelingen werde, die von den Insurgenten besetzten Bergpässe oberhalb Klek zu forciren; deren schmale Helsenpfade sind überhaupt nicht zu einer größeren Truppenentfältüng geeignet.' Daß die Insurgenten die von Klek landeinwärts gegen Mostar und Nevesi'nje führenden Wege hesetzt halten, scheint sicher.
Der in Semlin erscheinende Gramerer stellt dem Fürsten Melan folgende Alternative: Entweder Krieg mit dm Türken oder mit dem eigenen Volke."— Nach dem Ruskr Mir würde der Fall Trebinje's zur Vereinigung sämmtlichcr unter türkischer Herrschaft stehender Slaven gelten.
Türkei. Konstantinop e l, 20. August. Ein offizielles Regierungscommuniquö rechtfertigt daS Schweigen über die Ereignisse in der Herzegowina mit dem Mangel an wichtigen Thatsachen, es bezeichnet die Nachrichten der europäischen Blätter als theilS übertrieben, theils unbegründet und konstatirt, daß, nachdem Versöhnungsver- snche bei den Insurgenten Nevesinjes erfolglos geblieben, die bewaffnete