— Dem Erbauer des Armin-Denkmals E. v. Bandel, dem .Alten vom Berge* — wurde der Kronenorden dritter Klaffe und das lippische .Ehrenkreuz erster Klaffe verliehen. Gemäß Urkunde ist ihm ein lebenslänglicher Jahresgehalt von 12,000 und nach seinem Tode ^ür die Wittwe ein solcher von 6000 cM bewilligt worden. — Der Kaiser war sehr befriedigt über die Enthüllungsfeier und sagte zu der Deputation der freien Vereinigung in Münster, es freue ihn!, daß dieses Fest zu Stande gekommen; wenn Jeder seine Pflicht thue, so werde Deutschland gegen innere und äußere Feinde gerüstet sein und dir deutsche Einheit gesichert bleiben.
— Die Ovation für Bändel beschreibt die ,N. Fr. Pr.* wie folgt: .Ter Lippe'sche Hofmarschall und der Flügeladjutant des Kaisers, Major v. Lindequist, führten den ehrwürdigen Erbauer des Hermanns- Denkmals, v. Bändel, zur Hoflribüne. Der gesammte Hof stand auf» und der Kaiser ging dem Künstler entgegen, um ihn zu beglückwünschen und ihm herzlich die Hand zu drücken., Nach dem Kaiser «ilte der Kronprinz auf Bändel zu und drückte ihm lange die Hand; dasselbe that Prinz Karl und der Fürst von Lippe, der dem Künstler rin großes versiegeltes Schreiben überreichte. Noch einmal brach der Jubel los, als Justizrath Lüders aus Hannover mit beredten Worten Bändel hochleben ließ. Die Damen schwenkten die Tücher, die Fahnenträger ihre bunten Banner; der Hof erhebt sich nochmals, da der Kaiser aufsteht, um Bändel wiederholt beglückwünschend die Hand zu drücken. Der tief ergriffene Greis will dem Kaiser die Hand küssen; dieser verhindert es aber, indem er Bändel auf die Schulter klopft. Eine tiefe Bewegung ging durch das versammelte Volk, als man den greisen Künstler regungslos neben dem Kaiser stehen und heiße Thränen der Rührung vergießen sah.
— Berlin, 18. August. Der Kaiser, der Kronprinz und der Prinz Karl sind heute früh N /2 Uhr im besten Wohlsein aus Detmold wieder in Potsdam eingetroffen. Der Kronprinz verabschiedete sich bereits auf der Wildparkstation, um sich von dort aus direkt nach dem neuen Palais zu begeben. Der Kaiser und Prinz Karl fuhren bi» zur Station Potsdam und kehrten von dort nach EabelSberg, bezw. Glienicke zurück. Heute Vormittag nahm der Kaiser die regelmäßigen Vorträge entgegen und unternahm dann eine Spazierfahrt.
— Berlin, 18. August. Die .Norddeutsche Zeitung* veröffentlicht eine schriftliche Danksagung des Reichskanzlers aus,Varzin vom 17. d. M. an alle, die anläßlich des Hermann Denkmals freundliche Grüße ihm zugehen ließen mit dem Ausdruck des Bedauerns, daß er dem Feste nicht habe beiwohnen können.
— In Ausführung eines Bundesrathsbeschlufses half auf den deutschen Münzstätten die Ausprägung von Fünfzig-Pfennigstückeu begonnen. Diese Arbeit ist so weit gediehen, daß bereits die Jnkurs- setzung der neuen Münzen nahe bevorsteht, deren Prägung sehr gelungen sein soll. Sie werden dem Mangel an kleinem Geld, gewiß erheblich abhelsen.
— Der preußische Kultusminister hat ungeordnet, daß vom 1. Januar 1876 ab von den zu seinem Ressort gehörenden unmittelbaren Staatsbeamten keiner mehr eine mittelbar oder unmittelbar mit einer Remuneration oder einem Vermögensvortheile verbundene Stellung als Mitglied des Vorstandes, AufsichtSraths oder VerwaltungSraths einer Aktien-, Kommandit- oder Bergwerks. Gesellschaft oder in einem Komite zur Gründung solcher Gesellschaften einnehmen darf, wie es das Gesetz vom 10. Juni v. I. erheischt. Bis zum 1. Februar 1876 haben die Regierungen dem Kultusminister zu berichten, daß diese seine Weisung zur Ausführung gelangt ist.
— Die Nachricht, daß der so lange gesuchte Geheimdelegat endlich in der Person des Domherrn Kurowski entdeckt worden sei, wird von der .Pos. Ztg.* mit dem Bemerken bestätigt, die Voruntersuchung gegen diesen schon vor einigen Wochen verhafteten Domherrn habe jene Thatsache ergeben. Die Zahl der in Folge dessen aus dem Gefängnisse entlassenen Geist- lichen beträgt 16. In Haft bleibt, außer Kurowski, gegen welchen die Anklage auf unbefugte Anmaßung bischöflicher Rechte geht, noch der Prälat v. Kozmian wegen Verweigerung der Zcugnißoussage in Betreff der Exkommunikation des ProbsteS Kick und der Probst Sta> graczynski zur Abbüßung einer Gefängnißstrafe wegen Preßvergehens.
— Die Arbeiten an den mächtigen Ausstellungsgebäuden zu Philadelphia schreiten schnell vorwärts. Dieselben kommen bis Anfangs Dezember unter Dach. Die Verschiffung der deutschen Ausstellungs- gegenstände soll am 15. Dezember beginnen und 1. Februar vollendet sein. Die Weltausstellung wird bekanntlich am 10. Mai 1876 eröffnet. Die deutsche Ausstellungskommission hat sich .die in Wien gesammelten, zum Theil theuer genug bezahlten Erfahrungen zu nutze gemocht und hofft, alle dort hervorgctretenen Uebelsiände vermeiden zu körnen Die Beschickung von Seiten der deutschen Industrie wird die anfänglich bescheidenen Erwartungen Lbertreffen. Auch nach erfolgter Sichtung des angemeldeten Materials verbleibt noch ein sehr achtbares
N-diqirt. gedruckt und veelegs
Kontingent von Ausstellern. Unter Anderem wird Krupp au» Esse» ein ganzes eigenes Schiff mit seinen eigenen Ausstellungsgegenstände» befrachten. Es soll hiezu auch ein sogenannter Tausendpfünder gehören, ein Geschütz, welches 40 Fuß Länge hat und 55,000 Kilo schwer ist. In den nächsten Tagen soll im Reichskanrleramt die Beschlußfassung über die Raumvertheilung der deutschen Abtheilnng in der Weltausstellung beginnen.
Da» Schloß Miramare bei Triest, die märchenhaft schöne Schöpfung des Erzherzogs Max, und seine Residenz, bevor er als Kaiser nach Mexiko ging, stand bisher leer. Jetzt ist eS Don Alfen» vom Kaiser zur Verfügung gestellt worden uno er scheint sich nicht vor den Geistern, die dort umgehen, zu fürchten und es zu beziehen.
Triest, 17. August. Der Statthalter von Dalmatien erließ an die politischen Behörden des Landes die Verordnung, den Ueberlritt Bewaffneter nach der Herzegowina zu verhindern. Die Anzahl der meist auS alten Weibern und Kindern bestehenden Flüchtigen, welche den österreichischen Boden betreten hoben, beträgt im Bezirke Ragusa 2200, im Bezirke Metkovich bei 1000 Personen.
Belgien. Brüssel, 18. August. Die .Presse Belge* zeigt heute an, daß die Stigmatisirte von Bois d'Haine, die bekannte Louise Lateau, zu bluten aufgehört hat. Ihre Stigmata schließen sich, und sie ißt mit großem Appetit. Jetzt, wo Louise Lateau wieder in normaler Weise lebt, haben auch die krankhaften hysterischen Erscheinungen aufgehört.
In Frankreich werden zu den großen bevorstehenden Herbstübungen des 3., 5., 13., 15. und 18. Armeekorps sämmtliche Reserve- Offiziere etnberufen. Die Landwehr-Offiziere werden-nicht gezwungen, aber dringend ersucht, sich zu den Manövern einzufinden.
Italien. Rom, 16. August. So weit es angeht, thun die Mächte das Ihrige, um der Türkei ihre Aufgabe zu erleichtern; die italienische Regierung hat den Befehl erlassen, in den Häfen von Venedig, Ancona und Brindisi keine Freiwilligen und keine Waffen oder sonstige Unterstützungen passiven zu lassen. Man sieht hierin in der politischen Welt ein Zeichen für die Konformität der italienischen Politik mit der Drci-Kaiserpolitik, was allenthalben befriedigt hat.
Spanien. Madrid, 17. Aug. Eine Rcgicrungsdepesche aus Bourg-Madame vom 16. d. M. Abends meldet, der Oberbefehlshaber der Belagerungstruppen von Seo d'Urgcl hoffe bis zum 20. d. M. die Festung einnehmen zu können.
England. In Glasgow wurde ein ueuer Schienenbahn-O-n- nibus versucht, der, statt von Pferden gezogen, durch zusammengepreßte Luft getrieben wird. Die Probe ist dem Vernehmen nach durchaus zufriedenstellend ausgefallen. Die Luft wird an bestimmten Stationen in zwei Behälter eingepumpt, von denen einer vorn, der andere Hinte» am Wagen sich befindet. Durch besondere Vorrichtung ist für geräuschloses Entweichen der Luft beim Betrieb gesorgt.Z Bei 200 Pfund Druck legte der Omnibus in der Stunde 16 Kilometer zurück. Die FortbewegungSkosten stellen sich niedriger als bei Bespannung mit Pferden. Während sie sich im letzteren Falle durchschnittlich auf 7 Pence für die englische Meile belaufen, sollen sie bei Anwendung von Luft nur I Vs Pence für dieselbe Entfernung betragen.
Türkei. Die Nachrichten aus der Herzegowina sind äußerst spärlich. DaS Wichtigste ist, daß tue Pforte endlich ernstliche Anstalten macht, der Empörung Herr zu werden, dem unzulänglichen Derwisch Pascha den Oberbefehl abgenommcn und diesen an Nadjib Pascha übertragen hat, und andererseits die Nachricht, daß das serbische Ministerium in Folge des Ausfalls der Sknptschinawahlen seine Entlassung eingereicht und erhalten hat, was darauf hinweist, daß die großserbische Nktionspartei Oberwasser erlangt hat. Nadjib Pascha wird sich also beeilen müssen, wenn die Großmächte ihren Entschluß durchsetzen wollen, „sich die orientalische Frage nicht aufoktroyiren zu lassen.* — Sonst liegen in den Wiener Blättern folgende telegr. Nachrichten aus Zara und Ragusa vom 16. d. vor: Zwei Dampfer mit türkischen Truppen find bei Klek gelandet und erwarten Unterstützung von Mostar und Stolac. Die Aufständischen haben die Engpässe besetzt; 600 derselben bewachen auf Klegowica die Bewegung der türkischen Truppen. Bei Trcbinje fand ein starkes Treffen statt; die Türken wurden geschlagen. Viele Dörfer wurden eingeäschert. Heute wurde von der Besatzung aus Trebinje ein Ausfall versucht; Einzelheiten fehlen. Russische Agenten wirken für die Betheiligung der Montenegriner und Serben an dem Kampfe gegen die Pforte. Eine von den Aufständischen eroberte türkische Fahne wurde nach Celtinje gebracht; die montenegrinische Regierung leistet den Freiwilligen jeden Vor,chub. Bei Nevesinje und Fotscha fanden am 13. d. Kämpft statt. Die Nachrichten aus Albanien lauten beunruhigend. Die Aufständischen erstürmten den oberhalb Piwa liegenden Ort GoranSko. Gestern fuhr bei Gravosa ein türkischer Dampfer, der Landungstruppen
an Bord hatte, vorüber. _
"von'ÄHelschlLg cr. (Hiezu Nro. 33° des UuierhaltungSblaltS.)^