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als wuthverdächtig erschossen, der mehrere Personen, zuletzt einen jungen Handelsmann gebissen hatte. Die Sektion erwies mit der vollsten Gewißheit die Wuthkrankheit. Die Iagst-Zeitung'. die dicß mittheilt, gibt als Mittel gegen die Folgen des Bisses toller Hunde das Pflänzchen Gauchheil an, das vielfach auf unfern Aeckern wie ein Vergißmeinnicht, nur roth, blüth, und pulverisirt von Gebissenen genommen wird.

Wolf ach, 13. Aug. In dem benachbarten Steinach wurde dieser Tage die Leiche eines schon seit zwölf Tagen beerdigten neuge- borenen Kindes ausgegraben und einer Obduktion unterzogen. Die ledige Mutter desselben hat bis jetzt 13 Kinder geboren, welche sämmt- lich nach der Geburt unter großen Schmerzen starben. Da Vergif­tung vermuthet wird, ist die Mutter gefänglich eingezogen worden.

Achern, 15. Aug. Vor einigen Tagen ist Kaufmann Blend von hier aus dem Wege nach Kappelrodeck von einer Fliege gestochen worden, worauf der Arm unter großen Schmerzen anschwoll. Nur augenblickliche ärztliche Hilfe trug dazu bei, daß ernste Gefahr ver­hütet wurde.

München, 16. Aug. Prinz Carl von Baiern ist heute früh in Tegernsee vom Pferde gestürzt und todt geblieben. (Die A. A. .Ztg. schreibt über den Prinzen:Prinz Karl Theodor Maximilian

August war am 7. Juli 1795 geboren und vermählte sich am 1. Oktober 1823 morganatisch mit Sophie Maria Petin, der Tochter eines baierischen Hauptmanns, die zum Rang einer Gräfin von Bayrstorff erhoben, schon 1838 zu München starb. Er vermählte sich darauf abermals morganatisch am 1. Juni 1859 mit Henriette Schüller, einer Schauspielerin, die als seine Gemahlin den Namen einer Frau von Frankenberg erhielt. Der nunmehr verstorbene Prinz, «in Sohn deS Königs Maximilian Joseph I. von Baiern, war baie- rischer Feldmarschall, Ritter des Maria-Therisia-Ordensj und Groß- prior des Malteser-OrdenS. Nach dem für die baierischen Truppen unglücklichen Ausgang des Feldzugs vou 1866 , in welchem er als Höchstkommandirender fungirte, legte er alle seine militärischen Titel und Würden nieder und lebte seitdem still und zurückgezogen in seinem reizend gelegenen Schloß zu Tegernsee. Sein ritterlicher Charakter und sein edler Wohlthätigkeitssinn sichern ihm im Herzen des baieri- fchen Volkes ein bleibendes Andenken.)

Worms, 15. August. Heute Vormittag wurden die ersten reifen Trauben rheinabwärts versandt, und zwar zwei Körbe 'voll durch Herrn Hanenwälder von Weisenheim am Sand.

Goßlar, 15. August, Mittags. Der Kaiser ist heute Vor- mittag hier eingetroffen. Derselbe wurde von dem heute morgen an- gekommenen Kronprinzen des deutschen Reichs, dem deutschen Botschaf- tcr in London, Grafen Münster und den Spitzen der Behörden em­pfangen. Der Einzug in die festlich geschmückte alte Kaiserstadt er- folgte unter Glockengeläute und Böllerschüssen. Die Kopf an Kopf gedrängte Bevölkerung begrüßte den Kaiser mit fortwährenden Zurufen. Derselbe besuchte die Kirche des Klosters Namörk, wo ihn die Geist­lichkeit empfing, und sodann das alte mit der kaiserl. Standarte ge- schmückte Kaiserhaus. Sodann fand die Parade des lOten Jäger­bataillons statt, nach welcher der Kaiser im Offizierskafino ein De­jeuner ciinstoire einnahm.

Ueber die gestern in Detmold stattgehabte Enthüllung des Hermanndenkmals wird aus Detmold telegraphisch Folgendes gemel­det:Detmold, 16. August. Die gestrige Reise des Kaisers von Goslar bis Detmold gestaltete sich zu einem wahren Triumphzug. Auf allen Stationen waren viele Tausende von Menschen versammelt, welche den Kaiser mit lauten Hochrufen, Böllerschüssen und Fahnen begrüßten. Der Kaiser inspizirte in Vienenburg die Kriegervereine der Umgegend und nahm eine Ansprache des Bürgervorstehers Rasten- dieck aus Harzburg entgegen. In Derneburg fand ein einstündiger Aufenthalt statt. Der Kaiser besuchte hier den Botschafter Grafen Münster, der sich, im Begriffe nach England zurückzukehren, verab­schiedete. In Pyrmont wurde der Kaiser mit großer Begeisterung empfangen. Damen überreichten demselben Bouquets mit Kornblu­men. Der Kaiser stieg hier aus, nahm die Begrüßung der Spitzen der Behörden, sowie der evangelischen und katholischen Geistlichkeit entgegen und inspizirte die Kriegervereine. Um 6 Uhr traf der Kai­ser in Schieber ein, wo der Fürst von Lippe und der Erbprinz von Lippe-Schaumburg denselben erwarteten. Nach 2stündiger Fahrt in Equi­pagen durch festlich geschmückte Dörfer wurde Detmold erreicht. Der Kaiser passirte hier unter unendlichem Jubel einer zahllosen Volksmenge einen großen Triumphbogen uud fuhr dann unter Donner der Kano­nen und Geläute der Glocken und unter immerwährendem Blumen­regen durch die Stadt nach dem Schloß, woselbst die Vorstellung der fremden Vertreter und des Festausschusses stattfand. An dem dann später gebrachten Fackelzuge nahmen die Schützen, die Turner, die Feuerwehr, die Bürgerschaft und die Behörden der Stadt Theil. Auf den Fackelzug folgte ein Ständchen, nach welchem der Bürgermeister

eine Ansprache hielt. Der Kaiser erschien mehrmals, freundlichst dankend. Den Schluß der Ovation bildete die Absingung der preu­ßischen Volkshymne. Heute ist das Wetter prachtvoll. Zahlreiche Fremde beleben die festlich geschmückte Stadt. Der Kaiser und die übrigen Herrschaften begaben sich Mittags 12 Uhr auf die Groten» bürg zur Euthüllungsfeier, welcher 15,000 (nach einer andern Mel­dung mindestens 40,000) Menschen beiwohnten. Nachdem General- supcrintendent Koppen die Fcstpredigt uud Geheimrath Preuß die Fest­rede gehalten, erfolgte die Uebergabe des Denkmals durch den Justiz­rath Luders aus Hannover unter Kanonendonner uud enthusiastischen Hochs. Hierauf fand eine Rundfahrt um das Denkmal statt. Im Wagen des Kaisers saßen außer demselben der Fürst von Lippe und der Bildhauer v. Bändel. Der Kaiser hat dem Fürsten von Lippe das Regiment Nro- 55 verliehen und eine Deputation der freilibera­len Vereinigung aus Münster empfangen."

Bonn, 16. Aug. In der heutigen Sitzung der Unionskon­ferenz wurde vom Vorsitzenden die Mitthcilung gemacht, daß mit den Orientalen eine Verständigung über die Lehre vom heiligen Geiste in den wesentlichsten Punkten erreicht sei. Heute Nachmittag findet die Schlußversammlung statt.

Große Heiterkeit erregt es in Deutschland, daß in demselben Augenblick, wo Bischof Martin aus Wesel durchging,um sich selbst zu erhalten", ein Brief des Papstes an ihn veröffentlicht wird, in welchem Bruder Martin mit Jesus dem Gekreuzigten verglichen und sein edler Muth, im Kerker (?) auszuharren, hoch belobt und zur Nachahmung empfohlen wird.

Soeben wird eine Adresse derkatholischen Voltsschullehrer deS Kreises Kempen" an den Kultusminister Dr. Falk bekannt, welche als einer der herbsten Schläge, die die ultramontane Sache im gegen­wärtigen Kampfe jemals erhalten, bezeichnet werden kann. Die Leh­rer sprechen dem Kultusminister denwarm und lebhaft empfundenen Dank für die Fürsorge und Energie" aus, mit welcher derselbe die verbessernde Hand an die Zustände deS Volksschulwesens unseres Va­terlandes gelegt habe. Siebekennen laut und offen", daß sie in Herrn Falk deneifrigen und mächtigen Förderer wahrer Jugend- und Volksbildung verehren", und sie versichern, alle ihre Kräfte einsetzen zu wollen, um, wie sie sagen,die von Ew. Exzellenz auf dem Gebiete der Volksschule angestrebten Ziele, denen wir aus vollster Ueberzeugung unumwunden zustimmen, zu erreichen."Unser unablässiges Stre­ben", so schließen sie,wird cs sein, in die Herzen der uns anver­trauten Jugend neben wahrer Religiosität die Keime echter Vaterlands­liebe und aufrichtiger Treue zu unserem allergnädigsten Kaiser und König zu pflanzen." Wir sind nengirrig, wie die Germania die vollständige Bedeutungslosigkeit dieser Kundgebung beweisen wird. Die beliebte Mischung von einem Drittel Freimaurern, einem Drittel Protestanten und einem Drittel Juden ist hier nicht verwendbar, eS sind echte katholische Volksschullehrcr; daran läßt sich absolut nichts deuteln. Auch der sonst so geläufige Einwand, daß alle wahren Ka­tholiken sich von der staatssreundlichen Kundgebung ferngehalten, ver­fängt hier nicht; denn von 63 Lehrern, die auf der betreffenden Kon­ferenz überhaupt anwesend waren, haben 59 die Adresse unterzeichnet.

Posen, 15. Aug. Sämmtliche wegen Zeugnißverweigerung betreffs des Geheimdelegaten verhafteten Geistlichen wurden gestern aus der Hast entlassen. Dem Vernehme« nach soll in der Person deS kürzlich verhafteten Domherrn Kurowsky der Geheimdelegat bestimmt ermittelt sein.

Weis Weiler, 12. Aug. Heute Mittag entlud sich zu zwei verschiedenen Malen über unseren Ort und die umliegenden Plätze ein schreckenerregender Wolkenbruch. Die Hagelkörner waren zum Theil bedeutend größer, als Hühnereier. Tausende von Fensterscheiben und Dachziegeln fielen diesen zum Opfer und in Feldern und Gärten wurde alles zerschlagen. Der Schaden ist beträchtlich.

Berlin, 15. August, lieber die Vorbereitungen für die nächste Reichstagssession schreibt man derKöln. Ztg." von hier:Die Arbeiten im ReichSkanzleramt sind jetzt ausschließlich der Aufstellung des ReichshauShalts-Etats zugewendet. Den Bundesraths-Ausschüssen, welche in etwa vier Wochen zusammentreten, werden die einzelnen Gruppen wahrscheinlich gleich sämmtlich zugehen; auch die Verhand­lungen wegen des Militär-Etats nehmen einen schnellen Fortgang. Von einer Novelle zur Gewerbeordnung, wie sic früher durch Einführung gewerblicher Schiedsgerichte und Bestrafung des Kontrakt, bruches vorgelegt worden, hat man Abstand genommen. Diese beiden Angelegenheiten werden in anderer Weise zum Austrag kommen, wenn dieß auch noch nicht in nächster Zeit geschehen wird. Die Vorberei­tungen zu Gesetzen, welche die Lage der Arbeiter betreffen, sind so um­fassend» und die bezeichnten Erhebungen nach so vielen Richtungen ausgedehnt worden, daß es noch geraumer Zeit bedürfen wird, um das reiche angesammelte Material nur übersehen zu können. Man