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mit dem Vorwurf, daßc. sie Katholiken sind und nicht Protestanten." Am Schluß bemerkt er sodann: „Wer Katholik sein und bleiben will, muß sich der kirchlichen Lehrautorität unterwerfen. Mochten daher wir katholische Bischöfe auf dem Konzil theils eigene Ansichten aus- sprechen, theils Schwierigkeiten gegen die zu Lcsimrende Lehre behufs ihrer gründlichen Untersuchung aufwerfen: all dieses konnte, so lange wir katholische Bischöfe bleiben wollten, nur in der Absicht geschehen, unser Privaturthcil über die Lehre Jesu Christi in demselben Augenblicke aufzugebcn, in welchem durch die Leitung des heiligen Geistes die gesammte lehrende Kirche zu einer anderen Entscheidung gekommen sein würde. Die Unterwerfung unter die Entscheidung des vatikanischen Konzils war daher lediglich ein Gebot des katholischen Glaubens ; eine absolute Nothwendigkeit für Jeden, der noch ein Glied der katholischen Kirche sein wollte."
— Koblenz, 5. August. Die Stadt Kirn an der Nahe ist in verflossener Nacht durch einen Wolkenbruch heimgesucht worden. Die über den Hahnenbach führende Brücke ist zerstört, viele Häuser sind eingestürzt, dreizehn Personen verunglückt.
— Die Klagen über Gcschäftsstiüe sind jetzt überall gleichlautend. Aus Berlin schreibt man, daß dortige Kauflcutc mit großen Läden in der Leipziger- und in der Friedrichsstraße, unter den Linden und an den großen Plätzen der Stadt, ihre Tageseinnahme auf durchschnittlich vier, fünf Thalcr bringen, während zehn Thaler Reineinnahme erforderlich seien, um die Unkosten zu decken. Im günstigsten Falle brächten die Manusakturisten und Händler mit Schmucksachen so viel in dem laufenden Quartal zusammen, um den Hauswirch befriedigen und die Gehälter an ihr Personal bezahlen zu können. Leute, die zwanzig Jahre etablirt sind, erinnern sich keiner Zeit, die geschäftlich so still gewesen wäre wie dieser Sommer und die Stille wird nicht eher ihr Ende erreicht haben, als bis wieder Bedarf und volles Vertrauen da ist. Am schlimmsten sind die kleinen Rentiers und die etwas wohlhabend gewesenen Beamten daran, deren Zinseneinnahme in tausend Fällen sich auf Null reducirt hat.
In Szombahely (Ungarn) starb am 27. v. M. ein Herr Koloman Kvhn im Alter von l l- Jahren. Er war bis in die letzte Zeit seines Lebens rüstig und wußte sich ganz gut auf alle Details der Franzosenkriege zu erinnern.
In einem ungarischen Dorfe bei Baros ist, wie Wiener Blätter berichten, dieser Tage eine ganze zahlreiche Familie das Opfer einer Vergiftung durch Pilze geworden. Von der Arbeit heim- kchrend hatten die Angehörigen derselben, acht anl dett Zahl, die Pilze gesammelt und zur Mahlzeit zubereitet. Nur eine alle Frau enthielt sich des Genusses dieser Speise, und sie allein blieb am Leben, während die sieben übrigen nach langem und schmerzlichem Todeekampse starben.
Schweiz. Bern. Letzten Samstag vor 8 Tagen stürzte ein pens. preußischer General, Hr. v. Natzmer, aus Potsdam, mit sammt dem Pferde, das ihn trug, von der Schynigcn Platte in di? Tiefe und blieb todt auf dem Platze. Die Leiche geht per Eisenbahn in sein Vaterland zurück. — An demselben Tag ist bei der Besteigung des WelterhornS ein Führer verunglückt, indem er von einem herabrollcnden Stein derart getroffen wurde, daß sofortiger Tod ciutrat.
Genf. Vor sechs Wochen wurde eine Dame von Carrouge von ihrer Katze gebissen. Letzten Samstag zeigten sich bei ihr die ersten Symptome der Wasserscheu und sie mußte ins Spital gebracht werden, wo die Unglückliche Montag Morgens verschied. (Schw.Bl.)
Im englischen Parlament, das dem Schluffe seiner Session zueilt, hat das Zurückziehen der Schifffahrtsvorlage durch den Premier im Unterhause Plimioll, der seit Jahren Zeit, Geld und Gesundheit daran gesetzt hat, um zum Schutze vieler Menschenleben eine Verbesserung im bestehenden Schisffahrlsgesetze zu bewirken, in seiner Enttäuschung veranlaßt, sich so leidenschaftliche Ausdrücke und Geberden gegen Len Minister und einige Mitglieder des Hauses zu erlauben, daß der Sprecher nach vergeblichen Beruhigungsversuchen, ihn aus dem Sitzungssaal verweisen mußte. Durch diesen ungewohnten Austritt ist die öffentliche Aufmerksamkeit ganz besonders wieder auf das Schifffahrtsgesetz gelenkt worden, so daß Kundgebungen der Theil- nahme für Plimsoll'S Streben und des Abscheus vor dem schändlichen Mißbrauche mancher Rheder, aus Gewinnsucht unseetüchtige Schiffe auslaufen zu lassen und dadurch das Leben vieler Matrosen in Gefahr zu bringen, seitdem im ganzen Lande stattfanüen. In Folge dessen brachte die Regierung ein Nolhaeietz ein, durch welches die Vollmacht der Zollbehörden, unseelüchtige Schiffe abzuhalten, erweitert wird.
In Amerika haben Ueberschwemmungen große Verheerungen angerichtet; dnch stehen die Aussichten für die Gedrcidc- wie für die Äanmwollenernte gut.
Dem Vernehmen nach liegt es in der Absicht der Regierung von Venezuela, die Einwanderung von Europäern und namentlich von Deutschen nach Venezuela zu befördern; es stehen daher hierauf ge sichtete Agitationen in Aussicht.
Venezuelas, welches dem Gedeihen europäischer Kolonisations-Unternehmungen von vorn herein jede Aussicht auf Erfolg abschneidet, wie dicß der unglückliche AuSgang eines erst in neuerer Zeit von der italienischen Kolonisations- und Handelsgesellschaft unternommenen Ein» wanderungevcrsuches zur Genüge erwiesen hat, sind auch die politischen und sozialen Verhältnisse Venezuelas von der Art, daß eine Einwanderung deutscher Staatsangehöriger dorthin für dieselben mindestens mit eben so vielen Nachtheilen und Gefahren verbunden sein würde als die Auswanderung nach Brasilien, deren Vermittlung bereits seit Jahren untersagt ist. Es kann deßhalb nicht genug vor jeder Auswanderung nach Venezuela gewarnt werden.
— Wien. Seegefecht mit Piraten. Ueber ein Gefecht, welches ein Theil der Mannschaft der auf einer wissenschaftlichen Expedition befindlichen Ocsterreichischen Corvette „Friedrich" an der Ostküste Borneo's mit Piraten zu bestehen hatte, entnehmen wir einer Corre- spondenz der „N. Fr. Pr." nachstehende Details: Da es nölhig geworden war, für den Betrieb der Maschine des Schiffes Holz zu fällen, wurden am 7. Mai 30 Matrosen unter Befehl eines Seeca- detten zu diesem Zwecke an das üppig bewaldete Land gesendet. Zum Schutze gegen wilde Thiere erhielten sie zehn Stücke Werndl-Carabiner. Die Corvette befand sich ungefähr 4 Seemeilen seewärts des Arbeitsplatzes und beschäftigte die eigene Dampfbarcasse und ein anderes großes Boot mit Aufuahmsarbeiten. Das Wetter war trübe, es regnete zuweilen und ein undurchdringlicher Dunst lagerte unterhalb der weißen Nebelwolken, welche die Urwaldsfläche beschatteten. Von Bord aus konnte man der großen Entfernung halber weder sehen noch hören, was auf dem Lande vorging; es ahnte aber auch Niemand, daß sich dort irgend ein Unfall ereignen könnte, da man die Gegend unbewohnt wußte. Die Matrosen arbeiteten aus Leibeskräften. Unter der Wucht kräftiger Axlhiebe fielen die Baumstämme und wurden kunstgerecht zerkleinert und geschichtet. Proben von Kraft und Geschicklichkeit regten einen Wetteifer an, welcher das Werk rasch förderte und die Arbeit, weil sie vom strammen Borddienste gar so sehr verschieden ist, zuw wahren Vergnügen gestaltete. Neugierige Affen und Krokodile wagten sich in die Nähe und wurden, kaum entdeckt, unter vielen Scherzen durch Gewehrschüsse und Steine verscheucht. Das waren aber nicht die Feinde, die zu sülchten waren. An solche dachte man eben gar nicht. Da erscheinen gegen IvUhr Nachmittags plötzlich, bei einer Landspitze jherum biegend, fünf ziemlich große Fahrzeuge, anscheinend Fischerboote, sehr stark bemannt, mit ungefähr 80 nackten und braunen Eingeborenen und schwenken mit Blitzesschnelle in Frontlinie. Im zweiten Fahrzeug steht die hoht Gestalt eines alten Mannes, dessen weißes Haar und weißer Bart ihn besonders kennzeichnen und malerisch erscheinen lassen. Auf ein Zeichen von ihm — er muß der Häuptling sein — richtet jedes Fahrzeug am vorderen Theile eme starke hölzerne Brustwehr mit Schießscharten auf. Der Häuptling feuert einen Schuß auf die Wache im Boote ad. Das ist das Signal zum allgemeinen Gefechte. Dir Matrosen bewaffnen sich im Augenblicke, stürzen sich ins Wasser, den Piraten entgegen. Alles dient zur Waffe, Holzäxte, Knittel, Steine. Die Werndl-Carabiner beginnen sofort ihre Arbeit. Die Matrosen feuern prächtig. Dir greise Häuptling ist todt, und viele andere der Piraten ereilt ein gleiches Schicksal. Dennoch geht der Kampf vorwärts. Leider haben auch wir empfindliche Verluste. Zwei Man» sind todt und zwei Andere schwer verwundet. Die Piraten werfen mit großer Geschicklichkeit Wurfspieße und schießen aus einer großen Menge son Trombone. Der Hauptangriff ist gegen das Boot gerichtet; es liegt in klastertiefem Wasser verankert. Die Matrosenwache kann sich der Angreifer nicht erwehren, und springt nach einigen Schüssen ins Wasser. Nur wenige der Leute können vom Lande aus Hilfe bringen; sie thun es zwar, aber vergeblich. Die Stärksten unter ihnen versuchen, das Boot ans Land zu ziehen, aber der Anker hält und sie werden niedergcschossen. Endlich bemächtigen sich die Piraten des Bootes und führen es weg. Es erscheinen zwei weitere Fahrzeuge mit Piraten und vereinigen sich mit den anderen. Die' Matrosen haben sich unterdessen vom Wasser an die Küste zum Walde begeben. Die Piraten schiffen sich aus und im Augenblicke schnitten sie den zwei Todten die Köpfe ab. Man hatte es also mit den sogenannten Kopfjägern zu thun. Hierauf schifften sie sich wieder ein und zogen ab, um von einer anderen Seite ans Schleichwegen einen Landangriff vorzubereiten. Zu diesem ist es aber nicht mehr gekommen, da die Mannschaft ungefähr zwei Stunden nach dem Kampfe abgeholt wurde. Von Bord ans hatte man von diesem Gefechte gar nichts gehört und nichts gesehen, und war daher von dem Vorfälle sehr überrascht. Man richtcre sofort eine Kriegsexpcdilion imt allen großen Booten und mit zwei dreipfündigen Bozenzugkanvnen ans und recognoScirle die Küste ans einer Ausdehnung von ungefähr 25 Meilen, Abgesehen von dem tropischen Klima j ohne eine Spur der Piraten entdecken zu können.
Nedchrrt, Druckt i-.-rb v.-rlegt von A. Oelschtäger.