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verantwort!. Schriftleitung: Zrtrckrtch Han» Scheel« Druck uncl Verlag äer A. Oelschlüger'schen

vuchckruckerei.

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Montag, den 22. Marz 1926.

100. Jahrgang.

Die Parteien und der Genfer Mißerfolg.

Heute außenpolitische Aussprache im Reichstag.

Trotze Mehrheit für die Reichsregierung.

Berlin, 22. März. Der Reichstag hat am Samstag sein Ar­beitspensum nicht zu Ende bringen können. Nachdem er zwei Mal wegen Beschlußunfähigkeit seine Sitzungen unterbrechen hat müssen, hat der Präsident eine weitere Forcierung aufgegeben und die Erledigung des Restes des Wirtschastsetats auf später «erlagt. Da das ganze Präsidium des Reichstags am Abend mit dem Reichspräsidenten nach dem Rheinland fuhr, war die Ta- gungsmögichkeit des Reichstages zeitlich beschränkt.

Heute soll erst einmal die außenpolitische Aussprache vorge­nommen werden. Die Regierung hat ihre Vorbereitungen be­endet. Sie hat sich am Samstag mit den Führern der Oppositions­parteien ausgesprochen, dabei ist es ihr allerdings nicht gelun­gen. den Widerspruch der Deutschnationalen zu überwinden. Im­merhin scheinen die Deutschnationalen bereit zu sein, ihre Kritik in sehr vorsichtiger Form zuhalten. Die Reichstagsfraktion der Deutschnationalen hat am Samstag abend während des Ple­nums getagt und sich damit begnügt, einen Antrag einzubrin­gen, worin sie die Zurückziehung unseres Eintrittsgesuches in den Völkerbund fordert. Von einem Mißtrauensvotum gegen die Regierung ist vorderhand wenigstens nicht die Rede und wird auch kaum die Red« sein, nicht etwa weil sich sachlich die Stellung der Deutschnationalen zu den Ergebnissen von Genf gealtert hätte, ausschlaggebend sind für sie innerpolitische Ge­sichtspunkte. Sie werden sich wahrscheinlich damit begnügen, eine sachliche Kritik zu üben, die allerdings auch darauf hinausläuft, daß neue Männer die Leitung unserer Außenpolitik übernehmen müßten, nachdem die Locarnopolitik in Genf versagt habe. Cie sind aber, das deutet auch dieKreuzzeitung" an, bereit, falls dieser ihrer Forderung Genüge geschieht, aktiv mitzuarbeiten.

Die Regierungsparteien find dabei, sich auf ein Billigungs­votum zu einigen Das ist an sich weniger als ein Vertrauens­votum, im Einzelfall aber unter Umständen mehr, als es die

Regierung zur gewünschten Rückendeckung gerade in diesem Fall benötigt. Auch die Deutsche Dolkspartei wird mitmachen, ob­wohl in ihrer Fraktion sehr stärke Widerstände gegen die Politik von Genf laut geworden sind. Da auch die Sozialdemokraten das Billigungsvotum annehmen, steht von vornherein fest, daß die Regierung eine große Mehrheit hinter sich haben wird, die vielleicht mehr formell als sachlich fundiert ist.

Der Reichskanzler Dr. Luther wird die heutige Debatte mit einer großen Rede einleiten, in der er eine Darlegung der Vor­gänge in Genf geben wird. Als erster Redner der Parteien wird dann Abg. Müller-Franken von der Sozialdemokratie sprechen. Es folgen dann Abg. Graf Westarp (Dntl.) ,Kaas (Ztr.), Frhr. von Rheinbaben (DVp.) und Graf von Dernstorsf (Dem.). Vor­aussichtlich wird auch der Reichsaußenminister Dr. Stresemann schon am ersten Derhandlungstag in die Erörterungen eingrei- fen. Auch die Billigungsformel der Regierungsparteien wird sogleich mit zur Beratung gestellt werden.

BorderUnterhausdebatte über Genf.

Mac Donalds Fragen an EhambeNain.

TU London, 22. März. Mac Donald hielt in Blackburn eine bedeutsame Rede über das Ergebnis der Genfer Verhandlungen. Er bezeichnet« sie als einen der tragischsten Mißerfolge der eng­lischen Diplomatie. Alle Früchte der Locarnopolitik seien ver­nichtet. Man müsse von Chamberlain am Dienstag die Beant­wortung von drei Fragen verlangen: 1. Was er versprochen habe. 2. Wozu er verpflichtet gewesen sei und 3. was er in Eens versucht habe. Die Schwierigkeiten bestünden darin, daß zurzeit 5 oder 6 Leut« den Völkerbund überhaupt vergessen hätten und ihrerseits außerhalb des Völkerbundes ein Triumvirat zu schaf­fen versuchten. Es scheine, als ob man in England kein« freund­schaftlichen Beziehungen mit einem anderen Lande pflegen könne, ohne daß das andere Land England in die Tasche stecke. Mac Donald empfahl am Schluß aufs neue dos Genfer Protokoll als eine mögliche Lösung.

Der Reichspräsident im Rheinland.

Vaterländische Kundgebung in Köln.

TU. Köln, 22. März- Die offizielle Befreiungsfeier der Rheinlande ist am Sonntag vormittag durch einen Festakt in der großen Messehalle eingelettet worden, in deren Mittelpunkt «ine Red« des Reichspräsidenten stand. Der Reichspräsident führte aus:

Hochansehnliche Festversammlung I Lassen Sie mich zu­nächst Ihnen, Herr Oberbürgermeister, herzlichjst danken für die freundlichen Worte des Willkommens, die Sie naniens der Stadt Köln an mich gerichtet haben. Ebenso danke ich von Hcv- gen für die warme Begrüßung, die mir auf dem Wege hierher von allen Teilen der Bevölkerung in so reichem Maße zuteil ge­worden ist. Ich empfinde in den freudigen Zurufen der Köl­ner Bevölkerung und des Volkes am Rhein nicht so sehr die Ehrung meiner Person als vielmehr das jubelnde und laute Bekenntnis zum Reich und die Aeußerung der Genugtuung darüber, daß di .äckkehr in die Freiheit heute gemeinsam mit den Vertretern des Reiches und des preußischen Staates, Bayerns, Badens und Oldenburgs in vaterländischer Feier be­gangen werden kann. So grüße ich denn in dankender Erwi­derung für dies Willkommen das Rheinland und insbesondere dasgroße heilige Köln", die altehrwürdige und machtvolle Stadt, die so viel geschichtliche Erumerung, so viel Kunst und so viel tatkräftigen Bürgersinn in sich vereint, mit dem Wunsche, daß ihr

nach den Jahren der Not und des Niedergangs eine

Zukunft beschick»«» sei, die den ruhmreichen Jahren ihrer Vergangenheit ebenbürtig ist.

Für jedes Deutschen Herz war es ein bitteres Gefühl, das «»deutsche Land am Rhein, diese Wieg« deutscher Geschichte und deutschen VolkStumS, durch künstliche Schranken körperlich und geistig von uns getrennt in Händen fremder Besatzung zu wis­sen. Uns allen ist der Rhein ein Sinnbild großer deutscher Vergangenheit, ereignisreicher deutscher Geschichte. In dem Lande, das er durchfließt, sehen wir in Erinnerung aller Art das Spiegelbild des Werdeganges unseres Volkes: Hier wurden die deutschen Könige und Kaiser gekürt und gekrönt; hier leb­ten u. wirkten die ersten großen deutschen Meister der Dichtung, der Maleret und der Baukunst; hier zuerst entfaltete sich freier Bürgersinn zu Selbstverwaltung und Selbstbehauptung im Wirr­warr der Zeit. Dieser naturbegünftigte und kulturgesättigte Boden hat auch der Kämpfe gar viel« gesehen; kein Stromge­biet ist mehr umstritten worden als das des Rhejnes, und. mehr

als einmal hat dieser Kampf um den Rhein den Werdegang un­serer Nation beeinflußt.

Im Rahmen der Geschichte erscheint der Rhein uns alö unser Schicksalsstrom;

oft ist er ein leuchtendes Sinnbild deutscher Kraft und Größe, oft aber auch ein dunkles Bild deutschen Leides, dann nämlich, wenn unser alter Erbfehler, die Uneinigkeit, die deutsche Stärke lähmte. So fühlt sich jeder Deutsche, welchen Stammes er auch sein »nag, in Herz und Gemüt mit dem Rheine eng verbunden, und was Ihnen in den letzten Jahren hier geschah, haben wir alle als nationales Unglück mit Ihnen getragen und in tiefster Seele mit Ihnen empfunden. Wenn wir, die berufenen Ver­treter des Reiches, des preußischen Staates und anderer deut­scher Länder mit Ihnen, den Bürgern der Stadt Köln und ihren Gästen aus dem Lande heute hier gemeinsam unsere Freude darüber bekunden wollen, daß nun einem Teile d«S Rheinlandes die Freiheit wiedergewonncn wurde, so fordert doch zugleich in uns mahnnd

die Erinnerung an das deutsch« Leid jüngster Ver­gangenheit

ihr Recht.

Schmerzlich bewegt gedenken wir unserer Brüder im übrigen Teile dieses sonst eine stolze Einheit bildenden Landes, die noch weiterhin die Last fremder Besatzung tragen müssen; wir grüßen st treuen und dankbaren Herzens in der Hoffnung, auch mit ihnen bald in Freiheit wieder vereint zu sein. Warmen Herzens und in unauslöschlicher Dankbarkeit gedenken wir in dieser Stunde aller, die in der schweren Not der vergangenen Jahre Leben, Freiheit und Heimat Hingaben oder aufs Spiel setzten, um nicht dem Vaterland und seiner Ehre untreu zu werden. Auch das soll unvergessen bleiben, daß das Rheinland in Stunden eigener bitterster Not die Reichsregierung iimner wiÄwr gebeten hat, die politischen Entscheidungen ohne Rücksicht aus das besetzte Gebiet nur nach Maßgabe der Gesamtinteressen des Reiches und im Hinblick auf Deutschlands Zukunft zu treffen.

Alle diese Opfer sind nicht vergeblich gebracht worden; sie habe« der Welt gezeigt, daß das Bott am Rhein fest «nd unbeugsam feine Volksgemeinschaft behauptet; sie haben die Vaterlandsliebe deS ganzen Rheinlandes im Feuer der Not gestählt und gehärtet, und sie habe« durch ihre vorbildlich« Geschlossenheit in Kampf und Gefochr die Einigkeit, die «ns allen so not Int, gefördert «nd gestärkt.

In dey> schweren Erleben der letzten Jahre hat uns der was-

Tages-Spiegel.

Reichspräsident von Hindenburg ist gestern vormittag in Köln «inLetroffen und von der Bevölkerung mit begeisterte« Andel empfange« morden.

Am Sonntag vormittag fand in der Kölner Messehalle eine ge­waltige vaterländisch« Kundgebung patt, bei de, Oberbürger­meister Dr. Adenauer, Minister Seoerlng und Reichspräsident von Hindenbnrg sprach««.

Die NrSicruugirParteien haben sich für die bevorstehend» Reichs- tagsanssprach« über Gens nnf «inen BilligungSantrag geeinigt.

Der Reichstag verabschiedete am Samstag den Etat de» Reichs­wirtschaftsministeriums; dir Abstimmung mußte «egen Be- schlnßunsähigkrit de» Hanse» vertagt werden.

»

Die vorbereitende Abrüstnngkoaser«nz ist zum 10. Mai nach Sens einberufen worden. Mit Ausnahme Rußlands sind alle Mächte, einschließlich Deutschland «nd Amerika, eingeladen worden.

In Peking sawde« blutige Stndentendemonftratio««, statt. D«s chinesische Kabinett hat an» diesem Anlaß seinen Rücktritt er­klärt._

senlose Kampf, den deutsche Männer und Frauen an der Ruhr wie am Rhein um ihr Deutschtum, um ihr Recht und ihre Frei­heit kämpften, die tiefe Ueberzeugung gegeben, daß Deutschlands Sendung noch nicht erfüllt ist und-sein Weg nicht im Niedergang endet. Wie Sie, di« dielen Kampf so tapfer bestanden, wollen wir uns alle zu diesem Glauben an deutsche Zukunft bekennen, die das Land am Rhein wieder in Freiheit mit dem übrigen Deutschland kraftvoll vereint. Und weiter lassen Sie uns hoffen, daß das deutsche Volk auch über den innere« Zwist und Fehde des Tages hinweg durch einen neuen Geist brüderlichen Verstehens rmporgctragen werde zur Einigkeit «. zu starkem gemeinsamen Empfinden seines Volkstums- Hierzu beizntragrn wollen wir geloben, in­dem wir rufen: '

Deutschland, unser teures Vaterland, es lebe! Hurra! Hurra!

Festmahl im Gürzenich.

Abends fand im festlich geschmückten Gürzenichsaale zu Ehren Hindenburgs ein Festmahl, gegeben von der Stadt Köln, statt, an dem die in Köln »seilenden Minister und Ehrengäste teil- mchmen. Reichspräsident von Hindenburg saß an der Ehren­tafel zwischen Oberbürgermeister Dr. Adenauer und Kardinal Schulte. Oberbürgermeister Dr. Adenauer brachte den Trink­spruch auf das deutsche Vaterland aus. Unter großem Jubel der Versammlung teilte er mit, daß der Reichspräsident aus seinem Dispositionsfoivd die Summe von 100 000 für die Wiederher- ftelÜingsarbelten am Kölner Dom zur Verfügung gestellt hat. Nach dem Oberbürgermeister Dr. Adenauer, dem Relchsminister Dr. Marx und dem preußischen Ministerpräsidenten Braun sprach noch der Bayerische Ministerpräsident Dr. Held. Er Lberbrachte die Grüße seines Landes und betonte besonders, daß man heute mit Freude feststellen könne, daß es nicht gelungen sei, Deutsch­land als Nation zu zerstören.

Der Jahrestag

der oberschlefischen Abstimmung.

TU Sleiwrtz» 22. März. Aus Anlaß der fünfjährigen Wie­derkehr des Abstimmungstages fanden am Sonntag in allen oberschlefischen Orken Kundgebungen statt. In Eleiwitz wurde der Abstimmungstag berits am Samstag mit einem Fackelzug eingelettet. Am Sonntag vormittag zog ein Festzug unter gro­ßer Beteiligung von Vereinen und Körperschaften und Teil­nahme einer Studentenkorporation in Wichs durch die Stadt. Vom Balkon des Rathauses hielt Rechtsanwalt Laffank« eine Ansprache. Der Redner brachte am Schluß seiner Ausführungen nachstehende Resolution zur Verlesung.

Am fünften Jahrestage "er oberschlefischen Abstimmung er­hebt in einer Massenversammlung unter freiem Himmel di« Be­völkerung der mehr als 80 000 Einwohner zählenden Stadt Glet» witz und dir Vertretung der Studentenschaft der deutschen Hoch­schule Einspruch gegen die vom Völkerbund und der Entente über Oberschlesie» gefällte Entscheidung. Daß das Ergebnis der Abstimmung, de« geographischen Verhältnissen entsprechen», bei der Entscheidung nicht bea«Ärt war, lag schon am Tage de. Ent- scheidang offen. Die Entwicklung d«, letzte« Jahr, hat gezeigt, o«ß «och wenig«, als jene dir wirtschaftlich« Lage »er Ortschaf­ten berücksichtigt wurde. Die Entscheidung hat »er oberschlesifchen Wirtschaft das Blut entzogen. Wir fordern dir Abänderung der Entscheidung und Wiedergutmachung. Wir geloben, nicht zu ru­hen und za raste», bis »as Z»el »er Bereinignag der beide« Oberschlesiea «ater dem deutschen Reichsbanner erreicht ist."

Zum Zeichen, daß die Menge dieser Entscheidung zustiinmte, erhob sie mit dam Redner die Schwurhand zum Himmel »nd ge­lobte, daß sie unsere ostoberschlefischen Brüder niemals »erlassen werde. Das Deutschlandlied beendete die erhebende Kundgebung.