— Aachen, 12. Juli. Gestern Abend hat sich im CircuS Corty
«in .HAjAMtyLsthe- Hu- einem Gasrohr schlägt
dit Flamme etwas verdächtig länq herdör,' tvas einige überängstliche^ Zuschauer veranlaßt,' „Fertkr!* zu rufe>rr - Dieß Wort elektrisirt die, Mengs. sofort, man stürzt den Susgängey zu.ünd es entsteht ein heil« loses Gedränge. Um M falsche Nachricht, daß Feuer äüSgebrochen, zu widerlegen/ dreht Jemand das Anne Gqs aus, aber die plötzliche Finsternis anstatt das Publikum über oit Gefahr zu beruhigen» richtet noch mehr Verwirrung an. Es sind leider bei dieser Gelegenheit Arm. und Beinbrüche vorgeküntmen! ein Kind soll sogar erdrückt sein. Heute Marge» wurde e«. großer Haufen aufgefundener Sachen, besonders von Damengarderobe. Hüte, Chignons, Tücher,, allerlei Röcke, zum Theil zerfetzt» Schmucksachen und sogar auch cul8 <ie Vsris an die Eigrnthümer zurückvertheilt.
— Berlin, 14. Juli. Das hiesige .Tagblatt* eröffnete heute eine Subskription für die Stiftung deS von den Stadtverordneten verweigerten Ehrenpreises an das fünfte deutsche Bundesschießen in Stuttgart. Es sind bereits 400 Mark eingezahlt worden.
— IN Berliner Blättern war in letzter Zeit viel von einem seit mehreren, Wochen schürfenden Ulanen in Potsdam zu lesen. Derselbe ließ sich auch durch die unsanfteste Berührung nicht wecken, blieb auch gegenL schmerzhafte Ekuwirkungett auf verschiedene Körpertheile un- empfindlich. Nahrung wurde ihm in Gestalt von Milch, Fleischbrühe u.-s. w. bcigebracht. Die Aerzte waren eifrig mit der Beobachtung des seltenen Kranken beschäftigt. Nunmehr wird gemeldet , derselbe habe sich als Simulant herauSgestellt. Die einen Monat lang mit großer Energie durchgeführte Simulation soll jedoch' einen ernsten körperlichen wie geistigen Krankheitszustand hervorgerufen haben.
Die afrikanische Wanderheuschrecke hat sich auf dem Rittergute Kerzendsrf bei Berlin eingestellt und auf den Feldern vielen Schaden getham Die Bauern und die Gutsknechte haben förmliche Treib- jagden auf dieses Ungeziefer gemacht und große Schaarensumgebracht. Dabei haben sie auch Gruben gemacht, die Insekten hineingejagt und frisch gelöschten Kalk darüber geschüttet.
— Salzburg, 16. Juli. Redakteur Sigl ist behufs seiner Auslieferung unter Gendarmeriebegleitung nach München abgeführt.
^ Aschl» 1b. Juli. Als die sechsspännige Hofequipage deS deutschen Kaisers gestern vor dem Posthause im Strobl vorfuhr, erwartete der Kaiser von Oesterreich bereits den kaiserlichen Gast. Ter deutsche Kaiser ging auf den Kaiser Franz Joseph zu und umarmte und küßte denselben zweimal aufs herzlichste, was der Kaiser Franz Joseph ebenso warm erwiederte. Die beiden Monarchen ksnversirten darauf mehrere Minuten und setzten sodann gemeinsam ik dem Wagen des Kaisers von Oesterreich die Fahrt nach Ischl fort. Hier verweilte Letzterer noch etwa 10 Minuten beim Kaiser Wilhelm im Hotel Elisabeth. — Heute Vormittag 9'/? Uhr stattete der Kaiser von Oesterreich dem Kaiser Wilhelm im Hotel Elisabeth einen über eine halbe Stunde währenden Besuch ab. — Kaiser Wilhelm, welcher im Laufe des Vormittags noch die Besuche des Großherzogs von Toskana und des Generaladjutanten Monde! emp- fing, fuhr nach dein Diner um 4 Uhr in einem sechsspännigen Hoswagen nach Salzburg ab. Unmittelbar vorher erschien der Kaiser von Oesterreich in preußischer Husarenuniform im Hotel Elisabeth, um herzlichen Abschied zu nehmen.
—- Der ,N. Fr. Pr.* schreibt man aus Bregen; über einen „Seesturm auf der Eisenbahn*, welchen die Reisenden, dir sich am 10. Juli des von Lindau um 2 Uhr 7 Minuten Nachmittags nach Bregenz abgegangenen Personenzugs bedienten, mitaemacht haben: Der Bodensee war an jenem Tage in seltener Weise aufgeregt. Schon auf der kurzen Seebrücke hintersdem Lindauer Bahnhose schlugen einzelne Wellen an die Waggons, sie warm indeß nur die Vorboten des Treibens deS entfesselten Elementes; als der Zug gegen Lochau hinausbog, wo die Bahn hart am See-Ufer dahinläuft, da ging's erst recht an, und wir befanden uns mit Einemmale, ob- wohl auf den Schienen, doch im vollsten Seesturme. Da das Ge- leise vollständig unter Wasser gesetzt war, konnte der Zug nur ganz langsam weiterkommen. Die Wellen schlugen von Sekunde zu Sekunde heftiger und höher an den Zug an. Die Aussicht gegen die Seeseite war vollständig unmöglich, da die Wellen mit voller Wucht und Stärke gegen die Fenster und sogar über die Waggons zusammenschlugen. Jeden Augenblick konnte man erwarten, daß 'die Fenster durch die andruckenden Wassermassen platzen würden und der Feverkasten der Maschine unter Wasser gesetzt werde. Die Besorgniß, daß die riesigen Sturzwellen die Waggons aus den Schienen werfen könnten, war eine nicht ungerechtfertigte. Der Kondukteur, der auf der Plattform die Bremse handhabte, hatte alle Kraft anwenden müssen, um nicht von den Wellen, welche ihn kontinuirlich über- schütteten, weggespült z u werden. A uf einmal ertönte die Nolhpfeife,
Redigirt, gedruckt und verle
der Zug mußte ballen, da die Schienen mit den Pfosten und Brettern^ einer von den Wellen demolirtcn Badeanstalt übersäet waren. Wiv hielten nun Mjgn-Minuten, die-Bahn frei gemacht war, waren aber " ganz dem entfesselten Elemente preisgegeben. Durch die Vcntilationsvorrichtungen, durch die Lampenluckcu drang das Wasser ein, und im Momente sah unser Coupe einem Badekarren ähnlich/ uud als wir in Lautrach den Wagen verließen, zeugte unsere Beschü» hung von einem genommenen Fnßbade.
Schweiz. Bern, 14. Juli. Wie aus mehreren andern Kantonen, so wird auch vom Ufer des Thuner Sees und aus dem Kanton Schwyz von dem massenhaften Auftreten der Wanderheu» schrecke berichtet.
,. S ch wy z. In Folge einer bedeutenden Erdrutschung bei Sisikon ist die Axenstraße theilwcise verschüttet und auf einige Tage unfahr« bar gemacht.
Gkgland. London, 16. Juli. In Folge von wolkenbruch- artigen Regengüssen ist in den Grafschaften Gloucester, Lancaster, Montmouth und Wales starke Ueberschwemmung.
Spanien. Madrid. 11. Juti. Die Lage auf dem Kriegsschauplatz hat mit einem Schlage ein anderes Gesicht bekommen. Am 8. fiel da« Estella des CcntrumS Cantavieja in die Gewalt der Alfonsisten, während Dorrega^ ray schon über dem Ebro war. Am 7. wurde der Kern der karlistischen Truppen unter dem persönlichen Oberbefehl von Don Karlos vor Viivriä- aufs Haupt geschlagen, und am selben Tage erlitt SaballS im Norden von' Gcrona "eine Niederlage, womit die Scharte von Molins de Rey ausyewetzti ist. Mit der Einnahme Cantavieja's und der Flucht Dorregaray'S ist dir Möglichfeit gegeben, den Krieg dauernd über den Ebro zurückzuschieben. Au diesem Zwecke werden die Hauptpunkte wie San Mateo. Chevala, Alkora,. Lüctna, Cantavieja u. a. befestigt, worauf eine schwache Besatzung zu ihrer vertheidigung genügt. Marschkolonnen durchziehen gleichzeitig die Gegend/, um die karlistischen Banden, auf welche die Streitkräftc deS CentrumS jetzt wieder heruntergebracht sind, unschädlich zu machen. Zn besorgen ist nur^ daß Dorregäray oder andere Cabecilla's aus Catalvnien wieder zurückkehren, eine Gefahr, welcher durch Befestigung der Uebergangspuiikte vorgebeugt werden soll. Dürfte man den in dieser Beziehung freilich ststtS etwa» sant guimscken offiziellen Nachrichten glauben, wäre die Bevölkerung der gesäubertem Provinzen entzückt über den Sieg der Liberalen, die ihnen die ersehnte Ruhe bringe. Der Fall von Cantavieja ist allerdings darnach angethan, einen moralischen Eindruck zu hinterlasscn. Wenn in dem Platze 170 karlistische Offiziere, 1600 Soldaten, 50 Kadetten, die karlistische Odcrjunta für Aragon und andere Civilbehördcn geborgen waren, wenn 2 Kanonen, 1 Mörser, 5Ö0 Granaten, 1156 Gewehre verschiedener Svsteme, 29 Ccnlner Gewehr- pulvcr, 8 Cenlner Geschützpulvcr, eine Gcschiltzgicßcrei, eine Waffcnsabrik, ein Ingenieurpark, Mehl, Gerste, Waizcn, 300 Schafe nach ein paar Tagrn Bombardements dem Feinde überlassen werden, wenn der Chefgeneral mit- der Hauptmasse seiner Streitkräfte, 7000 Mann und 100 Reitern, statt irgend eines VersuLS, den Bedrängten zu helfen, Reißaus nimmt: da redet da« Bekenntniß der Ohnmacht und Verzweiflung so laut, daß selbst dem bormr-' testen Karlistenbauer» der Glaube an die Sache des Prätendenten erschüttert werden muß. Wünschenswerther wäre cs freilich für die Generale Jovellar und Martine; Campos, welche bei der kurzen Operation im Centrnm zusam- menwirkten, gewesen, wenn Dorregaray sich zur Entscheidungsschlacht gestellt und diese verloren hätte. Die 7500 Mann, die er gerettet hat, sind im Norden immerhin kein zu verachtender Zuwachs der karlistischen Streitkräfte. — Hier, im Norden, hat der Karlismus euren Tag nach dem Verlust von Cantavieja einen materiell wie moralisch gleich empfindlichen Schlag erhalten. Don Karl»- hatte die Schwäche der Nordarmee, welche von ihrer Mannschaft Verstärkungen nach dem Centrnm abgegeben hatte, benützen wollen, uM Vitoria, die Hauptstadt Alava'S, der südlichsten der drei baskischen Provinze« zu erobern. Nach Alava hatte er seine besten Truppen zusammengezogenr Vitoria war blokirt. Und nicht nur für Vitoria, auch für Kastilien »ar zu fürchten, wohin die Karlisten längst schon einzufallen trachten Der Chef- general der Nordarmee, Quesada verlegte, den Bewegungen der Navarrer" folgend, das Feld seiner Thätigkeit von Navarra nach Alava. Bon Miranda de Ebro aus rückte er zum Entsatz von Vitoria vor. CS galt die Pässe übe« die Bergkette zu erzwingen, durch weiche die Wege von Miranda nach Bitoria führen. Die Karlisten hatten die beherrschenden Höhen besetzt. Am 7. kam es zum entscheidenden Kampfe. Don Karlos wäre beinahe Sieger geworden^ er schickte neun Bataillone Navarrer gegen den linken Flügel Oriaseda S. General Tello, der hier befehligte, hatte nur 3 Bataillone, eine Batterie Krupp und 2 Schwadronen. Die Navarrer drängten die Minderzahl zurück und waren im Begriff, den linken Flügel der Alfonsisten anfzurollen, als sie selbst ausgerollt würden. Und dieß von einer Schwadron LancierS vom Regiment „del Rey", 86 Mann, welche unter der Führung des Oberst Contrc- raS auf die vvrstürmenden Navarrer einritt, so gut cs das bergige Terrain erlaubte. Es war mehr als genug, um die Navarrer aufzuhalten, zu verwirren, zurückzutreiben. Die Infanterie faßte sich, drängte nach, dw Karlisten flohen, nicht zuletzt Don Carlos und sein Generalstab, zu dessen Chef er einen ehemaligen Schreiber aus Corclla, Hrn. Pcrula, gemacht hatte. DaS war die Schlacht von Nanclares. 3 Offiziere und 39 Soldaten sind todt, 18 Offiziere und 233 Soldaten verwundet. Die rettende Schwadron hat (nach dem »Correo Militär») 1 Hauptmann und 2 Mann todt, 18 Mann verwundet, 10 Pferde todt und 23 verwundet; immerhin kein allzutheurer Preis für einen so großen Erfolg. Die Karlisten stießen 140 Tobte aus dem Schlachtfeld; ihre Verluste sollen mehr als 500 Tobte und Verwundete s«n. Am folgenden Tag machten sie keinen Versuch mehr, den Vormarsch des Generals Quesada nach Vitoria aufzuhalten. Sie zogen sich nordwärts zurück, die Navarier wieder in ihr Land, um Estella zu hüten, Don Carlos in rrgend eines der Städtchen, auf die er seine Residenz beschränken muß, nachdem er sich wieder einmal der von Unmöglichkeit überzeugt hat, sich eine der Hauptstädte seiner Provinzen zu öffnen; so wenig als Bilbao, Jrun, San Sebastian,. Pamplona hat sich Vitoria dem zudri nglichen Werber er geben.
sim O elfch käger.