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Calw.

Wohnungs-Veränderung n. Geschäfts-Empfehlung.

Allen meinen wertheu Gönnern die ergebene Anzeige, daß ich meine bisherige Wohnung verlassen und nun im Bäcker I. Haydt'schen Hause neben Goldarbeiter Harr mein Geschäft in gleicher Weise forlsetze.

Ich empfehle mich meinen verehrten Abnehmern angelegentlichst, und wird es mein eifrigstes Bestreben sein, durch gute Waare, sowie reine Getränke das mir bis­her geschenkte Vertrauen, für welches ich höflich danke, auch fernerhin zu erhalten.

Mehl, obere Marktstraße.

Calw. Jahresfeier des Gnf!av-Adolf Vereins in Caliv. (Schluß,) Der dritte Redner Pfarrer Heermann von Ingweiler bringt Dank und Gruß aus dem ElsaS, bittet nicht sowohl um Gaben, als um geistliche Bauleute, die den Glauben Luthers mit- bringen, damit das neue Reichsland mit .Alldeutschland" durch die dauerndsten Bande des Glauben« und der Liebe zusammengcschlossen werde, empfiehlt das Evangelisarionswerk diesseits und jenseits der Vogesen (namentlich in Paris, Lyon rc,) der Fürsorge des Vereins und schließt mit Segenswünschen für Deutschland. Der Porsitze nid e dankt diesem wie dem vorigen Redner und versichert sie der dauernden hilf­reichen Theilnahme des Vereins, den Brüdern in Elsaß daS Wort des Vorsitzenden in der vorjährigen Stuttgarter Versammlung wieder in Erinnerung rufend:wir lassen euch nicht, ihr liebet uns denn!" Die noch folgenden Beschlußfassungen über die an die auswärtige Diaspora verwilligten Gaben ließen die Redner erkennen, daß ihre Ansprachen «ine gute Statt gefunden. Nachdem noch für die Versammlung des nächsten Jahres die Wahl zwischen Hellbronn und Urach dem Aus- schusse Vorbehalten wurde, und der Vorsitzende Calw für die gastliche Aufnahme gedankt Halle, faßte Pfarrer Mörike von Deckenpfronn in seinem Schlußgebet die gemeinsamen Anliegen für die Sache des G.A.Vereins und die ganze evangelische Kirche zusammen. daß der Herr auch ferner seine Gnade und Wahrheit walten lasse über nuferem Volke. Nach den 4ftiindigen Verhandlungen versammelte das ge­meinsame Festmahl im Badischen Hof eine groß- Zahl der Festtheil- nehmcr, das durch manches warme Wort, durch die Klänge einiger awm Lchrergesang-Vcrein gesungenen Lieder und durch den Vortrag «ines Gedichtes des Pfarrers Griesingerdas Gustav-Adolf- Calwcrhaus" seine geistige Würze fand. Der erste Toast gebührte Seiner Majestät dem König, als dem treuen Pfleger des confessionellen Friedens in unserem Lande und bewährten Wohlthäter unseres Vereins Ed wurde von Stadtpfarrcr Rieg er, als dem Vereins Vorstände, über­nommen; ein Gruß Calw's an die im G.A.Verein verbundenen Brüder, an Val. Andreä ankliüpfend wurde von Dek. Mezger dar- gebracht, Diac. Sch mid von Stuttgart antwortete mit einem Trink- spruch auf Calw und seine edle Gastfreundschaft, noch manches Wort für die Frauen-Vereinc, für eine wirksamere Pflege des G.A.Vereins (Stadtschultheiß Schuld!) reihte sich an. Schnell verflogen die noch übrigen Stunden, bis der um 7^ Uhr abzehende Extrazug die Gäste, die theils unter dem Schalten des Gasthofgartens in traulichem Ge- -spräch verweilt, theils nach Hirsau gepilgert waren, theils die An- lagen des Stadtgartens besucht halten, wieder sammelte, um sie uns. nachdem herzlicher Gruß und Handschlag gewechselt, in die Ferne zu entführen. Cm schöner Tag hatte sein Ende erreicht. Indem wir noch anfügeu, daß von der Liebesgabe des hiesigen Frauen-Vereins der Ausschuß die Abenümahlsgefässc Donaneschingen, die Taufgefässc Liebstadtel zugetheilt hat, und Allen, die zu der schönen und gesegneten Feier mitgewlrkt haben, den innigsten Dank sagen, schließen wir mit dem Wunsche, daß der Gustav-Adolf-Vereinstag in Calw einen still fortwirkcndcn Segen uns zurücklassen, daß der G.A.Verein neue Liebe unter uns finden und in ihm ein festes Band des Glaubens und der.Liebe um die Evangelischen in allen Ländern sich schlingen möge.

stustustof - IlWtMi'ution I

Von heute an fortwährend

Erlanger Export-Dier!

(ausgezeichneter Stoff).

Auf Vorausbestellung gebe auch Flaschen» und Faßweise ab.

Ergebenst ladet ein

SvKiuttL.

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Seine Majestät der König haben Walter, Ruoff, Vicewachtmeister vom 1 . Bataillon (Ealw) 1 . Landwehrregiments Nro. 119, ,n Sekondelieute- nünts ^er Reserve des Trainbataillvns Nro. 13 ernannt. (St.A.)

Stuttgart, 17. Juli. Wie verlaulet werden Seine Majestät der König begleitet von seinem Gefolge nächsten Sonntag über 3 Tage nach Stnltgarl kommen und über die Dauer des V. deutschen Schützen- festes einige Tage hier verweilen und Sich dann auf das königliche Schloß Bebenhausen begeben,

> llntertürkheim, 16. Juli. In verschiedenen höheren Wein- berglagen trifft inan schwarz gefärbte Klevnet. An Kammcrzen war -dieses ohnehin schon früher der Fall.

Eine mikroskopische und chemische Untersuchung der in der letzten Nummer d. Bl. erwähnten, in Folge der Berührung durch die Windhose in Pfah lheim schwarz gefärbten Wolle bat ergeben, daß di- Färbung durch fein zertheilten Ruß h-rvorzebracht ist; d:rselbe fftammt ohne Zweifel aus den Schornsteinen, über welche die Wind- -hosc ihren Weg genommen hat.

Ulm, 15. Juli. Heute Vormittag wurde dem Raubmörde , Max Sänger von Hohebach die Allerhöchste Entschließung vom 9- l. M-, wonach die von dem hiesigenrSchwurgerichlshos widerj»ihn er­kannte Todesstrafe in lebenslängliches Zuchthaus verwandelt worden ist, durch den Gerichtsschreiber eröffnet. Sänger, dessen Freude über die ihm zu Theil gewordene Gnade nicht zu verkennen war» wird morgen zur Verbüßung seiner Strafe nach Stuttgart in das dortige Zuchthaus abgeliefert. Der gleichfalls in der letzten Schwurgerichts« sitzung znm Tode verurtheilte Bartholomäus Gairing von Unterböh­ringen hat die Nichtigkeitsbeschwerde erhoben und es liegen die Akten zur Entscheidung hierüber gegenwärtig dem KassationShof vor.

Viele Tausende waren am 14. Juli Nachmittags aus dem Bahnhofe in München versammelt, als Kaiser Wilhelm auf seiner Reise nach Bad ^allein daselbst eintraf. Er reist im strengsten Jncognito und jeder Empfang war verbeten. Trotzdem stellten sich gegen das Ende der Mittagsmahlzeit sämmtliche in München anwe­sende baierische Prinzen mit Gemahlinnen ein. Der Kaiser zeigte sich gegen die Prinzeß Gi'ela besonders artig und führte sie beim Abschied zu ihrem Wagen. Die Zuschauer brachten dem Kaiser stürmische Hochs. An demselben Nachm, reiste der Kaiser nach Salzburg und machte von da aus andern Tags einen Abstecher nach Ischl, um die österr. Kaiserfamilie zn besuchen.

München. 17. Juli. Die Begrüßung des. deutschen KaiierS auf dem hiesigen Bahnhof durch sämmtliche hier anwesenden Prinzen und Prinzessinnen erfolgte auf ausdrückliche Anordnung des Königs von Baiern.

Bei ihrem dießmaligen Wahlkampf konnten die Baiern sagen: Deutschland sieht auf uns! Sogar die Franzosen schielen über die Vogesen und den Rhein herüber, ob die Raben fliegen. Am Io. Juli wurden die Wahlmänner gewählt, in deren Hand die Ent- scheidung liegt. Nach allen Nachrichten war der Kamps so lebhaft wie selten. In den meisten Städten ist liberal gewählt worden, in vielen nur Liberale. In München haben die Liberalen glänzend gesiegt, in Augsburg sind sämmtliche Wahlmänner liberal, in Aschaf­fenburg 4/z, in Würzburg (noch nickt entschieden) voraussichtlich überwiegend, in Nürnberg und Fürth (Volkspartei hat nicht gewählt) sämmtlich; in Erlangen Stadt und Land liberal, liberal in Hersbruck, Pappenheim, Kitzingen (d. Clerikalen enthielten sich der Abstimmung), Cronach, Culmbach. Ludwigstadt. Redwitz. Grcisenbcrg, Egloffstein. Müggendorf. Heiligenstadt. Zinndorf, Günzburg, Starnberg, Tutzing, Feuchtwangeii, Paffau, Schweinfurt (auch im Landkreis), Kempten, Jmmenstadt, Lindau; Edenkoben, Neustadl, Dürkheim, Zweibrücken, Kaiserslautern, Speyer in der Pfalz. Clerical wählten: Amberg, Stadt und Land, ebenso Forchheim, Ebermannstadt, Scheßlich und Drngendorf, Landshut, Ingolstadt; Bamberg wählte 37 Clcricale, 14 Liberale, Regensbnrg 30 Liberale, 28 Clcricale. Aus vielen Städtes fehlen noch die Wahlberichte, namentlich aber aus den meisten Landkreisen. Aus vielen derselben werden die Clericaicn als Sieger hervoraehen. Ein Urtheil über die Majorität ist noch nicht möglich.

In Westvhalen und in der Rheinprovinz isttdie Lage des Handels und der Industrie noch immer eine gedrückte. Es ist ein Verdienst der großen Köln-Mindener Eisenbahngejellschaft. daß sie in ihrem amtlichen Bericht vom Ende Juni keine Schönmalerei treibt, sondern reinen ,Wein einschkiikt Da heißt eS:Die schon im vorigen Jahre beklagte Erlahmung des Handels und der Industrie ist fortdauernd und sogar schlimmer geworden. Insbesondere ist der Zustand der Eisenindustrie zur Zeit ein trostloser und sind für die­selbe die ernstesten Gefahren zu befürchten, wenn die vollständige Aufhebung der Eisenzölle wirklich schon am 1. Januar 1877 ein- treten sollte. Unser Güterverkehr hat im abgelaufencn Jahre durch das vollständige Darnicderliegen der rheinisch-wcstphälischen Industrie eine außerordentliche, bisher niemals vorgekommene Abnahme erfahren." Die Handelskammer in Halle erblickt den Grund dercommer- stellen und industriellen Noch" in demübertriebenen Humanismus und Idealismus", womit die Gesetzgebung in der Gewährung von Freiheiten zu Werke geaangen sei, die zwar mit unserem modernen Reichsstaat in Uebereinstimmung sichen, für die aber der Arbeiterfrau!» noch nicht' reif sei.