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Dom 10. d. M. an werden zwischen den Stationey^^v/^Horb, Lie- » enzell, Rottweil undTei nach einer-, Earlsruhe, HeSklberg und Mannheim andererseits vis Pforzheim-Durlach, sodann zwischen Pforzheim, Wildbad und Teinach einer-, Soustanz und Schaffhausen andererseits, sowie zwischen Calw und Schasshausen via Horb—Zinnienoingen, endlich zwischen Wildbad und Würzburg via Durlach—Heidelberg, direkte Schncllzugsbillete I. und II. Klasse, in Verbindung mit direkter Abfertigung dr« Reisegepäcks, ausgegeben. — Ferner kommen vom 16. Juli an im Verkehr der Stalivnen Neuenbürg, Höfen und Wildbad mit Stuttgart, direkte RctourbiUete über Mühlacker unier den im württ.-badischcn Personenverkehr allgemein gellenden Bestimmungen zur Ausgabe. (St.A.)
Während des V. deutschen Bundesschießens in Stuttgart, in der Zeit vom 1. bis 9. August d. I. wird in unmittelbarer Nähe des Festplatzes im Hause Nr. 170 an der untern Neckarstraße eine Postanstalt errichtet, welche sich mit der Annahme von Postsendungen jeder Art, mit dem Verkaufe der Postwcrth- zeichen, der Formulare zu Postkarten, Postanweisungen und Poslpacketadressen, und mit der Abgabe von Briefpostsendungen, Postanweisungen. Geldbriefen und Geldpacketen zu befassen hat. soweit letztere an die Festtheilnehmer gerichteten Sendungen die Bezeichnung „postlagernd Festplatz« tragen. Zu der Ab- gäbe von Packereien (die Gcldbriefe und Geldpackeie ausgenommen) ist die Postanstalt auf dem Festplatze nicht eingerichtet. Die Dienststunden der mehr- erwähnten Postanstalt dauern unuruerbrochen von 6 Uhr früh bi« 10 Uhr Nachts. Der Verkehr mit den übrigen Pvstanstalten wird durch Postfahrten und Botengänge »ach und von dem Postamt Nr. 1 dahierhergestellt, welch letzteres wegen der unverzögerten Weitergabe der Sendungen die nöthigen Vorkehrungen trifft. (StA.)
— Calw. Bei der am 29. Juni dahier abgehaltenen freiwilligen Gehilfen-Prüfung, welche der Verein württ. Gemeinde- und Corpora« tionsbeamtcn cingeführt hat, haben die Kandidaten! Carl Metzger .von Calw und Friedrich Wolf von Zwerenberg neben Anderen mit Erfolg sich belheiligt.
— Die Gewitter am letzten Donnerstag haben auch Engelsbrand, Grunbach, Kapfenhardt und Salmbach sehr stark betroffen durch Vernichtung eines großen Theils der Fruchte und des Obstertrags. In Grsunbach wurde ein Mann (Holzhauer Krppler), zwischen zwei Tannen liegend, vom Blitz erschlagen gefunden. Schwalm, Dobel u. s. w. wurden stark betroffen; da der Orkan hier freieres Feld hatte, ist die Beschädigung der Bäume und Früchte von größerem Umfang gewesen, nicht zu gedenken der zahllosen Fensterscheiben die zertrümmert wurden. Die Fcldfrüchie sind zum großen Theil vernichtet. Der Schaden an Obstcrtrag mag sich auf ca. 2000 Sri. belaufen. Die Schloßen fielen wie Hühnereier. 3 Stunden nach dem Gewitter waren noch viele Schloßen von 15 Gramm Gewicht zu finden. In Dobel ist der ganze Erntesegen vernichtet. (Sch. M)
— Die mit der Umwechslung der süddeutschen Münzen in Reichsmünzen beauftragten Stellen haben bis jetzt von der Staatskasse gegen 6>/z Millionen Mark in Reichssilbcr-, Nickel- und Kupfermünzen und in Reichskassenscheinen erhalten, welche zum größten Theil zur Einlösung von Ein- und Halbguldenstücken, von Sechsern, Groschen, Einkreuzer-, Einhalbkreuzer- und Einviertelkreuzerstücken nöthig waren. An wüittembergischem Slaatspapiergeld wurden bis jetzt V,060,000 ff. aus dem Verkehr gezogen, in den letzten Wochen allein kam über 1 Million Gulden zun, Einzug. Bei der Umwechslung war im Allgemeinen die Wahrnehmung zu machen, daß sich das Publikum in der ersten Zeit mit der Einlösung wenig beeilte, während in den letzten Tagen des Juni und am 1. und 2. Juli der
'.Andrang des Publikums bei den Kaffen ein so bedeutender war, daß in diesen Tagen die Kassiere auch bei äußerster Anstrengung kaum im Stande waren, die Geschäfte zu bewältigen, indem es sich um viele Tausende von Küpferkrcuzeru, Halben- und Viert elkrenzerstücken handelte und viele Emlösenden nur kleinere Beträge süddeutscher Münzen präsentirten.
— Eßlingen, 10. Juli. Der wegen Meineids und versuchten Betrugs zu 3 Jahren 6 Monaten Zuchthaus vcrurtheilte 8öb Marx wurde gestern von dem Gerichtsdiener todt im Arrestlokal gefunden. Das Resultat der gestern Abend vorgcnommenen Sektion läßt sich noch nicht mittheilen; indessen kann so viel gesagt werden, daß der Magen mit einer Flüssigkeit angesüllt war, weiche stark nach Spirituosen gerochen hat. Sie ist einem Chemiker znr näheren Untersuchung übergeben.
—^ In Waiblingen kam am 6. Juli auf dem Bahnhof ein dortiger Bürger, welcher mit Ankuppeln von Wägen beschäftigt war, auf schauderhafte Weise um's Leben; er blieb ans einem Bahnübergang mit den Stieseln zwischen den Schienen hängen und wurde von dem Rad eines in kauf gekommenen Wagens erfaßt, das ihm alle Fleisch- -thetle vom Knochen des einen Fußes trennte, wodurch eine Verblutung eintrat, an der er eine halbe Stunde darauf starb. Der Mann vhmterläßt eine arme Wittwe mit 5 unversorgten Kindern.
— Oberamt Waiblingen, 8. Juli. Heute Nachmittag zwischen 12 und 1 Uhr brach im hiesigen Bezirk ein furchtbares Hagelwetter los, wodurch naiiientlich die wcinbautreibcnden Orte Groß- und Klein-Heppach, Buoch rc. sehr schwer beschädigt wurden. Das Gewitter kam in südwestlicher Richtung gegen die südlichen Berge - des untern RemsthalcS und ließ schon von ferne durch stein ununter
brochenes dumpfes Rollen und die weißgraue Färbung der Wolke» Böses ahnen. Au dem sog. Klein-Heppacher Kopf sich stoßend, brach nun das Hagelwetter los und fielen die Hagelkörner bis zur Größe eines Hühnereies in so dichten Massen, daß einige Stunden nach dem Gewitter noch Haufen von solchen gefunden werden konnten. Der Feld- und Weinberg-Ertrag namentlich in oben genannten Orten ist größteutheils vernichtet und mit Bangen sieht der Weingärtner in die Zukunft, um so mehr, als der Hagclichlag den Ertrag der Weinberge auch für die nächsten Jahre stark in Frage stellt, und der Weingärtner einen anderweitigen Verdienst nicht suchen kann, vielmehr seine ganze Zeit nunmehr den kranken Reben widmen muß. — Auch im Oberamt Schorndorfhat dasselbe Hagelwetter die Markungen Grunbach, Schorndorf, Buhlbronn theilweise, und Hößlinswart, Schornbach und Haubersbronn total verheert. Die Berichte aus diesen Markungen melden schauerliche Details. Der Nothstand der 4 letzteren Gemeinden ist sehr groß, weil sie erst 1873 schwer verhagelt wurden.
— Gmünd, 6. Juli. EinFall, welcher sich gestern in der Menagerie Entreß zutrug, möge Jedem zur Warnung dienen. Der Jäger B. tun. von R. streichelte nämlich die zum Käfig heraushängende Tatze der Löwin, was dieselbe damit belohnte, daß sie sofort ihre Krallen in die Hand des Jägers eingrub, und dieselbe zu sich in den Käfig zog und als nun der Gepackte mit der andern Hand die Tatze loszumachen suchte, faßte die Löwin natürlich sofort dieselbe auch mit der andern Tatze, um sie in den Käfig zu ziehen, und nur dem äußerst raschen Herbeieilen des Thierbändigers und seiner Peitsche hat es derUnvorsich- tige zu verdanken, daß er nur mit einer schweren Verletzung davonkam.
— Ulm, 9. Juli. Ein hiesiger Beamter, dessen Frau vor einer Woche starb, gerieth über den ihn betroffenen schweren Schlag in Irrsinn. In diesem Zustand warf er vorgestern in der Frühe sein L^L-jährizeS Kind 2 Stockwerke in den Hof hinab. Das Kind wird voraussichtlich den schweren Verletzungen, welche es erhielt, erliegen. — Ein niedriger, raffinirter Racheakt wurde dieser Tage au einer in der Olgastraße wohnenden Familie versucht, glücklicherweise ohne zu gelingen. Der im Parterre befindliche Gasometer wurde gewaltsam erbrochen und sämmtliche Hahnen geöffnet. Das Gas strömte bei verschlossenen Fenstern in großer Masse aus. Nach dem Ausspruch von Sachverständigen wäre beim etwaigen Betreten des Lokals mit Licht eine Explosion entstanden. welche da« HauS und dessen Bemohnrr in die Luft gesprengt hätte. Dem Thäter ist man aus der Spur. — Ein Metzger von Söflingen stürzte sich dieser Tage in die Donau, nachdem er sich zuvor die Füße mit einem Taschentuch zusammengebunden hatte. Eine ihm vom bäurischen Ufer m's Wasser gebotene Stange ergriff er nicht, später wurde er aber doch weiter unten mit einem Nachen eingeholt und so wider seinen Willen gerettet.
— Tuttlingen, 16. Juli. Dem „H. B." wird geschrieben: Große Sensation und einen ungewöhnlichen Zusammeulauf von Menschen verursachte gestern Abend die Kunde, der vormalige Schiffwirth Pscisfle von hier, gebürtig von Sulz, habe seine Frau mit einem Beile todtgeschlagen. Das sofort einschreitende Untersuchuugsgericht konstatirte auch, daß allerdings Pfeisflc seine Ehefrau durch einen Schlag auf den Kopf mit einem Beile lebensgefährlich verletzt habe und verhaftete den Thäter. Das Befinden der Verletzten soll übrigens der Hoffnung aus ihre Wiederherstellung Raum geben. (N.T.)
- Vom Untersee, 4. Juli. Mit knapper Nvth entging am letzten Donnerstag, den I. d. M., das den Unterste und Rhein befahrende Schweizer Dampfboot „Arenaberg" zwischen Steckborn und Wangen dem Untergang. In Folge von Ueberladnng — es Halle an 100 Personen, eine Menge Fruchtsäcke und Vieh an Bord — gcrielh das nicht große Boot in's Schwanken. Schon ertönten Hilferufe aus der Kajüte, daö Schiff schöpfte Wasser, als eS der Umsicht des Kapitäns noch glückte, das Dampfboot durch rasches Verschieben der etwa 10 Centner haltenden Beschrverungskifle vor dem Umtiegen zu retten.
— Karlsruhe, Z. Juli. Der Kronprinz des deutschen Reichs und von Preußen ist heute Nachmittag um 3 Uhr im besten Wohlsein hier eingetroffen. — Znr Theilnahme an dem Hoffestbanketlc ist der Prinz Ludwig von Hessen mit Gemahlin ebenfalls hier cinge- troffen. — Der Kaiser hat heute den Erbgroßherzog zum Lieutenant im badischen Leibgrenadierregiment ernannt und ihm den Orden vom Schwarzen Adler verliehen.
— Baden hat soeben eine schöne Feier begangen, an der als einer Familienfeier des Regentenhauses der deutsche Kaiser und der deutsche Kronprinz Theil genommen haben, es ist die Feier der VolljährigkeitSerklärung des Zrbgroßherzogs. Den Schluß Ser Feier bildete die große Parade vor dem Kaiser und dem Kronprinzen von den Garnisonen Karlsruhe, Rastatt, Bruchsal, Mannheim rc. — Nach Beendigung derselben setzt der Kaiser seine Reise über den Bodensce und Baiern nach Ischl und Gastein fort.