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Stuttgart.

"W-HrimalLj

am Feuersee.

Der Gemeinderath in Stuttgart macht unterm 9. d. M. bekannt, daß er einen Wochenmarkt zum Verkauf von Vik. tualien und Gemüsen am Feuersee einfüh­ren werde; daß dieser Markt regelmäßig, an den Wochentagen D.ienstag, Don- nerstag und Samstag stattfinden und Donnerstag, den 1. Juli, beginnen soll.

Es werden daher alle Produzenten und Händler von Viktualien, Gemüsen, Geflügel u. s. w. hiemit eingeladen, den Markt zu befahren, indem bemerkt wird, daß bis auf Weiteres kein Marktstandgeld erhoben wird, und daß der Unterzeichnete Verein, mit Unterstützung des Gemeinderaths dafür gesorgt hat, daß sämmtliche Bewohner des

Stadttheils alle ihre Bedürfnisse jam Feuer- see einkaufen.

Ferner werden solchen Verkäufern, welche den Markt regelmäßig mit schöner und guter Waare besuchen, ansehnliche Geldprämien zugewiesen werden.

Stuttgart, den 15. Juni 1875.

Der Bürgerabend a. Feuersee.

Reinen L87Ler

R othUIein

aus dem Bottwarthal verkauft 3 bis 3Vs Eimer L 110 fl.

Schulmeister Talmon Gros in Aichhalden.

Homöopathischen Kaffee

von verschiedenen Autoren, in stets bester Qualität, empfiehlt die Apotheke im Bad Teinach.

Selbstverfertigte Gaifel-Schnüre, so­genannte Treibschnüre, liefert in ausgezeich­neter unübertrefflicher Qualität und zeder beliebigen Eintheilung zu S Mark per Kilo franco an jeden Platz

Christian Schüler, Göppingen (Württemberg.)

Unterzeichneter hat gegen gesetzliche Si­cherheit

zum

30« fl. Pfleggeld.

das längere Zeit stehen bleiben kann, Ausleihen parat.

I. G. Strehler in Neuweiler.

Ein solides

Mädchen

findet als Zimmermädchen in einem Gasthaf eine Stelle gegen guten Lohn. Eintritt baldigst. Wo? sagt die Exped. d. Bl.

Unter den für hervorragende Leistungen in der Schule für das Jahr 1874/75 mit Prämien bedachien Lehrern befindet sich: Schulm. Krauß in Mottlingen.

Die Schulstelle in Hausen, Bezirks Reutlingen, wurde dem Unterlehrer Keinath in Liebenzeü, das erlevigte Revieramt Weilersteußlingen, Forsts Blaubeuren, dem Fvrstwart Leydig in Simmersheld, Forsts Altenstaig, übertragen- (St.A.)

Wie die »N.B.Z." vernimmt, werden I. Maj. die Königin Olga Ihren Aufenthalt auf der Königlichen Billa bei Berg verlängern und sich am Dienstag nach Schloß Friedrichshafen begeben.

Stuttgart, 25. Juni. Der Herr Bräutigam der im letzten Blatt erwähnten Schwindlerin Baronin v. Rosenwerth, ein Kaufmann Bücher aus Lausanne, kam gestern aus der Schweiz hier an. Zu seinem Empfang war aus dem Bahnhof an Stelle der Braut ein Schutzmann erschienen, welcher ihn sofort in sicheres Gewahrsam brachte.

Hofen bei Cannstatt, 25. Juni. Mit zwei großen klaf­fenden frifchblutenden Schnittwunden am Halse, fand man heute im Neckar beim hiesigen Ort eines vielleicht 60jährigen Mannes Leiche, ohne daß über die Person desselben irgend etwas bekannt geworden wäre, wie auch noch Zweifel darüber bestehen, ob er ermordet worden sei oder selbst Hand an sich gelegt habe.

Von einerPetroleuse in LudwigS bürg berichtet der Staatsan;.: In einem Hause am sog. Thalberg und zwar an der Stiege brach Feuer ans, wurde jedoch noch rechtzeitig entdeckt und gelöscht. Bei näherer Untersuchung der Stiege zeigte es sich, daß dieselbe mit Erdöl getränkt worden war, auch wurde eine ,leere Erdölflasche im Abtritt gefunden. Dieß und der Umstand, daß an diesem Platze Feuer ent- stehen konnte, erweckten den Verdacht der Brandstiftung. Das Ein- schreiten des Gerichts ergab, daß eine Fabrikarbeiterin, die ein Stübchen im Hause inue hatte, bereits zugestanden hat, daß sie die Brandstif­tung aus Rache gegen die Hauseigenthümer verübt habe.

Pforzheim, 25. Juni. Gestern Morgen bei dem Frühzuge Nr. 127 glitt ein Schaffner zwischen Enzberg und Niefern auf dem Trittbrette aus und stürzte so unglücklich auf den Bahnkörper, daß ihm ein Arm abgefahren wurde. Hierhergebracht, wurde derselbe auf Ersuchen eines Beamten in dem Omnibus des Gasthofs zum schwarzen Adler nach dem Hospital gebracht, woselbst der Unglückliche der höchst gefährlichen Amputation des Armes aus der Schulterhöhle unterzogen wurde. (Der Verunglückte ist in Folge starker Verletzun­gen der Brustorgane gestorben.)

In Säckingen in Baden biß vor 9 Wochen ein toller Hund 7 Einwohner. Einer der Gebissenen starb vor 6 Wochen unter großen Qualen, ein Zweiter vor einigen Tagen nach furchtbarem Kampfe. Die Angst der fünf anderen kann man sich denken!

Sehr erfreulich ist die Erscheinung, sagt dieB B?tg.", daß dem Kultusminister Dr. Falk auf seinen jetzigen Reisen in ultra- montanen Bezirken Preußens allerwärts der beste Empfang zu Theil wird. Wenn den Ultramontannen im südwestlichen Preußen es eben so ergeht, wie den Mitgliedern der Centrnmsfraktion, so enthalten sie dem Dr. Falk das Zeugniß nicht vor. daß er mit aller Entschie­denheit im Handel persönliche Milde verbindet, und ferner, daß er aus innerster Ueberzeugung, aus lauterem Patriotismus heraus in den Kulturkampf eingetreten ist. Brechen sich erst verständigere An­sichten über die Politik wie über die Person des Kultusministers Bahn, so wird damit eine werthvolle B ruhigung der Gemüther geschaffen. Und es ist sehr gut, daß Herr Falk sich auf Reisen begeben hat. Da lernen ihn weitere Kreise näher kennen, die ihn dann auch hochschätzen.

Berlin, 24. Juni. DerStaatsanzeiger" veröffentlicht eine

Bekanntmachung, durch welche das gesammte Staatspapiergeld Preu­ßens zur Einlösung einberufen wird. Die Einlösung erfolgt für alle Sorten, ausgenommen für die Kassenanweisungen vom Datum des 2. November 1851, des 15. Dezember 1856 und des 13. Feb­ruar 1861, bis zum 31. Dezember 1875. Alsdann tritt die Un­giltigkeit ein. Die Bestimmung des Zeitpunktes der Ungiltigkeit für die obenbezeichneten Kassenanweisungen bleibt Vorbehalten.

Berlin, 24. Juni. Das Kammergericht verurtheilte den Grafen Arnim wegen vorsätzlicher Beiseileschaffung ihm anvertrauter Urkunden zu 9 Monaten Gefängniß, wovon 1 Monat als durch die Untersuchungshaft verbüßt zu betrachten ist. Das Vergehen der Unterschlagung und ein Vergehen gegen die öffentliche Ordnung er­klärte das Kammergericht sals nicht vorliegend.

-_ Ems, 23. Juni. Heute Morgen hat Erzherzog Albrccht Ems

wieder verlassen, nachdem er während seiner zweitägigen Anwesenheit in fast ununterbrochenem Verkehr mit dem Kaiser Wilhelm gestanden. Man konnte die beiden hohen Herren zu allen Tageszeiten in der ungezwungensten herzlichsten Unterhaltung spazieren gehen sehen, und schon den Schluß ziehen, daß die Beziehungen zu Oesterreich besser als jc sind und nichts zu wünschen übrig lassen.

Der Ackerwirth W. in Zendemo in Westpreußen war ein reli­giöser Fanatiker, dem besonders der Teufel immer im Kopfe herum- marschirte. Am 18. Juni geht er zur Beichte, kehrt Abends spät zurück und weckt seine 6 Kinder, die bereits schliefen. Er wetzt sein Brodmesser und schildert seinen Kindern oie Schrecken der Hölle und des Fegfeuers. Der älteste 12jährige Knabe spürt Unrath und springt durch da« Fenster in die Nacht hinaus, die fünf jüngeren packt der halb wahnsinnige Vater und schlitzt ihnen mit dem Messer die Leiber auf, um sie vor dem Teufel zu retten. ' Dann ruft er seine im Nebenzimmer schlafende Frau herein, zwingt sie auf die Sniee nieder, damit sie betet und schneidet ihr den Hals durch. Der älteste Knabe macht Lärm im Ort, man eilt herzu, aber ehe man den Wahnsinnigen packen konnte, hat er sich die Kehle durchschnitten. 7 Leichen bedecken den Boden. (Die arme erstochene Frau hatte der Mann auf das Bett gelegt, ihr; den Bauch aufgeschlitzt und sie mit Kreuz und Rosenkranz bedeckt.

Oesterreich-Ungarn sieht in diesem Augenblick, wie man in der geschäktsstilleu Zeit am wenigsten erwarten sollte, einen Strike groß­artiger Natur' der Weber in dem fabrikreichen Brünn. Man sollte denken, die Arbeiter müßten sich gratuliren, daß es ihnen nicht an Arbeit fehlt, wie eS leider an so vielen Orten der Fall ist und nun feiern sie noch zu Tausenden. Ein Plakat des Bürgermeisters ver­spricht allen Webern, die sich zum Wiedereintritt in die Fabriken mel­den, vollständige Garantie für ihre persönliche Sicherheit. Verhaf­tungen solcher, welche die Wiedereintretenden mit Gewaltthätigkeiten bedrohen, danern fort. Die Fabrikanten beschlossen, keine Lohnerhöhung zu bewilligen, die strikenden Arbeiter definitiv zu entlassen und die Arbeitsbücher der Behörde zu übergeben.

In Frankreich haben die Regengüsse Ueberschwemmungen ringe- führt, welche nach neueren Machrichten in den Thälern der Garronue und des Adour besonders groß sind und ungeheure Verheerungen da­selbst angerichtet haben. In Toulouse sind alle Brücken wcggerissen und zahlreiche Häuser eingestürzt. Auch sind viele Menschenleben zu beklagen. Es wurden bereits 2i5 Leichen in Toulouse aufgefunden. Aehnliche Verwüstungen werden aus Tarbes, Auch, Mi und Mon­tauban berichtet. Gegenwärtig sind die Gewässer in langsamer Ab­nahme begriffen, obwohl der Regen anhält._ .

vreora>n. gedruckt u>u. verlegt von A. Oelschläger.