— Aalen» 18. Juni. Als gestern Abend der von Stuttgart kommende 5 Uhr Zug die Strecke Mögglingen-Essingen passtrte» legte sich ein Mädchen, das im nahestehenden Gebüsch den Zug abwartrte, auf das Schienengelcise. Der Kopf des Mädchens wurde durch die Räder vollständig vom Rumpfe abgeschnillen. Wie man hört, ist das unglückliche Geschöpf von Hofherrmvecker bei Aalen gebürtig.
— Ulm, 17. Juni. (Wollmarkt.) Vormittags 11 Uhr: Zufuhren noch andauernd, viele Käufer am Platz» Verkäufe noch wenige» Preise wie voriges Jahr, eher etwas höher. Wäsche größlentheils schön. — 18. Juni» Vorm. 10 Uhr. Zufuhren fortdauernd. Seit gestern Nachmittag rege Kauflust. Preise: Deutsche 97—100, rauh Bastard 110—118, Bastard i20—128. Von jetzt ab scheinen dir Preise etwas zurückgehen zu wollen. Lager ca. 4200 Ctr.— 19. Juni. Letzter Markttag. Das Geschäft erhielt sich gestern sehr lebhaft; Rückgang der Preise fand nicht statt. Lager heute Vormittag sämmtliche verkauft.
— Schwerin, 18. Juni. Die Königin Olga von Württemberg ist heute hier eingetroffen. Die Rückkehr des Großherzogs aus Gra« fenberg wird für morgen erwartet.
—?Jn Heiligenstadt im Eichsfelde ist der kathol. Pfarrer Hil« senberg aus HUbstedt, ei» Führer der Ultramontanen, wegen wissentlichen Meineids vom Schwurgericht zu 2 Jahren Zuchthaus verurthei lt worden.
— Berlin, 18. Juni. Dem 200jährigen Gedenktag der Schlacht von Fehrbellin (18. Juni 1675) widmen die Blätter heute begeisterte Artikel. In Fehrbellin selbst findet eine große Gedenkfeier statt ; der Kronprinz des Deutschen Reichs hat sich heute dorthin begeben.
— Berlin. Der Prozeß A r n i m hat sichknun auch in zweiter In» stanz abgespielt, ist aber so ziemlich ohne allgemeinere Theilnahme vorübergegangen. Der Staatsanwalt beantragte wegen Beiseiteschaffung von Urkunden und Unterschlagung in amtlicher Eigenschaft empfan» gener Sachen — einjähriges Gefängniß. DaS Urthcil steht erst am nächsten Donnerstag zu erwarten.
Italien. Die Heuschrecken, au« dem Süden kommend, haben in der Ebene von Venedig auf den Feldern u. in den Weinbergen großen Schaden angcricht«. Die Bauern von Villafranca sammelten in 4 Tagen an 10,000 Scheff. derselben.
C a l w.
Landwirts) schastlicher Pezirksverein.
Der landwirthschaftliche Bezirksverein hält am Donner stag den 24. Juni (Johannes-Feiertag) eine Wanderversamm- lung in Liebelsberg. zu der nicht nur die Vereinsmitglieder, sondern auch alle diejenigen Landwirthe, welche sich für die unten genannten Gegenstände der Tagesordnung interessiren, hiemit auf's Freundlichste eingeladen werden. Die Verhandlungen beginnen Nachmittags 2 Uhr in der Krone, und werden Vorträge gehalten 1) über die Pflege der Obstbäume von Pomolog Fritz gärt- ner von Reutlingen,
A) über Samenwechsel von Secr. Hör lach er,
3) über Bodenbearbeitung mit Rücksicht auf die Vertilgung der Unkräuter von Schull. Alber.
Calw, den 21. Juni 1875. Der Vereinsvorstand:
Oberamtmann Doll.
__ E. Horlacher, Secr.
Die Schulstelle in Kreßbach, Bezirk« Neuenstadt, wur dedem Schulmeister Stotz in Oberkollwangen übertragen. (St.A.)
— Der »Staatsanzeiger* enthält folgende Bekanntmachung, betreffend die Erhebung des Preises der Fahrbillete vom 1. Juli d. I. an.
»In Folge der Einführung der Markrechnung werden vom l.k. M. an die Preise der Eisenbahn-Fahrkarten bei sämmtlichen Billrtkassen der württembergischen Bahnen durchaus nach Mark und Pfennigen erhoben, auch wenn daneben auf den Billeten die Taxe noch in süddeutscher Währung angegeben ist. Indem wir dieß zur allgemeinen Kenntniß bringen, ersuchen wir daS Publikum, das zu entrichtende Fahrgeld abgezählt bereit zu halten und ist von genanntem Tage ab die Zahlungen für Fahrbillete thunlichst in Reichsmünzen, oder den solchen gleich zu achtenden Münzen deS ThalrrfußeS zu leisten, damit Aufenthalt durch Geldwechseln uns durch HcrauSgeben von Pfennigstü- cken vermieden werde. A. Eisenbahndirektion.
— Stuttgart. Der Landtag naht seinem Schluffe. Der Hauptfinanzetat dürfte bi« Donnerstag ganz abgeschlossen sein und somit es noch gelingen, den Etat noch vor Ablauf des Etatsjahres zu verkündigen, was seit mehr als 20 Jahren nicht mehr dagewesen.
— Cannstatt, 18. Juni. In der gestrigen Nacht, wo ein
fürchterliches Gewitter über dem Neckarthale stand und sich hier ent- lud, war ein hiesiger Metzgerknecht, der sich in Untertürkhcim ver» spätet hatte, unterwegs. Er flüchtete sich, nach der gewöhnlichen Manier solcher Leute, unter einen Baum; der Blitz schlug ein und warf ihn zu Boden. Gestern früh fand man ihn und brachte ihn ins hiesige Krankenhaus. (N.T.)
— Eßlingen, 17. Juni. Nicht wenig Aufsehen hat rS bekannt- lich in Stuttgart erregt, als am Abend des 9. Februar d. I. der Gastwirth Egner zum Elysium in seiner Wirthschaft vom Liebhaber der eigenen Frau durch einen Revolverschuß lebensgefährlich verwun- det wurde. Der junge Thätcr, Paul v. Schellersheim, 20 Jahre alter Rittergutsbesitzer zu Eisbergen in Westphalen, stand gestern und heute, nachdem Egner inzwischen von langer Krankheit, übrigens noch mit der Kugel im Leibe, genesen ist, unter der An. klage des jversuchten TodtschlagS vor den Schranken des Schwurge- richts. Der Fall, der ein romantisches Interesse darzubicten schien, zog eine ungewöhnlich zahlreiche Zuhörerschaft an. Bei der Gerichtsverhandlung trat zwar wenia Romantik, wohl aber schnöder Mißbrauch jugendlicher Verblendung und Leichtfertigkeit zu Tage. Konnte dieß die Geschworenen nicht abhalten, den Angeklagten trotz beredter Ver- theidigung durch Rechtsanwalt Becher, im Sinne der wohlbegründe- ten Anklage für schuldig zu erklären, so mochten sie um so mehr Grund haben, mildernde Umstände anzunehmen. Auf Grund ihres Wahrspruchs wurde Schellersheim zu 1 Jahr 6 Monaten Gcfäng- viß verurtheilt.
— Kirchheim, 18. Juni. Die, Zufuhren zum Wollmarkt sind heute schon auf 16,000 Centner gestiegen. Bereits ist die Woll- marktshalle, sowie dir geräumige Fruchthalle total gefüllt. Gegen- wärtig wird in den Schulen gelagert und es werden nach den Anmeldungen immer noch einige tausend Centner anlangen, so daß dieß seit einem Jahrzehnt wohl der am stärksten befahrene Wollmarkt sein wird. Da die Preise in Augsburg ungezogen haben, so sind auch ^ alle Räume des Theaters dicht besetzt. Das Publikum des Parterre hier die Händler, die schon in großer Zahl angelangt sind, voll guter ^ und des ersten Stockes entkam ganz unversehrt. Große Verwirrung Hoffnungen. — Seit einigen Tagen befinden sich hier gegen 40 Pre § entstand hauptsächlich unter den Znsctauern auf den Gallerien. digri>der evangelischen Gesellschaft (sogenannte Methodisten), die inj Cs waltet: aber bei dieser Katastrophe der böse Umstand ob, der hiesigen Zionskapelle Exercitien unter einem Bischof Cscher ans > daß von eigens errichteten 4 Ausgänge» nur einer geöffnet war. Alles Amerika haben und an denen auch viele hiesige Jnspirirte theilnehmen. ^ stürzte natürlich nach diesem Ausgange zu und bald war dieser ver»
— In Hohenstaufen herrscht seit einiger Zeit der Typhus, in ^ stopft. Diesem großen Ubelstand ist es auch wahrscheinlich zuzuschrei-
bedenklicher Weise und fordert seine Opfer. Man sucht den Grund j den, daß 63 Menschen den Tod fanden und 200 mehr oder weniger jn verdorbenem Brunnenwasser. (N.-Ztg.) gefährlich verletzt wurden.
ikkk-n-.irt. gedruckt und verlegt von A. Oelf «bl Hg er.
Feuer und Licht.
(Fortsetzung.)
Sehr zu empr'ehlen ist es allen Familienvätern, daß sie ihre Söhne, sobald sie das achtzehnte Lebensjahr erreicht haben, zum Beitritt einer freiwilligen Feuerwehr veranlassen. Neben dem Umstand» daß der junge Mann znm Gemeinsinn, zur Opferwilligkeit und zur Menschenliebe herangezogen wird, schafft sich auch jede Familie einen tüchtigen Schutz im Falle der Noth, denn der Feuerwehrmann, der es sich zum Berufe macht, seinen Mitmenschen Hilfe im Brandfall zu bieten, wird auch bei solchem im eigenen Hause nicht erschrecken und die rechten Mittel ergreifen.
Kann man das brennende Haus nicht mit Hilfe der Treppe oder durch einen Ausweg über Dächer verlassen, so suche man ein nach der Straße zu gelegnes iZimmer zu erreichen. Man schließe die Thüren, denn dem Zug folgt der Rauch und dem Rauch die Flamme. Wenn man vor Rauch nicht mehr aufrecht stehcn kann» so lege man sich an den Boden, weil dort immer noch eine Schichte besserer Luft vorhanden ist. Ein nasses Tuch oder rin feuchter Schw amm vor dem Mund erleichtert ebenfalls das Athmen.
Das Herauöspringen aus den Fenstern muß unterbleiben, denn in den meisten Fällen kann man sich noch so lange Hallen , bis die Feuerwehr am Platze ist; durch vorzeitiges Herabspringrn in solchen Fällen haben schon viele Menschen das Leben verloren oder sich für Lebenszeiten zu Krüppeln gemacht. Jn der äußersten Noth und wenn Hilfe ausbleibt, so zerreiße man, falls die oben envähnte Leine nicht vorhanden ist, die Betttücher, binde die Stücke Zusammen und nachdem man das eine Ende an einem schweren Stück Möbel befestigt hat, lasse man die Kinder und Frauen nach einander herab. Dem Manne gelingt es dann, ebenfalls auf diese Weise zu entkommen.
Wenn Feuer in einem Theater oder in einem andern Gebäude» wo viele Menschen zusammengedrängt sind, aüSbricht, so behalte man kaltes Blut und thue alles, um den Schrecken vermindern zu helfen. Ohne die übertriebene Furü.t ist es meistens Zeit, daß sich die Menschen noch alle zu retien vermögen. Bei dem Thcalerbrande i» Karlsruhe im Jahre 1847 waren 2000 Zuschauer anwesend und