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General k. Beckx geschrieben, er wolle gegen die Entlohnung von einer Million Thaler Bismarck ermorden, wurde heute von einem Vier» richter-Kollegium des Landesgerichts in Strafsachen freigesprochen. Daß Wiesinger es nur auf Geld abgesehen hatte, wird nach dem Gange der Verhandlungen kaum Jemand bezweifeln. Ganz unglaubhaft war die Ausrede des Angeklagten, er habe kein Geld erwartet, sondern durch die Zeitungslektüre plötzlich einen solchen Haß gegen die Jesuiten gefühlt, daß er sich zum Bundesgenossen Bismarck's machen und im Interesse der Sache ihm eine Handhabe verschaffen wollte, um gegen diese verhaßte Körperschaft energischer Vorgehen zu können. Der Angeklagte machte eine ganz klägliche Figur» und es wird Niemand darüber ungehalten sein, daß man diesen traurigen Menschen laufen ließ. (?)
— Salzburg, 15. Juni. In Folge bedeutender Erdstürze, durch welche zwei Tunnels und eine große Strecke der Salzburg- Tyroler Bahn verschüttet worden, ist die Bahn auf längere Zeit unfahrbar gemacht. Der Schaden wird ohne die erforderlichen Neubauten auf mindestens 200,000 Gulden geschätzt.
Italien. Rom, 11. Juni. Die Verhandlungen wegen der Sicherheitsverhältnisse in Sizilien regen die Wogen der Parteileidenschaft in der Kammer mächtig auf; so geriethen in der Sitzung am 9. La Porta von der Linken und der Minister der öffentlichen Arbeiten Spaventa heftig aufeinander. Ersterer hatte während seiner Rede am 8. auf den Lippen des letzteren ein spöttisches Lächeln wahrzunehmm geglaubt. Hiedurch geärgert, rief er Spaventa zu: man könne nicht immer mittelst eines Turiner Blutbades regieren. Spaventa antwortete: j„Dummkopf!" Auf eine Ermahrung des Präsidenten be- theucrten beide am folgenden Tage: die Worte seien ihnen in der Erregung entschlüpft, an eine Beleidigung deS ehrcnwerthen Gegners hätten sie nicht gedacht. — Die Scenen wurden hervorgerufen durch eine Erklärung Tajani's: die Behörden von Palermo hätten sich mit den Räuberhäuptlingen in Verbindung gesetzt, um die Räuber zu bekämpfen. Untergeordnete Polizeiorgane selbst hätten Verbrechen begangen. Lanza stellte die Angabe Tajani's auf's Entschiedenste in Abrede und verlangte weitere Aufklärung. Die Rechte applaudirte Lanza, die Link? Tajani. Es folgte außerordentlicher Tumult, in Folge besten der Präsident die Sitzung schloß.
Rom» 16. Juni. Die Deputirtenkammer beschloß in einer zweiten heutigen Sitzung die gerichtliche Untersuchung der von Tajani gegen die öffentliche Verwaltung Siziliens vorgebrachten Thatsachen; sie beschloß ferner mit 195 gegen 48 Stimmen, den Präsidenten des Senates und der Deputirtenkammer zu ermächtigen, die Kommission zur Prüfung des Zustandes der öffentlichen Sicherheit in Sizilien zu ernennen.
Feuer und Licht.
(Fortsetzung.)
Hinsichtlich des Petroleums ist in vielen Staaten verboten, daß solches in rohem Zustand überhaupt im Detailhandel noch Vorkommen darf; als raffinirtes Petroleum soll auch nur solches zum Verkauf kommen, welches vollständig frei von den sehr flüchtigen und leicht entzündlichen Orlen ist. Um die Gefährlichkeit einer Petroleumsorte zu prüfen, gieße man in eine Tasse oder Untertasse einen oder zwei Eßlöffel des Oels und zünde dasselbe durch einen Fidibus oder ein Schwefelholz an; brennt dasselbe nicht, so ist es nicht gefährlich, gerälh es aber in Brand, ist das Oel gefährlich und scllte in Fami- lien nicht benützt werden. Demjenigen, welcher das Experiment macht, ist Voi siebt anzurathen.
Zu erwäbnen bleibt auch noch, daß das Petroleum selbst niemals explodin. Explvdiren können nur die über demselben lagernden und bereits mit Luft gemischten Dämpfe.
Um die vielen Feuersbrvnstr z« verhindern, welche durch Umwerfen de, Petroleum Lampen entstehen, hat Professor vr. Zängerle in München e ne sehr zweckmäßige Hydro PetroOLampe construirt. vr. Zä> geile benutzt in sinnreicher Weise Wasserdruck, um d,m Dochte stets d>e genuginde Menge Petroleum zuzuführen. Es wird daher bei die'er Lampe wesentlich an Petroleum gespart und ist die gleich- mäßiae Flamme Uhr.weiß. Jede Gefahr einer Explcsion ist ausge schlossen und bei etwaigem Umwerfen der Lampe wild die Flamme ^ durch das nachfli ßende Wossir sofort ausgelöscht. Tie Lampe faß^ auch o viel Petroleum, daß das lästige Nachfüllen nur selten zu gesteh braucht. Diese Lampe, welche jetzt bei den meistin Spcnglern zu haben ist, kann allen Familien, insbesondere jenen mit Kindern, auf das Liste empfohlen weiden und ist deren größere Verbreitung nur zu wünschen, domit die durch Petroleumlampen vor komm enden Feuers- s bremste immer seltener werden oder ganz aufhören._ i
Redigirt. gedruckt und »erlegt
II.
Wir kommen nun zu deu Verhaltungsmaßregeln, diej bei Bränden zu beobachten sind. Es sollte sich Jedermann daran gewöhnen, alle Abend: beim Schlafengehen die Kleider in einer bestimmten Ordnung und an einen bestimmten Platz vor dem Bett niederzulcgen, um bei Ausbruch eines Feuers im Hause selbst und in dem Nachbarhaus oder bei dem plötzlichen Ausbrechen eines Gewitters rasch angekleidet zu sein. Jedenfalls sollten die Kinder an Liese Ordnung gewöhnt, insbesondere aber Knaben ungehalten werden, sich rasch ankleiden zu lernen. Man sollte förmliche Proben hinsichtlich der Schnelligkeit, wir möchten sagen der militärlschen Schlagfertiykeit der Knaben anstellen, um zu sehen, wie lauge sie brauchen, bis sie von Kopf bis zu Fuß vollständig angckleidet sind. Viel zu viel Zeit wird von den Kindern mit dem Anziehen vertändelt und in Unglücksfällen wird die Verwirrung nur noch größer, wenn das Ankleiden nickt rasch vollzogen werden kann. Eine weitere Vorsichtsmaßregel gebietet, stets ein Licht und Schwefelhölzer in der Nacht bei der Hand zu haben, um bei einem Unglücksfalle sofort die Wohnung beleuchten zu können, denn die Dunkelheit ist nur geeignet, die Verwirrung und die Unsicherheit zu vergrößern. Jedenfalls ist es auch zu empfehlen, sich mit allen Mitteln und Wegen bekannt zu machen, wie man bei einem auSbre- chenden Brande am besten aus seiner Wohnung gelangen kann. Häu- fig bieten Gänge, Rückgebäudc, Dächer von Nachbarhäusern noch einen Rückzug, wenn das L-tiegenhaus schon in Brand gerathen ist. Sehr zu empfehlen ist es, sich in den Gasthöfen, in denen man logirt, noch bei Tage oder doch vor Schlafengehen nmzusehen, welche Ausgänge man bei einer Feucrsbrunst haben würde, denn gerade in solchen Gebäuden mit vielen Bewohnern ist meistens die Konfusion im Unglücksfall eine ganz außerordentliche.
Endlich verlangt auch noch die Vorsicht, in jeder Wohnung stets eine genügende Menge Wasser bei der Hand zu haben. Der Fami- lienvater und die Hausfrau sollten ganz strenge darauf halten, daß das Wasser in jder Küche niemals auSgcht und daß auch in den Zimmern immer eine Flasche Wasser zur Hand ist. Eine genaue Controle vor dem Schlafengehen ist gewiß sehr am Platze. Wo leicht brennbare Oele vorhanden sind, besonders in kaufmännischen Geschästew ist ein Borrath von sand zur Verwendung bei einer solchen Feuers- brunst sehr zu empfehlen.
Es ist natürlich, daß der unerwartete und Plötzliche Ausbruch eines Feuers, insbesondere zur Nachtzeit einen Schrecken verursacht. Viele Menschenkommen dadurch ganz außer Fassung und gerathen iw solche Bestürzung, daß sie ihrer Besinnung nicht mehr mächtig werden. Statt eine zur Hand befindliche Flasche Wasser auf das Feuer zu schütten, das kleine Flämmchen einfach durch eine Decke, einen Man» tel oder ein anderes Kleidungsstück zuzudecken oder es mit einem durchnäßten Besen auszu schlagen, thun sie gar nichts oder nur das ganz Verkehrte. Thüren und Fenster werden aufgeriffen und so erst dem Feuer der rechte Zug verschafft.
Das erste Gebot im Brandfall ist daher: „Verliere nicht die Besinnung, wenn Du mit Erfolg helfen willst."
Man mache sich vor allem darüber klar, daß ein Feuer ohne Luft nicht brennen kann und daß ein Feuer um so lebhafter wird, je mehr man ihm durch thörichtes Aufreißen aller Fenster und Thüren Lust zuführt. Je mehr man aber dem Feuer die Luft abschneidet, desto eher erlischt es. Bei vielen Feuersbrünsten gilt daher die Lovsung „Ersticken". Wer sich dieses Wort reckt einprägt, wirb dann auch im Besitze der Mittel zur Abhilfe sein. Am beängstigend- sten ist das Jnbrandgerathen von Menschen und es ist deßhalb unsere Pflicht, diesen Punkt besonders zu erwähnen. Da jede Flamme nach oben steigende glühende Gase sind, die dann jeden über ihnen befindlichen brennbaren Körper entzünden, so ist das erste Gebot eines in Brand gerathenen Menschen, sich sofort auf den Boden zu werfen» um die oberen Kleider und Körpenheile vor den schon brennenden tieferen zu schützen. Ist nun gar Niemand weiter zur Stelle, der Hilfe bieten könnte, so thut der in Brand gerathene Mensch am Besten, wenn er sich am Boden wälzt, um so die Flammen zu erdrücken und zu löschen. Vielleicht kann er auch einen Mantel, eine Decke oder dergl. erreichen, um sich einznhüllen und so dem Feuer die Luft abzuschneiden. Ist aber eine andere Person zugegen, so besinne sich dieselbe nicht einen Augenblick, den brennenden Körper mit den zur Hand befindlichen Stoffen, die zur Erstickung des Feuers ge* eignet sind, zu bedecken, z. B. mit Teppichen, Tischdecken rc. Man fürchte doch ja nicht, daß sich diese Gegenstände selbst entzünden, denn viel eher ist die Flamme erstickt, als eine Entzündung mözlich ist. Alan muß natürlich resolut zu Werke gehen und die schützendm Stoffe ganz dicht an den brennenden Gegenstand hindrücken. Einige» male haben sich brennende Personen dadurch gerettet, daß sie sich schnell ins Bett gesteckt und so die Flammen erstickt haben.
^>on A. Öel schlager. (Hiezu Nro. 24 des Unterhaltu i cct atts )