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Schweiz. Genf, 10. Juni. Der Große Rath von Genf hat§ gestern den von Georg Fazy eingebrachten Gesetzentwurf über die Tren>! nung von Kirche und Staat mit 44 gegen t 2 Stimmen verworfen.!

Zwei Throne, der griechische und spanische, wackeln bedenklich.! Das griechische Königreich ist s. Z. von den Großmächten so stief- mütterlich zugeschnilten worden, daß die Griechen darin nicht wachsen und nicht gedeihen können. Kein König kann viel daran ändern. Das war das Unglück des deutschen Königs Otto und das wird das Un­glück des dänischen Königs Georgios werden. Russische Kriegsschiffe sollen unterwegs sein, um nölhigenfalls die Königin aufzunehmen. Dem spanischen König Don AlfonS prophezeien die Politiker kaum noch ein paar Monate. Ein Knabe in dem Parteieuwirrwarr diese« vollständig unterwühlten und zerrissenen Landes was soll das heißen? Kaum der eiserne Graf würde da festig werden.

England. London, 12. Juni. Im Unterhaus erklärte der Staatssekretär des Innern auf die L»frage Whalley'S, er misse nichts davon, daß eine große Anzahl anderwärts vertriebener Jesuiten nach England gekommen sei, um dasselbe zum Centrum ihrer Operationen zu machen. Das britische Reich für die Politik des Papstthums wieder zu bekehren, wäre vergebene Mühe, stder Versuch in dieser Richtung wäre voraussichtlich erfolglos.

Vermischtes.

Der alte Vincke, den sie vor ein paar Tagen auf seinem Gute bei Hagen begraben haben, hatte einen schneidenden Witz, den er manch­mal sehr unparlamentarisch handhabte. Wie BiSmaick neulich im Reichstage dem ultramonlanen Häuptling Jörg eine witzige Vorlesung über die Vorzüge des Wassers hielt, so fragte einmal Vincke einen Kollegen im Landtag, dessen Leibwäsche selten jungfräulich glänzte: Aber, Herr Professor, wer tragt denn eigentlich Ihre reine Wäsche? Als Vormund von Nichten und Neffen, die ein Gut besaßen, legte er dem Pnpillenkolleginm Rechnung. Bei der nächsten Jahresrechnung fragte das Kollegium: Hat denn das trächtige Schwein, das in der vor gen Rechnung gestanden, keine Ferkel geworfen? und wohin sind diese gekommen, da sie licht in der Reck,in ng Vorkommen? Vincke antwortete sofort berichtlich: Das Schwein hat allerdings geworfen, aber in derselben Nacht seine Jungen gefressen; man hat das nieder­trächtige Thier gefragt, warum es das gethan, all«rn es verweigerte jede Antwort. Wenn aber der gehorsamst Unterzeichnete sich erlauben darf, seine unmaßgebliche Meinung auszusprechen, so vermuthe ich, das Schwein habe seine Jungen schützen wollen vor der Gefahr, eben­falls unter das Pupillenkollegium zu kommen.

Ein Kaufmann in Paris hatte seine Brieftasche mit 10 Noten ä 1000 Franks verloren, zeigte es d,r Polizei an und versprach dem ehrlichen Finder in öffentlichen Anschlägen 1000 Fr. Belohnung. Zwei Tage nachher am späten Abend kam ein ärmlich aussehender Mu»n zu ihm und fragte: Sind Sie der Chef? Ja wohl! Sie haben eine Brieftasche mit lO.OOOFr. verloren? Ja wohl? Wissen Sie vielleicht? Der Fremde ließ ihn nicht ansreden, reichte ihm eine Brieftasche: Ist es diese? Jawohl! stammelte der Kauf mann freudig erregt und zählte. Stimmt, es fehlt nichts. Ich danke Ihnen, edler Mann, und da haben Sie die versprochenen 1000 Franks! Bei diesen Worten üoerreicble er ihm eine 1000 Fr.. Note. Der Arme nahm die Rate und bat, ihm dieselbe zu wechseln. Sie werden begreifen, mein Herr, sagte er, daß es auffallend sein würde, wenn ein so armer Kerl, wie ich, eine lOOO Fr.-Note wechseln lassen würde. Man würde bezweifeln, daß sie mun redliches Eigen- thum sein würde und ich hätte noch Laufereien bei der Polizei. Sehr richtig, sagte der Kaufmann, und zählte ihm die 1000 Fr. in Gold auf. Dankend entfernte sich der Fremde und im Hause des Kaufmanns feierte ein Familienfest da-- nendige Ereigniß Am anderen Tage hatte der Kaufmann eine Za .n., an die Bank zu leisten und benutzte dazu die 10 Bankbillets. - Alle falsch! sagte der Bankbeamte und belegte die Noten m it Beschlag __

Fcncr und Licht.

Es wird gewöhnlich noch viel zu wenig beachtet, welchen gewal tigen Schaden die Femrsbrünste Jabr aus, Jahr ein anrichten. Ein großer Theil des Volkseigenthum §, durch Fle,ß und Ausdauer vieler Menschen erworben, wird alljährlich noch vom Feuer verschlungen und der Vernichtung preis^czeben. Milt.» in der Nacht bricht das ver heerende Element plötzlich und ungeahnt hervor und wälzt sich, wenn nicht energisch bekä-.pft, von First zu First, b>s oft ein? ganze Stadl, ein ganzes Dorf in Schutt und. Asche gesunken ist Die Bewohner eines solchen unglücklichen Ortes sind m ihrem Vermögen geschädigt, die Geschäfte stocken gänzlich, jcser Erwerb ist »nn.öglich und so lecket denn die vom Brand heimgesuchte Stadt Jahie lang durch solch fürchterliches Ereigmß.

Den Schaden, der durch das große Feuer 1872 in dem ober

fränkischen Städtchen Gefrees verursacht wurde, hat mau damals auf 600,000 Gulden veranschlagt. Zweihundert und zwanzig Gebäude wurden durch das Feuer vernichtet. Der reiche Erntefcge» war zerstört, das Vieh irrte herrenlos umher und die Menschen hatten keine Wohn­stätten mehr. In der ober-pfälzischen Stadt Cham sind im Jahr 1873 hunüertachtundörcißig Wohnhäuser und siebeu-ig Siädet ab­gebrannt. Der verursachte Schaden wurde auf 1'/? Millionen Gulden taxirt, während nur 300,000 Gulden versichert waren. Am 18. Juli 1873 brach in dem Dorf Berzrheinfeld bei Schwein- furt in Unterfranken Feuer aus. In ungeheurer Geschwindigkeit wälzte sich das entfesselte Element von Haus zu Haus. Mächtig aufsteigende Rauchsäulen verkündeten den Nachbargemeiuden die Trauer­kunde, die schauerlichen Töne der Sturmglocken trugen die schlimme Botschaft von Dorf zu Dorf und trotzdem von allen Seiten Hilfe eintraf, waren 211 Gebäude dem Elemente zum Opfer gefallen, 109 Familen aber obdachlos und ihrer gesamusten Habe beraubt.

Am 5. September 1874 wüthete ein fürchterlicher Brand in der Residenzstadt Meiningen, welcher mehrere hundert Gebäude in Asche legte und vielen Tausend Menschen Habe und Obdach raubte.

Wer möchte bei so namenlosem Elend kalt und gefühllos bleiben? Fast nach jeder Feuersbrunst hören wir die Frage: Wie ist das Feuer entstanden? Diese Frage und ihre Beantwortung ist von großer Wichtigkeit und weil es keine Wirkung ohne Ursache gibt, so ist es nöthig, der Ursache der Feuersbrünste nackzuforschen, um gegen das Vorkommen solcher Ereignisse mit Erfolg einschreiten zu können. Die Ursachen derBrände lassen sich in zwei Hauptadtheitungerl bringen : durch höhere Macht veranlaßt, also Blitzschaden, und von Menschen verursacht.

Liegt auch die Ursache zur Entstehung von Fenersbi unsren durch höhere Macht,' also durch Blitzschlag, außer dem Mivichc des Menschen, so ist doch die Abwendung der. Gefahr nicht außer seiner Macht. Durch die kühne, den Menschen gewissermaßen höher, stellende Eifin- duv.g des Blitzableiters vermag er dem züttdenden Strahle eine un­schädliche Richtung zu geben. Leider wird diese wohlthätige Erfindung noch lange nicht in dem Maße benützt, wie sie es verdient. Die Hindernisse, welche der Verbreitung and.rer heilsamer Erfindungen Abbruch lhun, stellen sich auch hier hemm.-nd entgegen: Vorurtheile aller Art, Unkenntniß, Gleicygcktlgkeir und Gedankenlosigkeit.

Merkwürdig ist es, daß man d,e Sicherstellung gegen den Blitz als einen Eingriff m die Rechte Gottes ansah und doch bestrebt war, sich durch Dächer gegen Regen und durch Dämme gegen lieber- schwemmungen zu schützen.

Zu erwähnen ist an dieser Stelle, daß Bäume, wenn sie mehr eine zugespitzte als abgerundete Gestmt haben, entweder eine Verthei- lung oder Entladung der Electricität bewiikcn, daher dieselben, wenn sie nicht zu entfernt von den Gebäuden steh::,, oder nicht zu niedrig sind, gegen Blitz schützen können.

Aus diesem Grund hat man schon oft empfohlen, auf dem Lande in die Nähe der Gebäude hohe Bäume, wie ,-appeln u. dgl. anzupflanzen.

lieber das öftere uns seltenere Voikommen von Blitzschäden geben uns Zahlen den besten Ausschluß In Baiern t:essen , von den i 6,987 Brandfällen der Jahre 1843 1868 1392 auf Btttzschiide».

In Württemberg hat der Blitz vom I.Jmuar 1854 bis Ende 1869 485mal cingeschlcigen, und hiervon in 146 Füllen gezündet.

In Rhemprenßen waren von 6580 Bränden der Jahre 1856 bis incl. 1^65 346 also der neunzehntt Theil durch Blitz ver­anlaßt, 79mal zündele der Blitz in Kirche» und 276mal teuf er andere Gebäude.

Es ergibt sich hieraus, daß der Blitz für die Kirchen eine ganz besondere Gefahr bildet, während seilen dnich andere Veranlassungen Thurm- und Kirchenbrände veranlaß! werden.

Bei Thürmen sollten deßhaib stets Blitzableiter in Anwendung kommen, weil ein dort anSgebrolenes F,ner auch immerhin schwer zu löschen ist. Die Gewitter sind ja fast stets von einem gewaltigen Wind begleitet, der das kleinste Feuer zu einer großen Feuersbrunst anfacht. Daß die Blitzableiter überhaupt guten Schutz bieten, geht aus folgendem Umstand hervor. In Württemberg ist von Blitzschlägen in Gebäuden, welche mit B.l tzabletteen versehen waren, in 17 Jahren nur ein einziger Fall zur Anzeige g. kommen, wo der Blitz in der Nähe des von Anfang an fehlerhaft angelegte» Blitzableiters in daS Dach eines Kirckenthurmeö schlug. Eme große Gefahr bietet der Blitz den mit leicht entz irnlicheii Varräthen gefüllten Gebäuden, insbesondere den Scheunen. In 8 Jahren, wo in Württemberg der Blitz 72mal zündete, waren es 50 Scheunen, die du.ch die Entzün­dung in Brand gerielhm. Eine eigene Erscheinung bieten auch die

- ewitter im Winter. Am 6. Januar 1865 schlug der Blitz in den Kirchlhurm z» Rötlingen (Württemberg), den Lorenzttthurm in Nürn­berg und den Neubaukyurm in Würzbnrg; ebenso wurde an jenem Tage noch das Schloß Hohenrechberg (Württembergs, in das auch der Blitz eingeschlagen hatte, ein Raub der Flammen. (Forts, folgt.)

»;e<rt von A. OelsckLäger.