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den Worten die musterhafte Tätigkeit deS Decorirten während seiner 40jährigen Amtsführung und dessen lebhafte« Interesse für das Wohl der Stadt schilderte und die hauptsächlichsten Schöpfungen und Veränderungen in der hiesigen Gemeindeverwaltung während dieser Periode hervorhob. Cr schloß seine Rede mit einem mit großem Beifall aufgenommenen Toast auf den Gefeierten und der Uebergabe des obenerwähnten Ritterkreuzes. Hierauf gab der Jubilar seinem Dank für die ihm zu Theil gewordene Auszeichnung Ausdruck. Wenn während seiner Amtsführung etwas Ersprießliches für die Gemeinde geleistet worden sei, jo sei dieß und der Unterstützung der bürgerlichen Kollegien nur der allzeit bewährten Opferwilligkeit der hiesigen Bürger zu verdanken, er selbst fühle wohl, daß er Vieles gethan, was er besser unterlassen, und Vieles unterlassen was er hätte thun sollen. Die Auszeichnung, die ihm von Sr. Majestät dem König zu Theil geworden, sei ebenso eine Auszeichnung für die hiesige Stadt wie für ihn. Während »einer Amtsführung als Ortsvorsteher und während seines Mandats als Abgeordneter habe er so vielfach, insbesondere aber während der Verhandlungen über den hiesigen Eisenbahnbau erfahren wie gnädig und wohlwollend Se. Majestät gegen die hiesige Stadt gesinnt sei, weßhalb er die Anwesenden einlud, in einem Toast auf Se. Majestät den König, der mit Begeisterung ausgenommen wurde, ihren Dank darzubringen. — Von Sr. Excellenz dem Herrn Minister des Innern lief an den Gefrierten ein Schreiben ein, in welchem er ihm in einer äußerst freund- lichen Weise zu dem seltenen und schönen Feste, sowie zu der Königl. Auszeichnung Glück wünschte. Herr Rathsschreiber Haffne r toastirte auf Se. Excellenz den Herrn Minister des Innern, v. Sick, dessen freundliches Wohlwollen die Stadt Calw bei jedem Anlaß rühmen dürfe miß dessen bewährte Kraft und Umsicht in Leitung seines Departements mit unS das ganze Land verehre. Herr Dekan Mezger schilderte die Leistungen deS Gefeierten für die Kirche und Schulen, c» sei ihm während »einer 40jährigen Amtslaufbahn Vieles zu vollbringen vergönnt gewesen, möge cr auch noch den Grundstein zum Neubau der Kirche legen zum Segen der hiesigen Gemeinde, deren Wohl wir alle mit einander auf dem Herzen tragen. Er schloß mit einem Wohl auf die Stadl Calw. Hr. G. F. Wagner rühmte die stetige Bereitwilligkeit unseres Hru. OrtSvorsteherS, den Bürgern mit Rath und Thal an die Hand zu gehen, auch in Sachen, die nicht unmittelbar zu seinem Amte gehörten und brachte hiefür den Dank in einen. Hoch auf den Jubilar aus. in heiterer Unterhaltung.
— Die Vorstellung der Militärpflichtigen vor die Königlichen Ober- ersatzkommissionen findet statt in den Aushebungsbezirken: Calw am 4 . August,'Neuenbürg am 6. August, Herrcnberg am 2. August, Nagold am 30. Juli, Freudenstadt am 13. Juli, Leonberg am 8. Juni, Böblingen am 10. Juni u. s. w.
— Die Eröffnung der ordentlichen Sitzungen des Schwurgerichts Tübingen findet am Montag den 14. Juni, Morgens 9 Uhr statt. Zum Vorsitzenden des Schwurgerichtshofs ist Kreisgerichtsrath Geß, zu dessen Stellvertreter Kreisgerichtsrath Bauer daselbst ernannt worden. — Als Gefchworne haben u. A. zu fungiren: Brecht, Christian, Kaufmann von Gechingen. Frey, Friedrich, Schultheiß von Agenbach. Gerlach, Gottlieb, Gerber und Gemeinderath von Herrenberg. Keller, Wilhelm, Bäcker von Wildberg. Rentschler, Gottlieb Ludwig, Bäcker von Calw. Schäfer, Johann, Schultheiß von Bondorf. Stanzer, Christian, Gemeinderath von Möttlingen.
Königl. öffentlichen Bibliothek i» Stuttgart. Exigirt sind 1,228,526 fl. oder 2,106,045 Mark. Die Kommission beantragt einstimmig: „Die hohe Kammer wolle aus dem Vermögen der Restverwaltung und ans verfügbaren Geldern von der französischen Kriegsentschädigung zu Erbauung eines neuen Gebäude« oer össentlichcn Bibliothek rn Stuttgart statt der durch Art. 7 des Finanzge- jetzeS vom 30. Januar 1874 zur spät. Verabschiedung vorbehaltenen 1,100,000 fl. die Summe voir 1,228,526 fl. oder 2,106,045 Mark verwilligen." Die Exi- genz wurde fast einstimmig verwilligt.
— Stuttgart, 26. Mai. (25. Sitzung der Kammer der Abgeordneten.) Die Kammer fährt in der Berathung des KörperschaftSwaldungen-GesetzeS fort. Art. 7 wird in folgender Fassung der Regierung angenommen: „Die Wahl der Sachverständigen bleibt den Körperschaften überlassen. Letztere können entweder für sich allein oder in Gemeinschaft mit anderen Waldeigen- thümern eigene vörüer nach Vorschrift des Artikel 6 anstellen. — Eine solche Vereinigung bedarf der Genehmigung der Forstdirektion, Abtheilung für die BürgerschastSwaldungen.- Alle entgegenstehenden Anträge wurden abaelehnt. Art. 8 lautet im Regierungsentwurf: „Die Körperschaftöförstcr sind für die Einhaltung der genehmigten allgemeinen und jährlichen WirthschaftSplane, sowie für die ordnungsmäßige Vollziehung der von den Staatsaufsichtsbehörden hinsichtlich der Betriebsführung getroffenen Verfügungen dieser Behörden verantwortlich. Die Körperschastsförstcr sind verpflichtet, von HolzauSzeich- nungen, Aufnahmen und Vermessungen, von Kulturen und anderen, nicht in bloßem Beaufsichtigen bestehenden Geschäften, welche sie in Körperschaftswal- düngen vornehmen, von deren Beginn dem Vorstand der Verwaltungsbehörde der Körperschaft Anzeige zu machen. Diesem bleibt überlassen, dem Geschäfte selbst anzuwohnen, oder eine Theilnahmc bei solchem durch ein Mitglied des VertretnnaSorgans der Körperschaft zu überlassen. Die staatliche Aufsicht über die Bcwirthschaftung der KörperschaftSwaldungen durch besondere Förster wird von dem Forstamt unmittelbar geübt.- Die Kommission hat zu Absatz 1 einen Mehrheitsantrag nicht zu Stande gebracht; sie theilte sich in 2 Hälften, deren jede einen andern Antrag stellte. Auch die Kammer brachte keinen Beschluß zu Stande, indem alle Anträge abgelchnt wurden. Absatz 2 wurde auf einen einstimmigen Antrag der Kommission gestrichen und Absatz 3 unverändert nach dem Entwurf angenommen. Nun wußte man nicht, was wegen Absatz 1 machen, ob nochmals darüber berathen oder an die Kommission zurückzugeben. Schund war der Ansicht, die Sache einfach gehen zu lassen, bis sich vielleicht später Gelegenheit gebe, darauf zurückzukvmmen. ES liege jetzt eben keine Bestimmung über die Verantwortlichkeit vor. So geschah es.
— Berlin» 28. Mai. Das schwedische KönigSpaar ist heute Abend um 7 Uhr 20 Minuten cingetroffen und wurde vom Kaiser, dem Kronprinzen, der Kronprinzessin und den Prinzen des königlichen Hauses auf dem Bahnhof in der herzlichsten Weise empfangen. Auf der Fahrt nach dem k. Schloß wurden die Gäste von der dichtgedrängten Bevölkerung mit warmen Zurufen begrüßt. Auf dem Bahnhof war eine Ehrenkompagnie mit Fahne und Musik ausgestellt, welche Der Rest des Abends verfloA-die' schwedische Volkshymne spielte. Alle königlichen und viele Pri-
vatgebäude sind beflaggt. (In Kiel wurde das schwedische Königs- paar von dem deutschen Geschwader, das seinen Flaggenschmuck angelegt hatte, eingcholr. Ihre Majestäten wurden vom Chef der Admiralität Marineminister v. Stosch im Namen des Kaisers bewillkommt und nahmen dann an Bord des ,,Kaiser Wilhelm" das Frühstück ein. Bei der Landung an der Barbarossabrücke gab das gesammte Geschwader Kanonensalven ab.)
— Berlin, 27. Mai. Der „Krz.-Ztg." zufolge ist das Preßbureau des auswärtigen Amtes durch Verfügung des Reichskanzlers aufgelöst worden und bringt man diese« Factum mit dem Benehmen der sog. halboffiziösen Presse in der Allarmaffaire in Verbindung.
— Berlin, 27. Mai. Die „Nordd. A. Ztg." bespricht das jüngste Kollektlvschreiben des preußischen Episkopats. Das Blatt meint, die Staalsregierung werde auf eine seitens der Gegner agitatorisch auSgebeutete Kontroverse sich nicht einlassen, und kann in dem Schreiben Momente, welche auf eine Sinnesänderung der Bischöfe
— Wie verlautet, werden Ihre Majestäten der König und die Köm-! hindeuteten, nicht erblicken. Wenn die Staatsregierung der Versicherung
gin in den ersten Tagen des Monats Juni Sich nach Ems begeben, um daselbst Se. Majestät den Kaiser Alexander von Rußland zu besuchen.
— Stuttgart, 25. Mai. (24. Sitzung der Kammer der Abgeordneten.) Der Abgeordnete von Heilbronn, F. v. Rauch, wird eingeführt und vom Präsidenten aus die Verfassung beeidigt, sowie von demselben willkommen geheißen, Bescher berichtet Namens der Finanzkommission über die Bitte mehrerer Jagdpächter aus den OberamtSbczirkcn Tuttlingen und Urach um Verwendung bei der Königl. Staatsregiernng für die Verpachrung der Staatsjagden im Wege des öffentlichen Aufstreichs. Die Commission beantragt: die Eingabe der Jagdpächter der Kön. Regierung zur Erwägung mitzuthcilen. Finanzmin. L. Renner zeigt wenig Neigung hierauf einzugAhen, denn durch die Jagd- Pächter werden die Wälder ruinirt, und auf die paar tausend Gulden, die man für die Jagd mehr erhalten könnte, komme es gar nicht an, da dadurch ider Wald um das Zehnfache geschädigt werde. Er habe daher, wo neue
des Episkopats, die Kurie werde billigen Ansprüchen der Staatsregiernng zu entsprechen niemals abgeneigt sein, Folge gäbe, würde dieselbe eingestehen, daß sie den Kampf ohne Noth ausgenommen und falsch fortgeführt habe. In dem vom Episkopate bezeichneten Wege der Umkehr sei kein wahrer Frieden erreichbar; die gegenwärtige Gesetzgebung schaffe thatsächlicke Verhältnisse, welchen die katholische Kirche sich immer zu fügen verstanden habe.
Nächste Woche treten circa hundert Mitglieder des Franziskaner- Ordens aus der Ordensprovinz Westphalen und Rheinland oie Reise nach Amerika an.
Frankreich. Paris, 26. Mai. Aus den Departements kom-
Kulturen angenommen, überall "die Selbstverwaltung der Jagd angcordnet, ! men die erfreulichsten Nachrichten über die Aussichten der nächsten
damit dem Wald kein Schaden geschehe, und die Förster um so öfter in den s Ernte. In der Gironde, in der Normandie, sowie in den nordwest-
Wald gehen. Der Kommissionsantrag wird angenommen. Baumgärtner ... Denartement« verkvrecben Getreide und Obst einen ausaereilb- berichtct nun über die Exigenz von 258,000 Mark zur Erbauung eines neuen > "chen LieparleNientS vcriprccyen Getreide uno^oji einen auogezeily
Kanzlei-Gebäudes für die Kammer der Abgeordneten. Die Kommission bean-! neten Herbst. Im Truden rechnet man aus ein vortreffliches Weil,»
tragt Derwilligung. Die Exigenz wird verwilligt mit dem von Balz bean- jahr. Kastanien, Oliven und Obstbäume stehen im prächtigen Blü-
" " " ' ^ -- 'In den Ardennen herrscht nach den letzten Nachrichten
fragten Zusatz: „Die Voraussetzung auszusprechen, daß es dem ständischen Ausschüsse zukomme, unter Beiziehung weiterer geeigneter Mitglieder der Abgeordnetenkammer bei der Ausführung deS Baues durch Geltendmachung hiebei sich ergebender Wünsche mitzuwirken" Egel Haas berichtet sodann über die Exigenz eines Staatsbeitrags von 48,000 Mark an die Stabtgemeinde Heilbronn zum Bau eines neuen Gymnasiums. Die Kommission beantragt Zustimmung, was ohne alle Debatte angenommen wird. v. Schwandner gerichtet ferner über die Exigenz für Erbauung eines neuen Gebäudes der
tenschmuck. In den Ardennen herrscht nach den noch Trockenheit, doch waren auch hier die Saaten schon bedeutend vorgerückter als sonst um diese Jahreszeit.
In der Nordamerikanischen Union ist ein großer Theil der Wähler einer Wiederwahl Grants zum Präsidenten abgeneigt; diese haben den General Hartranft als ihren Candidaten aufgestellt.
Nedigrrl, gedruckt und verlegt von A. Oelschläger.