dieses unselige Band zu lösen" und ihren Mann zu verlassen. Die Frau, die nicht gewohnt ist, Geheimnisse vor ihrem Mann zu haben, übergab demselben den Brief »«eröffnet und durchkreuzte damit die pfäffische Rechnung.

Pforzheim, 4. Mai. Der Schwarzwald-Verein erläßt eine Aufforderung an die Wirthe des Schwarzwaldes, ihm Mittheilungen über die Zahl der Gäste, die sie aufnehmen können, über Pensionspreise, Fahr- und Badeangelegenheiten u. s. w. einzusenden. Der Verein beabsichtigt, aus dem so gewonnenen Material ein Verzeichniß der Sommer-Aufenthalts- und Luftkurorte im Schwarzwald zusammenzu- stellen und zu veröffentlichen.

Mainz, 1. Mai. Ein betrübender Vorfall erregt hier peinliches Aufsehen.^ Zwei ^unge. .^eute^, tzau^ jo'S Jünglingsalter getreten, W.' und Sch., geriethen, (wie man sagt,"eines Mädchens wegen) in heftige Zwistigkeiten, welche zur Herausforderung auf Stoßwaffen führten. Der Handel wurde vorgestern Nachmittag an den Römersteinen aus» gefachten und hatte einen schrecklichen AuSgang. Der junge W. wurde von dem Stockdegen seines Gegners durchbohrt und von den Secundanten nach dem Kirchhofe geführt, wo man, die Wunde für nicht gefährlich erachtend, von dem Kirchhofaufseher Hilfe erwartete. Von da zu seinen Eltern gebracht, ist der unglückliche W. gestern Abend an den Folgen seiner Verwundung gestorben.

Sämmtliche königl. Kassen in Nassau haben den telegraphischen Befehl erhalten, vom 1. Mai an alle Zahlungen an katholische Geist­liche einzustellen. (Brodkorb-Gesetz.)

Fulda. 3. Mai. Die preußischen Bischöfe werden gutem Vernehmen nach in einer Immediateingabe an den Kaiser auch gegen das Klostergesetz protestiren.

Berlin, 3. Mai. Der Kaiser ist heute früh 8^ Uhr wohl» behalten hier eingetroffen.

Zwischen den Bundesstaaten haben in letzter Zeit umfassende Verhandlungen über Verlegung des Etatsjahrs sowohl der Einzelstaaten wie des Reiches stattgefunden, welche das Ergebniß hatten, daß von einer Veränderung der jetzigen Verhältnisse Abstand genommen wird und vorläufig Alles beim Alten belassen bleibt.!

Berlin. 1. Mai. (Abgeordnetenhaus). Dritte Berathung des Gesetzentwurfs über die Verwaltung des katholischen Kirchenvermögens. Nach längerer Generaldebatte werden sämmtliche Paragraphen des Gesetzes in der Einzelberathung nach den Beschlüssen der zweiten Le­sung angenommen, nur zu Z. 58 wird eine kleine unwesentliche Ab­änderung beschlossen. Das ganze Gesetz wird hieraus in namentlicher Abstimmung mit 238 gegen 82 Stimmen genehmigt.

Das vielbesprochene Gesetz, betr. die Aufhebung der geistlichen Orden (Klöster) und ordensähnlichen Congregationen der katholischen Kirche in Preußen ist dem Landtage vorgelegt worden. § Ischließt alle Orden und Congregationen von dem Gebiete der preußischen Mo­narchie aus. Die Errichtung von (neuen) Niederlassungen ist unter­sagt ; die bis jetzt bestehenden dürfen keine neuen 'Mitglieder aufnchmen und sind binnen 6 Monaten aufzulösen. Der Kultusminister ist er­mächtigt, diese Frist für Orden, die sich mit dem Unterricht und der Erziehung der Jugend b schuftigen, bis auf 4 Jahre zu verlängern. Z. 2. Niederlassungen der,- Orden rc., welche sich ausschließlich der Krankenpflege widmen, bleiben fortbestehen' können jedoch jederzeit durch königliche Verordnung aufgehoben werden und sind §.3 der Aufsicht des StaateSunterworfen. !§. 4. Das Vermögen der aufgelösten Orden wird vom Staate^nicht Ungezogen, sondern von den Staatsbehörden in Verwahrung und Verwaltung genommen. Aus demselben werden die Mitglieder der aufgelösten Orden erhalten.

Posen, 3. Mai. Der Geistliche Göbcl in Szoldry bei Ezem- pin wurde wegen Verdachtes, die Exkommunikation des Probstes Kick zu Kähme in Kwilcz vorgenommen zu haben, verhaftet und unter polizeilicher Eskorte hierher gebracht. Dekan Rzezmewski ist vom Appellationsgericht wegen Verkündung der Exkommunikation gegen den Probst Kubeczak in Lions zu 18 Monaten Gefängniß verurtheilt worden.

Nachdem die feindlichen Linien der deutschen Socialdemokralie (Lassalleaner und Eisenacher) sich vereinigt haben, ist eine von Lieb, knecht, Bebel und Hasenclever Unterzeichnete Einladung an alle Mit­glieder derInternationale" in und außer Deutschland zu einer Ver­sammlung Bevollmächtigter in Berlin ergangen. Auf dieser wird fol­gendes Programm zur Annahme vorgelegt werden, zu dessen Verwirk- lichung jeder Socialdemokrat Mitwirken soll. 1) Allgemeines Stimm­recht; 2) Volksbewaffnung (Mitizsystem und Bürgerwehr) und Recht der Volksvertretung, über Krieg und Frieden zu entscheiden; 3) Ein­führung der allgemeinen und progressiven Einkommensteuer unter Auf­hebung aller andern Steuern; 4) Verbot der Kinderarbeit und Be­schränkung der Frauenarbeit; 5) Einführung des Normalarbeitstages; 6) Verbot der Sonntagsarbeit; 7) Staatliche Aufsicht über Bewegung und Lage der Industrie; 8) Gesetzliche Bestimmungen über das Ver- hältniß zwisch en A rbeitgeber und Arbeitnehmer.

' Redigirt, gedruckt und verlegt >

In dem österr. Heer gibts eine deutschfeindliche uud eine deutsch­freundliche Partei. Erzherzog Salvator, Oberstlieutenant, empfiehlt in seiner bekannten Flugschrift Alliance mit Frankreich und Rache für KönigSgrätz. Ein ungenannter Gegner, ebenfalls österr. Offizier, widerlegt ihn Punkt für Punkt und empfiehlt ehrliches BLndniß mit Deutschland. Der Erzherzog schließt seine Schrift:Darum einen frischen fröhlichen Krieg mit Deuschland", sein Gegner:Jeder Rachegedanke ist unstatthaft, die Rachealliance mit Fnankreich unmög- lich, nur in der BnndeSgenofsenschafjt mit Deutschland Heil." Die WienerWehr-Zeitung" schließt ihre Kritik mit den Worten: Es darf keinen österr. Offizier geben, der die ehrliche und rückhaltslose Alliance mit Deutschland befürwortet.

Graz, 30. April. Der akademische Senat beschloß heute die energische Zurückweisung der gestern vyn den Studenten abgefaßten Resolution, ferner als Antwort ans die studentische Kundgebüng, die bezüglichen Strafgesetz-Paragraphen zu prvclamiren und die Strafan- drohung folgen zu lassen. Don Alfonso verließ heute seine Villa nicht. Die Ruhe blieb tagsüber ungestört. Militärwachen halten die Villa fortwährend besetzt. Eine neue Bekanntmachung des Bürgermeisters ist Nachmittags um 4 Uhr angeschlagen worden. Durch Anschlag am schwarzen Brett wird ein ministerielles Telegramm an den Statthalter veröffentlicht, welches letzteren ermächtigt, die Universität für dieses Semester zu schließen, wenn sich die Studenten an einer neuen Ausschreitung betheiligen. Auch die Führer der Arbeiterpartei haben eine Proklamation an die Arbeiter erlaffen, daß eS dem Ansehen und der Würde der Arbeiter widerstreite, sich in solche kleinliche und werthlose Skandale einzulassen.

Italien. Ein amtliches Dekret der eonxrkKatio rituum, wie sich dieser Theil der päpstlichen Kanzlei benennt, gibt kund, daß der Papst sich eiitschlosfenßhabe, dieganzeWelt de m heilig enHer- zen Jesu zu weihen, und zwar soll sich dieses Ereigniß am nächsten 16. Juni, dem 200. Jahrestag der Vision der Maria Ala­coque und dem 30. Jahrestag der Erhebung Mastai Ferretti'S auf den päpstlichen Stuhl vollziehen. Das Dekret beginnt mit folgenden Worten:Von dem ganzen Erdkreise sind unserem geheiligten Herrn dem Papst Pius IX. die Bitten der Bischöfe und beinahe unzählige Gesuche der Christgläubigcn zugekommen, in welchen auf das Eifrigste verlangt wird, daß er zur Begünstigung und Vermehrung der Fröm­migkeit gegen das heiligste Herz Jesu Christi des Erlösers die ganze Welt diesem allerheiligstcn Herzen weihen möge. Aber schon hatte Se. Heiligkeit den Ernst der Sache in seinem Geiste erwogen u. s. w.

Spanien. Madrid, 3. Mai. Don Carlos berief seine Ge­nerale nach Vergara. Man glaubt, daß daselbst wichtige Beschlüsse gefaßt werden.

Biarritz, 1. Mai. Ein Theil der an der navarresischen Grenze stehenden karlistischen Truppen revoltirte unter dem Ruf Frie­den, Fueros". General Aquiro steht an der Spitze der Bewegung.

Norwegen. Christiania, 1. Mai. Das Storthing verwarf mit Majorität sämmtliche Vorschläge zur Einführung der Civil-Ehe, sei es obligatorische, fakultative oder bei GlaubenSverschiedeuheit.

Nill's Thiergarten in Stuttgart, den meisten unserer Leser wohl schon rühmlichst bekannt, wird auch in diesem Sommer wieder einer der lebhaftesten Anziehungspunkte Stuttgarts sein. Seit den 5 Jahren seines Bestehens hat dieses Unternehmen einen glänzenden Aufschwung genommen. Aus bescheidenen Anfängen ist jetzt ein reich - gefüllter zoologischer Garten geworden, der besonders von deutschen Waldthieren, Hirschen, Rehen, Wildschweinen, Eulen, Adlern, vielen Arten von Vögeln, sowie auch von Gemsen, Bären und mancherlei seltenen Gästen aus allen Zrdtheilen belebt wird. Mit diesem Thiergarten steht bekanntlich ein Restaurationsgarten mit Hallen, Pa­villons, Lauben rc. in Verbindung. Rill ist gewöhnt, jedes Jahr Neues zu bieten. Die aus weiter Ferne verschriebenen Thiere werden demnächst eintreffen. Die Jugend hat ein ganz neues Vergnügen zu erwarten, das nur wenige Städte Deutschlands zu gewähren vermögen, nämlich eine Spielturn-Austalt. Da gibts englische, hängende und Balkenschaukeln, horizontale Leitern, Kletterseile und Balken, Recke, Barren u. dgl.; eine hölzerne Riesenschlange bietet dem vom Schwanz­ende sich vorwärts arbeitenden kleinen Reiter aus dem aufgestreckten Rachen eine Prämie, aber die Drehwalze, welche im Mitlelstück der Schlange angebracht ist und ihr die Windungen gibt, gestattet die Erreichung des Ziels nur einem gewandten Reiter. Die Anregung zu dieser Beigabe des Nill'schen Anwesens ging von Hrn. Turnlehrer Graf au der hiesigen Musterturnschulc aus; eme turnerische Aufsichts­person wird leitend und ordnend assistiren. Damit es auch den kleineren Kindern nicht fehle, ladet ein prächtiges Caroussel zum Reiten und Fahren ein. Die Aufstellung dieser Sachen ist jetzt nahezu vol- i lendet und wird der Jubel in diesen Tagen beginnen. Dem schönen Unternehmen in allen seinen Theilen ein fröhliches Gedeihen! on A. OclschlLger.