yeradc: ;ui Widerlegung der durch die Entrevue von Venedig veranlaß« Ui! Gerüchte einige Wahrscheinlichkeit für sich. In Pirris-schünt man dieselbe bereits jetzt als eine mit Gewißheit zu erwartende Thatsache zu betrachten, und man will in dortigen politischen Kreisen sogar wissen, daß bei dieser Gelegenheit die spanischen Wirren und die Frage ihrer friedlichen Beseitigung den Gegenstand der Verhandlungen zwischen den drei befreundeten Souveränen bilden werde. Sollte diese Nachricht sich bestätigen, so wäre vielleicht endlich einmal ein positiver Erfolg des Drei-Kaiser-Bündniffes zu verzeichnen, zu dem die Welt im Interesse der Menschlichkeit und besonders Europa um seiner Ruhe willen sich gra- luliren könnten. — Se. Maj. der Kaiser Alexander von Rußland trifft am 10. Mai, Mittags 12'/^ Uhr, Hierselbst ein.
— Berlin, 30. April. Wie die „Post" aus Abgeordnetenkreisen erfährt, ist das Klostergesetz heute mit der Unterschrift des Königs an das Staatsministerium gelangt.
— Berlin, 29. April. Die „Nordd. Allg. Ztg.^ meldet, daß als Beweis der Befriedigung über die« gestern der deutschen Flagge durch die Festung Guetaria gegebene Genugthuung und die dadurch erledigte „Gustavaffaire" die Kriegsschiffe „Albatros" und „Augnsta" aus den spanischen Gewässern zurückgezogen werden und „Nautilus" dort allein verbleibt.
In Berliner Hotels werden seit einigen Tagen bäufige polr
hinnehmen» mit denen ihn seine Umgebung zu überschütten für gut fand. Fast drei Viertelstunden vergingen in dieser Weise und noch immer wäre nicht abzusehen gewesen, wie die Szene enden sollte, hätte sich nicht eine größere Abtheilnng von Sicherheitswachen, welche mittlerweile requiürt worden war. durch die Menge Bahn gebrochen, um dem bedrohten Paare zu Hilfe zu eilen. Don Alfonso wurde nun aus dem dichten Knäuel befreit, in dem er stand, und ihn sowohl als seine Gemahlin brachten die Polizisten wohlbehalten in den Wagen. Donna Blanka sank wie ohnmächtig in die Kissen zurück. Der Lärm dauerte fort, und die Studenten gingen nicht auseinander, weil man einige ihrer Anführer verhaftet hatte und sie die Freigebung derselben zu erwirken hofften. Sie beruhigten sich erst dann, als mehrere Professoren und der Rektor selbst auf dem Platz erschienen und ihnen in der eindringlichsten Weise das Thörichte ihres Beginnens auScinander- setzten. — Am Abend marschirten die Studenten in laugen Zuge vor die Mllq Don Alfonlo'S. Mehr als tausend Personen waren hier versammelt. Der Rektor suchte sie zu beschwichtigen, allein vergebens. Die Menge drängte unter den Rufen: „Näuberhauptmann! Mordbrenner!" gegen die Villa, als wollte sie in dieselbe dringen. >Die Polizeimannsckaft warf sich ihr in den Weg und hielt den Zug ^ auf. Jetzt gelang es dem Rektor nach langem Zureden, den Zug zur ! Umkehr zu bewegen. Er selbst marschirte an der Spitze desselben
zeiliche Nachforschungen über die angekommrnen Fremden gestellt» weil,! gegen die Stadt. Das Schreien und Pfeifen dauerte jedoch fort; wie es heißt, von der russischen Polizei die Hieherreise des Mitglieds i es wurden Aufforderungen zur Rückkehr nach der Villa laut, weßhalb
einer geheimen Gesellschaft gemeldet worden ist, der man Attentats Pläne zutraut.
— Berlin, 30. April. Der deutsche Handelstag wird hier am 29. Mai zusammenlreten, um über die Seitens der Reichsjufiizkommis« fion in Frage gestellte Institution der Handelsgerichte einen Ausspruch abzugcben.
— Gegen den Fürstbischof Förster in Breslau ist am 28. April das gerichtliche Verfahren auf Amtsentsetzung eröffnet worden.
— Die beiden mecklenburgischen Regierungen in Schwerin und Strclitz haben in letzter Zeit einen sehr ernsten und bedeutungsvollen Wink von Berlin erhalten, sich mit mehr Eifer als bisher der Um« gesialtung der mecklenburgischen Verfassung zu unterziehen, damit diese Angelegenheit, wenn irgend möglich, noch vor dem Zusammentritt des nächsten deutschen Reichstags endlich einmal in Ordnung komme. (Dfz.)
— In Graz haben gegen den dort weilenden Jnfanten Don Al- fonso (dessen Auslieferung bekanntlich die Madrider Regierung von der deutschen verlangt hatte wegen Mords und Raubs rc., d. h. wegen seiner verübten Grausamkeiten und Plünderungen als Theilnehmer an der Schilderhebung seines Bruders Don Carlos) und seine Gemahlin Blanka wiederholte Demonstrationen der dortigen Studenten statlgefunden, die durch den Andrang Neugieriger, die sich dann mit- betheiligten, noch größere Ausdehnung annahmen, so daß nicht allein die Polizei, sondern auch das Militär einschreiten mußte. Der Hergang ist folgender: Am 27. April war um 10 Uhr Vormittags Don Alfonso mit seiner Gemahlin Donna Blanka, wie er dieß alle Vormittage zu thun pflegt, vor dem Seitenthore der Domkirche vorgefahren und hatte sich in das Innere der Kirche begeben, um dort der Frühmesse beizuwohuen. Darauf nun schienen einige Studenten, die in der Nähe der Kirche als Beobachtungsposten aufgestellt worden waren, nur gewartet zu haben, denn sie eilten sofort zur benachbarten Universität und benachrichtigten die dort versammelten Kollegen, daß Don Alfonso in der Kirche sei. Es sammelte sich eine große Menge von Studenten vor der Kirchenthüre an. Als eine halbe Stunde später Don Alfonso die Kirche verließ, da empfing ihn ein unbeschreiblicher Lärm. Es war ein Pfeifen von hundert Lippen, ein sinnbethörendes Zischen, eine Katzenmusik im besten Sinne des Wortes. Man drängte sich bis dicht an Don Alfonso heran und schrie ihm: „Mordbrenner!" „Räuber!" „Henker!" und dergleichen mehr ins Gesicht. Seine Gemahlin wurde mit ähnlichen Schimpfnamen traktirt — kurz, die jungen Leute schienen ganz von Sinnen zu sein. Donna Blanka zitterte wie Espenlaub und klammerte sich an den Arm ihres Gemahls,
die Wachmänner einige Verhaftungen Vornahmen. Nun wollten die Studenten die Verhafteten befreien, daraus entstand wieder neuer Tumult. Der Polizei-Kommissär drohte, seine Leute von den Waffen Gebrauch machen zu lassen, der Rektor beschwor die Studenten, sich zu beruhigen. Endlich setzte sich der Zug neuerlich in Bewegung. Vor dem Rathhause stellten sich die Studenten abermals auf und waren nicht zum Auscinandergehen zu bewegen, was neue Verhaftungen zur Folge hatte. Erst gegen Mitternacht leerte sich) der Platz .— Am 28. Vormitt, wiederholten sich die Szenen am Domplatze, nur in größerem Maßstabe und in gereizterer Stimmung. Einige Minuten nach 10 Uhr fuhren Don Alfonso und Donna Bianca im offenen Wagen zum Burgthor herein und worden sofort mit Geschrei, Pereat- Rufen, Pfeifen und Schimpfwvrten empfangen. Während sich die beiden in die Domkirche verfügten, wollte die Polizei den Platz säubern und drängte die Studenten, mehrere Hundert an der Zahl, in den Hof der Universität. Als dort der Stadtraths-Kommissär, Ritter v. Weser, die Arretirung eines Studirenden vornehmen wollte, wurde er thätlich mißhandelt, und in der Kirche wurde Don Alfonso gestoßen und geschlagen, beim Herausgehen angespuckt und beschimpft. Mit Mühe machte die Sicherheitswache Raum zum Wagen, und im Schritte fuhren nun Alfonso und seine Gemahlin nach Hause. Kaum waren sie fort, als eine halbe Eskadron Husaren ierschien, um den Platz zu säubern. Bei diesem Anlaß, wie am Tage vorher, soll Don Alfonso die Pereat-Rufe mit höhnischem Lachen, mit dem Einzwicken des Monocles und allerlei unqualifizirbaren Gcberden beantwortet haben. — Am Abend versammelten sich wieder Tausende vor dem Landhause Alfonso's (darunter jedoch keine Studenten mehr, da Alfonso dem Bürgermeister das Wort gegeben hatte, die Domkirche nicht mehr zu besuchen und sie nur die gegen sie gerichtete Provokation zurückweisen wollten) so lärmend und drohend, daß ein ganzes Regiment Husaren eiuritt und mit der flachen Klinge einhieb, während zwei Bataillone Infanterie mit dem Bajonnet die Menge in den Stadtpark trieb. Zwei, dreimal wiederholte sich das blutige Spiel, bei dem es viele Gefangene und Verwundete gab,die Soldaten wurden durch Stein würfe verwundet. Das Landhaus der Spanier ist Tug und Nacht vom Militär besetzt und bewacht; es ist Niemand in der Stadt, der nicht wünschte, die Spanier -möchten verduften, bevor noch größeres
Unglück entsteht.
Italien. Rom, 29. April. Die „Opinione" schreibt, bei
der langen Unterredung des Königs mit dem deutschen Kronprinzen
.sei natürlich die politische Lage besprochen worden und nach ihren Inder die Menge grüßte und sich festen Schrittes einen Weg bis Zu sgxmationen die vollständige Uebereinstimmung der Anschauungen und seinem Wagen zu bahnen suchte. Allein das gelang ihm nicht so leicht. ^ vollkommenes gegenseitiges Vertrauen an den Tag getreten. Dem Der Wagen hielt etwa 20 Schritte abwärts und zwischen ihm und! werde der wahre Ausdruck der öffentlichen Meinung nicht
dem Jnfanrenpaare halten sich die Studenten gestaut, die mittlerweile - entgangen sein, daß Italien eben so empfänglich für die Freundschaft von Hunderten und Hunderten von Neugierigen verstärkt worden waren, § mit Deutschland sei, wie es sich zur Ehre rechne, einem so tapferen, die alle das Lärmen angezogen hatte. Der Kutscher seinerseits war ausgezeichneten Fürsten seine Gastfreundschaft zu erweisen, außer Stande, seiner Herrschaft zu Hilfe zu eilen, beziehungsweise .sie! ^ ^ .
dem Getümmel zu entführen, denn man hatte ihn gezwungen, den!. Spameil. Am Tonnabend untezeichneten in Nlodrid alle der Bock zu verlassen und war den Pferden in die Zügel gefallen. Ein! WMiannten „konstltnttonelleu Partei ungehörigen Mitglieder welche
alter Herr mit weißem Bart- und Haupthaar brachte Donna Blanka > k eit dem 3. Januar 1874 bis zur Thronbesteigung Don Alfonso s
doch endlich glücklich bis zum Wagen, öffnete den Schlag und sucht-!«-' der Regierung waren nnen von dem ehemm.gen Minister Alfonso der Dame hineinzuhelsen, allein die Tumultuanten drohten, den Wagen -O^^wez entworfenen Akt, m welchem ste die neue Regierung aner- zuwerfen, wenn ihn di- junge ^ame besteige. Don Alfonso befand ! kennen und der,e den ihre vollständige Unterstützung m allen den Krieg, «ch unterdessen im dichtesten Gedränge und mußre alle Beschimpfungen d-e Finanzen und die offeniliche Ordnung betreffenden Frag-" Zusagen. ... . ' Redigirt. gedruckt nnd verlegt von A. ÖelschlLger.