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Verhältnisses zwischen Staat und Kirche, bestreitet, daß die Encyklika einen Eingriff in die staatlichen Rechte enthalte, behauptet, daß der Staat in das dogmatische Gebiet der Kirche eingreife und erklärt, die
hohe geistige Begabung des Wiener Kirchenfürsten Zeugniß ablegt, k« ein trauriges Denkmal der seit dem 18. Juli 1870 in der katholischen, Kirche herrschend gewordenen Tyrannei ist, wird voraussichtlich der
Eenlrumspartei werde nicht, wie s. Z. bei dem Berfassungsconslikt! Gegenstand eingehender Erörterung werden. Es ist ein wichtiges Do die Liberalen, „Gewehr bei Fuß stehen bleiben, solange die Krone dieses j kument der Zeitgeschichte, nicht blos wegen des kirchlichen Ansehens und Ministerium behalte". Schmidt und Fichter sprechen für, Brühl gegen! der anerkannten Autorität des Wiener Erzbischofs, sondern auch deß
-ie Vorlage. Fürst Bismarck, der inzwischen eingetreten ist, erklärt: Die Regierung ging ungern an die Verfassungsänderung, konnte jedoch der Nothwendigkeit einer solchen nicht entgehen. Wären die heutigen Zustände 1850 eingetreten, so hätten wir damals schwer- sich solche Verfassungsbestimmungen ausgenommen. Wir glaubten da» mals Bürgschaft zu haben, daß die katholische Priesterschaft und die katholischen Bischöfe den Gehorsam gegen das Gesetz und ihre Unter- thanenpslichten niemals außer Acht lassen würden. Das ist seit dem Vatikanum anders geworden (Lärm im Centrum). Der Papst ist seit dem Vatikanum die katholische Kirche. Er steht an der Spitze einer geschlossenen Partei, hat eine gut organisirle offiziöse Presse!
und ein Heer von gehorsamen Priestern; er hat uns überdieß mit!^^ Jchre alte Handarbeiter Roienstld aufdasWachzimm'er der einem Netze von Kongregationen übersponnen, — kurz. Niemand hat Polizei und sagte aus, daß er kurz zuvor sein-Kinder mir einer Hacke
habe. bep Anrnmis-,
halb, weil Kardinal Rauscher, bekanntlich einer der gelehrtesten und eifrigsten Gegner des Jnfallibilitäts-Dogma's auf dem Concile. mit demselben eine rühmliche Vergangenheit verleugnet, von dem Boden der duldenden Unterwerfung mitten in die Reihen der ultramontanen Kämpfer sich begibt und in offener Gegnerschaft gegen einen vom Abgeord- netenhause gefaßten Beschluß, für den Fall als der letztere Gesetz wer- den sollte, das Ende jene« mühsam aufrechterhattcnen Aoäus vivendi zwischen Staat und Kirche anzukündigen scheint, welcher Oesterreich bisher wenigstens die gewaltigen Erschütterungen des von der deutschen Reichsregierung geführten Kulturkampfes ersparte.
In Jglau (Oesterreich) kam am 12. d. früh um 2 Uhr der
einen so großen Einfluß wie dieser italienische Prälat. Selbst wenn er ein Inländer wäre, so wäre diese Macht bedenklich. Hier aber besitzt sie ein ausländischer Monarch, welcher, wenn er die Macht hätte, sein feierlich verkündetes Programm in Preußen dnrchzusühren, damit beginnen müßte, die Majorität der Preußen zu vernichten. Diese
erschlagen habe. Die sofort nach der Wohnung abgegangene Kommission fand seine beiden Kinder todt im Bette liegen, sie waren mit Blut überströmt; der fünfzehn Jahre alte Knabe hatte fünf, das neunjährige Mädchen vier Hackenhiebe im Kopfe. Die Leichen wurden in die Todtenkammer gebracht. Der Mörder Rosenfeld war bis jetzt
müßten sofort entweder ihren Glauben abschwören oder riskiren, Hab! rin fleißiger, aber äußerst bigotter Mensch, welcher schon einigemale und Gut zu verlieren. Einem solchen Machthaber können wir die j Symptome von religiösem Wahnsinn zeigte. Abends ließ, er sich von Gewalt nicht ferner zugestehen, wie sie ihm die Verfassung bisher > seinem Sohne eine Flasche Branntwein holen, trank den größten Thei!
einräumte; wir müssen dieselbe einschränken. Wir können nicht Frie den suchen, ehe wir die Verhältnisse zu Denjenigen nicht klar gestellt haben, denen man seit 1840 in übel angebrachtem, aber schlecht belohntem Vertrauen nur zu viel Rechte eingeräumt hat. Dieses Vertrauen hat in das feste Bollwerk des Staates Breschen gelegt. Sind diese einmal ausgefüllt, sdann können wir Frieden schließen mit dem Centrum und der viel gemäßigteren römischen Curie; dann werden wir uns in gedeckter Defensiv-Stellung sicher fühlen und die Aggres- sive mehr der Schulbildung als der Politik überlassen können; dann werden wir den Frieden wieder haben, in welchem wir in Preußen Jahrhunderte lang gelebt haben. (Lebhafter Beifall.) Kultusmini steer Falk rechtfertigt die Vorlage aus dem Gesichtspunkte der Noch
gab seinen beiden Kindern auch davon zu trinken und befahl denselben, vor dem Schlafengehen noch fünf Rosenkränze andächtig zu beten; dann ging er vom Hause fort. Nach zwei Stunden kam er zurück und fand die Kinder schlafend im Bette liegen; er nahm dann eine Holzhacke und brachte den armen Kindern die tödtlichen Hiebe bei. Bei der Polizei rechtfertigte er sich wörtlich folgendermaßen: „I ho holt schau'n wollen, ob die G'schicht vom Abraham und dem Isaak wohr ist, und hob holt g'mant, wenn meine Kinder frumm sein, daß mir glei a Engel die Hand beim Schlagen einhallen wird; jetzt is' holt schon g'schehn." Rosenfcld wurde nach der Frohnfeste gebracht und betet den ganzen Tag.
Wendigkeit, den Ultram°ntan-n d-n Einw°nd zn nehmen. °l« st°h^st,„dTmeimr lebhafter Th!ilnahm^in Paris^M dst ver'm,Mckt7n ^ ^'.'5°!!^ ^rner ^ ^.sch^ Sivel und Croce Spinell!, von denen der erster- auch dem
die Behauptung zurück, die evangelische Kirche werde durch die Vor läge geschädigt, v. Schorlemer-Alst spricht gegen die Vorlage, indem er den Fürsten Bismarck wegen dessen Rede im Herrenhaus und das Ministerium angreift. Fürst Bismarck stellt einzelne Behauptungen des Vorredners richtig, er konstatirt, daß alle Päpste die Ketzerver- solgung als Dogma proklamieren, dieses lasse sich so wenig bestreiten wie, daß es für Ketzer Inquisition und Scheiterhaufen gegeben habe. Er fährt fort: „Ich achte fremde Dogmen, aber meine Pflicht, die Staatsautorität zu schützen, ist stärker. Wenn der Papst keinen Einfluß aus die Centrumspartei hat, so wäre letztere ja eine antiväpstliche Institution. Ich bezeichnete dem Kardinal Antonelli vor Jahren die Bildung der Centrumspartei als eine Gefahr. Antonelli, der damals noch
Stuttgarter Publikum Lurch seine Aufsteigungen vom Jahre 1874 bekannt ist. — lieber die gestern Mittag in Paris zu einem wissenschaftlichen Zweck erfolgte Auffahrt des Ballons „Zenith" wird mit- getheiit: Der Ballon erhob sich mit rapider Geschwindigkeit bis zur Höhe von 8000 Metern, die Aeronauten Sivel und Croce-Spinelli wurden von todesähnlicher Ohnmacht befallen. Drei Stunden nach der Auffahrt landete der Ballon im Departement Jndre. Der dritte im Ballon befindliche Aeronaut, Gaston Tissandier, wurde schwer verwundet. (Von Letzterem liegen nun neuere Nachrichten vor, wonach Sivel und Croce Spinelli den Erstickungstod fanden.)
Der Tod der beiden Luftschiffer erregt die größte Theilnahme.
nicht so unter dem Einfluß der Jesuiten stand, mißbilligte die Bildung! --Zentth , ein Ballon von 3000 Metern Kubikgehalt, war noch des Centrums. Letzteres sandte darauf einen Abgesandten nach Rom! 6""? "su und machte seine zweite Fahrt; auf der ersten hatte er sich und verklagte Antonelli beim Papste. Diese Klage fand geneigtes ^otz widriger Uinstande vortrefflich bewährt. Sivel, ehemaliger See- Ohr beim Papste. Ich hoffe, wir werden einmal wieder einen fried-Schwregeriohn des Luftschiffers Pollevln und hutter- lichen Papst haben und ich werde einen Antonelli finden, der hilft, eine Wittwe und ein siebenjähriges Töchterchen. Er hat m frü- den Frieden zu befestigen." Virchow, für die Vorlage, bedauert, daß
nicht auch der Artikel 24 der Verfassung aufgehoben werde. Die erste Lesung wird hierauf geschlossen. Anträge auf Ueberweisung an eine Kommission und aus Vertagung werden abgelehnt und sofort die zweite Lesung begonnen. Windihorst erklärt, an der Debatte keinen weiteren Antheil nehmen zu wollen. Ein Antrag Virchow's ans Streichung des zweiten Satzes der Vorlage („die Rechtsordnung der evangelischen und katholischen Kirche, sowie der andern Religionsgesellschaften im Staate regelt sich nach den Gesetzen des Staates, wird angenommen und der Gesetzentwurf in folgender Fassung: „Die Verfassnngsartikel 15, 16 und 18 sind aufgehoben" in zweiter Lesung genehmigt. Dagegen stimmt nur das Cenlrum.
— Berlin, 19. April. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses wurde die VerfassungSänderungsvorlage in dritter Berathnng, also endgiltig, in namentlicher Abstimmung mit 275 gegen 90 Stimmen angenommen.
— Der Wiener „Volksfreund" veröffentlicht einen am 7. d. M. erlassenen Hirtenbrief des Kardinals Rauscher, welcher ausschließlich die altkatholische Bewegung in Deutschland und Oesterreich zum Ge- genstande hat. Dieses oberhirtliche Schreiben, welches ebenso für die
sich dann aus Liebe zur Wissenschaft und Freude an der Gefahr der Luftschifffahrt gewidmet; seine Kaltblütigkeit in der Bedienung des Tauwerks war von allen Aeronauten, die mit ihm reisten, bewundert worden. Die letzte Fahrt war seine zweiundfünfzigste. Croce- Spinelli war ein 30jähriger Ingenieur, der noch vor wenigen Tagen seine erste Fahrt auf dem „Zenith" in der „Republique franqaise" beschrieben hat. Gaston Tissandier, Chefredakteur der Zeitung „La Nature", ist ebenfalls ein bewährter Luftschiffcr, der mit seinem Bruder Albert während der Belagerung von Paris vielfache, jedoch erfolglose Versuche gemacht hat, zwischen der Hauptstadt und den Departements einen regelmäßigen Verkehr mittels Ballon zu unterhalten.
Türkei. Belgrad, 18. April. Zur Feier des heutigen Jahrestags der Erhebung Serbiens im Jahre 1815 und der Uebergabe der Festungen an die serbischen Truppen im Jahre 1867 hat heute ein Festgottesdienst in den Kirchen und eine Parade der Truppen, sodann ein großer Empfang beim Fürsten stattgefunden. Zu Ehren deS Tages sind die auf Grund eines fürstlicher! Dekrets geprägten neuen nationalen Silbermünzen !in Kurs gesetzt worden. Für den Abend ist die Illumination der Stadt in Aussicht genommen.
Redigirt, ordrurtt und verlegt von Ä. Oclschldger.