Ortes, der muthige Segler, der ein ganzes Menschenleben hindurch den. Stürmen des Bodensee's kühn die Stirne bot, und der in dem Winter?1829/30 der Erste war, der über den gefrorenen See den Weg nach Roischach zu Fuß wagte, hat gestern in einem Wassergraben bei T Hunan, wo er im Dunkel der Nacht verirrte, seinen Tod gefunden.

Pforzheim, 13. März. Als der 15 Jahr alte Sohn des

Wirths zum grünen Wald hier gestern Nacht ^9 Uhr mit einem brennenden Lichte das im II. Stock des Seitengebäudes befindliche Schlafzimmer betrat, entzündete sich das in Folge Offenstehens des Gashahnens im Zimmer angesammclte Gas. Der Knabe wurde durch die Explosion zurückgeworfen, die Seitenwand des Zimmers hinausgedrückt. Der Hahnen wurde natürlich sofort zugedreht und weiterem Unglück dadurch vorgebeugt. Ter verletzte Knabe bedarf ärztlicher Hilfe. (Pf. B.)

Freiburg i. Br., 12. März. Der gestern vor der hiesigen Strafkammer persönlich erschienene Erzbisthmnsvcrwescr Dr. Kübel wurde trotz seines Protestes gegen die Kompetenz des Gerichtshofes wegen gesetzwidriger Uebertragung kirchlicher Funktionen zu einer Geld­strafe von 500 Mark, bezw. 10 Wecken Eesängniß. vcrurtheilt.

München, 9. März. Die Altkatholikcn von Kempten, Rc- gensburg und Simbach haben Gesuche an die Abgeordnetenkammer gerichtet um Gewährung von Staatsbeitiägcn pro 1875 zur Bestreu tung ihrer Kultusbedürfniffe.

Mainz, 11. März. In den nächsten Tagen erscheint dahier eine Schrift des Bischofs mit dem Titel:Der Bruch des Rcli- gionsfricdens und der einzige Weg zu seiner Wiederherstellung."

Berlin, 12. März. Das Befinden des Kaisers hat sich et­was gebessert. Derselbe konnte Nachmittags wieder Borträge enlge- gcnnehmen.

Der Fürstlich Radziwn'sche Palast in Berlin, welcker bekannt- lich für Las Deutsche Reich angckauft ist, wi'.d rvn der Familie des Fürsten Reichskanzlers schon im Apr.l bezogen werden.

( Ter 10. März war ein Kampftag im preußischen Abgeord- nelcnhause und der Kulturminister Falk stand wieder tapfer auf der Bresche und mit ihm Andere, namentlich der ^altkätholische Bbg. Petri auö-Wieöbadm. Dieser beantragte für die allkathol Kirchengemeinden Antheil an dem kathol. Kuchenvermögen und zunächst das Recht, die kathol. Kirchen für ihren Gottesdienst (wie in Bade») benutzen zem dürfen. Er wies auf die staatsfeindliche Haltung der kalhaiischen Bi- sclöfe hin, die pch sogar gegen die Staatsgeietze aoflehncn; die Alt­katholiken haben den Math gehabt, ihnen eiftgegenzntretcn, sic haben sich offen zu ihrem Könige, ihrem Volke und Vaterlande und zu des­sen Gesetzen bekannt; sollen sie dafür büßen und ausgeschlossen werden von dem Kirchenvcrmögen und von Lcn Kirchen selber? Sie sind nach wie vor Katholiken, nur mit dem Unterschied, daß sic Len kathol. Glauben ihrer Väter auch gegen Rom zu vcrtheidigen wagen, was die Bischöfe und ihr Anhang nicht wag«-; null man sie dafür strafen?

Abg. Neichcnspcrger will eie Dllll ivüken rmit als Katholiken gelten lassen, weil sie sich nicht rub-liigt dem Pa;st unterwerfen und sich von der römisch kathol. Kirche ioeg-sagt haben sollen. Sie, die ächten' Katholiken, leisten den S-aalrgesktzen nur Widerstand, so weit diese mit den Grundsätzen der kast-ol. Kirche in Widerspruch stehen. Das will auch nur die neueste berüchtigte Bulle des PapsteS besagen. Kurzum, die Altkatholikeu haben nach ihm kern Recht auf das Kirchen vermögen. Wehreupfennig widerlegt Neichcnsperger Punkt für Punkt. Die päpstliche Bulle fordert das ganz: kathol. Volk aus, den staat­lichen Kirchengesetzen uich t zu gehorchen und zwar nichr etwaso weit" sie den Giundsätzeu der Kucke widersprechen, sondern weil" sie ihnen widersprechen. Tie Allkatholiken glavben heute noch, was bis zur Uufehlbmk-it die ganze katholische Kirche geglaubt hat, man muß ihnen, die.treu zu Kaiser und Reich halten, die ta- Lholischen Kirchen öffnen, v. Schv:Unnr-Alst nennt den Antheil der Altkatholikcn an den Kirchen eine B.raukuug der kathol. Kirne, und Räuberei ist niemals eine sittliche Pflicht. - Birchow geht für die Allkatholiken scharf ins Zeug uud beantragt die Zustimmung für das betr. Gesetzals eine Etappe auf dem Wege der Gewissensfreiheit."

Cultusminister Falk spricht siu- über den Antrag vorsichtig, aber im Ganzen zustimmeud aus und bittet denselben au eine Commission zur Lorberathung zu verweise».

Berlin, 12. März, Trr Beistand der Berliner Altkatho­

liken veröffentlicht eine dem Ausrufe des Oralen Frankeuberg zustim- mende Erklärung, daß die Alrkalholikcu die Nvthwcndigkeit, muthig und offen den Anmaßungen der römischen Kurie entgegen.zutreten, längst erkannt haben. Alle treu zu Kaiser und Reich stehenden Katholiken werden ansgesordert, unter Abmeldung aller Halbheit sich auf dm Standpunkt des Altkatholizismus zu stellen und von diesem aus die Organisation aller national gesinnten Lvtholllcn zu beginnen und zu fördern._

Red),url,

Berlin, 11. März. Das Direktorium der preußischen Bank macht bekannt, daß dasselbe der fortgesetzt voi kommenden Falsifikate wegen beschlossen habe, die preußischen Zehnthaler-Banknoten ganz ans dem Be: kehr zurückznziehen. Die Umwechselung und Umtauschung erfolgt bis Anfangs April bei allen Bankkasscn, später nur bei der Berliner Hauptbankkaffe.

In Po m mern und H annover war derjPferdehandelffür Frank« reich schon lebhaft im Gange als das Ausfuhrverbot eintraf. Die Händler sollten 10,000 Stück binnen einem Jahr ankanfen und für jedes Pferd 100 Frank Prämie bekommen. Da der Markt verschlos­sen ist, wenden sich die Unterhändler nach Rußland. Von den unga­rischen Pferden sagen die Franzosen, sie seien zu schwach, was die Ungarn sehr übel nehmen und sagen, die französischen Reiter taugten nichts. - Die Engländer klagen, daß sie bei dem Ausfuhrverbot in Deutschland sehr betheiligt seien, daß sie seither ^ ihrer Wagen- und Zugpferde, auch viele Pferde für die Cav.tlleric aus Deutschland be­zogen hätten. (Ter Schweiz ist es gestattet, Pferde für ihre Caval- lerie in Deutschland zu kaufen.)

Die Regierungen von Schwerin und Strelitz haben an ihre Ritterschaft Ermahnungen erlassen, das Berfaffungswerk nicht auch dieses Mai im Sande verrinnen zu lassen. Aber diese Erlasse'haben bn der Ritterschaft keinen besonderen Eindruck gemacht. Man wagt in den liberalen Kreisen Mecklenburgs nicht mehr zu hoffen, daß Meck- lenburg allein und von sich zu anderen Verfaffungszuständen getan- gen könne, und betrachtet daö deutsche Reich als die letzte Zuflucht für die VerfassungSwirren.

i Wien, 11. März. Der Kaiser hat ans eigenem Antrieb be­schlossen, anläßlich der dalmatiner Reise den König Viktor Emanuel in Ncnedig zu begrüßen, was letzterer mit Freuden aufnahm.

Wien, 13. März. Die Nachricht von Lee Kaiserreise nach Venedig wird von allen liberalen Blättern freudig begrüßt. lieber die Meldung derNeuen freien Presse," von einet neu bevorstehenden Dreikaiscrzusammmkunst, verlautet ui diplomatischen Kreisen Nichts, was die Nachricht bestätigen würde.

Der Kunstreiter Renz ist viel zu praktisch, um zu singen und zu sagen: 's gibt nur a Kaiserstadt, 's gibt nur a Wien! Er fährt vielmehr zwischen den zwei Kaiserstädecn Wien und Berlin regelmäßig hin und her wie ein Pendel, wie eben jetzt von Berlin 'nach Wien, und fährt dabei sehr gut.

Holländische Werber suchen deutsche Narren, die ihre Haut für Holland in Java zu Markte tragen. Das Handgeld ist gut, was aber die Kanonen nicht fressen, frißt das mörderische Klima in Java.

Bn der englischen Insel Wight wurde ein Rlesenhaifisch von mehr als 28 Fuß Länge an das Land geworfen.

Frankreich. Bersailles, 12. Mürz. (Assembler.) Buf­fet verliest das Programm des KabinetS. Dasselbe iist sehr konser­vativ gehalten; cs will die öffentliche Meinung und die Staatsbeam­ten gegenüber den Auslegungen, welche die krnstitntft! Gesetze von mancher Seite erfahren hätten, beruhigen. Die Bevölkerungen sollen wirksam gegen die Tendenz des Umsturzes gegen alle solche An­griffe und Leidenschaften geschützt werden. Der Belagerungszustand soll bleibe» bis zum Zustandekommen eines Paßgesetzes, deßgleichcn das Mairesgesctz. Doch sollen die Maires gewöhnlich aus den Ge- meinderäthcn genommen werden. Tie Regierung wird der Verfassung energisch Achtung verschaffen. Das Programm appellirt an die ge­mäßigten Männer aller Parteien. Wenn die Assemblcke das Programm mißbillige, möge sie Ließ unverzüglich erklären. Das Programm wird von den beiden Cenlren und einem Theile der Rechten applaudirt. xpie Linke verhielt sich schweigend, die äußerste Rechte ebenso. Die Si­tzung schloß, ohne daß ein Votum über das Programm stattgefunden hätte. Tie Assemblve setzte dann die Berathung des Armeekadresgesetzes fort.

Cpkillic», Madrid, 7. März. Die Gräfin Girgenti traf heule Mittag um 1(-, Uhr hier ein und wurde von ihrem königlichen Bruder, den Ministern und anderen hohen Beamten am Bahnhofe begrüßt. Sie fuhr in offenem Wagen, umgeben von einem kleinen Geleite, 'zum Schloß. Das Publikum verhielt sich kühl. Die Straßen blieben ohne Schmuck. Nur die öffentlichen Gebäude und einige wenige Pri- vathänser feierten durch abendliche Beleuchtung die Ankunft der stell­vertretenden Königin (als solche wird die Prinzessin bis zur Vermäh­lung Don Alfonso'S wohl gelten).

Rußland. Die russische Regierung, ohne deren Genehmigung kein päpstlicher Erlaß veröffentlicht werden darf, hat der den Juki- länms-Ablaß verkündenden päpstlichen Encyklika das Placet versagt. Sie geht hiebei von der Ansicht aus, daß solche außerordentliche päpst­liche Kirchenseste den, Sftaatsintereffe im höchsten Grade schädlich sind. Außerdem werde das Volk durch solche Kirchenseste unnütz von der Arbeit abgezogen, zu Ausschweifungen und Exzessen verleitet und da­durch demoralisirt.

iteruckl und oerlegt von A. OclschlLgcr.