— Gri-lingrn, 13. Febr. Die Unsersuchung gegen die Magd
in Nnterböhungen, welche heimlich Zwillinge geboren, deren verscharrte Leichname im Stalle ihres Dienstherrn aufgefunden wurden, scheint in ein neues Stadium getreten zu sein, da gestern der Bauer, als Mitschuldiger, wie er von der Magd bezeichnet worden sei,' hieher in Hast gebracht wurde. Derselbe, ein vrrmöglicher junger Mann, ist seit Il/z Jahren verheirathet. Die Bevölkerung ist über den ganzen Vorfall tief aufgebracht. (N.T.)
— Buttenhausen» OA. Münfingen, 12. Febr. Gestern Mittag wurde hier ein ^ Jahre altes Kind von seiner Mutter allein in der Wohnstube zurückgelafsen. Das Bettchen, in dem es lag, stand zunächst dem Ofen und fing in Folge hievon Feuer. Dieses wurde zwar bald wieder gelöscht, allein das Kind war unterdessen durch den Rauch erstickt. Gerichtliche Untersuchung ist eingeleitet.
I— Friedrichshafen, 15. Febr. In Unterradrach verdingte sich am Samstag Vormittag ein Bauernbursche als Knecht und ersuchte seinen neuen Dienstherrn, ihm ein Pferd nebst Schlitten zu geben, damit er in Langenargen aus dem Hause seines früheren Dienstherr», bei dem er 4 Jahre gewesen, seine Kleider holen könne. Dieser Bitte wurde entsprochen, aber Roß jund Schlitten sah man bis jetzt nicht wieder. Nachdem der Bursche Sonntag Morgens noch nicht zurück war» schöpfte der Bauer Verdacht und haben seine nun sofort ange- stellten Erkundigungen ergeben, daß der Name und die übrigen Angaben seines neuen Knechts unwahr gewesen find. Der Telegraph verfolgte den Schwindler nach allen Richtungen.
— Pforzheim, 4. Febr. Mit dem Bau unserer neuen städtischen Quellwasserleitung aus dem GrößelThale geht eS» schreibt der „Psorz- heimer Beobachter", wie wir uns wiederholt an Ort und Stelle überzeugt haben, rasch und in der erfreulichsten Weise voran. Erst im Spätsommer des letzten Jahres begonnen, konnte in Folge der umsichtigen Leitung des Herrn Oberbaurath von Ehmann und durch zweckmäßiges Jnemandergreifen der verschiedenen Bauarbeiten das Wasserversorgungswerk jetzt schon so weit gefördert werden, daß voraussichtlich noch vor Ablauf dieses Jahres eine umfassende und völlige Versorgung unserer Stadt und der beiden Bahnhöfe mit reichlichem und vorzüglichem Quellwasser wird ermöglicht werden. Die schon im Spätjahre in Angriff genommene, zum Theil sehr schwierige Legung der weiten gußeisernen Zuleitungsröhren durch die badischen und würt- tembergischen Gebiete wird jetzt schon mit aller Macht wieder ausgenommen ; die großen Reservoir-Bauten auf dem hohen Punkt Ruth sind sehr vorgeschritten, während nunmehr auch innerhalb der Stadt mit Ausführung der weit verzweigten Straßen-Röhrenlagen und den mehrfaH erforderlichen schwierigen Fiußübergängen über die Enz und Nagold tüchtig Ernst gemacht wird. Am interessantesten sind aber jedenfalls die in letzter Zeit auf dem Quellengebiete vorgenommeneu Arbeiten, durch deren sehr gelungene Ergebnisse jetzt die schäumenden, krystallhellen Quellwasser in überraschenden, weil über den Bedarf der Stadt gehenden Mengen aus den in das Sandstein-Gebirge getriebenen Stollen völlig erschlossen, Hervorbrechen und in ihre groß und massiv angelegten Fassungen sich vorläufig ergießen, um aon da ans der Stadt mit der Zeit zugeleitet zu werden.
— München, 12. Febr. Viel Aufsehen erregte dieser Tage die Flucht eines Paters Alfons aus dem Franziskanerkloster Landshut. Jetzt stellt sich nach dem „Regensb. Tagbl." heraus, daß der Ent- wichene kürzlich bei einem Veteranenfeste in Pfaffenhausen in begeisterter, schwungvoller Rede einen Toast auf das deutsche Reich uud den deutschen Kaiser ausbrachte. Durch das Zuthun eiues Derräthers unter den Anwesenden wurde diese verbrecherische Handlung sowohl dem Ordensprooinzial in München, als dem Guardian in ILandshut denun- cirt uud der Reichsfreund in§der Franziskanerkutte sofort in das Lands- huler Kloster zurückberufen, 'um entsprechend gemaßregelt zu werden. Damit er nun nicht entweichen könnte, nahm man ihm seine Sandalen ab, was ihn aber doch nicht hinderte, zu entfliehen, und in Strümpfen dem über zehn Stunden entlegenen Pfaffenhausen zuzueilen. Dort ließ er sein Ordenskleid zurück und setzte seine Flucht weiter fort.
Die große Kaiserglocke, die zum drittenmal von dem Glo- ckengießer Hamm in Frankenthal umgegossen wurde, ist noch Form und Ton dießmal oochkommen gelungen. Sie soll in diesen Tagen nach Köln gebracht werden und dort die Probe auf dem Dome bestehen.
— Berlin, 15. Febr. Fürst Bismarck wird, wie es heißt, schon gegen Ende dieses Monats nach seiner lauenburgischcn Besitzung übersiedeln und dort zur Stärkung seiner Gesundheit den ganzen Sommer bleiben.
— Inder Plenarsitzung des BundrsrathS vom 13. ds. wurde beschlossen, für tue 10-Markstücke die Benennung .Krone", für die 20-Mark- stücke die Benennung .Doppelkrone" einzuführen.
Die ungarischen Zigeuner sind durch ihr Geigenspiel berühmt, keiner hat aber je so gegeigt, wie der Schriftsteller Jokay im Landtag. ^ ' Redigirt,
Von den Vollblut. Politikern wird er daher als ein Zigeuner verhöhnt. Wißt ihr denn, rief er, woher unsere Schulden und unsere Finanz» nöthen kommen? — Von unserer Liederlichkeit und unserer Droh» mannssncht. Wir wollen immer mit Vieren fahren und den großen Herrn spielen, daheim und in der Welt; wir geben immer mehr ans als wir haben, halten uns ein Honved-Heer, doppelt so groß als wir'» brauchen und müssen, und Beamte dreimal so viel als nöthig, die meisten thun nichts und die andern helfen ihnen. Wir bauen Eisen- bahnen und Landstraßen, um Dem und Jenem zu gefallen; wir wollen ein großes Wort in der Welt drein reden und machen nur Schulden. Mancher große Staat ist durch Schulden klein geworden, aber keiner durch Schulden groß. Lernen wir bescheiden und sparsam sein und« verlernen wir, die Staatskasse als Melkkuh für alle zu behandeln.
Schweiz. Zürich» 15. Febr. Die zur Prüfung des Rechenschaftsberichtes des Regierungsrathes bestellte Kommission findet den Regierungsrath ein, die nöthigen Einrichtungen zu treffen» um im Interesse der öffentlichen Gesundheitspflege tüchtige Krankenpflegerinnen, von Staatswegen heranzubilden.'
England. Viele Blicke sind auf die große Arbeitseinstellung in Südwales in England gerichtet. 120—140,000 Kohlen- und Eisen-Arbeiter feiern seit 14 Tagen sammt ihren Familien, weil sie in eine Ermäßigung ihrer Löhne um 10 Proc. nicht willigen wollten. Sie halten die ArbeitSfluth der letzten Jahre benutzt, um die Löhne bis zu 50 Proc. hinaufzutreiben und wollen nun der jetzigen Ebbe auf dem Markte nicht nachgeben. Die Arbeitsgeber haben sich geeinigt und ihre sämmtlichen Werke geschlossen. Die Stimme der Erfahrung und der Billigkeit fällt folgendes Urtheil: Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Arbeiter im letzten Jahrzehnt sich eine mächtigere soziale Stellung erobert haben, als sie je in der Geschichte auf die Dauer eingenommen; allein nicht minder zeigt sich, daß ihre Ansprüche auch ihre Grenzen haben, namentlich ganz und lgar von dem allgemeinen Stande der Volkswirthschaft abhängig sind. Besonders die Erfahrungen des letzten Jahres müssen die Ueberzeugung reifen, daß es ein selbstmörderisches Beginnen ist, alle Aenderungen in den Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitern, welche durch die Schwankungen der Arbeit und des Marktes verursacht werden, stets durch gewaltsamen Streik zu lösen. Es muß die Ueberzeugung immer lebendiger um sich greifen, daß der Stillstand der Fabriken und Werke, mag derselbe durch Arbeitseinstellung oder Arbeitsspcrre hervorgerusen sein, außer dem vorübergehenden Schaden, welchen er den Werken und den Arbeitern zufügt» schließlich die Industrie des betr. Landes selber schädigt zu Gunsten ihrer auswärtigen Eoncurrentcn. Es muß daher mit immer größerer Bestimmtheit der Wunsch nach der Wiederherstellung eines freundlicheren Einvernehmens zwischen Meistern und Arbeitern sich geltend machen, bis einmal die Schiedsgerichte zu friedlicher Beilegung von Lohnfragen sich ebenso als eine bleibende Anstalt eingebürgert haben werden, wie längst bei anderen bürgerlichen Streitigkeiten der Friedensrichter die Selbsthilfe verdrängt hat.
Vermischtes.
Eine medicinische Zeitschrift erzählt folgenden beachtenswerthen Fall von Wasserscheu aus dem vorigen Jahre. Ein kräftiger Mann von 26 Jahren hatte vor etwa 4 Wochen von einem Hunde einen leichten Biß an der rechten Hand erhalten, ohne ihn zu beachten. Nach dieser Zeit stellten sich Mattigkeit, Abgespanntheit, dann großer Durst, Schlaf-und Appetitlosigkeit uud endlich große Schlingbeschwerden bei ihm ein, die so heftig wurden, daß beim Versuche zu schlucken ein konvulsivischer Schauer und Zusammenziehungen. der Nacken- und Brustmuskeln eintraten. Die dagegen angewcndeten Mittel hatten keinen Erfolg; die Erregung wuchs immer mehr und nach dem Hinzutritt von Speichelfluß starb der Kranke 24 Stunden nach den ersten Krampfzufällen. Der Hund!, von dem der Biß herrührle, befand sich Zur Zeit der Bekanntmachung des Falles noch am Leben und bei voller Gesundheit, woraus der Schluß gezogen wird, daß Wasserscheu auch durch den Biß eines nicht an der Tollwuth leidenden Hundes hervorgerufen werden könne.
Nichts ist der Gesundheit des Menschen so nachtheilig als Kohlenoxydgas. Von der größten Gefahr sind Töpfe oder Pfannen mit glühenden Kohlen in einem geschlossenen Raume. Ebenso gefährlich sind die in neuerer Zeit so gewöhnlichen Kohlcnplätteisen. Sie sind so reinlich, so bequem und so billig und doch sind sie Vergiftungsinstrumente. Jeder verständige Mann sollte dagegen protestiren., jeder Hausvater, dem die Gesundheit der Semigen lieb ist, sollte sie au« dem Hause werfen. Bei dem Glühen der Kohlen in dem Eisen entsteht, da keine Luft dazu tritt, Kohlenoxydgas. Mit jedem Athem- zuge. den die Plätterin über dem Eisen thut, dringt das Gift in ihren Körper und richtet dort Verderben an. Fort darum mit den modernen Kohlenplätteisen. __ (D fz.)
gedruckt und verlegt von A. OelschlLger.