Sprache. Seitens der Regierung wurde erklärt, man sei mit der Untersuchung beschäftigt; bis jetzt haben nur Oesterreich und Belgien thatsächliche Maßregeln gegen die Verbreitung des Käfers ergriffen. Die Gefahr scheine übertrieben dargestellt zu werden.

Ueber die von der Regierung beabsichtigte Ausdehnung dersPrü- gelstrafe auf gewisse Verbrechen schreibt die K. Ztg.:Der wirksamere Schutz gegen Gewaltthätigkeiten, wider die Person gerichtet", der den Engländern in Aussicht gestellt wird, wird vielleicht in einem Theile der deutschen Presse zu Bemerkungen im Tone der Geringschätzung Veranlassung geben. Wir wollen indessen hoffen, daß dieß so wenig wie möglich geschieht. ES handelt sich um die Ausdehnung der Prä« gelstrafe von den Fällen derNothzucht, verbunden mit Gewaltthä- tigkeit" auf besonders schwere Fälle bloßer Gewaltthätigkeit. Man gehl in England von dem Gedanken aus, daß der erste und oberste Zweck der Strafrechtspflege der ist, das Vorkommen von Verbrechen möglichst zu verhindern, daß zur Erreichung dieses Zweckes, wenn die bestehenden Mittel unzureichend erscheinen, andere angewandt werden müssen, und daß es kein Mittel gibt, dessen Anwendung dem Staate glatt und rein verboten ist, oder wenigstens, daß die Prügelstrafe kein solches ist, aus das der Staat unter jeder Bedingung Verzicht leisten müßte. Man hat zudem die glänzende Wirkung der Prügelstrafe ge« genüber dem Garotterwesen thatsächlich erprobt; was natürlicher also, als daß man sie wider die in jüngster Zeit erschreckend überhand neh­mende Brutalität zu Hilfe ruft!"

Der Selbstmord hat in der Armee in Südfraokreich so zuge­nommen, daß ihn der kommandirende General des 15. Armeecorps in einem Tagesbefehl gebrandmarkt hat.Der Soldat, sagt er, -er Hand an sein Leben legt, begeht eine Feigheit, sein Leben gehört zuerst Gott und dann dem Vaterlande."

Italien. Rom, 6. Febr. Vor 8 Tagen wurde im Vatikan wieder eine Deputation von ungefähr 40 Belgiern, geführt Senator Counari, empfangen. Die Herren brachten mit einer Adresse «ine klingende Gabe von 200,000 Frc». und nahmen dafür den päpst­lichen Segen mit.

Spanien. Gerüchtweise verlautete in Bayonne, daß die Al- fonsisten in Estella eingerückt seien. Die Karlistenführer Mendiri und Argonz sollten von ihren eigenen Leuten umgebracht sein, Don Carlos sich nach Vergara zurückgezogen haben. DieAgence Ha- vas" meldet indeß aus B ay on n e, 8. Febr.:Die Besetzung von Estella durch die Regierungstruppen bestätigt sich nicht. Die Karlisten haben im Gegentheil das in Guipnzcoa verlorene Terrain wieder­genommen» so daß die Alfonfisten gezwungen waren, die den Ort Andoain beherrschenden Höhen vor überlegenen Streitkräften wie­der zu verlassen, über den Oria zurückzugehen und Zarauz und Gue-

spannen. Kaum war dasselbe auSgeschirrt, als es wüthend auf seinen Führer zusprang, ihn packte, zur Erde warf, wieder aufhob und eine Strecke weit fortschleppte und ihn racheschnaubend zerbiß. Nur mit größter Mühe gelang es den Herbeieilendcn, den Unglücklichen dem wüthenden Thiere zu entreißen und in Sicherheit zu bringen. Dem Vernehmen nach ist der rechte Unterarm vollständig zerbissen, der Kno­chen zersplittert und das Gesicht mehrfach verletzt. Der schwer Ver­wundete wurde auf Anordnung der Aerzte m's Krankenhaus gebracht, wo eine Amputation des Armes vorgenommen werden mußte.

Als König Friedrich Wilhelm IV. im August 1840 durch die Stadt Heiligenbeil kam. wurde er vom Bürgermeister haran- guirt. Dieser beginnt seine Anrede also:Fünftausend Einwoh­ner" stockt, wiederholt dieß und stockt wieder. Der König beendet seine Anrede durch die Worte:Nun, grüßen Sie von mir die fünf­tausend Einwohner, aber jeden einzeln!" Der Garnisonspre­diger Ziehe hatte, als der König am Sonntage nach dem 18. Juni 1840 zuerst die Gornisonskirche besuchte, in der Liturgie die .vorge­schriebene Erinnerung an die bei Belle-Alliance Gefallenen ausgelas­sen. Schon Nachmittags erhielt er ein Handschreiben des Prinzen von Preußen, als kommandirende» Generals, der ihm auf Befehl des Königs dessen Mißfallen über die Auslassung eröffnete. Ziehe rich­tete in höchster Unruhe ein de« und -wehmüthiges Entschuldigungs­schreiben an den König und erhielt es mit der in Bleistift geschriebe­nen Randbemerkung zurück:Lassen Sie sich wegen meiner ausgelas­senen Armee keine grauen Haare wachsen!" (authentisch.) Bei einer Inspektionsreise des Königs, noch als Kronprinz, fand er an einem Thore einer Stadt eine Bürgerwache unter Anführung eines sehr großen, pockennarbigen martialischen Menschen. Dieser war vom Magistrate wohl ausgewählt und stand daher, als der Kronprinz zum vom andern Thore hinausfuhr, auch dort als Anführer der Bürgerschaft, bemerkte aber auf die Frage des Kronprinzen, ob er ihn nicht heute schon am ersten Thore gesehen, der dort sei sein Bruder ge­wesen. Der Kronprinz erwiederte:Verzweifelte Aehnlichkeit! Nun, weun Sie nach Berlin kommen, besuchen Sie mich, aber bringen Sie ja Ihren Bruder mit!

Sattler K. in Berlin erhielt durch die Post folgenden Brief r Einliegend empfangen Sie den Pfandschein Über die goldene Repe- tiruhr. Vielleicht ist es ein Familienstück und Sie legen Werth da­rauf. Hochachtungsvoll." Der Sattler eilt nach seiner Schlaf­stube, wo die Uhr immer über seinem Bette hängt, fort ist sie. Der humane Spitzbube hatte sie ins Leihhaus getragen und den Pfandschein zum Einlösen dem Eigenthümer zugeschickt.

taria aufzugeben.

Paris, 9. Febr. Die Carlisten halten noch Unterhandlungen über ein geleitet, der Abschluß steht

Agence Havas" meldet aus Bayonne: ihre Stellungen vor Estella besetzt. Neue ConveniZ" mit den Carlisten sind ein­nahe bevor. Alfonso wurde in Pampelona enthusiastisch empfangen, er kehrt Samstag nach Madrid zurück behufs einer Besprechung mit dem Grasen MolinS, welcher am 20. ds. als Gesandter in Paris eiutrifft.

Madrid, 9. Febr. Ein Regierungtzdekret verbietet die Ver­bindung politischer Vereine untereinander. Ein Sturm auf Santa Barbara (bei Estella) steht bevor.

Madrid, 8. Febr. DerGaceta" zufolge erlitten die Vor­posten des linken Flügels der Armee bei Lacar, unweit Oteiza, eine kleine Schlappe, die durch allzugroßes Sicherheits-Gefühl der Besa­tzung von Lacar nach der Einnahme von Puente la Reina veranlaßt, auf den weiteren Gang der Operationen ohne Einfluß sei. Die Be- schießung von Santa-Barbara wird fortgesetzt.

Madrid, 9. Febr. Der König hat -gestern Pampelona ver­lassen und ist in Tafalla eingetroffen.

Türkei. Aus Scutari in Albanien wird ein großes Un glück berichtet; Nach ununterbrochenen Regengüssen, welche 20 Tage anhielten, erfolgte ein heftiges Gewitter, welches in das dortige Zeug Haus einschlug ; die dort angehäuften Pulvervorräthe, Patronen, Bomben u. s. w. explodirten, so daß mehr als hundert Häuser in cher Umge­bung ganz zerstört wurden; die amtlichen Berichte geben 20 Todte und 16 Schwerverwundete an.

Vermischtes.

(Rache eines Pferdes.) Man berichtet aus Crcfeld unterm 2. Februar: Ein Fuhrmann aus Uerdingen halte gestern sein Pferd durch Peitschenhiebe arg mißhandelt und die Quälerei fortgesetzt, obgleich er von vorübergehenden Personen wegen dieser Brutalität ernst­lich zur Rede gestellt worden war. Bei der Ankunft vor seiner Woh- nung half die Mutter des Fnhrmannch eine Wittwe, das Pferd aus-

(Pilsener Bier.) Ein französisches Blatt sagt sehr artig über dieses Bier: Man nennt es blond gleich der Heldin einer Bal­lade, leicht wie das Gewissen eines Diplomaten, glänzend wie die Versprechungen eiues Finanzmannes, und schäumend wie eine Rede Lorgerils (der in der Assembler sehr heftig zu werden pflegt.)

CS wird ernst mit dem Plane, Frankreich und England durch einen unterseeischen Tunnel zwischen Calais und -Dover zu verbinden. An der Möglichkeit, einen solchen Riesentunnel zu graben, darf man bei dem Stande der technischen Hilfsmittel kaum zweifeln: der Mont- Cenis ist durchbrochen und der St. Gotthard wird es in wenigen Jahren sein. Allerdings schrumpft selbst der Tunnel von Göschenen nach Airolo zu einer Kleinigkeit zusammen gegen die Riesenarbeit, die ein dreimal so langer Tunnel unter dem Meere ^erfordert. Die Kunst, unter dem Wasser zu graben, hat schon vor mehr als 30 Jahren in dem Londoner Themsetunnel ein schönes Probestück geliefert. Das Meer ist bei der Meerenge von Calais, dessen Breite etwa 5 deutsche Meilen beträgt, nirgends sehr tief. Die Hauptsache wird offenbar sein, ein Gewölbe herzustellen, das stark genug ist, den Druck einer so riesigen Wassermasse zu tragen. Geniale Baumeister und Jnge- '.euk^ werden, glaubt man, auch da Rath wissen.

(Die Sprachen der Erde.) Nach den neuesten Berechnungen be­trägt die Anzahl aller Sprachen der Welt 3642. Darin sind nicht die Dialekte einbegriffen. Die italienische Sprache hat beispielweise 27 Dialekte, die slaoische ebensoviel wie Provinzen. Die verschiedenen Religionen betragen etwas über 980. Die jährliche Sterblichkeit ist durchschnittlich 33Vs Mill. Menschen, also ein Mensch in der Se­kunde. Das mittlere Lebensalter beträgt 33 Jahre. Ein Viertel der Menschen stirbt vor dem siebenten Jahre und die Hälfte vor dem siebzehnten. Von 100,000 Menschen wird einer 100 Jahre alt, von 500 einer 90, von hundert einer 60. Die Geistlichen erfreuen sich der längsten Lebensdauer, die Aerzte haben die kürzeste. Endlich von der männlichen Bevölkerung in Europa ist jeder achtundzwanzigste Soldat.

Redigirt, gedruckt und verlegt von A. Oelschläger.