stellen. DaS müsse» Sie nachholen und sich noch einmal bei dieser uniersnchen lassen. So geschah es und diese erkannte ihn für hin- länglich gekräftigt, um zu dienen. Er wurde nach Posen gebracht und als Rekrut eingestellt, seine Frau blieb bekümmert in Görlitz zu­rück und das Geschäft konnte nicht eröffnet werden. An allem ist die Unkenntniß der Bestimmung schuld, daß erst nach einer Zmaligen Gestellung auch vor der DepartementS-Ersatz-Commission den gesetz­lichen Anforderungen Genüge gethan ist. Der junge Mann hatte sich nicht absichtlich der Hauptgestellung entzogen, er war vielmehr der Meinung, er habe seine Pflicht vollständig erfüllt. Da er bei der 3ten Stellung vor der Kreisersatz-Commission zu schwach befunden wurde, so wäre er wahrscheinlich auch bei der bald nachher zusammen­tretenden DepartementS-Ersatz-Commission als dienstunfähig erklärt worden; er hatte sich ihr aber aus Unkenntniß nicht gestellt. Also peinliche Sorgfalt bei Regelung der Militärdienstsachen I

In Großgoltern im preußischen Landrathsamt Langensalza ist die Trichinose ausgebrochen und es liegen 8 Personen erkrankt dar­nieder. Obgleich seit mehr als 3 Monaten die Untersuchung der Schweine von der Obrigkeit angeordnet war, so ist doch diese Anord­nung nicht beachtet worden.

Bischof Crementz von Ermland schildert in seinem Fasten­hirtenbrief die Entstehung und das Wesen der Civilehe in gräßlichen Farben: «Dem Haffe gegen das Christenthum verdankt die Einrichtung ihren Ursprung.*

Wilhelmshafen, 5. Febr. Nachdem die KorvetteLouise" gestern in die erste Reserve gestellt und die Mannschaft an Bord kommandirt worden, sind alle für die .spanischen Gewässer designirten Schiffe bereit, auf Befehl sofort abzugehen.

Man hat im Lüneburgischen eine reiche Petroleumquelle entdeckt, die schon zwei Fuß unter der Erde an den Tag tritt. Von Bremen aus ist ein Ingenieur an Ort und Stelle gesendet worden, die Farbe des entdeckten Petroleums ist ganz wasserhell.

Schwerin, 5. Febr. Nach hier eingegangenen Nachrichten sind der Kapitän und der Steuermann der BriggGustav" in Sicherheit.

In einem Berliner Telegramm derTimes" wird konstatirt, daß der französische Gesandte in Wien dem Kaiser in offizieller Form dafür dankte, daß Se. Majestät so viel Festigkeit und Mäßigung zu Gunsten der Aufrechthaltung des Friedens im Orient bewiesen habe.

Wien, 4. Febr. Dem Vernehmen nach ist Don Carlos spe- ciell aus jenen hohen Kreisen, welche bisher von Oesterreich aus ihn mit Geld und Credit unterstützten, freundlichst, aber sehr entschieden der Rath ertheilt worden, den nachgerade hoffnungslos sich gestalten­den Kampf nicht bis zum äußersten sortzusetzen, sondern unter den möglichst günstigen Bedingungen und es scheint bereits jgewiß zu sein, daß diese Bedingungen sehr günstig sein werden seinen Frie­den mit dem neuen Königthum zu machen. Ein besonderer Ver­trauensmann ist mit dieser Sendung abgxgangen und wird seine Reise eventuell bis Madrid fortzusetzen haben.

Wien, 5. Febr. Der Erzherzog Jobann Salvador von Tos­kana, Artillerie-Oberstlieutenant, veröffentlichte eine Aufsehen erregende Broschüre über die Organisation der österreichischen Artillerie. In den politischen Raisonnements derselben wird eine intime Allianz mit Rußland befürwortet, dagegen Wachsamkeit gegen deutsche Expansions- Bestrebungen, welche die Integrität Oesterreichs gefährdeten, empfoh- len. Die Vermeidung eines Krieges sei unmögllch; der Erzherzog? schlägt daher die Erweiterung der Befestigungen von Prag, Olmütz, Theresienstadt und Iosephstadt, die Errichtung von Brückenköpfen bei Enns, Steyr, Tülle und Hamburg, die Herrichtung Wiens zu einem Sammelplätze der Armee und die Anschaffung von 5t 15 Geschützen vor. Die Aufwendung der Kosten im Betrage von 158 Mikl. sei ein Gebot der Selbsterhaltung.

Schweiz. Genf, 2. Febr. Ueber das Projekt der im Jahre 1876 zu eröffnenden internationalen und permanenten Ausstellung in Genf vernimmt man, daß als Lokal für die Ausstellung das prächtige Landgut des Hrn. Favre. Unternehmer des Gotthardttunnels, mit einem Flächeninhalt von ca. 90,000 Quadratmetern in Aussicht genommen ist. Das Kapital, das znr Ausführung des Planes voraussichtlich nöthig wäre, würde 2,000,000 Fcs. betragen.

Zürich, 2. Febr. Heute wurde vor der Appellationskammer des Obergerichts Adolf Huber von Metmenstetten, ein jugendlicher Verbrecher von noch nicht ganz 16 Jahren, der ein schulpflichtiges Mädchen genothzüchtigt und dann ermordet hat, zu 10 Jahren Ar­beitshaus verurtheilt.

oo Vom Rigi. Endlich ist der schwierige Bau gelöst, die Rigi- Eisenbahn, die von Vi tznau auf die Höhe führte, ist nun durch die Er­stellung der A r th er-L inie auf der andern Seite des Berges fertig geworden und wird den 1. Juni dem Betrieb übergeben. Diese, in ihrem Steigungsverhältnisse bis zu 20«/o, mit Zahnstangenbetrie^aus

gerüstete Bahn, die auf jedem Zug 80 Personen .sicher zu befördern vermag, gestattet nun dem, namentlich aus Deutschland eintreten­den Reisenden den Weg hinauf über Zürich, den Zuger-See und Arth zu nehmen und, nachdem er sich an der Wunderwelt de» Rigi (5540 Fuß) gesättiget, den andern Weg nach dem Vier­waldstättersee hinab zu nehmen. Im vorigen Sommer besuchten ihn 54,000 Menschen.

Frankreich. Man glaubt, daßzMac Mahon die Berufung eines KabinetS Tufaure, das besänftigend bei der bevorstehenden dritten Le­sung der konstitutionellen Gesetze wirken könnte, laufgegeben habe; er will erst nach ausgefochtener Sache neue Minister ernennen, was da­hin ausgelegt wird, daß er Broglie zum Ministerpräsidenten ernennen wird. Sicher ist, daß er nicht gut zu den neuen republikanischen Be­schlüssen steht. Allerdings eine eigenthümliche Lage: ein Präsident der Republik entrüstet darüber, daß die Republik, statt aus seinem Titel gestrichen zu werden, sein Rechtsboden werden soll. Ohne das Ver­fassungsgesetz, wie es sich in 2. Lesung gestaltet hat', wörtlich abzu­drucken, geben wir die Hauptbestimmungen der acht Artikel: 1) Dir gesetzgebende Gewalt besteht aus 2 Kammern. 2) Der Präsident der Republik wird durch die beiden Kammern, die als National-Ver- sammlung zusammentrcten, gewählt. Er wird auf 7 Jahre ernannt. Er ist wieder wählbar. 3) Der Präsident kann auf zustimmendes Gutachten des Senats hin die Deputirtenkammer'auflösen. Neuwahlen binnen 3 Monaten. 4) Unverantwortlichkeit des Präsidenten, außer in Fällen des Hochverraths. 5) Jede Kammer kann eine Verfassungs- Revision verlangen; wenn beide darin übereinstimmen, treten sie' als Nationalversammlung zusammen, um zur Revision -zu schreiten, k) Diese Revision kann während der Dauer der dem Marschall Mac Mahon übertragenen Gewalten nur auf den Antrag des Präsidenten der Republik Statt haben.

In Paris ist man sehr darauf gespannt, wie Lulu sein Of­fiziersexamen in Woolwich bestehen wird. Mau macht sich die größ­ten Hoffnungen.

England. London, 1. Febr. Jeder Tag bringt einen neuen großartigen I uwelendiebstahl zur öffentlichen Kenntniß, und diese Dieb­stähle zeichnen sich durch die unerhörte Dreistigkeit ihrer Ausführung aus. Den Beginn machte die Gräfin Dudley. Ihr folgte der rus­sische Botschafter. Anderer weniger hochgestellter Opfer nicht zu ge­denken wurde die Grifin Morella und Frau von de Weyer zunächst bedacht, und heute melden die Morgenblätter einen neuen Einbruch. Diesesmal ist das Opfer Lord Ellenborough. Die Spitzbuben sind vermuthlich dieselben. Alle diese Diebstähle sind in und um Wind­sor oder auf der Bahn nach Windsor passirt.'

In Südwales in England erklärten sämmtlche Besitzer von Kohlengruben ihren Arbeitern, die Löhne müßten um 10 Proc. herabgesetzt werden. Da die Arbeiter in diese Lohnminderung nicht willigten, so wurden am 1. Februar alle Kohlenwerke geschlossen. 120,000 Arbeiter, die seither wöchentlich 150,000 Pf. 'Sterling ver­dienten, sind mit einem Schlage ohne Arbeit und Brod. Zum Glücke sind vorläufig die Eisenwerke noch mit Kohlen versehen, sonst müßten diese die Arbeit auch einstellen. Aber wie lange werden die Kohlen ausreichen?

Spanien. DerAgence Havas" wird gemeldet, daß am 3. d. bei San Cristobal in der Nähe bei Estella zwischen den Karlisten und den Regierungstruppen ein Kampf stattgefunden hat, in welchem beide Theile behaupten, gesiegt zu haben. Nach demDiario eSpanol" besetzte MorioneS nach der Verproviantirung Pampelona's wichtige Stellungen zwischen Pampelona und Carascal. Die Karlisten begannen ihren Rückzug in der Richtung von Estella. König Alfons traf am 3. d. in Oteiza (südwestlich von Pampelona) ein. Es heißt, Loma wende sich gegen Azcoitia und Azpeitia (Prov. Guipuzcoa), um die dortige karliflische Geschützgießerei zu zerstören.

Hendaye, 4. Febr. Gestern hat Loma auf der die Orte Cestona und Zumaha beherrschenden Höhe den Carlisten eiue neue Nie­derlage beigebracht. Die Carlisten sind demoralisirt. In dem gestri­gen Kampfe verloren die Regierungstruppen 150 Mann. Sie nahmen einen carlistischen Oberst mit zwei Hauptleuten und 20 Mann gefangen.

Madrid, 6. Febr. König Alfons hat sich nach Pampelona begeben und wird demnächst nach Madrid zurückkehren. Die Opera­tionen gegen Santa Barbara werden fortgesetzt.

Die Ultramontanen werden es dem König Alfons von Spanien trotz des päpstlichen Segens sobald nicht vergessen, daß er dem biederen Don Carlos den Rang abgelaufen hat. Das erfindungsreicheBaier. Vaterland" nennt ihn im gerechten Zorn und zwar in einem einzigen Artikel: katholisch maskirter Knabe, Königsknabe, Kind, Kindlein, kin­dische Marionette, Eindringling, Büblein, lächerlicher Kindskopf, lustige Person, Lasse, Schinderhannespolitiker. Und damit ist der Vorrath in Bereitschaft gehaltener Ehrentitel vielleicht noch nicht einmal erschöpft.

Redigirt. gedruckt und verlegt von A. OelschlLg er.