Paris. Kommunismus, Atheismus und Republikanismus seien die letzten Ziele desselben. Lief erregt folgte die Versammlung den be- redten Worten des Redner», zumal der größte Theil der Zuhörer keine Ahnung von den zerstörenden Bestrebungen einer so zahlreichen und weit verbreiteten Partei hatte. (Schw. M.)
— Stuttgart, l. Februar. Seine Königliche Majestät haben heute den Chevalier Don Cipriano del Mazo in Audienz zu empfangen geruht und aus seinen Händen ein Schreiben des König« Al- fonS, in welchem derselbe seine Thronbesteigung notifizirt, «ntgegenge- nommen.' Sodann hatte heute der Afrika Reisende Gerhard Rohlfs die Ehre, von Seiner Majestät in Audienz empfangen zu werden.
— Stuttgart, 2. Febr. Im großen Saale des KönigSbauS hielt gestern der Afrikareisende Gerhard Rohlfs einen mit lebhaftestem Beifall ausgenommen«:! Bortrag Über seine im Jahr 1669 unternommene Reise nach Cyrenaika und der Oase des Jupiter Ammon und seine im letzten Winter ausgeführtr Expedition nach der lybischen Wüste. Redner entwickelte in klarer übersichtlicher Weise die Eigen- thümlichkeiten der lybischen Wüste und die praßen Schwierigkeiten, mit denen der Erforscher jener Gegenden zu kämpfen hat. Besonders interessant waren die Nachrichten über den Staat Cyrenaika und die Stadt Cyrene, sowie die Nachweise, daß ein Theil der lybischen Wüste unter dem Niveau des Meeres liege, daß die Urberlieserung Don der früheren Existenz eines anderen Nilbettes, als des gegenwärtigen, eine Mythe sei u. s. w. Stürmischer Beifall lohnte den Redner nach seinem lehrreichen und interessanten Vortrag.
— Stuttgart, 2. Febr. Nachdem erst in den letzten Tagen der insolvente Bankier Herr G. st. Schweitzer verhaftet worden, wurde am Sonntag früh schon wieder eine Verhaftung vorgenommen, die des Direktors der hiesigen Europäischen Lebensversicherungsbank, Hrn. A. C. Fischer. Diese Verhaftung soll erfolgt sein, um, wie mit- getheilt wird, das Verhältniß dieser Bank zu der württemb. Commissionsbank zu eruircn.
— Cannstatt, 1. Febr. Der etwa 30jährige ledige Taglöhner Off aus dem Oberamt Waiblingen, welcher seit einigen Wochen wegen Verdachts der Brandstiftung bei dem in der Nacht vom 20. auf den 21. Dezember v. I. hier in der Scheuer des Weingärtners Höschelc ausgebrochencn, mit einem Gebäude- und Mobiliarschaden von 10-12,000 fl. verbundenen Brande in gerichtlicher Haft und Untersuchung ist, hat, nachdem er sich in starke Widersprüche verwickelt hatte, das Geständniß der That abgelegt, was um so wünschenswer« ther ist, als nun alle auf andere Personen geworfenen Verdächtig»!,, gen des Publikums hiedurch zu Nichte geworden sind. Als Motiv zur frevelhaften That hat der Thäter seinen Unwillen darüber bezeichnet, daß ihn Höschele nicht dauernd in Arbeit behalten habe. (St.«A).
— Göppingen, 31. Jan. Man schreibt dem „S. M.": Die- sen Morgen durchlief die Kunde von einer sehr rohen That die Stadt. Der erwachsene Sohn des städtischen Waldmeisters, der mit seinen Eltern be, der Abendunterhaltung eines hiesigen Gesangvereins gewesen war, war bei dieser Gelegenheit mit denselben in einen Wortwechsel gerathen. Als nun der Mann und die Frau in der Frühe nach Hause gingen, feuerte der Sohn durch das Fenster zwei Schöffe auf seine Eltern ab und verwundete seinen Vater tödtlich; die Mutter kam mit einer leichteren Wunde davon. Der freche Bursche wurde sofort verhaftet.
— Ochsenhausen, 29. Jan. Ein gräßlicher Unglücksfall hat sich vor einiger. Tagen hier ereignet. Ein 67jähriger Mann, gebür- lig aus Ummendorf, der sich seit längerer Zeit im hiesigen Spital „Goldbach" befand, war mit Kohlenbrenneu beschäftigt. Er stieg, um sich zu überzeugen, ob alles in Ordnung sei, auf einen brennenden Kohlenmeiler. Plötzlich brach die Decke unter der Last zusam- men und der Arme stürzte bis an die Achseln in die Glut. Zwar wurde er noch lebend herausgezogen, war aber derart verbrannt, daß an eine Rettung nicht zu denken war. Einen Tag später erlöste ihn der Tod von seinen qualvollen Leiden.
— Karlsruhe. Die „Südwestdeutsche" Konferenz für innere Mission (Baden, Württemberg", Pfalz und Hessen umfassend) beabsichtigt ihre dießjährige Jahresversammlung Anfangs Juni in Heilbronn abzuhalten.
— Aus Baiern. Unsere Bischöfe haben dem König erklärt, da« neue Reichsgcsetz über die Civilehe verletze das Concordat mit Rom. Unser Justiz minister hat aber schon am 12. Jan. im Reichstag nachgewiesen, daß das der Fall nicht ist. Es muß dabei bemerkt werden, daß da- am 5. Juni 1817 von der bäurischen Regierung mit der päpstlichen Curie abgeschlossene Concordat von den baierifchen Land- ständen (Baiern erhielt seine constitutionelle Verfassung am 26. Mai 1818) niemals anerkannt, und daß seine Giltigkeit wegen der darin enthaltenen, die konstitutionellen Rechte auf das Schneidendste verletzenden Bestimmungen seit seinem Bestehen beständig bestritten worden ist. Die bäurische Constitution spricht allen Baiern vollkommene Gewissens-
freiheit und allen christlichen Confessionen gleiche bürgerliche Rechte zu- Da« Concordat aber stellte sich auf den Standpunkt ausschließlicher Berechtigung der Katholischen Kirche. Der erste Paragraph lautet „Die römisch-katholische-apostolische Religion wird im ganzen Umfang des Königreichs Baiern und in den dazu gehörigen Gebieten unversehrt mit jenen Rechten und Prärogativen erhalten werden, welche sie nach göttlicher Anordnung und den kanonischen Satzungen zu genießen, hat." Gegen diesen Satz haben die Protestanten in Baiern seit 53 Jahren als verfassungswidrig protestirt; insbesondere geschah dieß durch eine Staatsschrift des ApellationSgerichtspräsidenten von Feuerbach im Jahr 1822 (vergl. Feuerbachs kleine Schriften, Nürnberg 1833, S. 349 ff.). Der Verfasser wies darin ausführlich nach, was es mit diesen Prärogativen für eine Bewandtniß habe, daß nach diesen Prärogativen nur die katholische Kirche geduldet wäre und die Protestanten als Ketzer aus dem Lande gejagt oder gar hingerichtet werden müßten; die Protestanten könnten sich also zur Anerkennung dieses ConcordatS nicht zwingen lassen. In neuester Zeit wo sich die An- maßungen durch das Verlangen der Anerkennung der päpstlichen Unfehlbarkeit noch vergrößert haben, so daß selbst die österreichische Regierung sich veranlaßt sah, ihr Concordat aufzuheben, müsse» die Protestanten und aufgeklärten Katholiken in Baiern nur um so entschiedener darauf dringen, daß das Concordat endlich für aufgehoben erklärt werde.
— Baireuth, 23. Jan. Das Schwurgericht fällte heute abermals ein Todesurtheil! Die Verhandlung läßt tiefe, viel Stoff zum Nachdenken gebende Blicke thun in den Sittenstand, die Gebräuche und Anschauungen hiesiger bäuerlicher Kreise. Wir werden in die Bauernsamilie König zu Bärenfels bei Pottenstein geführt. Dieselbe stellt sich als eine wohlhabende und sich eines schönen Besitzthums erfreuende» aber innerlich uneinige und von Prozessen zerwühlte dar, wie das hier auf dem Lande so häufig der Fall ist. Vier Söhne helfen zur Bewirthschaftung, die sonderbar alle den Taufnamen Johann haben und als Hans, Hannes, Hanni und Johann unterschieden werden. Einer derselben geht, um sich der Alimentationspflicht zu entziehen, nach Amerika. Und damit man auch dem Vater nichts abnehmm könne, übergibt dieser sein Anwesen seinem Sohne Hannes. Da« betreffende Mädchen ließ eme Forderung des alten König an den Gut«. Übernehmer beanschlagen; durch falsche Quittungen sollte diese Forde- rung als bereits getilgt hingestellt werden. Als aber der Gutsüber- nehmer die Echtheit der Quittungen beschwören soll, erwacht das Gewissen, und er bekennt, daß er den Eid nicht leisten könne. Darüber Vorwürfe und Zwiespalt zwischen ihm und den Eltern und seinem Bruder Hans. Letzterer war auch erbittert, daß das elterliche Anwesen nicht ihm übergeben worden war, weil er sich dadurch verkürzt sah. Die drei Brüder gehen eines Tages auf Holzfrevel in die Staatswaldung. Als Hannes in knieender Stellung mit seinem jünge- ren Bruder eine Tanne auszusägen beginnt, ergreift HanS das Geil, schlägt seinem Bruder Hannes mit der Breitseite den Schädel ein und versetzt ihm dann noch mehrere Hiebe in Gesicht und Hals. Dieß die That. Charakteristisch ist eine Aeußerung des Vaters: „Wenn mir meine beiden besten Ochsen »gefallen wären, so hätte das kein größerer Schlag für mich sein können, als daß mein HanS. den Hannes erschlagen hat." In der heutigen Verhandlung benahm sich der Mörder frech und widersprechend und zeigte nicht eine Spur von Zerknirschung. Das Tadesurtheil nahm er hin, als wäre er ein Stück Holz. Es ist dieß übrigen« schon der zweite Fall von Todt- schlag zwischen Brüdern, der in dieser Schwurgerichtssitzung verhandelt wurde. In einer wohlhabenden Gerberfamilie in LichtenfelS, kam der erst verhandelte vor. Einer der Söhne (allerdings etwas geisieS» beschränkt und gemindert zurechnungsfähig, deßhalb auch nur mit 2>/z Jahr Gefängniß bestraft) erschlug seinen Bruder, indem er ihm mit einem sogenannten Gerberstämpfel gleichfalls der Schädel zerschmetterte, weil ihm dieser Vorwürfe darüber machte.
— Neuwied, 29. Jan. Was vielleicht noch nie, so lange es überhaupt Jagd und Jäger gibt, dem begünftigtsten Jünger Diana's, selbst nicht dem großen Nimrod oder dem heiligen Hubertus gelungen ist, das ist gestern dem Fürsten zu Wied geglückt. Derselbe schoß nämlich am genannten Tage in freier Wildbahn im Rockenfelder Walde aus dem in vollster Flucht bei ihm vorbeikommenden Rudel Hochwild mit seiner Doppelbüchie die beiden in demselben sich befindenden zwei starken weißen Hirsche, einen Zwölfer und einen Achter, daß sie, auf'S Blatt getroffen, im Feuer zusammenstürzten.
— Die im Königreich Sachsen verbotenen Lcichenverbrennungen sollen, wie der „Leipz. Ztg." gemeldet wird, in Koburg.Gotha von der Regierung gestattet worden sein. Der Verein für Leichen- Verbrennung in Gotha hat nun bereits Rücksprache mir dem Stadt- ratb genommen, um ein Ortsstatut über die Gestattung der Lcichen- oerbrennung abzufaffen. Demnächst soll ein Ingenieur des Hrn.SicmcnS berufen werden, um die näheren Einrichtungen mit ihm zu besprechen.