— Speyer, 14. Januar. Gestern wurden einzelne Mühe au» Silberwaaren-Geschäft in Berlin trat am 7. Januar rin äußerst Berzhausen. Heiligrustein und Schifferstadt bestraft, weil sich da» distiuguirt aussehender Herr, begleitet von einem mit mehreren Packe- Literzeichen an ihren Gläsern nicht l'/? Centim. unterhalb des Ran- ten beladenen Diener, kauft und bezahlt ein silbernes Besteck. Im
des befand.
— Man schreibt vom Niedevrhein,, daß einer der angesehensten und begütertsten Männer au» der Umgßgend von B., Herr Th. Str. »uS Rh., Fräulein Louise Lateau die Summe von 30,000 Frs. geboten hat, wenn sie sich entschließen wollte, in beliebiger Begleitung aus 8 Tage in sein. Hau» zu, kommen. Falls nach Ablauf dieser- Frist ihre Wunden noch- bluteten und sie nichts genösse, als die
Begriff, den Laden zu verlassen, fällt sein Blick auf eine sehr feine goldene Uhr mit emaillirtem Zifferblatt uud als auf seine Anfrage der Geschäftsinhaber den Preis derselben mit 80 Thalrr fixirt, entschließt er sich, dieselbe gleichfalls m kaufen, findet jedoch bei Prüfung seiner Lasse, daß er in Folge seiner diversen Einkäufe nicht mehr diese Summe bei sich führe. Doch dem ist leicht abzuhelfen, denn die Wohnung ist nicht gar zu weit entlegen, und binnen einer Viertel.
geweihte Hostie, sollten die 30,000 FrS. ihr gehören. Der diese«- stunde kann der Diener mit dem Gelbe wieder da sein. Der Herr
Anerbieten euthaltende Brief ist richtig an seine Adresse gelangt, denn er wurde in mehreren belgischen. Blättern wörtlich gbgcdruckt, aber Herr Th. Str. — hat keine Antivort bekommen. Pie gottbegnadete-Jungfrau und ihr«^ hL^rüanHch/t Umgebung liM sich ehen unter keiner-Bedingung, auf ieiner. unpurteiischer Wifütig diu. angeblichen Gnadenzeichen em. Und — was war die Folge des Briefs? — Hr. Str. wird , seitdem die Sache in seinem Wohnorte bekannt geworden ist, als ein Religionsspötter und Gottesleugner verabscheut und gemieden.
Durch „Encyklika" vom 26. Dezember hat der Papst das In
erbittet sich Feder und Tinte, um durch einige Worte seine Gattin um Zusendung der qu. Summe zu ersuchen; da er jedoch, wie ein Verband beweist, durch eine Verwundung an der rechten Hand am Schreiben gehindert ist, so ersucht er den Juwelier, folgende Zeilen auf ein Blättchen zu schreiben: „Liebe Frau, sende mir durch Uebey-- bringer 80 Thlr., da ich sic sofort gebrauche. Dein Wilhelm. „Aber, mein Herr", wagt der Juwelier einzuwenden. „Ihre Frau Gemahlin wird Anstand nehmen, das Geld zu verabfolgen, da da» Billet nicht von Ihrer Hand geschrieben ist." ,O, das lhut nichts.
beljahr angesetzt. In diesem Aktenstücke heißt es: j. Daher vcrkündi-! sie weiß ja, daß ich jetzt nicht selbst schreiben kann, und wird meinem gen wir allen Gläubigen vollständigen Nachlaß aller Sünden» wenn Wiener ohne Weiteres die verlangte Summe einhändigen." Der Herr sie in diesem Jahre 1875 nach gehöriger Reue, Beichte und Kom-i hatte sich auch in dieser Ueberzeugung nicht getäuscht, denn nach kur- munion an 15 Tagen hinter einander je einmal die Tempel des heil. !zer Zeit war der Diener mit dem Gelbe da und unter den höflichsten Paulus oder Petrus oder Johannes vom Lateran in frommer Absicht Verbeugungen des Juweliers verließen Herr und Diener nach abge-
besuchen, und dort für Wohlfahrt und Heil der katholischen Kirche und diese» apostolischen Stuhles, für die Ausrottung der Ketzerei und
schlofsenem Kauf den Laden. Nach Geschäftsschluß kommt Herr F. nach seiner in der Nähe des Geschäftes belegenen Privalwohnuug und
die Bekehrung aller Irrenden beten." Diese Aufforderung wird ohne wird von seiner Gattin mit der Frage empfangen: „Wozu brauchtest Zweifel alsbald von allen katholischen Kanzeln Deutschlands verlesen!Du denn heute im Geschäft die 80 Thlr., Männchen?" „Ich — werden. Für die Belehrung der Irrenden mag man beten, aber ist-80 Thaler?" „Nun ja.LLiMWWW'IMH expreß einen Diener mit es in Deutschland, wo zwei Drittel der Einwohner im römischen § diesen Zeilen von Deiner Hand!" Jetzt fiel es Herrn F. wie Schup- Sinne Ketzer sind, erlaubt, für Ausrottung der Ketzerei beten zu lassen? . pen von den Augen — die Uhr war mit seinem eigenen Gelbe be»
— Freund „Ulk" in Berlin illustrirt das vom Papste ausgeschrie-! zahlt worden; über seinen Vornamen, seine Prioatwohnung und Verdenk Jubeljahr 1875 aus der Seele der Römlinge heraus also. Ueber ^ hältnisse, über Alles hatten sich die Gauner wohl mformirl gehabt allem thront an Stelle des abgesetzten Ministeriums Bismarck ein ^ und nur zu gut ihre Rolle gespielt. Herr F. zist ein Mann, der Centrums-Ministeriunn Windthorst — Kanzler, Kettler — Krieg, einen Verlust von 80 Thlrn. nicht allzuschwer empfindet, doch soll er
gelobt haben, sich nicht wieder als Seccetär gebrauchen zu lassen.
— Wien, 15. Jan. Artillerie-Major Erzherzog Joseph von Tos- kana hat soeben eine in Militär-Kreisen Aufsehen machende Broschüre über die Reorganisation der österreichischen Artillerie veröffentlicht.
Frankrrich. Rouher, einst der Vicekaiser uud jetzt der Führer der Bonapartisten ist unter die Propheten gegangen. Seine Prophezeiung lautet: Es wird Mac Mahon in Frankreich wie Serrano in Spanien ergehen: in längstens zwei Monaten wird er .vor einer überraschenden vollendeten Thatsache stehen. — Die verworrenen und verfahrenen französischen Zustände sind allerdings außerordentlich zu einer Uebcrraschung angethan.
England, London, 14. !Jan. In Dean Forest in der Grafschaft Lancaster ist in Folge eines Sinke« der Bergarbeiter ein Aufruhr ausgebrochen. Die Behörden fordern militärische Hilfe.
Spanien. Madrid, 14. Jan. König Alfonso ist hier eingetroffen. Von den Mitgliedern der Regierung und von den Militär- und Civilbehörden empfangen, begab er sich unter den begeisterten Zurufen der Volksmenge nach dem königlichen Schlosse. — Don Alfonso bleibt nicht in Madrid, sondern begibt sich zur Nordarmee, bei welcher er vorerst bleiben wird.
Santander, 14. Jan. Das Kanonenboot Nautilus fuhr nach Zarauz, um von den Carlisten Genugthuung für die der Brigg „Gustav" zugesügte Unbill zu verlangen.
Hendaye, 15. Jan. „Zarautz ist gestern Nachmittag durch den Kapitän Zem bsch, Kommandanten des „Nautilus", besetzt, die Carlisteu zurückgeworfen worden."
Das ist B ürg er k r ieg! muß man von dem Armeebefehl des Carlistischen Generals Lizarraga sagen. Er ordnet an, daß vom 13. Januar alle von Madrid auslaufenden Eisenbahnen ihren Verkehr einstellcu, — alle Bahnbeamten, welche auf den Bahnen getroffen werden, erschossen, alle Waarenzüge geplündert und angezündet und gänzung mangelnder Heiraths-Erlaubniß durch die Gerichte betreffend) Passagierzüge deßgleichen in Brand gesteckt und die Reisenden in s unter Streichung der Bestimmung angenommen, daß die Gerichte bei >a'""kre des Landes geführt werden.
verweigertem Ehe-Consens des Vaters uach freiem Ermessen bestimmen. Türkei. Von der Kommission, welche den Mordfaü in Podgoritza
— Die „Post" schreibt: „Nach ungefährer Schätzung haben in zu untersuchen gehabt hat, sind fünf Türken, wovon aber nur zwei
Berlin seit dem ersten Oktober». I. nur 24 Procent der evange-iin Haft, zum Tode und 20 jzu Gefängniß von 5—15 Jahren ver- lischen Brautpaare ihre Ehe kirchlich einsegnen lassen; die Taufen da- urtheilt worden. Die Pforte verlangt aber, daß, bevor dieses Urtheil gegen haben nur etwa um 10 Prozent abgenommen. In den letzten vollstreckt wird, die Montenegriner, welche ihrerseits drei türkische Wochen scheint sich jedoch das Verhältniß schon wieder etwas günstiger! Soldaten getödtet haben, ebenfalls vor Gericht gestellt werden. Der zu gestalten." ! Fürst von Montenegro hat sich außer Stande 'erklärt, seine Unter-
— (Ein rafsinirter Ga uner.) In das F.'sche Juwelen-, Gold- und thanen au ßerhalb des Land es richten zu lassen.
R;diair( gedruckt und verlegt von A. OelschlSgcr.
Majunke — Cultus, Kullmann — Justiz. Die vier regierenden Herren sehen sehr vergnügt aus. Die Temporaliensperre hat aufgehört, an der „Cassa" sitzt rechts ein Bettelmönch und links sieht man Lasker am brennenden Marterpfahl mit der Unterschrift: 'Der Jude wird verbrannt. Das Jesuitenblatt „Germania" ist Regierungsblatt geworden. Ein zechender und schmausender Prälat wird von seiner geflügelten und hochgeschürsten Nichte bedient. Im Mittelpunkt des Bildes thront bester Laune der Papst auf seinem Stuhle mit hoch gehobenem Fuße und läßt sich die Pantoffeln mit Nägeln neu versohlen; zu seiner Linken sieht man Bismarck und Falk in Ketten und Banden im Gefängniß und Ledochowski ist ihr Kerkermeister; zur Rechten fahren vierspännige Wagen mit Fässern voll Peterspfennigen. Louise Lateau ist heilig gesprochen und wird unter'm Baldachin im Triumph einhergetragen; die Jesuiten und ihr Gefolge — die Schulschwestern kehren in'S deutsche Reich zurück und alles Volk fällt vor ihnen auf die Kniee, küßt ihnen Hände und Rockzipfel u. s. w. u. s. w. Man könnte säst angesteckt werden.
— Berlin, 14. Jan. Wie die „Kreuz-Ztg." erfährt, ist von Seiten des Königs nach dem Ableben des Kurfürsten von Hessen die Berechtigung des Landgrafen Friedrich Wilhelm von Hessen zur Führung des Titels „Königliche Hoheit" anerkannt worden.
— Prinz Friedrich Karl ist bei Besteigen des Wagens ausgeglittcn uud hat das linke Bein verletzt, in Folge dessen er für einige Zeit das Zimmer hüten muß.
— Berlin, 15. Jan. Der Reichstag erledigte in sechsstündiger Sitzung die zweite Lesung des Civilehe-Gesetzes bis tz. 39. Die 88. 27 und 28 wurden mit Zusatz-Anträgen Schulte's angenommen, wonach die Ehemündigkeit für Männer mit 20, für Frauen mit 16 Jahren eintritt, eine Dispensation hiervon aber zugelassen ist, wonach ferner Söhne bis nach Ablauf des 25., Töchter bis nach Ablauf des 24. Lebensjahres einer Heiraths Erlaubniß des Vaters bedürfen. Die ZG. 29, 30, 32, 33 bis 38 wurden unverändert, 8- 31 (die Er