Spitalhofe, bei ungünstiger Witterung in der Turnhalle sts.ttfindet, werden sich 10 ländliche, 10 kleinere städtische und 7 größere städtische Vereine betheiligen. Die gemeinschaftlichen Gesänge beginnen am Montag Vormittag 9i/o Uhr auf dem Marktplatz und werden dann in der Stadtkirche nach einer Festrede des Herrn Dekan Kalch- reuter fortgesetzt. Nachmittags ist gesellige Unterhaltung auf der Rennwiese, wo jetzt schon eine Masse von Tischen nnd Bänken aufgeschlagen ist und für gute Bewirlhung der Festgäste gesorgt werden wird. Um den Fremden einigermaßen ein Bild unseres industriellen Lebens zu bieten, wird sür die Festtage eine Ausstellung von Arbeiten der Frauenarbeitsschule und der gewerblichen Fortbildungsschulen im großen Rathhaussaal arrangirt. (StA.)
— Mergentheim, 25. Juni. Als gestern beim hiesigen Pulvermagazin eine Abtheilung Soldaten mit Auslecren des Pulvers aus den ?u den neuen Gewehren nicht mehr verwendbaren Patronen beschäftigt waren, explodirte ein mit Pulver gefüllter Kasten, wodurch 11 Mann zum Theil sehr schwer verletzt wurden. (St. T.)
— Ersingen, 25. Juni. Der Knecht eines Grunbacher Holz-
Händlers sollte gestern einen Wagen Bauholz nach Bilfingen führen. Unterwegs schlief derselbe auf dem schwerbeladenen Wagen ein und am Ende des Brötzinger Waldes, wo die Straße in das Ersinger Feld einmündet, bogen die führerlosen Pferde in die alte Landstraße ein. Bei dem starken Gefäll dieser Straße kam der Wagen in raschen Lauf, der Fuhrmann wurde abgeworfen und am Leitseile ge- schleift bis solches brach. Die linke Hand wurde durch das umwundene Leitseil total zerschunden und schließlich der Fuhrmann selbst vom Hinterrad überfahren. Leider war Niemand auf dem Felde, da Alles mit der Heuernte im Thal beschäftigt war. Durch das rasche Fah- ren flog endlich ein Rad heraus, was den Wagen zum Stehen brachte und wodurch die Pferde auf einen Steinhaufen geschleudert wurden, was diese übel zurichtcte. Der Fuhrmann wurde hier bald von dem Waldhüter Heidecker von Brötzingen entdeckt; dieser holte ein Fuhr- werk herbei und brachte mit Hilfe einiger Ersinger den schwer Ver- mundeten auf einem halb geladenen Heuwagen hierher. Der Verun- glückte, gebürtig aus dem Oberamt Calw, der Anfangs noch zu reden vermochte, machte die nöthigen Angaben, verschied aber noch ehe er den hiesigen Ort erreichte. (Pf. Beob.)
— Karlsruhe. 26. Juni. Der Landtag wurde heute durch den Großherzog in feierlicher Weise geschlossen. In der von ihm verlesenen Thronrede constatirt der Großherzog mit Genugthuung die gewonnenen Resultate, betont, daß die Entwickelung des Reiches den einzelnen Ländern Sicherheit und Stärke biete. erwähnt dankend der zu Stande gekommenen Gesetze und spricht schließlich den Wunsch aus, daß dem Lande wie dem Reich ein langer und gedeihlicher Frieden beschieden sein möge.
— München, 25. Juni. (Abgeordnetenkammer.) Der Gesetzes- Entwurf über den Mehrbedarf für Staatseisenbahnen wurde einstimmig in der Fassung des Ausschusses angenommen und zugleich be- schlossen, statt der Linie Wassertrüdingen die Linie Nördliugen-Dinkels« buhl zu bauen.
— Darmstadt, 25. Juni. Di: „Neuen Hess. Volksblätter" mel- den, daß zwischen dem deutschen Reiche und der hessischen Ludwigsbahn wegen Ankaufs einiger Strecken derselben Verhandlungen obschweben.
— Fulda, 25. Juni. Die Bischofskonferenz verhandelte am heurigen zweiten Berathungs-Tage gutem Vernehmen nach darüber, welche Kirchengcsetze bedingt oder unbedingt angenommen werden könnten. Heber die getroffenen Beschlüsse verlautet nichts.
— Fulda, 26. Juni. Heute findet der Schluß der Bischofskon- ferenz statt, welchem ein gemeinsames Gebet der Bischöfe in der Gruft des hl. Bonifazius folgen wird. Dem Vernehmen nach wird demnächst ein gemeinsamer Hirtenbrief der Bischöfe erlassen werden. Während der Anwesenheit der Bischöfe sind keinerlei Demonstrationen seitens der Klerikalen vorgekommen. — Der Fürstbischof von Breslau, der Bischof von Ermland und der Vertreter des Bischofs von Culm, Kapitularvikar Klingenberg, reisen heute Nacht ab, die übrigen Bischöfe und bischöflichen Stellvertreter morgen. Dem Bischöfe von Paderborn ist angeblich die Redaktion des zu erlassenden Hirtenbriefes übertragen. Die sonstigen Beschlüsse werden noch geheim gehalten.
— Die deutsche Admiralität will vom Reichstag in der nächsten Session 6,700,000 Thlr. für Ergänzung der deutschen Marine fordern.
— Berlin, 25. Juni. Die Bundesrathsausschüsse für Handel, Verkehr und Rechnungswesen beantragen auf Grund des Art. 13 des MünzgesetzeS ein Verbot, wonach die austroungarischen uns die ungarischen Biertelguldenstücke fortan weder in Zahlung gegeben noch genommen werden dürfen.
— Berlin, 25. Juni. Das Reichseisenbahuamt hat auf den 22. Juli Delegirte des deutschen Handelsstandes nnd auf den 31. Juli Delegirte der deutschen Eisenbahnen behufs Anhörung über die Tarifresorm berufen.
— Berlin, 25. Juni. Eine Bekanntmachung des Polizeipräsidiums vom heutigen Tage zeigt die durch Beschluß des Stadtgerichts vom 23. d. M. verfügte vorläufige Schließung des allgemeinen deutschen Arbeitervereins unter Hinzufügung der Strafbestimmungen an^ welche wegen Betheiligung an auch nur vorläufig geschlossenen Vereinen gesetzlich bestehen.
— Triest, 26. Juni. Amtlicher Meldung zufolge ist in Merdi, Gebiets Benghasi (Tripolis) die Pest mit Beulen ausgebrochcn. Die Seebehörden von Triest und Fiume ordneten sofort Koutumazmaßre- geln gegen alle Provenienzen von Tripolis und Tunis an.
— Wien, 24. Juni. Morgen trifft die russische Deputation hier ein (darunter der Großfürst Konstantin Nikolajewitsch), welche den Kaiser zu seinem 25jährigen Jubiläum als Ritter des russischen Militärordens von St. Georg zu beglückwünschen hat. Es war am 26. Juni 1849, daß der Kaiser, von den Ungarn in Debreczin der ungarischen Krone verlustig erklärt, an der Spitze der österreichischen Armee und unterstützt von den Russen unter Panjutin, mit stürmender Hand die Stadt Raab einnahm, und Kaiser Nikolaus reihte ihn wegen der dabei bewiesenen persönlichen Bravour unter die Ritter des Georgs-Ordens ein.
— Wien» 25. Juni. Der Fürst von Serbien wird seine bevorstehende Reise über Wien antrrten und er hat hier vorläufig mittheilen lassen, daß er den lebhaften Wunsch hege, in den augenblicklich mit der Pforte schwebenden Fragen den Rath Oesterreichs zu erbitten und gleichzeitig persönlich diejenigen Aufklärungen zu geben, welche manche neuere Ausstreuungen über angebliche Pläne Serbiens als noth.- wendig erscheinen lassen möchten.
— Entsetzlicher Unglücksfall im Gußwerkc zu Föhrau in Steiermark. In dem Gußwerke waren die meisten Arbeiter und Schmelzer damit beschäftigt, auf kleinen Rollwagen in die Hochöfen alte Eiseuklumpen zum Schmelzen zu führen. Die Schienen führen über einen ziemlich abschüssigen Eisensteg gerade zu dem sogenannten „Einlegloch", wo das geschmolzene Eisen abgeschöpft und immer wieder frische Eisenklumpen zum Schmelzen nachgelegt werden. Als nun mehrere Arbeiter trotz der Warnung des Schichtmeisters Wolf, nicht schnell mit den schwerbelasteten Rollwagen aufeinander zu folgen, mit 2 der letzteren, dic von 8 Arbeitern geschoben wurden, gleich hintereinander fuhren, wurde der Schienensteg durch die schwere Last aus den Angeln gedrückt, die Wagen sprangen auS den Schienen heraus und rissen nebst drei Arbeitern den Schichtmeister Wolf sammt den am Rande stehenden zwei Mischern mit sich fort in den mit geschmolzenem Eisen angefüllten Hochofen. Wer könnte Worte finden, um das Entsetzen zu schildern, welches Diejenigen ergriff, welche dic unbeschreibliche Katastrophe mit ansehen mußten! Die Verunglückten hinterlassen sechs Wittwcn nnd fünfzehn Waisen.
--In Falke nau in Böhmen sind am 23. Juni Vormittags 120 Häuser eine Beute der Flammen geworden. Nachmittags 5 Uhr wurde man Herr des Feuers, das Morgens um 10 Uhr begonnen hatte.
Frankreich. Versailles, 26. Juni. Die Assembler nahm in zweiter Berathung den Antrag betreffs der Entschädigung derjenigen Personen, welchen bei den durch die Genietruppen zum Zweck der nationalen Vertheidigung vorgenommenen Zerstörungen Schaden erwuchs, an. Der Kriegsminister stimmte dem Antrag bei.
Paris, 2k. Juni. Heute haben Haussuchungen in den Bu- rcaux des Journals „Ordre" und anderer bonapartistischen Blätter stattgefunden, ebenso in den Bvreaux des legitimistischen Korrespondenten Saint Cheron. — Die „Agence Havas" dementirt das Gerücht, wonach die preußische Regierung gegen die Ausführung der zur Befestigung Belforts projektirten Bauten Einspruch erhoben hätte.
Spanien. Gracia. 24. Juni. Die Carlisten errichten 3 Derschanzungslinien zum Schutze von Estella. Fünf Meilen vor denselben führen die 4 Generale Jnturmendi, Mendiri, Lcrga und Ber- riz den Befehl. Die Linie von Castillo bis Puente la Reyna steht unter Befehl Dorregaray's. Die Republikaner stellen die Brücke bei Larraga wieder her.
Madrid, 25. Juni. Marschall Serrano hat die Verfügungen über neue finanzielle Maßregeln unterzeichnet, wodurch sich die Einnahmen um 2500 Mill. Realen erhöhen dürften. — Das Gros der republikanischen Armee befindet sich noch bei Lerin. Eine Entscheidungsschlacht steht bevor.
Madrid, 26. Juni. 10,000 Carlisten unter Don Alphons sind bei Chelva (Prov. Valencia) von 5000 Republikanern geschlagen worden. Zwischen General Concha und dem Carl isten-Chef Dorre- garay ist ein Vertrag wegen Wieder-Eröffnung der nach Frankreich führenden Eisenbahn geschlossen.
Madrid, 27. Juni. Gestern hat die Armee des Generals Concha eine Umgehungs-Bewegung vollzogen und sich dabei der Ortschaften Villatuerta, Laca, Loeraz, Ailloz bei Estella bemächtigt. Dit Einnahme von Estella selbst wird für morgen erwartet.
Redigirt. gedruckt und verlegt von A O elschläger.