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Ihums-Verweser an Stelle des seines Amtes entsetzten Grafen Ledv- «howski innerhalb 10 Tagen zu wählen.

Posen, 10. Juni. Landrath v. Massenbach hat heute die Registratur des Consistoriums und die Privarkanzlei des Grafen Le- dochowski versiegelt und dem Domkapitel sowohl wie dem Weihbischof JaniszewSki angezeigt, daß er die Verwaltung des Consistorialgebiiu- des, die Kasse des erzbischöflichen Palais und des Demeritenhauscs in Storchnest übernimmt. JaniszewSki wird seitens der Regierung nicht mehr als offiziell anerkannt.

Paderborn, 10. Juni. Bischof Martin ist gestern Abend durch ein Schreiben des hiesigen Kreisgerichts vom 6. Juni anfge- fordert worden, zur Verbüßung der gegen ihn wegen gesetzwidriger Besetzung der Pfarrstelle Alme erkannten (»wöchentlichen Gefängniß- Haft bei Vermeidung zwangsweiser Vorführung im hiesigen Jvquifi« torium binnen spätestens acht Tagen sich eiiizufindcn.

Paderborn, 12. Juni. DasWestphäl. Volksblatt" mel- det : Das hiesige Kreisgericht ist durch das Appellationsgcricht ange­wiesen worden, das Verfahren gegen den Bischof Martin zu sistiren und von der Verhaftung einstweilen abzustehen. Wie verlautet, ist aus der hiesigen Diözese ein Gnadengesuch eingcreicht worden, welches dem Appellationsgericht von Berlin aus zur Berichterstattung über­wiesen worden ist. Bis zum Abgang des Berichts und bis zur Ent­scheidung in Berlin ist das Zwangsverfahren eingestellt worden.

Die Ausgleichung der Diöcesaugrenzen zwischen Elsaß-Lothringen und Frankreich durch eine deutsch-französische Commission ist zu Stande gekommen und es bedarf die Angelegenheit nur noch der Zustimmung des römischen Stuhles. (Die deutschen Unterhändler haben bei den betr. Verhandlungen alles wünschenswerthe Entgegenkommen Seitens der französischen gefunden.) Nun sollen auch ähnliche Unter­

handlungen zwischen Preußen und Oesterreich eingeleitet sein, bezüglich der Abgrenzungen einiger Bisthümer an der böhmisch-mäh- risch-schlefischen Grenze, wo die Jurisdiction der Bischöfe von Bres- lau, Prag und Olmütz über die betreffenden politischen Grenzbezirke hinausreicht. Die Ausführung der preußischen Maigesetze und des Neicksgesetzes über die Verhinderung unbefugter Ausübung von Kir­chenämtern läßt das Uebergreisen von Diöcesangrenzen über die poli­tischen als ein Mißverhältniß erkennen, dessen Beseitigung im beider­seitigen staatlichen Interesse, freilich nicht in demjenigen der Kurie liegen würde.

Frankreich. Aus sehr leidenschaftlichen Auftritten in der Natio­nalversammlung in Versailles darf man schließen, daß die Republi­kaner von der Partei -Gambettas die Bonapartisten für ihre gefährlich­sten Gegner und die Kriegsmin.stcr und Finanzminister Cissey und Magne, wenn nicht den Präsidenten Mac Mahou selbst, für deren Helfershelfer halten und deren Anstrengungen, einen Napoleon IV. auf den Thron zu setzen, nicht unterschätzen. Gambetta verlas auf der Rednerbühne den Aufruf einesCentralausschusses zur Herbei­führung einer allgemeinen Volksabstimmung" (für Napoleon) vor, denunzirtc denselben als eine Bonaparlistische Verschwörung und fragte die Minister, was sie thun würden. Tie Minister antworteten, sie würden einen solchen Verein nicht dulden und, wenn er wirklich existire, gerichtlich verfolgen. Abg. Rouher, der frühereVicekaiser", welcher an der Spitze der Bonapartisten steht, erklärte, er kenne einen solchen Verein nicht, er halte den Aufruf für gefälscht und beantragte eine Untersuchung. Da sprang Gambetta nochmals auf, klagte die Minister Cissey und Magne als Mitschuldige der Bonapartisten an und schien

Versailles, 11. Juni. (Assembler.)QuästorBazebefragt dert Minister des Innern über die Zwischenfälle auf dem Bahnhof Saint Lazare. Der Minister erwiederl, er habe bisher nur widersprechende Berichte erhalten, die einzige offiziell konstatirte Thatsache sei die Arre- tirung eines Deputirten, welcher alsbald wieder freigegeben worden sei. Die Regierung werde eine Untersuchung anstellen. Der Mini- ster bedauert einerseits den Mißbrauch der öffentlichen Gewalt, ander­seits die Auflehnung gegen die Wächter der Ordnung. Baze erklärt, sich zufriedengestellt. Die Sitzung wird aufgehoben. Bei der Rück- kehr dcr Deputirten ereignete sich ein neuer Zwischenfall auf dem Bahnhöfe. Graf Sainte Croix schlug mit dem Spazierstock nach Gambetta. Der Deputirte Ordinaire parirte den Schlag, dcr An­greifer wurde verhaftet.

Äußer dem Grafen von Sainte-Croix, der Gambetta thätlich angrisf, sind noch andere Personen wegen Lärmens polizeilich verhaftet worden. Der Graf von Sainte-Croix erklärte bei seiner Vernehmung, er fei mit der bestimmten Absicht auf den Bahnhof gegangen, um Gambetta zu provoziren und zu züch­tigen. Sainte-Croix diente früher bei den Zuaven der Kaisergarde.

Versailles, 12. Juni, Abends 9 Uhr. (Assembler.) Das Munizipalwahlgesetz wird in 2. Lesung genehmigt. Seitens der Lin ken wird die Regierung interpellirt, welche Haltung sie gegenüber der Partei zu beobachten gedenke, die gegen die souveräne Entscheidung der Assembler Mißachtung und Trotz an den Tag lege. Der Minister des Innern erklärt sich bereit zu antworten. Bethmont tadelt die gestrigen Erklärungen des Ministers des Innern; er klagt denselben an, daß er die Rechte der Deputirten nicht genügend schütze. Er wirft dem Ministerium vor, daß es mit den Bonapartisten gemein­same Sache mache und seine Pflicht vernachlässige. Der Minister des Innern erwiederl, er habe an seinen gestrigen Worten nichts zw ändern. Die Organe der öffentlichen Gewalt thalen ihre Schuldig­keit. Der gestrige Angriff auf Gambetta erkläre sich bis zu einem gewissen Punkt aus den unseligen Worten, die hier gefallen seien. Der Minister schließt:Als Minister des Marschalls Mac Ma- hon werde ich der Gewalt des Präsidenten Achtung zu verschaffen wissen und ich werde Mittel zu finden wissen, um den Frieden gegen alle Angriffe zu schützen. Wer es wagen sollte, sich gegen die Ge­walten Mac Mahous aufzulehnen, wird uns bereit finden, ihn zu bekämpfen." Picard erklärt, die Worte des Ministers verschlimmern nur die gestrigen Erklärungen; er fordert, daß die Nationalversamm­lung ihrer Souverainität Achtung verschaffe und beantragt gegen den Minister ein Mißtrauensvotum. Die (.sinke beantragt eine Tages­ordnung, welche die Erklärungen des Ministers als ungenügend be­zeichnet. Die Assembler nimmt mit 377 gegen 326 Stimmen die einfache Tagesordnung an.

Paris, 13. Juni. Auf dem Bahnhose von Saint Lazare ha­ben heute keine weiteren Ruhestörungen staltgcfunden. Der Graf von Sainte Croix, Angreifer Gambetta's, wurde zu 6 Monaten Ge- fängniß und in die Kosten zu 200 Frcs. verurtheilt. Er lehnte die Beriheidigung durch einen Anwalt ab. Die andern zur Haft ge­brachten Individuen wurdeck in Freiheitsstrafen von 8 Tagen bis zu einem Monat verurtheilt.

England. DieTimes" hat sich einen eigenen Draht von Paris nach ihrem Bureau legen lassen und veröffentlicht seil kurzem oft spaltenlangc telegraphische Briefe von ihrem dortigen Korrespon­denten.

Literarisches.

.... .,_ ,, ^.,,., ....... Das kürzlich crschiniene 13. Heft vonIllustriike Welt", (Stuttgart, Der-

derte Rouher die Beleidigung ins Gesicht, es gebe Leute, welchen ein Eduard Hallberger), hat nachstehenden mannigfaltigen und in-

^ te r ei f ant en Inhalt:

Urtheil über die republikanische Regierung vom 4. Sept. 1870 gar, ' Text,

nicht zustehe, das seien jeneElenden", welche Frankreich vom blutigen i Em«, 8tuä-nt-n!i-bsch»s>. Erzählung von Paikal David Staatsstreich des 2. Tccember bis zur schimpflichen Niederlage von ! Kaukasisch- 8K>y-n. Van E. von Petersburg. Schluß

Sedan geführt hätten. Vergeblich forderte der Präsident der National- Versammlung Gambetta aus, seine Schmähungen zurückzunehmen, Gambetta rief: Meine Aeußerungen sind mehr als eine Schmähung, sie sind eine Brandmarkung und ich halte sie aufrecht. Er wurde zur Oiduung gerufen. Furchtbarer Tumult. Als Rouher in demselben auf die Rednerbühne eilt, ruft ihm Abgeordneter Cazor zu: Gebt uns Elsaß und Lothringen zurück, ehe Ihr wieder die Rednerbühne betretet. - Dcr Tumult wurde so furchtbar, daß die Sitzung geschloffen werden mußte. (Tic ganze Linke sprang auf, als Gambetta zur Ordnung

gerufen wurde und ries: Rufen Sie uns Alle zur Ordnung! Ter

Streit zwischen Leu Bouaparlisteu und Republikanern setzte sich dran ßen in den Gängen und Zimmern, aus den Straßen und am Bahn­hof fort.)

Paris, 11. Inn:. Vor der Abfahrt der Deputirten nach Versailles fanden auf dem Bahnhof Saint Lazare Kundgebungen statt. Das Erscheinen Gambetta's veranlagte Hochrufe auf die Republik, worauf mit Pfeifen geantwortet wurde. Einige Wortwechsel und un­bedeutende Thätlichkeiten fanden statt. Ein radikaler Depulirter wurde ür cimn Augenblick festgenommen.

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