um dem für die Zukunft > orz>,beugen. Frhrn. b. Va rnb ü le r beantragt deß- halb eine Bitte an die Regierung, worin sowohl eine Besserung der Dienst­rechts- als Penfwnsverhältnisse vorgeschlagen ist, welchem Antrag Beutter noch einen weiteren beisügt, die niederste Gehaltsklasse der Sekretäre von 700fl. ganz Wegfällen zu lassen. Auf Schmid's Antrag w.rden obige Anträge an die Fliianzkomnnsston zur Berichterstattung überwiesen. Minister v. Mitt­nacht gibt die Zahl der in den Reichsdienst übergetretenen Postsekretäre, Assi­stenten und Praktikanten auf 27 an. Er ist ganz geneigt, die Lage dieser Beamten zn verbessern, deren Besoldungen übrigens, wie der Herr Minister durch eine vergleichende Zusammenstellung der beiderseitigen Gehalte dailegt, nur wenig hinter denen des Reichs zmuckstehen, theilweise sogar besser sind, während der Hauptvortheil des Reichsdiensts in dem rascheren Vorrücken und der Pensionsberechtigung liegt. Der Herr Minister setzt indcß auseinander, daß eS sich der Consequenzen wegen mehr empfehle, die Besserstellung nicht für die Postbeamten allein, sondern für die Beamten der gleichen Kategorie in anderen Dienstzweigen vorzunehmen. Er habe deßhalb einen Gesetzentwurf ausarbciten lassen über die Rechtsverhältnisse der Beamten überhaupt nach Maßgabe der Gesetzgebung. Ein Antrag Wächtcr's, die Regierung zu Lit­ten, den Postunterbediensttten, die bei schwerem Dienst nur einen geringen Ge­halt haben, eine Wohnung oder in Ermanglung einer solchen eine Wohnungs­geleentschädigung zu gewähren, wird angenommen. Von Oe st er len ist eine Interpellation an den Herrn Justizminister wegen Vorlegung eines Minister- verantwortlichkeitsgesetzes cingekommen. Schmid und Genossen stellen den Antrag, die Kammer wolle an die K. Staatsregierung die Bitte richten, sich beim deutschen Bnndesrath um die Gewährung von Diäten an die Neichstags- abgeordneten zu verw enden.

Die liberale und ultramontane Partei in Baiern haben sich am 5. Nov. zum erstenmale in der 2 . Kammer gemessen. Es hat sich dabei herausgestellt, daß sie sich die Waage halten. Die kleine Mehrheit, welche die Liberalen bei der Präsidentenwahl hatten, ist da­durch zu erklären, daß ein vaar Mitglieder der patriotischen Partei krank waren und fehlten. Es wird also auch in dieser neuen Session in allen Angelegenheiten, in welchem Meinnngsunterschied zwischen beiden Parreien herrscht, der Zufall den Ansschlag geben, es wird nur der Umstand entscheiden, von weicher Partei mehr Mitglieder an der Abstimmung verhindert sind. Geht's da nicht wie in dem Volks­liede: Ich Hab' mein' Sach auf Nichts gestellt?

Dresden, 5. Nov. Die erste Kammer nahm in ihrer heuti­gen Sitzung mit 39 gegen 1 Stimme das königl. Dekret an, welches verlangt, daß bei einer Erweiterung der Reichckompetenz zuvor die Zu­stimmung der Stände erfolgen solle. Minister Friesen vertheidigte dem Bürgermeister Koch (Leipzig) gegenüber den Standpunkt der Regierung.

Dresden, 6 . Nov. König Albert hat heute die beiden Kam- mern in pleno empfangen, um ihren Glückwunsch zn seinem Regie­rungsantritte entgegen zu nehmen. In Erwiederung auf denselben sagte der König: Er betrachte es als eine gute Vorbedeutung für seine Regierung, dag ihm die Stände zuerst das Glück dazu wünschten, dessen er so sehr bedürfe.

Berlin, 6 . Nov. Der Reichskanzler hat bei dem Bnndes­rath beantragt, der von der amerikanischen Regierung ergangenen Ein­ladung zur Theilnahme an der im Jahre 1876 in Philadelphia be­absichtigten Ausstellung von Kunst- und Jndnstrieerzeugnissen und Produkten des Land- und Bergbaues Folge zu leisten, sowie der Ein­setzung einer besonderen Ansstellungskommission, begleichen der Bestel­lung eines Bevollmächtigten der Komm ission inPhiladelphia zuzustimmen.

Berlin, 5. Nov. Dem in den letzten Tagen aufgetretenenen Gerücht von der Existenz eines zweiten Briefes Pius IX. an Se. Mas. den Kaiser wird in unterrichteten Kreisen nicht widersprochen. Wenn dieß Schreiben nicht gleichfalls der Oeffentlichkeit übergeben wird, so ist der Grund dafür nicht sowohl in Rücksichten der Courtoisie, wie man vermeint, sondern hauptsächlich darin zu suchen, daß der Inhalt des Schreibens lediglich private Beziehungen behandelt, welche ausschließlich die Person Sr. Maj. des Kaisers berühren und mit den politischen Dingen fast gänzlich außer Verbindung stehen. Wan legt dem Ganzen so wenig irgend welche Bedeutung bei, daß eine nochmalige Erwiederung Seitens des Kaisers kaum erfolgen dürste.

Trier, 2. Nov. DieMosel-Ztg." meldet, daß der Bischof von Trierinnerhalb der letzten Wochen 6070 Anstellungen von Geistlichen vollzogen hat, ohne dem Oberpräsidenten der Rheinprovinz nach Maßgabe der neuen Kirchengesetze davon Anzeige zu machen." Nach der bisher von den Gerichten festgehaltenen Strafbemessung jede ungesetzliche Anstellung zu 200 Thaler würde dieß den Bi­schof 12- bis 14,000 Thaler kosten.

Posen, 28. Okt. Der Seminculeh>er Schröter erklärt in ferner von der »Pos. Ztg " veröffentlichten Antwort auf die Aufforderung des Erzbischofs Ledochowski, seine Unterschrift von der Katholikcuadresie zurückzuziehen, daß er seine Zustimmung zu der Adresse aufrecht halte. Die hl. Schrift gebiete, der Obrigkeit gehorsam zu sein, und werde er, auch wenn der Erzbischof ihn mit Ceusuren belegen sollte, doch Gott mehr gehorchen, als de» Menschen.

Posen, 6 . Nov. Der gepfändete Galawagen und die Pferde deS Erzbischofs Ledochowtki sind vom ,Preisgericht für 642 Thaler versteigert worden; ein polnischer Kellner hat sie angekanft.

Wien, 5. 'Nov. Unter Kanonendonner und mit dem üblichen Gepränge hat heute der Kaiser die Session des ersten direkt gewähl­ten Parlamentes in dem großen Eeremon'.ensaale der Hofburg eröffnet.

Frankreich. Aus Magnc's Finanzplan für 1874, der im Jour­nal Officiel erschienen, erführt man, daß der Krieg dem Lande außer den 5 Milliarden noch einen baaren Verlust von 42/7 Milliarden verursacht hat. Uni die ungeheuren Lasten zu decken, müssen noch neue Steuern ausgeschrieben werden. Magne läßt, seinem Anfangs­plan getreu, den Zusatzcentime, der den Bauern vor allem verhaßt ist, fallen (er brachte 29>/- Millionen ein) und verlangt 121 Milli­onen Zuschlag aus Zucker, Salz, Getränke rc, 27 Millionen neue Steuern auf Soda, Stearin, Oel nnd Rückexpedition von Briefen. Dazu will er 4 ( 0/2 Millionen ersparen, namentlich im Kricgsbudget. Diese Ersparnisse dürften sich in der Praxis wohl zum größten Theil als illusorisch Herausstellen. An den Kredit sollen, wie er verspricht, keine neuen Anforderungen gestellt werden. Im ganzen ist es kein freund­liches Bild, welches der Bericht des Finanzministers bietet. Die ordentlichen Ausgaben übersteigen die ordentlichen Einnahmen um 178 Mill. Franken, und dieses klaffende Defizit findet durch Maßregeln, zu welchen man nur im äußersten Nothsalle Zuflucht nimmt, seine Bedeckung.

Versailles, 5. Nov. In der Nationalversammlung wird der von Changarnier und Gen. eingcbrachte Antrag betreffs Verlän­gerung der Gewalten Mac Mahons auf 10 Jahre für dringlich er­klärt, nicht so der Antrag von Eschcsseriaux, die Nation zusammen­zuberufen, um die Regierungsform zu wählen. Jules Grevy unter­stützt die Verweisung des Antrages von Changarnier an die Kom- miffion für die konstitutionellen Gesetze; er behauptet, die Assembler habe nicht das Recht, eine Macht von längerer Dauer als die ihrige zn schaffen. Der Antrag Dufaur's, die gedachte Verweisung betreffend, wird mit 362 gegen 348 Stimmen verwor­fen. Der Antrag ChangarnierS wird also, dem Rathe der Regierung gemäß, einer Spezialkommission überwiesen.

Versailles, 6 . Nov. In der Nationalversammlung wurden zunächst die Bureaux und deren Präsidenten und Sekretäre gewählt. In neun Bureaux fielen diese Sitze der Rechten zu, in 6 Bureaux siezte die Linke. Sodann wurde zur Präsidentenwahl geschritten und wurde Buffet mit 3d4 von 393 abgegebenen Stimmen gewählt. Die klebrigen hatten sich der Abstimmung enthalten. Leon Say wünschte hierauf, eine Interpellation an die Regierung zu richten über Nichtbe­rufung der Wahlkollegien in denjenigen Bezirken, deren Mandate er­ledigt seien. Die Verhandlung über diese Interpellation wird auf nächsten Donnerstag festgesetzt. Zu Vizepräsidenten wurden darauf Märtel, Benoist d'Azy, Goulard und Chaband la Tour erwählt.

Paris, 7. Nov. Man versichert, daß die Linke zahlreiche Amendements zu dem Anträge Changarnier, die Machtverlängernng Mac Mahons betreffend, stellen wird.

Trianon, 5. Nov. Oberst Stoffel sagt am Schluffe seiner Aussagen:Ich empfinde für den Bericht und den Berichterstatter nur Geringschätzung und Verachtung nnd theile damit die Gefühle der ganzen Armee." Der Präsident sucht ihn am weiteren Sprechen zu verhindern und schickt ihn in den Zeugensaal zurück. Nach kurzer Suspension der Sitzung fragt der Präsident, ob Oberst Stoffel seme Aeußerung zurückziehen wolle. Da Stoffel sich weigert, läßt der Prä­sident ein Protokoll anfnehmen, welches dem Divisionskommandanten Stoffcl's zngehen soll, der die competente Behörde eventuell damit be­fassen wird. Nach einer neuen Vernehmnug der Agenten Nabasse und Mies, welche bestätigen, an Stoffel die bekannten Depeschen über­geben zu haben, und nach neuen Antworten Stoffels, welcher zugibt, die Depeschen erhalten, sie aber, ohne sie zu beachten, bei Seite ge­legt zu haben, erklärt der Regiernngskommissär, er behalte sich vor, gegen den Oberst Stoffel wegen Entwendung von Depeschen Verfol­gung einzuleiten.

Oberst Stoffel scheint Recht zu haben, daß die französische Armee den Prozeß Bazarne für einen großen Febler hält. Ein hoher Offi­zier klagt, daß man die schwarze Wäsche der Armee vor aller Welt wasche, daß man nur Bazaine angeklagt, während alle seine Generale die Capitulation unterzeichnet haben.Die Römer dankten s. Z. ihren besiegten Generalen, daß sie nicht am Vaterland verzweifelten, die Karthager hingen ihre Generale nach einer Niederlage an den Gal­gen, wir Franzosen stellen sie und uns an den Pranger."

Paris, 6 . Nov. Die von verschiedenen Journalen ^gebrachte Nachricht, daß Oberst Stoffel gestern verhaftet worden sei, ist als falsch zn bezeichnen. Oberst Stoffel veröffentlicht heute eine Erklä­rung, daß er sich sofort an den Kriegsminister gewandt und verlangt habe, ungesäumt vor ein Kriegsgericht gestellt zu werden.

England. Das Londoner AdmiralitätSgericht Hai den spa­nischen DampferMurillo", welcher das englische Answande- rerschiffNorthfleet" in den Grund bohrte, kondemnirt, nnd das Schiff, das sich in London unter Beschlacmahme befindet, wird dem­nächst zn Gunsten der Eigner derNorthfleet"^erstmgert^werdem^E

Rcdigiri, gedruckt und verlegt Vvn A. OeNchlsgei-