deutschen Staate ein neues stolzes Parlamentsgebäude gewollt und durchgesetzt habe, und als es fertig gewesen, sei der Staat nicht uzchr vorhanden und das Palastgebäude ganz umsonst aufgeführt gewesen. Schließlich wird ein Antrag von Baumgartner angenommen: Die Regierung um Einbringung einer Nachcxigenz zu bitten zu Verbesserung der Heizungs« und Vcntilationsernrichtungen des Sitzungssaales. Ferner wird als Zusatzantrag von v. Schad dazu angenommen: diese Exigenz auch auf Vermehrung und Verbesserung der Räumlichkeiten für die Kommissionen sußgudehnen. Ein Antrag F e- tzer'S bezüglich einizr Untersuchung des Gesammtzustandes aller ständischen Gebäulichkeiten durch den ständischen Ausschuß wird abge- lchnt. Für den Reservefond sind jährlich 60,000 fl. exigirt und ver- willigt. Der Gesetzentwurf über die Forterhebung der Stenern bis 31. Dezember 1873 wird mit 67 gegen 3 Stimmen von Hopf, Maier von Kirchheim und Vollmer angenommen. Pfeiffer knüpft daran den Wunsch, daß in Zukunft der Etat so zeitig vorgelegt und berathen werde, um derlei Provisorien zu vermeiden, die nachgerade zur Regel geworden seien, statt daß sie die Ausnahme bilden sollen. Finanzminister v. Renner und Schmid weisen jedoch auf die Verhältnisse zum Reich und dem Reichstage hin, um die Verzögerungen des letzten Jahrs zu erklären, woran die württ. Regierung keine Schuld trage. Schließlich werden 3 Commissionswahlen vorgenomnien und gewählt: in die Landeskulturgesetzgebungscommission: Freiherr v. Stetten mit 56 Stimmen; in die Petitionscommission Prälat v. Beck mit 48 Stimmen' und in die Bibliothekkommission Prälat v. Gcorgii mit 49 Stimmen.
— Stuttgart, 24. Okt. (162. Sitzung d. Kamm, der Abgeordn.)
An, Ministertisch : Kultmin. v. Geßler. Tagesordnung: Berathung des Etats des Knltdepartements (Berichterstatter v. Böscher). Exi- gilt sind für 1873/74 3,564,199fl. 40kr., für 1874/75 3,557,439 fl. 38 kr., gegen 1872/73 etwa 200,000 fl. mehr. Die einzelnen Posten des Etats beziffern sich wie folgt: Allgemeiner Aufwand:
I. Ministerium qnd Collegjen. 1) Besoldungen 1873/74 97,300 fl., 1874/75 97,900 fl. 2) Kanzleikosten je 16,000 fl.; 3) Reise-, Umzugs- und Untersuchungskosten je 5000 fl. 4) Beiträge zu Kirchen-, Pfarr. und Schulhausbauten jährlich 24,000 fl., nebst 6000 fl. für den Müusterbau in Ulm. 5) Dispositionsfonds je 1500 fl. Verwilligt. 8. Aufwand auf die Kirchen. 1) Evangelischer Confession: a) Besoldungen 1873/74 946,196 fl. 16 kr., 1874/75 947,196 fl. 16 kr. Aus Anlaß der Exigenz von 5000 fl. (für 2 Jahre) für Errichtung neuer Kirchenstellen, die unter dieser Summe der Besoldungen begriffen sind', nimmt nach längerer Debatte die Kammer den Antrag ihrer Kommission an: „die dringende Bitte an die K- Regierung zu richten: sie wolle überall, wo es die Verhältnisse irgend gestatten, die Einleitung treffen, daß entbehrliche Pfarreien aufgehoben werden." b) Entschädigungen für Einkommensverluste durch Ablösungen jährl. 63,000 fl. und zwar für ev. Kirchendiener 23,550 fl., für kath. 36,450 fl., für ev. Schuldicner 2100 st, für kath. l'00 fl. — Seminare und Land-Examen für 1873/74 116,847 fl. 25 kr., für 1874/75 116,156 fl. 25 kr. Hier drückt Prälat v. Beck den Wunsch aus, daß bei dem Mangel an Predigt- amtskandidaten in die Seminaricn wieder die frühere Zahl von Zög. lingcn aufgenonünen, sowie daß das Laudexamcn in Zukunft statt im Herbst im Frühjahr abgehalten werde. Für kirchliche Einrichtungen 1873/74 21,550 fl., für 1874/75 7850 fl. In ersterem Betrag sind 14,000 fl. als Kosten der Abhaltung der in dieses Jahr fallenden cv. Landessynode. Die Kommission beantragt für jetzt nur die gewöhnliche Exigenz zu verwilligen, die Beschlußfassung über die 14,000 fl. aber anSzusetzen bis die staatsrechtliche Commission den noch ausstehenden Bericht über diesen Gegenstand erstattet haben und die ständische Beschlußfassung über die K. Verordnung vom 20. Dezember 1867 erfolgt sein wird." Dieser Antrag wird angenommen und verspricht Holder, der schon lange mit dem betreffenden Bericht beauftragt ist, daß er denselben noch so rechtzeitig erstatten werde, daß der Abschluß des Etats dadurch keine Verzögerung erleide. Sämmtliche übrigen Positicnen werden genehmigt, ebenso für gottesdienstliche Zwecke jährl. 606 st. II. Katholischer Confession. Besoldung der Kirchendiener 1873/74 433,770 fl. 38 kr., 1874/75 438,987 fl. 38 kr. Hier gilt der Beschluß in Betreff cntbeh.lichcr Pfarreien wie bei den evangel. Bisthum und Priesterseminar jalnl. 57,624 fl. 26 kr., Wilhclmsstift und andere Cvnvikte 187.^74 80792 fl. 33 kr., 1874/75 80846 fl. 31 kr. Verwilligt, ebenso für kirchliche Einrichtungen je 2300 fl-, für gottesdienstliche Zweck.- 3900 fl. III. Als Beitrag zn der israelitischen Centralkirchenkasse werden jährlich 10800 fl. verwilligt. — 6. Aufwand. für die Zwecke der Volksbildung. Universität. Exigirt werden pro 1873 75 je 226341 fl. 32 kr., um 21096 fl 27 kr. mehr, als im Etat sjahr 1872. 1873. Genehmigt, ebenso eine Nachexigenz von 3500 fl. für Einrichtung' eines pathologisch anatomischen Kursus wird verwilligt. Für Ctaats- stipcsdic» werden 5550 fl, an Unterstützung /u wissenschaftlichen Reiscn- 2b00. fl- verwilligt. Thierarzucischule. Exigirt sind 17215 fl. verwilligt.
— Die philosophische Fakutche dev Universität Tübingen hat vr. Mor. Mehl aus Anlaß seine. .'.Ojähricen Doltorjubi änms die ihm
Redigiri, ^druckt^nd ve i
s. Z. verliehene Doktorwürde in Anerkennung seiner um Staats- und Volkswirthschaftslchrc erworbenen Verdienste honoris causa durch ein zweites Diplom feierlich wieder erneuert.
— 'Dresden, 24. Okt. lieber das Befinden des Kölligs sagt
ein heute Nachmittag ansgegebenes Bulletin : Der Puls ist Äissetzend und klein. Der Pönig hat seit 24 Stunden keine Nahrung genommen. Der Zustand ist sonst unverändert. ,.
— Berlin, 23. Okt. Der Deutsche Kronprinz wird dem Vernehmen nach Anfangs Januar msi Gemahlin nach Petersburg'reisen, um der am 7. Januar stattsindendeii Vermähluugsfeier des Herzogs von Edinburg mit der Großfürstin Marie beizuwohnen.
— Berlin, 23. Okt. Daß die muthmaßlich bevorstehende flionar« chische Restauration in Frankreich, schreibt ein militärischer Correspon- dent der „Schl. Pr., die Möglichkeit eines baldigen Revanchekriegdtz in maßgebenden Kreisen erheblich näher gerückt erscheinen läßt, bekundet die gesteigerte Thätigkeit, welche gegenwärtig in allen militärischen und für militärische Rechnung arbeitenden Werkstätten herrscht. Man hatte früher als wahrscheinlich gebotene Frist 4—5 Jahre angenommen und danach auch die Neubeschaffung an Waffen, Munition rc. bestimmt; jetzt werden alle Vorbereitungen derart getroffen, um zu nächstem Frühjahr schon auf alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Man hofft u. A. die Anfertigung des nenen Jnfanlericgewehres Modell 71, gemeiniglich Mausergewehr genannt, derart beschleunigen zu können, um schon dem ganzen Rekrnten-Contingent pro 187.! gleich die erste Ausbildung an deniselbcn ertheilen zu können; u. A sind mehrere Nähmaschine u-Fabriken mil der Anfertigung einzelner Theile des Gewehres, wie Visir, Schrauben, Vcrschlnßlheile beschäftigt. Die ge- sammte leichte Cavalleric und je 40 Mann jeder Kürassier- und Ulanenschwadron werden mit Chaffepot-Carabinern ausgerüstet und zu dem Behnfe schon ein großer Theil von Chasflpotgewehren zu Cara- bincrn umgearbeiret.
— Wien, 23. Okt. Heute, am Tage der Abreise, besuchte Kaiser Wilhelm nochmals die Ausstellung. Er machte mehrere Einkäufe. Beim Abschied reichte der Kaiser dem Baron Schwarz wiederholt die Hand und dankte demselben in den freundlichsten Worten für den Genuß, der ihm in der Weltausstellung geboten wurde, ebenso dankte er dem Geheimcath Ravcne, dem Präsidenten v. Steinbcis und dem Architekten Heid für ihre Mitwirkung. Vom Prater fuhr der Kaiser in die Hofburg, wo er ein Dejeuner einnahm, zu welchem auch der Großherzog und die Großherzogin von Bade» eingeladen waren. Nach dem Dejeuner fuhr der Kaiser in das Palais der deutschen Botschaft, beehrte den Botschafter General v. Schweinitz und die Fürstin Dietrichstein, sowie später den Grafen Andrassy, bei dem er eine Viertelstunde verweilte, mit einem Besuche, und fuhr dann zum Diner in das Palais des Erzherzogs Karl Ludwig. Das Diner war streng Familien- diner. Vom Galadiner begab sich der Kaiser in die Hosbmg und fuhr, nachdem er sich von der kaiserlichen Familie verabschiedet, von Kaiser Franz Joseph begleitet, zum Nordwestbahnhofe, woselbst sich eine große Menscyenmenge angesammelt hatte. Nicht minder groß war die Zahl derer, welche Karten für den Eintritt in den Bahnhof erhalten haben. Die prächtige Halle hat man noch nie in so reichem Schmucke gesehen. Kaiser Wilhelm begab sich sofort zu den österreichischen Offiziere» und reichte jedem Einzelnen die Hand. Inzwischen war Kaiser Franz Joseph ans den Fürsten Bismarck zugecilt, halte ihm die Hand gereicht und mit ihm gesprochen. Nachdem Kaiser Franz Josef alle deutschen Offiziere, Kaiser Wilhelm die österreichischen Offiziere und die hier verbleibenden deutschen Herren begrüßt hatte, nahmen die beiden Monarchen von einander Abschied. Sie reichten einander die Hände und küßten einander. Sodann stieg Kaiser Wilhelm in seinen Wagen und winkte am Fenster stehend Abschiedsgrüße, bis der Hoffeparatzug die Halle verließ. Die Direktion der Nordwestbahn hatte Veranstaltung getroffen, daß der Leopolüsberg, die große Donaubrücke und der Znaimer Viadukt mit bengalischen Flammen beleuchtet wurden, während der Zug des Kaisers passirte.
Frankreich. Haris, 23. Okt. Die Royalisten sind heute cntmuthigt, da 25 Bouapartisten der Linken die schriftliche Erklärung gegeben haben, daß sie nicht für die Monarchie, wenn auch freilich nicht für die Republik stimmen werden. Unter den Republikanern dagegen herrscht große Zuversicht. Sie wollen mtt Bestimmtheit wissen, daß die Royalisten bis jetzt nur auf 335 Stimmen zählen können.
Paris, 24. Oft. Das „Memorial diplomatique" erfährt ans guter Quelle, Graf Ehambord habe die großen europäischen Kabinete benachrichtigt, daß er im Falle der Thronbesteigung die Politik der großen Mächte oder den Status quo der territorialen Verhältnisse Europas zn stören nicht., die Absichr habe. Cbambord denke weder mehr an die Wiederherstellung der weltlichen Macht des Papstes, noch an Restaurationen in Italien oder Spanien; er protestire entschieden ge gen derartige Anschläge, d ie man ihm beimcsse. c von A. Oels chl'äger.