in Folge dessen die preußische Geschützgießerei in Spandau nicht mehr i im Stande war, den neuerdings an sie gestellten enormen jAnforderun- gen zu genügen, so wird gegenwärtig eine sehr bedeutende Vergröße­rung der Werkstätten in Spandau vorgenommen. Bekanntlich wird der Etat der Marine für 1874 in seinem Ordinarium ein: Steige­rung um 879,620 Thlr. erfahren, eine annähernd gleiche Steigerung stehl indeß bei der raschen Entwicklung, welche jet-t für die deutsche Kriegsflotte vorgesehen ist, wohl auch für die nächstfolgenden Jahre zu gewärtigen. Der Haupttheil des für das nächste Jahr geforderten Mehrbetrags wird durch die Erhöhung des Offizier- und Mannschaf.- Standes beansprucht.

Posen, 29. Sept. DiePos. Ztg." meldet: Das Oberprä­sidium bestimmte auf Anordnung des Kultusministers, daß die Poli­zeibehörden der Provinz Pose , überall, wo Geistliche gegen die Kir- chengesetze eingesetzt seien, Kirchenbuch und Kirchensiegel mit Beschlag belegen und an die Regierung ansliefern sollen, welche auf Antrag der Interessenten Kirchen^eugnisse aus dem Kirchenbuch erthcilcn wird. Wie dieOstdeutsche Ztg." meldet, soll gegen den Erzbischof die Temporaliensperre eingeleitet sein.

Breslau, 26. Sept. DieBrest. Morgenztg." erfährt aus zuverläßiger Quelle, daß seitens des Stadtgericht die Voruntersuchung gegen den Fürstbischof wegen einseitig vorgenommener Anstellungen

von Geistlichen eröffnet sei.

Wien, 27. Sept. DiePresse" schreibt: Heute wurde das neue Dienstreglement für die Armee mittelst Armeebefehl des Kaisers an die Trnppen hinausgeocben. Dieser neue Kodex unseres Heeres weist einen wesentlichen Fortschritt auf und trägt der Anforderung Rechnung, die Einrichtungen der Armee und ihre Gesetze in Einklang mit den verfassungsmäßigen Institutionen des Staates zu bringen. Wenn nach einer Richtung hin die Disziplinarstrafen für speziell mi­litärische Vergehen, namentlich im Felde und vor dem Feinde, ver­schärft wurden, so ist in anderer Beziehung dem Geiste der Humani­tät und dem Prinzipe der Freiheit des Individuums und des Staats­bürgers Rechnung getragen. Ebenso ist alles aus dem alten Regle­ment ausgemerzt, was der Entwicklung des Ehrgefühls der Solda­ten abträglich sein könnte und alles ausgenommen, was zur Hebung des Ehr- uns Pflichtgefühls förderlich ist. So hört beispielsweise jenes Bitten und Danksagcu um und für diegnädige" Strafe auf. In Bezug auf weitere Details erwähnen wir unter anderen jene Stellen, welche die konfessionelle Gleichberechtigung der Soldaten auch im praktischen Dienste berücksichtigt wissen wollen. So ist festgesetzt, daß zu kirchlichen Paraden keine Kompagnien ausrückcu sollen, in de- nen sich Richtkatholiken befinden, und wenn eine solche Kompagnie in die Lage kommen würde, die vorgeschriebenen Ehrenbezeugungen zu geben, so haben sich dieselben auf das einsame Präsentiren zu beschrän­ken. Der Jude wird also nicht mehr kommandirt werden, zum Ge­bete niederzuknieen.

Frankreich. Paris, 29. Sept. Die legitimistischen Jour­nale der Provinz veröffentlichen eine unter sich vereinbarte Erklärung dahingehend, daß sie die Rückkehr zur traditionellen Monarchie mit der nöthigen Reform verfolgen wollen, indem sie zugleich melden, daß Graf Chambord sich bereit erklärt habe, dieselbe wieder anfznnehmen.

Der Beschluß, welcher den Marschall Bazaine vor das Kriegs­gericht stellt und der nach der Eröffnung d er gerichtlichen Verhandlung vorgetragen werden wird, lautet:Herr Bazaine, (Francois Achille), Marschall von Frankreich, ist angeklagt, am 28. Okt. 1870 1) mit dem Feinde kapitulirt und den Platz Metz, über welchen er das Ober­kommando hatte, übergeben zu haben, bevor er alle Vertheidigungs- mittel, die ihm zur Verfügung standen, erschöpft und alles gethan hatte, was die Ehre und Pflicht ihm vorschrieb; 2) als Oberbe­fehlshaber der Armee in offenem Felde eine Kapitulation unterzeichnet zu haben, in Folge deren seine Truppen die Waffen streckten, nicht alles was ihm d:e Pflicht und Ehre vorschrieb, gethan zu haben, ehe er mündlich und schriftlich unterhandelte; Verbrechen, vorgesehen in den Artikeln 209 und 2l0 des Militär-Strafgesetzbuches (die auf obige Verbrechen Todesstrafe mit militärischer Degradation setzen.) Daraufhin ist er vor das erste Kriegsgericht des ersten Militärbezirks verwiesen.

Paris, 30. Sept. Die Amtszeitung veröffentlicht Dekrete, welche anordnen, daß unverzüglich 18 Armeekorps gebildet werden, welche bestimmt sind, inskünftige die 18 Territorialbezirke Frankreichs zu besetzen. Die Dekrete enthalten ferner die Ernennung der komman- direnden Generale dieser Koips, unter anderen: Clinchant, Herzog von Aumale, Ducrot, de Cissey, Forgeot, Bonrbaki, Aurelle de Paladines, endlich die Bildung neuer Regimenter. Es wird darnach inskünftige 144 Regimenter Infanterie, 70 Regimenter Kavallerie, 28 Regi­menter Artillerie geben. Die Territorialeintheilung ist noch nicht definitiv getroffen. . >

Re. i;ir., gdorakl uod

Italien. Turin, 29. Sept. Ter König Victor Emanvcl ist heute früh 2 Uhr hier eingetroffen. Derselbe wurde auf den Bahn­stationen, die er passirte, enthusiastisch und vielfach mit der italieni­schen , österreichischen und deutschen Volkshymne empfangen. Hier hatten sich der Herzog Amadeus von Aosta, der Prinz von Carignan. die Behörden und trotz der'frühen Stunde ein zahlreiches Publikum zur Begrüßung Ungesunden, welche eine sehr lebhafte war.

Spanien. Madrid, 28. Sept. Die Jnsurgentenschiffe er- öffneten gestern Morgen 7 Uhr das Feuer auf Alicaute, nachdem die Eommandanten der fremden Kriegsschiffe sich für die Nichtintervention entschieden hatten. DaS Bombardement dauerte 7 Stunden. Die Stadt, welche 500 Geschosse, darunter Petrolcnmbomben, erh elt, ver- theidigte sich energisch und litt schwer. Viele Häuser wurden zerstört. Nach 12 Uhr wurden die Schiffe durch das Feuer aus der Stadt zum Rückzuge gezwungen. Der Rumpf desMentez Nnnez" und das Verdeck derNumancia" wurden mehrfach getroffen und beide Schiffe, besonders erstens, erheblich beschädigt. Die Ser Negierung restitnirten FregattenVictoria" undAlmansa" sollen nach vollende­ter Ausrüstung, wahrscheinlich in den nächsten Tagen, nach Cartha» gena gehen.

Amerika. New York, 29. Sept. Es herrscht wieder Ver­trauen und festere Hoffnung. Die neuesten Maßregeln der Regierung werden gebilligt. Auch in Chicago kehrt das Vertrauen zurück; die Banken nehmen ihre Zahlungen wieder auf. Die Handelsbank depo- nirte in Charleston 500,000 Dollars, um die Ausfuhr der Banm- wollcnernte zu erleichtern.

Australien. In Melbourne wurde die Mannschaft des Karl", die wegen der scheußlichen Metzelei rechtswidrig aufgefange­ner Fidschi-Insulaner zu fünfzehnjährigem Kerker vernrtheilt worden war, frcigelassen, weil die Verurtheilung angeblich eine ungesetzliche gewesen. Diese Freilassung kann nur auf irgend einen formellen Grund hin erfolgt sein und würde den Kolonialbehördeu zu unsäg­licher Schmach gereichen. Denn daß die Berurtheilten ihre Strafe reichlich verdienten, darüber kann kein Zweifel obwalten. DieserKarl", der zum Kulitransport befugt war, benahm sich nicht um ein Haar besser, als der verrufenste Sklavenhändler zu irgend einer Zeit ge­than. Er fing gewaltsam eine Anzahl Bewohner der Fidschi-Inseln, verpackte sic wie Häringe, um sic alsfreiwillige Arbeiter" zu ver­handeln, und als die Armen sich des Nachts empörten, wurden sie schonungslos erschossen, nicdergestochcn, in Stücke zerhackt und über Bord geworfen, bis von der ganzen Ladung nur mehr 18 übrig blie­ben. HMe der Eigner des Schiffes, ein Dr. Murray, sei es aus Gewissensbissen oder aus Furcht vor späterer Entdeckung des Verbre­chens nicht selber den Angeber gespielt, die Gräuel jener Nacht wären vielleicht ewig Geheimniß geblieben. Nachdem er sie freiwillig Len Gerichten angezcigt, konnte die verdiente Strafe ihn zwar persönlich nicht erreichen, obwohl er der Schuldigste von allen gewesen zu sein scheint, aber der Gerechtigkeit zur Sühne wurden wenigstens die an­dern «erurtheilt, die unter dem Auöhänoeschilde der freien Auswande­rung die Gräuel des Sklavenhandels in menschenschänderischcr Weise geübt hatten. Daß das Urtheil nicht an einem bloßen Formfehler zu Nichte gemacht werde, ist eine Ehrensache, für die England einstehen muß. Man weiß aus früheren Vorfällen, wie oft und niederträchtig diese Befugn ß des Kuli-Transports schon mißbraucht wurde. Wenn aber nicht in allen Fällen das Verbrechen sich nachweifen ließ, so darf die Gerechtigkeit um so weniger da säumen, wo der Zeugende, weis unumstößlich ist und wenn England keine Mittel finden sollte dem Greuel des Kulihandels zu steuern, dann würde es die Ehre ein^ büßen, die es sich durch Bekämpfung des Sklavenhandels erworben hat

^Ausdehnung des Eisenbahnnetzes auf der ganzen Erde.) Das Eisenbahnnetz in Europa hat eine Länge von 112,034 Kilometer mit 11,350,222,000 Thlr. Anlagekapital; Asien: 8721 Kil. Länge mit 630,028,000 Thlr. Anlagekapital; Afrika: 1800 Kilometer mit 106,000,000 Thlr. Anlagekapital; Amerika: 109,961 Kilometer mit 4,758,000,000 Thlr. Anlagekapital; Australien: 1900 Kilometer mit 151,091,000 Thlr. Anlagekapital Milte 1873 entziffert das gelammte Schienennctz der Erde über 250,000 Kilometer 33,783 deutsche Meilen mit einem Anlagekapital von ca. 19 Milliarden Thlr.

Goldkours

derk.w.Staatskassen-Verwiütung. Friedrichsd'or 9 fl- 57 kr.

Pistolen 9 39

20-Frankenstücke 9 20

Rand-Dukaten d 33 ,

Stuttgart, 1. Okt. 1873.

K- Staatskassenverwaltuug. von L Le Ischl! ge-.

Frankfurter Goldkours vom 30. Sept.

fl kr.

Pistolen 9 4042

Friedrichsd'or 9 58'/,59'/»

Holland. 10 fl.-Stücke 9 52-54

Rand-Dnkatcn 5 3436

20-Frankenstücke 9 205.-21'-,

Engl. Sovereigns 11 4850

Dollars in Gold 2 2b'/,-26'/.