Aus Stadt und Land
Calw, den 17. März 1926.
Dienstnachricht.
Regierungsbaumeister Eugen Hugger beim Straßen- und Wasserbauamt Calw ist zum Bauamtmann im Geschäfts- kreis der Ministerialabteilung für den Straßen-- und Wasserbau ernannt worden.
j Waldbrandgefahr.
' w Das Frühjahr ist erfahrungsgemäß die gefährlichste Jahreszeit der Waldbrände. Da weitaus die meinen Waldbrände durch Fahrlässigkeit entstehen, ist es notig, die Bevölkerung, besonders rauchende Spaziergänger und die Wanderer immer wieder nachdrücklich auf die Bestimmungen deS Forstvolizeige- setzeS hinzuweuen, wonach es verboten ist, mit unverwahrtcm Feuer oder Licht, also brennenden Cigarren, Cigaretten, Pfeifen ohne Deckel, den Wald zu beirrten, im Walde brennende oder glimmende Gegenwände wegzuwerfen oder unvorsichtig zu handhaben, und im Walde, oder in gefährlicher Nähe desselben, Feuer anzuzünben. Ausgaben der Eltern und der Schule mutz es sein, vor allem den jugendlichen itAanderer auf den großen Schaden aufmerksam zu machen, der durch ein wcg- geworfenes Zündbolz oder eine Cigareite oder durch das neuerdings so sebr beliebte Abkochen Im Wasy entgehen kann. Wer einen Waldbrand wahrn'mrnt, bat, wenn die sofortige Unterdrückung des Brandes nicht gelingt, so schnell als möglich dem Ottsvorsteher der nächwen Gemeinde Anze'ge zu machen, auch ist jedermann verpflichtet, zur Löschung eines Wald- brandeS auf Aufforderung der zuständigen Beamten Hilfe zu leisten. Ein Nichtbefolgen dieser Bestimmungen ist strafbar.
,j Aus der Methodistengemeinde.
Am Sonntag, den 21. Marz, werden in der Methodistenkirche folgend« Kinder nach Abschluß des Religionsunterrichtes in der Gemeinde geprüft und etngesegnet: Otto Burkhardt, Sohn des Jakob Burkhardt, Kasseudiener; Walter Essig, Sohn des Wilhelm Essig, Briefträger; Anna Furtmüller. Tochter des Joseph Furtmüller, Stammheim; Ruth Gierke, Tock»er des Ernst Gierke, Schneidermeister; Friedrich und Karl Göller. Zwilling« des Karl Göller, Eechingen; Gottlob und Dora Kusterer, Zwillinge des Christian Kusterer, Bahnwörter; Gottlob Reut- ter, Sohn des Karl Reutter, Schreinermeister. Stammheim; Marta Rexer, Tochter des Friedrich Rexer, Oberkollbach; Hermann und Maria Wacker, Zwilling« dr» Friedrich Wacker. Ot- tenbronn.
Kundgebung der SPD. Calw gegen die Fürstenabfindung.
Man schreibt unS: Die sozdem. Partei hatte für vergange- inen Samstag abend eine Versammlung mit dem Thema: „Fürstenabfindung und Volksbegehren* in den Saal der Restauration Weiß einberufen. Um 8 Uhr war der Saal bereits überfüllt. Herr Sekretär Kellermann aus Stuttgart, der für den verhinderten Reichsiagsabgeordneten Roßmann das Referat übernommen hatte, führte zunächst zurück in die „gute alte Zeit* bts zur Leibeigenschaft. Dann schilderte er die Entstehung der deutschen Königreiche durch Napoleons Gnaden und ihre Geschichte btS zu den Kriegen von 1866 und 1870. Das Jahr 1866 habe ebenfalls Fürstenenteignungen gebracht und zwar die des Königshauses Hannover und der Fürsten dem Hessen-Nassau-Kassel durch den König von Preußen Mit der Begründung der Sicherheit des Staates wurden die Fürstenhäuser restlos enteignet. Darüber sagte Bismarck am L März 1866 tm preußischen Abgeordnetenhaus: „lieber juristische Zwirnsfäden "wird die Kgl. Negierung nicht stolpern.* BiSmarck ließ bei diesen Enteignungen keinerlei juristische, sondern nur politische Gesichtspunkte gelten. Es bestehe deshalb lein Grund für die Republik die Fürsten nobler abzufindcn, «t» ehedem ein Fürstenhaus das andere. Ueber die Entstehung der sogenannten fürstlichen Vermögen führt der Redner verschiedene Beispiele an, so wurden von den deutschen Fürsten insgesamt 291166 Mann an ausländische Staaten als Soldaten verkauft, wovon 11853 gefallen stich. Schlösser, Forsten, Güter usw. wurden einfach durch Kabinettsordre auS Staatsbesitz an die fürstl. Familien übereignet. Sodann gibt der Redner eine Aufstellung der Forderungen der einzelnen Für
stenhäuser zusammen in Höhe von über 21L Milliarden Goldmark. Daneben machten ehemalige Standesherren noch Ansprüche geltend, die bis in die Zeiten der Leibeigenschaft und des Raubrittertums zurückdatieren. Zu guterletzt solle das deutsche Volk auch noch die Dirnen der Fürsten verhalten. Die Enteignung des österreichischen Kaiserhauses sei sofort nach Kriegsschluß und zwar ohne Entschädigung erfolgt, das deutsche Volk habe aus Selbsterhaltungsgründen die Pflicht dies nach 7 Jahren nachzuholen. Auch nach der Enteignung werden die Fürsten nicht zu hungern brauchen. Vergleiche man die Opfer, die das deutsche Volk während des Weltkrieges an Gut und Blut für das Vaterland habe bringen müfien, so zeige es sich auch hier, daß der Vergleich für die Zollernfamilie sich als beschämend herausstellt.. Man könnte über das Jammern der Fürstenfrcunde lächeln, können sie es dock nicht verhindern, daß allen Parteiparolcn zum Trotz, die Wähler von Demokraten. Zeninim, Volkspartei usw. sich in einem gesunden Instinkt dem Volksbegehren anschließen, sie kannten cs nicht verhindern, daß selbst in Ortschaften, wo 99 Prozent Hinden- burg wählten, di« gleichen Wähler restlos das Volksbegehren unterzeichnet haben Mit der Aufforderung der Wähler im Bezirk Calw, sich in die Listen einzuzeichnen,, schloß der Redner seine Ausführungen unter lebhaftem Beifall der Versammlung. Anschließend wurde den Gegnern der Fürstenenteignung Gelegeibeit zur Ai'sfübrung ihrer Neck-sg-mude gegeben, es fand sich aber n'cmand. der die Fürstenankpriiche verteidigen wollte. Mit dem Dank an den Referenten konnte der Vorsitzende die eindrucksvolle Versammlung schließen. Ii.
Wetter für Donnerstag und Freitag.
Di« Wi-knnq des westlichen Hockdrucks wird durch das nördliche Tief bwintröcktiat. Für Donnerstag und Freitag ist immer noch veränderliches .mehrfach bedecktes, jedoch nur zu vereinzelten Niederschlägen geneigtes Wetter zu erwarten.
STB Pforzheim, IN März. Einem beladenen Lastauto versagte die Steuerung Es fuhr auf den Gehweg und stieß gegen die Gartenmauer. Hierbei wurde ein des Weges kommender Mann angefahren und gegen die Gari-nmauer geschleudert. Er erlitt dadu-ch einen Scktnnelbeinbruch.
STB Stuttgart, 16 März. Gestern traf eine schwäbische Bauernkapelle aus dem Banat hier ein und wurde auf dem Bahnhof von Mitgliedern des Deutschen Auslnndsinstituts empfangen. Das Trommler- und PlcfterkorpS des Iungdeutlch- landbundes geleitete die Kapelle dann durck dis Stadt, die wiederholt spielte. Im Hof des Auslandsinstituts wurde die Kapelle von Generalkonsul Dr, Wanner aufs freundlichste begrüßt. Er betonte, daß den Gästen das Schwabsnherz aufs wärmst« entgegenscklage, daß sie Freunde und Landsleute seien, mit denen wir uns untrennbar geistig verbunden fühlen. Mit einem Hoch auf die Gäste und auf das tapfer« Volkstum in Rumänien wurde das Deutschlandlied gesungen. Alsdann zog die Kapelle vor das Ministerium des Innern und spielte dort einige Stücke, während eine Abordnung von Minister Bolz empfangen wurde. Derselbe Vorgang wiederholte sich dann unter lebhafter Teilnahme der Bevölkerung vor dem Rathaus, das geflaggt hatte.
STB Stuttgart, 16. März. Hie haben sich am Montag in di« Listen zum Volksbegehren über die Fürstenabfindung 11 589 Wahlberechtigte eingetragen. Insgesamt sind damit für das Volksbegehren bts jetzt hier 78 061 Stimmen abgegeben worden.
SCB Rattenburg, 16. März. Das Auto von Bischof von Keppler erlitt bei der Dreikönigbrauerei einen Unfall. Vor der Wirtschaft standen zwei Bierwagen u^> ein weiteres Fuhrwerk kam entgrgengesahren. Da die Straße an diesem Platz sehr eng ist, konnte das Auto kaum hindurchkommen. Es wurde leicht beschädigt. Die Insasien, darunter auch der Bischof, kamen mit dem Schrecken davon.
Ans Eelk-, Volks- link LaiMirWft.
Berliner Briefkurse.
100 holl. Gulden 188.49 Mk.
I0Ü franz. Sr. 1S.17 Mk.
100 schweiz. Srk. 80.93 Mk.
Stuttgarter Börsenbericht vom 18. März.
Die Börse lag auch heute wieder fest, doch kam ziemlich viel Material an den Markt und die Kurse behaupteten sich.
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Am Montag, den 22. März 1S28, nachmittags 1 Uhr kommen aus dem hiesigen Rathaus im öffentlichen Kufstrelch nachstehendes Stammholz zum Verkauf:
Sichte« «nd Tanne«:
Langholz 700 St. mit Fm. l. 17; II. 95; III. 135;
IV. 93; V. 60 und VI. 8.
Sägholz 15 St. mit Fm. I. 3; II. 5 und M. 2.
Losverzeichnisse sind bei Forstwart Mayer zu haben. Gemeinderat.
Produktenbörsen- und Marktberichte des Landwirtschaftlichen Hauptverbandcs Württemberg und Hohenzollern e. V.
Berliner Produktenbörse vom 16. März.
Weizen mark. 250—254, Rogen märk. 154—158, Sommergerste 166—190, Wintergerste 138—152, Hafer märk. 162 bis 172, Weizenmehl 3250—36, Roggenmehl 22,50—2450, Wei- genkleie 10,10—10,20, Rogenkleie 9—9.20, Vikioriaerbsen 25 bis 31, kl. Speiseerbsen 23—25, Peluschken 20—21, Ackcrboh- nen 2—21, Wicken 23—25, blaue Lupinen 11 50—12 50, gelbe 14—14.50, Scradella 16—21, alt 25—29, Rapskuchen 14.50 bis 14.70, Leinkuchen 18—18.50, Trockenschnitzel 8,30—8.60, Soyaschrot 1840—18.60, Kartoffelflocken 13.7—14; Rauhfutter: drahtgepr. Roggenstroh 0,80—140, dto. Weizenstroh 0.80 bis 130, d!o. Haserstroh 0.80—1,30, bindfadengepr, Roggen- und Wctzenstroh 0.90—1 35, gebd. Roggenlangstroh 1.25—1.65, Mielitzheu 2,5—3., Häcksel 1,40—1,80. handelsübl. Heu 3.40 bis 4, Gerstenstroh 0.80—1.30, Kleeheil 4—4.50; Tendenz: kaum behauptet.
Stadtanleihen.
Der Stadtrat von Bad Dürrheim beschloß die Ausnahme einer Ausländsanleihe von 360 000 Mk., wovon 160 000 Mk- zur Abdeckung von Baudarlehen, der Rest für den Ausbau der Rhein-Hardibahn verübet werden soll. — Der Stadtrat Augsburg br'ck gt sich augenblicklich mit einem Antrag der Mieterfraklion, wonach 1000 neue Wohnungen gebaut werden sollen; die Erstellung von 500 Wobmingen tolle auf dem Wege der Aufnahme einer Inlandsanleihe erfolgen. Die Augsburg-r Ausländsanleihe, b-zw, d-r Anteil, der aus der Gemeim'chnftsauleibe des ^-,lod-''üai>ds auf Augsburg fällt, ist von der Begu!acl- r,>g-^:ll" "ehnt werden. Der Betrag lallte zum *">>sbau des S!,«pe!-bA,:mctzes zur Ueber- nahme des Stroms! tungsuetzes des Lechelekirizitätswcrks und zum Ausbau von Wasserkräften dienen.
Stuttgarter Schlack ivtebmarlt vom 18. Mürz.
Dem Dienstagmarkt am Dich- und Scklackthof wurden zu- geführt: 92 Ockfen (unverkauft 12s, 42 (6) Bullen, 250 (20) Jungbullcn, 816 (42) Iungriirder, 118 Kübe 1058 Kälber, 1290 (200) Sckweine, 3 Schafe. Erlös aus s« einem Zenlner Lebendgewicht: Ochsen 1. 43—47 (letzter Markt: 43—47); 2. 30-40 (30 bis 41); Bullen 1. 43-45 (44-46); 2. 38-42 (39-42); Iung- rinder 1. 49—52 (unverändert); 2. 42—47 (unv); 3. 35—49 (unv.); Kühe 1. 30—38 (unv); 2. 18—28 (unv); 3. 12—17 (unverändert); Kälber 1 76—78 (78-80); 2. 68—74 (71-76); 3. 58 -66 (62—68); Sckofe 75—80 (76—79); Sckwe'ne 1, 7« bis 80 (80-81); 2. 78—79 (80-81); 3. 74-77 (78-79); 4. 71 bis 74 (72-76); Sauen 58-69 (60-70) -4i. Marktverlauf: mäßig belebt, später abflauend.
Schweinepreis«.
Besigheim: Milchschweine 30 bis 35, Läufer 65 bts 72 -4l. — Oberndorf: Mtlckschweine 35—47 -4t. — Rtedltngen: Milch- sckweine 38—45, Mutterschwein« 250—280 -4t — Sulbach a. M.: Milchschweine 25—47. Läufer 60—80 — Tuttlingen: Milch
schweine 32—42 -4t das Stück. — Aalen: Milchschweine 35—48, Läufer 70 -4l.
Fruchtpreise.
Aalen: Weizen 13—13,20; Roggen S; Gerste 8,80—9,50; Haber 8—8,80; Futtererbsen 12,50 -4t. — Heidcnheim: Kernen 14, Weizen 12,10; Gerste 8,80; Haber 8,80 -4t. — Nördlingen: Weizen 12,40-12,90; Roggen 9,20—9.40; Gerste 8.40—8,80; Haber 10—11; Bohnen 10-11,50 -4t. — Rtedltngen: Gerste 8,50—S; Haber 9—10ch0 der Zentner.
Büchertisch.
Scheffel lm Lichte seines 100. Geburtstags. C.ne Huldigung deutscher Dichter und Schriftsteller. HerauSgcgeben vom Scheffel-Museum in Mattsee. Verlag von Adolf Bonz u. Comp., Stuttgart. Kart. M. 2.50.
Der alte Freund Scheffels und Gründer deS Scheffelbun- deS in Oesterreich, Anton Breitner, hat eine Sammlung charakteristischer Aussprüche und Aufsätze im Auftrag des Sckeffel- Museums zusammengebracht, die sich in der Hauptsache mit der Frage beschäftigen: Was ist das Schöne am Ekkehard? Es ist erstaunlich und erhebend zu sehen, wie weit die Wirkung dieses Meisterromans gegangen ist, und wie stark sie auch jetzt noch nachtönt.
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s/echZti? Asve-
Ali
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/c?/3Z Asn-s-v
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