sl, wie wir vernehmen, dem Staatsministerium mit dem Befehle remittirt, nunmehr bestimmte Gesetzcsvorschläge behufs Regelung des Eisenbahnaktienwesens zu formuliren. Ob der Bericht jetzt veröffentlicht werden wird, ist zweifelhaft. In Regierungskreisen scheint man diese Veröffentlichung zur Zeit kaum für zulässig zu erachten, da die Aller­höchste Botschaft vom 14. Februar bestimmt,der Landesvertretung seiner Zeit die bezüglichen Kommissionsberichtc zugehcn zu lassen."

DieDeutschen Nachrichten" schreiben:Die Angelegenheit der Vigilante" ist, was ihre politische Seite anlangt, als erledigt zu be­trachten, wird jedoch in Bezug auf den dienstlich-militärischen Verlaus vermuthlich noch zu weiteren Maßnahmen Veranlassung geben. Man beurtheilt das Verhalten des Kapitäns Werner an maßgebender Stelle keineswegs in demselben nachsichtsvollen Sinne, in welchem dieß von einem großen Theil der Presse geschehen, und hat sogar eine Zeit laug dem Gedanken nicht fern gestanden, die Sache zur Entscheidung vor ein Kriegsgericht zu bringen. Für diese Auffassung ist, wie man hört, sowohl eine thatsächliche wie eine rechtliche Erwägung maßgebend. In thatsächlicher Hinsicht fällt ins Gewicht, daß Kapitän Werner lediglich den Auftrag hatte, in den spanischen Gewässern zu kreuzen, um die Rechte deutscher Staatsangehöriger mit aller Energie wahrmnchmen, und nötigenfalls mit gewaffneter Hand einzugreifen, falls die- selben bedr oht würden. In seerechtlicher Beziehung aber steht dem Verhalten Werners der Grundsatz entgegen, daß die Handhabung der Seepolrzei gegen eine völkerrechtlich nicht anerkannte Flagge auf hoher See zwar gestattet ist, in den Küsten ge sser n aber (d. h. in einer Entfernung bis zu 3 Seemeilen vom Lande) nicht ohne lhat- sächliches Eingreifen in die Rechtssphäre des betreffenden Uferstaates ausgeübt werden kann.

Der Deibel uf Socken! So ries kürzlich ein Berliner Junge einem allbekannten Gründer zu, der in einer eleganten mit Gnmmirädern versehenen Carosse daherrollte und ihn bei einem Haar überfahren hätte. Kaum hatte er sich von seinem Schrecken erholt, als er in die wenigen, aber vielsagenden Worte ausbrach.

Königsberg, 6. Aug. DieOstpr.Ztg." meldet das nun­mehr offiziell constatirtc epidemische Auftreten der Eholera, an der kuS gestern 164 Personen erkrankt und 85 verstorben seien. Die Zahl der täglichen Erkrankungsfälle beziffert sich auf 2025, die der To­desfälle auf 1012. DieOstpr. Ztg." fordert im Hinblick auf die Epidemie die Unterlassung des am 9. d. beginnen sollenden Manövers.

Straßburg, 5. August. Heute traf hier die vorletzte Theil- zahlnng der Kriegsentschädigung mit 116 Millionen in Gold, Silber und Wechseln ein.

Gast ein, 5. August. Der deutsche Kaiser ist heute Abends hier eingetroffen.

Der Schah von Persien spielt auch in Oesterreich den König der Könige mit großer Unbefangenheit. Schon auf der Reise dahin brachte er den ihm entgegen gesandten General Graf Crenneville in Helle

Grenzstation, geht die Fahrt nach Verona, dann nach Bologna und bis Brindisi. Hier besteigt der Schah den LloyddampferSnltanie" und fährt auf diesem bis Konstantinopel. Laxenburg verlassen die Perser höchst ungern. Denn an keinem Hofe hatten sie so angeneh­men Aufenthalt, und an keinem Hofe wurden sie mit solchem Ueber- fluß umgeben. Was Äug' und Sinn begehrt, wird ihnen geboten, Küche und Keller liefern ihnen das Allerbeste und die Hofdicnerschaft erfüllt auf einen Wink alle ihre Wünsche. Das übersteigt weit das Maß dessen, was ihnen in anderen Residenzen zu Gebote stand. Ter österreichische Hof übt eben Gastfreundschaft in vollstem Maße. Heute Abends fährt der Schah nach Wien zum Ballet. Morgen findet die Parade-Ausrückung der Garnison statt. Donnerstag ist das Garten­fest in Schönbrnnn, das zugleich als Abschiedöfest veranstaltet wird.

Schweiz. Am 1. August Abends entlud sich über Gersau cm Vierwaldstätter-Sce ein furchtbares Gewitter mit entsetzlichem Hagelschlag. In grausenhafter Menge und Größe sielen auf den Höhen und im Thale die Schloßen, eine nie gesehene Waffcrmasse stürzte von den Bergabhängen durch die Wildbäche gegen die Ort­schaft und schwellte die beiden Dorfbäche zu reißenden Strömen an. Anfänglich schienen die Bachbaute» und Verschalungen der Wassermcnge, welche mit rasender Schnelligkeit heruntertobte, Stand zu halten; allein die heruntcrgerollten und von den Finthen fortgcspülten Erdmassen, Steinblöcke und Waldbäume donnerten mit schaudererregender Wuth durch dieselben herunter, rissen die Brücken weg und staneten, sich ge- gcnseitiz versperrend, die Fluth. Im Nu füllten sich die Bachbette mit Gerölle, das tobende Wasser trat über die Ufer und wälzte sich in schrankenlosem Laufe über Straßen, Gärten, Wiesen, in und durch, die Häuser, alles mit Schutt bedeckend. Einzelne Gebäude wurden ganz oder theilweise fortgerissen und eine größere Zahl im Schutte vergraben. Große Strecken am Seenfer stürzten in die bodenlose Tiefe des Sce's. Biele Leute mußten sich aus den Häusern flüchten, andere retteten sich in die obersten Räume, weil jeder Ausgang gesperrt, die Wohnungen rings umflnthet waren. Ohnmächtig war anfangs jede menschliche Hilfe, sowie aber die Wasscrmenge sich etwas minderte, suchte man mit allen Kräften wettere Verheerungen zn »«hindern;, allein die eingetretcne Finsteiniß brachte neue Schrecken. Die ganze Nacht hindurch folgte Gewitter auf Gewitter, abermals Hagel und strömende Platzregen. Nun überall Jammer und Entsetzen. Das Wasser läuft durch alle Straßen und Gassen und füllt die Häuser mit Scklamm und Geröll. Leute, die sich bisher noch sicher wähnten, flüchten in dunkler Nacht und suchen halb nackt, mit schreienden Kin­dern auf den Armen, in geschützteren Wohnungen Obdach. Furchtbar lange dauerte die Nacht und das erwachende Morgenlicht zeigte ein schreckliches Bild der Verheerung.

Die Futter ernte in der Schweiz ist außerordentlich reich.

legen die Bauern

Wie derFr. Rhät." schreibt, legen die Bauern auf den Bergen Heu ein, so viel sie nur wünschen, und kaum ist das Heu weg, so Verzweiflung. Er stieg aus und übernachtete, wie und wo es ihm! schießt das Oehmd nach in einer Weise, daß sie die Arbeit bald von

einfiel. Majestät, sagte ihm einmal der General, die Bahnzüge kom- ^ neuem an die Hand nehmen können. Man wird kaum Dächer genug

men in Eonfusion, es kann Unglück geben! So ändern Sie die^ haben, um den Segen unterzubringcn. In den Alpen stehen die Bahnzüge, war die gleichmüthige Antwort. Endlich war er glück- Kühe bis an den Bauch in den Kräutern. Es fehlt nur wenig mehr

so fangen sie an zu jodeln. Auch die Körner und die Kartoffeln stehen schön und versprechen das beste. Die Trauben, wo solche von den schlimmen Aprilfrösten verschont blieben, sind ebenfalls weit vorgerückt. Auch im Veltlm, der großen Weinkammer, stehen die kommen wäre, dem Schah zu sagen, die österr. Religion verbiete dem ^ Aussichten gut. In derAppenzeller Ztg." lesen wir:Der heurige

Kaiser rückwärts zu fahren. Erst dann rückte der Schah etwas zur ^ Sommer zeichnet sich durch hohe Temperatur und häufig schwere Ge-

lich im Lustschloß Laxenburg bei Wien gelandet. Der Kaiser hatte ihn empfangen und begleitete ihn im Wagen ins Schloß; der Schah nahm allein den ganzen Ehrensitz ein und der Kaiser hätte sich rück­wärts setzen müssen, wenn der Hofmarschall nicht auf den Einfall ge

Seite. Zwei Tage ließ der Schah den Kaiser auf seinen Gegenbe such warten. Und wie geht's in dem schönen Schloß und Park La­xenburg zu! Es ist als ob lauter Meerschweinchen dort logirten. Die Wiener finden die Berliner mit ihren unzähligen und bedenklichen Geschichten vom Schah und seinem Gefolge sehr rücksichtsvoll, j In der Ausstellung interessirlen den Schah am meisten die schönen Sta­tuen und namentlich die Büsten, er setzte seinen hohen Führer, den Kaiser, förmlich in Verlegenheit. Als er später sein eigenes Bild erblickte, lachte er zum erstenmal mit dem ganzen Gesicht und zwang dadurch auch den Kaiserganz hin" zu sein.

Laxenburg, 5. August. Die Abreise des Schah ist defini­tiv auf Freitag Vormittags halb lO Uyr festgesetzt. Dem Wunsche Nassr-eddins zufolge wird die Rückreise wieder über Salzburg, Inns­bruck, Bozen, Ala stattfinden. Dem König gefiel die Fahrt so aus­nehmend, daß er sie noch ein zweites Mal machen will. Schon bei der ersten Tour hatte er bemerkt, dieß sei die schönste Strecke, welche er auf seiner Reise kennen gelernt, wie Paris die schönste Stadt sei. Zudem mag aber auch noch ein anderer Grund ausschlaggebend ge­wesen sein. Die Gesnndheitsverhältuisse in Ungarn sind nicht so

Witter mit Wolkenbrüchen aus, aber auch durch eine ganz außeror­dentliche Fruchtbarkeit. Im Juni noch hatten die Bauern darüber gejammert, daß sie kleine Heustöcke bekommen werden, und jetzt sind sie größer geworden, als es durchschnittlich der Fall ist. Und das Oehmd steht so reich und voll und groß auf den Wiesen, wie selten. In den Alpen ganz besonders erfreuen sich die Sennen bis jetzt eines außerordentlich guten Sommers. Ein Alpbesitzer, der seit 20 Jahren die Alpen kennt und alljährlich befahren hat, erklärte letzten Sonn­tag, daß er einen so anhaltenden Grasreichthnm noch nie gesehen habe. Trotzdem das Lieh schon seit drei Wochen in der Alp sei, stehe die Waide noch so gut, als zur Zeit der Alpsahrt.

Norwegen. Christiania, 5. August. Der Kronprinz des deutschen Reiches traf heute Mittag mit seinem Gefolge nach guter Ueberfahrt an Bord derGrille" und unter Eskorte des kaiserlich deutschen Geschwaders hier ein und wurde am Landungsplätze vom König Oskar empfangen.

Spanien. Madrid, 5. Aug., Abends. Die Energie der Regierung ruft einen günstigen Eindruck im Lande und in der Armee hervor. Der Fall Valencia's wird heute erwartet. Die Insurgenten

günstig, daß der Schah sich entschließen wollte, die Fahrt nach Kon-! in Carthagena sind uneinig. Nach der Unterdrückung der Insurgenten

stgntmopel auf der Donau zu machen. Von Ala, der österreichischen! wird die Regierung energisch gegen die Carlisten Vor gehen. _

Redigier, gedruckt und verlegt von A. OeljchlSger. (Hiezu Nr. 12 de« NnterhaltungSbl.)