sungen worden, brachte der Reichstagsabg. vr. Otto Elben im Na­men des schwäbischen und des deutschen Sängerbundes dem unvergeß­lichen Dichter den Dank und die Huldigung der Sänger Deutschlands dar. Hieraus traten einige der Festjungfrauen vor, von welchen eine einen Lorbeerkranz am Denkmal niederlegte. Dann fand die Uebergabe des Denkmals an die Stadt statt. Zum Festessen mußte sich die große Versammlung in viele Quartiere vertheilen. (N. d. Schw. M.)

In Lüdenscheid (Westphalen) wurde kürzlich ein seltenes Doppelfest gefeiert. Der Metzgermeister Geyer feierte in zweiter Ehe seine silberne Hochzeit und die 28. Kindtaufe. Er selbst ist eins von 22 Kindern seines Vaters. Sein ältester Sohn aus zweiter Ehe hat schon den Feldzug mitgemacht und der zweite dient gegenwärtig, wäh- rend das jüngste Kind noch in der Wiege ruht.

Dresden, 14. Juli. Die Cholera ist hier im Erlöschen. Es sind seit 14 Tagen überhaupt nur 7 Fälle vorgekommen. Jeder dieser Fälle ist eiugeschleppt worden, keiner derselben hat weiter ange­steckt. Hingegen fordert die Cholera in der Umgegend Dresdens im­mer noch zahlreiche Opfer. Es sind dort bis jetzt 140 Fälle zur Anzeige gekommen, von denen 55 einen tödtlichen Verlauf hatten.

Chemnitz, 10. Juli. In den letzten Tagen wurden hier dem hiesigenTagblatt" zufolge 60 Fälle von Erkrankungen an Trichi­nose konstatirt.

Die Regierung von Stral sund hat, da in Danzig und Neu- sahrwasscr die asiatische Cholera cusgebrochen ist, angeordnet, daß fortan alle Schiffe, welche aus Danzig und Neufahrwasser vor einem der Häfen des Stralsundcr Regierungsbezirks ankommen, in den Hafen zur Praktik nicht eingelassen werden dürfen, bevor Besatzung und Passa­giere in Bezug auf asiatische Cholera ärztlich untersucht worden sind.

Aus dem Oberelsaß, 10. Juli. Unser Ober-Jllthal ist gestern Nachmittag von einem Wolkenbruch heimgekucht worden. Nachmittags 1 Uhr begann der Himmel seine Schleusen zu öffnen, und in wenig mehr als einer Viertelstunde war die Jll mit ihren Nebenbächen zu einem furchtbaren Strome angewachsen, der den Kan- tonsort Hirsingen und außerdem noch sechs Ortschaften unter Wasser setzte, und sich stellenweise zum weiten See aufstaute. Alle Wege und Straßen waren in Gießbäche umgcwandelt; schwerbeladene Fuhr­werke wurden von der Fluth aufgehoben und mit fortgetrieben; mit Mühe konnten sich die Menschen au höher gelegene Stellen retten und das Vieh von len Weiden und Ställen in Sicherheit bringen. Bis heute wurde noch kein Verlust von Menschenleben gemeldet.

Wien, 14. Juli. Se. Moj. der König Karl von Württem­berg sind heute Mittag um 12 Uhr mit Scparatzug auf dein West­bahnhof hier angekommen. Zu HöchstJhrem Empfang hatten sich Ihre Kais. Hoh. die Erzherzoge Karl Ludwig, Ludwig Viktor, Albrecht, Leopold, Rainer und Josef, Se. Königl. Hoh. der Herzog Nikolaus Philipp von Württemberg, Ihre Hoh. die Prinzen Hermann und

.Gustav von Sachsen-Weimar, sodann Ihre Exc. die Ministerpräsi­denten Graf Andillssy und Fürst Auersperg, der Statthalter Baron Conrad, der Bürgermeister Dr. Felder und der Negierungsrath Weiß, Chef der Polizeidirektion, eiugefunden. Eine Ehrcnkompagnie mit Fahne und Musikkapelle hatte im Perron Aufstellung genommen. Nächst ihr nahmen die Plätze ein die militärischen Würdenträger und die Deputation des Husarcn-Regiments, dessen Inhaber der König ist. An diese schlossen sich unter Führung Ihr. Exc. des Hrn. Ministers des Innern v. Sick und Präsidenten Dr. v. Steinbeis eine Anzahl der hier weilenden Würltemberger an, um den König ehrfurchtsvollst zu begrüßen. Um II V^ Uhr betraten Se. Maj. der Kaiser Franz Josef in großer Marschallsuniform den Perron, begrüßten die zum Empfang Anwesenden und besichtigten unter den Klängen der österreichi­schen Nationalhymne die Ehren-Kompagnie. Punkt 12 Uhr fuhr unter den Klängen der württembergischen Königshymne der Hofzug ein. Der Kaiser schritt an die Treppe des Hofwaggons heran, auf dessen Stufen bereits der König getreten war. Der König, in der Uniform seines Husaren-Regiments, verließ die Treppe und die beiden Monarchen reichten einander die Hände und begrüßten sich herzlich. Mit Sr. Maj. waren angekommen HöchstDeren Adjutanten Gen.- Lieut. v. Spitzemberg, Oberst v. Fränzinger, Rittmeister v. Baldin- ger, Rittmeister v. Sick, sowie der Kabinelschef v. Gärttner, und der wücttembergische Gesandte v. Baur-Breitenfeld, welch' letzterer dem König bis zur Grenze entgegengefahren war. Nach der Begrüßung der Monarchen folgte gegenseitige Vorstellung der Anwesenden und der Suite, und dann Abfahrt in die Hofburg, wo Ihre Maj. die Kaise­rin den König erwartete. Nachmittags fand Familiendiner bei Hof statt. Morgen große Hoftafel in Schönbrunn, zu welcher eine große Anzahl hier weilender Würltemberger geladen ist.

Schweiz. Bern, 11. Jnli. Heute Nachmittag hat das Ko­nnte des schweizerischen Volksvereins beschlossen, die Bundesversamm­lung m ersucben, die Revision so bald als möglich vorzunehmen. Diesen

Abend hat eine zahlreiche Versammlung revisionsfrcundlicher Bundes­versammlungsmitglieder beschlossen, behufs Revisionsvornahme für den ersten September eine Extrasession anzuberaumen, um noch eine dießi> jährige Volksabstimmung zu ermöglichen. Der Nativnalrath wird die Wahl der Revisionskommission voraussichtlich am Mittwoch vor­nehmen. Am Montag findet eine revisionistische Borversammlung statt.

Frankreich. Paris, 14. Juli. Dem Vernehmen nach wird der Schah von Persien am 18. oder 19. von hier abreiscn und zu­nächst nach Lyon gehen. Ob derselbe nach Wim gehen wird, ist noch ungewiß. Gestern fand zu Ehren des Schah's eine Illumination statt.

General v. Manteusiel hat bei seiner Anwesenheit in Belfort an die französische Civilbehörde eine Ansprache gehalten, deren Schluß etwa folgender war:Der Patriotismus Frankreichs, seine Hilfsquellen sind so groß, daß die Erfolge, welche , die Deutschen über sie errungen haben, deren schönste Ruhmestitel sind. Aber in wenigen Jahren wird diese große Nation mit ihrer Thätigkeit ihren Einfluß in Europa zu- rückgewonnen haben." Die Worte sind für einen deutschen General etwas unvorsichtig gewählt. Jedenfalls haben sie die Eitelkeit der Franzosen nicht wenig gekitzelt.

Der Lyoner Konflikt zwischen dem Präfekten und den Gemein- deräthen scheint ein Ende genommen zu haben. Dncros willigt ein, die Räthe in den Sitzungssaal nach Vorzeigung ihres Einberwungs- schreibens einzulassen.

Italien. Rom, 13. Juli. Gestern und heute haben hier, in Frosinone, Allatri und anderen Ortschaften Erderschütterungen stattge­funden, ohne jedoch Schaden zu verursachen. Im Gebiete von Alpagno sind fortdauernde, mit unterirdischem Getöse begleitete Erderschütte­rungen ; auch in Neapel und Licitate war heute ein heftiges Erdbeben. In Jsola verließen die Arbeiter die Fabriken und mehrere Häuser wurden beschädigt.

Spanien. Madrid, 11. Juli. DerJmparcial" meldet angeblich offiziell: Mitglieder der Internationalen bemächtigten sich der Stadt Alcoy (in der Provinz Alicante mit 22,000 Einwohnern), schlossen mehrere Bürgerwachen und die nach dem Stadthaus geflüch­teten Freiwilligen ein, erschossen den Alkalden, äscherten gegen 60 Häuser ein, und drohten die Geiseln hinzurichten, wenn sie von den Truppen angegriffen würden. Die Negierung ist entschlossen energisch gegen sie vorzugehen.

InMalaga, wo vor Kurzem der Bürgermeister auf der Straße erschossen wurde, ist es abermals zu blutigen Szenen gekommen. Edu- ardo Carvajal, der Führer der Rothen, hat die Gewalt an sich gerissen, den bischöflichen Palast als Hauptquartier in Beschlag genommen und dort 6 Kanonen auffahren lassen. Der zweite Bürgermeister der Stadt und ein Gcmeinderath, hervorragende politische Gegner Carva- jals, sind ermordet worden. Die Mörder werden noch nicht näher bezeichnet. Spätere Nachrichten besagen, daß Carvajal mit den Sei- nigen gezwungen wurde, die Stadt zu verlassen nnd daß jetzt die Ordnung wiederhergeftellt ist.

Rußland. Petersburg, 13. Julr. DerRussische Inva­lide" bringt Näheres über die Unterwerfung des Khans von Khiwo. Der Khan erschien nämlich im russischen Lager und erklärte sich zum Vasallen des russischen Kaisers. General Kaufmann setzte den Khan wieder in seine Würde ein. Für die Dauer des Aufenthaltes der Russen wurde eine besondere Verwaltungsbehörde gebildet. Der Khan veröffentlichte am 12. Juni ein Manifest, worin er aus Dankbarkeit die Sklaverei für ewig aufgehoben erklärte. General Kaufmann tele- graphirte nach Persien, man möchte Vorbereitungen treffen, um die befreiten persischen Sklaven aufzunehmen.

Asten. In Japan, in der Provinz Chikuzen, etwa 100 Meilen von Nagasaki, ist in der letzten Juniwoche eine Empörung zum Aus­bruch .gekommen. Die konservative Partei der Bevölkerung scheint gegen die Reformen nnd den liberalen Fortschritt der jetzigen Regie rung endlich die Waffen ergriffen zn haben. Einem von den zu Nagasaki erlassenen amtlichen Rundschreiben zufolge ist es "»-> stand der Land- gegen die Stadtbevölkcrung. Die Bauern haben da Schloß EnukuSka mit Gewalt erobert, die Provinzialregierung daraus vertrieben, die Wohnungen der Beamten, Bureaus und Archive, sowie die Häuser aller Stadtbewohner, die sich ihnen anzuschließen weigerten, niedergebrannt. Nur 3 Beamte entflohen, alle übrigen sind vermuth- lich umgekommen. Die Telegraphenstangen wurden überall nicderge- rissen und die Drähte durchgeschnitten. Die Aufständischen zählen 50000 Mann, sind jedoch meist unbewaffnet und es ist daher für Nagasaki nichts zu fürchten. Einem Telegramme vom 5. Juli zu- folge ist die Empörung gestillt und ein Vermittlungsversuch gelungen. Die Briefpost ging ungehindert durch die erwähnte Provinz, doch wird es noch 34 Tage dauern, bis die Telegraphenleitungen wieder he»

Medizin, gedruckt und verlegt von A. OeliHiSger.