selbst ein Attentat gegen eine Schildwache am Theater statt. Ta der Thäter unentdeckt blieb, so hat die Kommandantur strenge Maß­regeln angeordnek, ;. B. Schließen aller Kaffee's und Schenklokale (mit ir wenigen Ausnahmen) Punkt 9 Uhr, Arretirung sämmtli- cher nach halb 11 Uhr noch auf der Straße betroffenen Personen, welche nicht besondere Erlaubniß haben.

Ter Erzbischof von Cöln und der Bischof von Paderborn haben bereits die an sie ergangene Aufforderung des Ministeriums, die Statuten ihrer theologischen Seminarien einzureichen und über den Studien- und Lehrgang in diesen Anstalten zu berichten, ablehnend be­antwortet und damit der Staatsgewalt in unzweideutiger Weise den Gehorsam verweigert. Voraussichtlich werden die entsprechenden Ge- genmaßregeln nicht lange auf sich waxten lassen.

Ems,>11. Juni. Der Kaiser von Rußland ist zu einem vier­wöchentlichen Curaufenthalt hier eingetroffen und im GasthauseZu den 4 Thürmen" abgestiegen. Die Stadt war reich beflaggt und decorirt. Die Eisenbahn und die Berge strahlten in bengalischer Be­leuchtung.'

(Eine Heldenthat.) Am Himmelfahrtstage, Abends gegen halb 11 Uhr, brannte nach demNiederrh. C." ein Haus am westlichen Ende der Stadt Bi.schweiler. In dem einzigen, untern Stock- werk wohnte die Wittwe Löschall mit ihrer Mutter, einer 14jährigen Tochter und zwei Pensionärinnen. Die drei Kinder der Wittwe, zwölf, neun und fünf Jahre alt, schliefen in der Dachstube, und das Feuer war auf dem Boden entstanden. Wohl stürzte die aus dem Schlaf aufgeschreckte Mutter über die be>-eits vom Feuer erfaßte Treppe auf Len Boden; doch der ist voll Rauch und Flammen und vor der brennenden Thüre des Schlafzimmers ihrer Kinder muß die Arme mit versengtem Haar und verbrannten Gliedern, dem Erstickungstode nahe, zurück und erreicht mit knapper Noth die Treppe und den Erd- boden. Ihre Hilfe gilt zunächst nun der kranken Mutter. Ihr Hilfe- ruf führt bald Leute herbei; doch das ganze Haus steht in Flammen und niemand wagt die Rettung der Kinder; denn auch deren Schlaf­zimmer ist, wie man von der Straße sehen kann, in vollem Brand. Da ruft der 14jährige Karl Schiffer, einer Wittwe Sohn.Wo sind sie? Ich will sie. retten!" Eine Leiter wird gebracht. Auf das brennende Dach steigt der beherzte Knabe, klettert durch das Fenster in die brennende Stube und entreißt die unter ihren brennenden Betten versteckt und besinnungslos daliegenden Kinder eines nach dem andern dem sichern Feuertode, indem er sie, von den Flammen umzüngelt, nach dem Fenster trägt und durch dasselbe einem auf die Leiter ge­stiegenen Manne über das Dach zuwirft. Nur schwer fand er den ältesten Knaben zuletzt unter dessen von allen Seite» brennendem Bette und der Knabe schien bereits todt. Mit Mühe schleppte er ihn nach dem Fenster, mit Anwendung aller seiner Kräfte hebt er ihn durch dasselbe hinaus, und drei Menschenleben sind gerettet. Einige Minuten später stürzte das Dach über dem Schauplatz der kühnen That des Knaben zusammen. Die Brandwunden des zwölf Jahre alten Eugen Löschall waren so schwer, daß der Knabe bis zum 25. besinnungslos ohne SchmerzenSlaut dagelegen hat und sein Tod als zweifellos nahe angesehen wurde. Jetzt hat ihn der Arzt außer Lebensgefahr erklärt. Die Wittwe Löschall und die beiden Knaben mußten in das Hospital gebracht werden, wo sie unter der Hand einer barmherzigen Schwester die sorgsamste Pflege erhalten. Der Retter, der 14jährige Karl Schiffer, blieb unversehrt.

Frankreich. Paris, 10. Juni. Wie das Amtsblatt erst heute meldet, hat Graf v. Arnim am letzten Sonnabend dem Prä- sidenten der französischen Republik mit den neuen Creditiven auch ein eigenhändiges Schreiben des Kaisers Wilhelm als Antwort auf den Brief überreicht, in welchem der Herzog v. Magenta dem deutschen Kaiser seine Ernennung zum Präsidenten der Republik notificirt hatte. In den hiesigen diplomatischen Kreisen circulirt eine Analyse dieses kaiserlichen Handschreibens, der zufolge Kaiser Wilhelm äußerst wohl- wollende Gesinnungen für den Marschall Mac Mahon ausdrückt, und noch besonders hervorhebt, daß die Erklärungen über die innere und äußere Politik des neuen Präsidenten von Sr. Maj. mit Befriedi­gung entgegengenommen wurden.

In Rouen entdeckte ein Reisender im Hotel Victoria im Ar- moir seines Zimmers einen 4jährigen tobten Knaben. Eine etwa 28- jährige Frau hatte einige Tage zuvor das Kind in das Hotel ge­bracht, in den Schrank eingcschlossen» und Morgens das Hotel ver­lassen, ohne daß man weiter nach dem Verbleiben tes Kindes fragte. Die Sache erregt große« Aufsehen.

Belgien. Brüssel, l3. Juni. Die Exkaiserin Eugenie und Sohn pasfirten heute, von Chislehurst kommend, Verviers und begeben sich nach Arenenberg.

Brüssel, 12. Juni. Der Senat sprach sich mit 36 gegen 4 Stimmen für die Beibehaltung eines Bev ollmächtigt en beim Vatican

Siedgin, gedruckt und verlegt von

aus. Der Ministerpräsident Malou machte den "e-atoren von der Rechten bemerklich, daß sie im belgischen, nicht im römischen Senat sprächen, und bedauerte ihre Angriffe auf Italien.

chweiz. Die katholische Kirchengcmeilide in Zürich hat sich mit dreiviertel aller Stimmberechtigten gegen das Dogma von der Unfehlbarkeit und für den Antrag der Altkatholiken ausgesprochen, daß die Lehre der Unfehlbarkeit ans der Schule und aus der Kirche zu verbannen sei.

Das Frauenstudium in Zürich erfährt durch eine Ver­fügung der russischen Regierung eine harte Censur. Den russischen Frauen, welche nach dem 1. Jan. noch in Zürich verbleiben, ist eS untersagt, in ihrer Heimath irgend welche Beschäftigung zu treiben. Begründet wird diese harte Maßregel nach thatsächlichen Erhebungen, welche constalirt haben, daß die Frauen an politischen nnd ver­brecherischen Umtrieben Theil nehmen, sich communistische Ideen von der Frauenliebe aneignen und daß Einzelne sogar so tief gesunken sind, sich speciell mit jenem Zweige der Geburtshilfe zu beschäftigen, der in allen Ländern von der Criminalpolizei verfolgt, von rechtschaffenen Leuten verachtet wird.

Bern, 12. Juni. Der Bundesrath verlangt von der Züricher Regierung einen Bericht über das russische Decret, welches den Rus­sinnen den Aufenthalt au der Züricher Hochschule vom Jahr 1874 an verbietet. Der Bundesrath hat die zweite Leralhnng der Bundes­revision begonnen.

Zürich, 12. Juni. Der hiesige Universitätssenat erläßt eine energische Verwahrung gegen den verleumderischen Artikel des russischen Reaierungs-Anzeigers über die weiblichen Studenten in Zürich. Die- ser Protest soll dem Bundesrath und der russischen Gesandtschaft mit- getheilt werden.

Spanieu. So viel man aus den unvollständigen Berichten aus Spanien ersehen kann, machen die Karlisten fortwährend Fortschritte, und die Errichtung der föderativen Republik nützt gegen diese Feinde nicht das geringste. Die plötzliche Abreise Figueras' aus Madrid wird stark kommentirt. Auch Castelar ist ohne Sang und Klang ab­gegangen. Die neue Regierung hat sofort den Gouverneur von Madrid, Socias, abgesetzt und an seine Stelle Pierrad gestellt. Lelarde reichte seine Entlassung als Gouverneur von Catalonien ein, dieselbe wurde aber nicht angenommen.

England in Nöthen. Es ist eine bemerkenSwerthe Thatsache, daß in unserer Zeit die civilisirten Völker, welche überseeische Besitzungen haben, im Kriege mit wilden oder halbwilden Stämmen verwickelt sind. Man kann sagen, daß um die ganze Erde her solche Kriege geführt werden. In Nordamerika sind die Indianer im vollen Auf- stand gegen die Union, in Sumatra liegen die Holländer in Fehde mit den Atchinesen, an der Grenze von Chiwa am Aralsee steht eine russische Armee da dürfen denn die Engländer, deren überseeische Länder an Ausdehnung das Mutterland weit.übertreffen, nicht fehlen. Mas aber noch von besonderem Gewicht ist: In den meisten dieser Kriege ziehen die civilisirten Völker, trotz ihrer Ueberlegenheit in Waffen und Kriegskunst, den Kürzeren und ungeheurer, ja unverhältnißmäßiger Opfer an Geld, Kräften und Menschenleben bedarf cs, um Erfolge von doch geringer Tragweite zu erreichen. Von der westafrikanischen Küste aus wird ein sehr bedeutender Handel mit Gold, Elfenbein, Straußenfedern, mit Harzen und andern Produkten der heißen Zone getrieben. Wer die Küsten besitzt, in dessen Händen ist auch der Handel. Die englisch-afrikanische Compagnie erfreute sich schon im vorigen Jahrhundert dieses Vortheils und derselbe ging später (1821) mit den Colonien selbst in dm Besitz der englischen Regierung über. Zugleich aber auch die Nachtheile. An der Goldlüste wohnen die kanti- Neger, ein großer in gewisser Botmäßigkeit der Engländer stehender Stamm und hinter diesen, dem Binnenlande zu, gedeckt von fast un- durchdringlichem Urwald, die Aschantis, ein Stamm, der über 30,000 Krieger in« Feld stellt und von einem energischen König Carie Carie regiert wird. Eine englische Armee, die im Jahr 1863 gegen die Aschanti's commandirt wurde, ist im Urwald zur verderblichen Regen­zeit von den klimatischen Fiebern beinahe aufgerieben worden, ohne nur einen Feind gesehen zu haben, der Krieg selbst, einer Niederlage nur zu ähnlich, kostete 100,000 Pfund Sterling. Und nun, nach kaum 10 Jahren ist ein neuer Krieg ausgebrochen, weil die Engländer hollän­dische Besitzungen an der Goldküste gekauft haben und den von den Holländern bisher bezahlten Tribut nicht leisten wollen. Mit einem Heer, dessen Zahl zwischen 30 und 80,000 Mann angegeben wird, haben die Aschanti's den Engländern und den mit diesen verbündeten Fanti'S bereits drei Schlachten seit Beginn diese« Jahres geliefert, stets sind sie als Sieger aus denselben hervorgegangen und belagern jetzt das Fort Cap Coast Castleehe Verstärkerung für die schwache Besatzung kommen kann, tritt die höchst ungesunde Regenzeit ein England ist hie r in der That wieder ei n mal in Nöihen.

A. Oeljchlüger.