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Taglöhner von Helden» Gemeinde Geddelsbach, OA. WeinSbcrg, 2 Monat 15 Tage, gegen Georg Hauser von Katzberg, bair. Amts Eham, drei Wochen Gcfäugniß. Sie fügten mit Messern in Rauf­händeln einem Bauern von Jselshansen je eine Wunde zu, welche eine 14-, beziehungsweise 3tägige Arbeitsunfähigkeit desselben zur Folge hatte. Der Anlaß zur Rauferei wurde von einem Dritten gegeben, der den Bauern, welcher kurze gelbe Lederhosen an hatte, mit einer lächerlichen Benennung derselben neckte.

^ Stammheim, 8. Juni. Der letzte Donnerstag war für

V- die hiesige Gemeinde ein Tag des Schreckens. Mittags zwischen 11 und 12 Uhr zog sich über uns ein Gewitter zusammen, das An­fangs Neigung zeigte, gegen Osten abzuziehen, nach 12 Uhr aber drehte sich der Wind und trieb die Gewitterwolken von Nordost gegen Südwest zurück. Gegen 1 Uhr entleerten sich dieselben in furchtbarer Weise zuerst in dichtem Hagel, dessen Körner jedoch nicht besonders groß waren, dann in wolkenbruchartigem Regen, so daß der Schlit- tenbach zu einem reißenden Strom anschwvll, und eine Höhe von 4 bis 5 Fuß erreichte. Die untern Gelasse der am Bach gelegenen Häuser füllten sich schnell mit Wasser, so daß Vieh und Schweine nur mit großer Mühe gerettet werden konnten. Menschenleben ist keines zu beklagen, obgleich viele Personen bei Rettung des Viehs in großer Gefahr waren. Geflügel ging viel zu Grund. Der reißende Strom setzte seine Verheerungen durch unser Thal fort, besonders haben die Oel- und Gypsmühle, sowie die untere Mahlmühle großen Scha­den gelitten. Die hiesigen jungen Einwohner, welche mit eigener Le­bensgefahr sich der Rettung des Viehs widmeten haben großen Dank verdient. Der weniger durch Hagel als durch das Wasser verursachte Schaden an Häusern, Gärten, Wiesen und Aeckern ist bedeutend und hoch nicht zu schätzen.

Bei dem Brande in Ncuweiler am 14. April d. I. haben sich An­walt Wurster von Hofstctt und Johann Georg Mast, Bauer von Neuweilcr, durch muthvolle und ausdauernde Thätigkeit ausgezeichnet und werden deßhalb öffentlich belobt. (St.-A.)

In Nagold ist Hundesperre angcordnet, weil ein wuthvcrdäch- tiger Hund, der sofort getödtet wurde, mehrere Hunde gebissen hatte. Auch ein Knabe wurde durch ihn nicht unbedeutend verletzt.

Stuttgart, 6. Juni. Das heute ausgegebene Regierungs­blatt Nro. 16 pcvmulgirt das Gesetz, betreffend die Bestreitung dcS Aufwands für außerordentliche Militärbcdürfnisse. Vom 19. Mai 1873. Beigegeben ist dem Gesetz eine Uebersicht derjenigen Kosten, welche für Bauten und Beschaffungen zur Ergänzung der Garnisons- einrichtungen für das König!. Württembergische Armeekorps als Be­darf bis Ende des Jahrs 1873 anerkannt werden.

Balingen, 4. Juni. Heute Vormittag erschoß sich ein Ei- senbahnarbcitcr in einer Restauration am hiesigen Bahnhof, und zwar auf höchst eigenthümliche Art. Nachdem er in der Wirtschaft ein Glas Bier getrunken und sich eine Cigarre gekauft, begab er sich aus den Abtritt, nahm eine Patrone von Dynamit, wie solche zum Sprengen von Fclsmassen verwendet werden, in den Mund und zün- dete dieselbe an. Die Wirkung war eine furchtbare, indem der Kopf förmlich wie abgeschnitten vom Rumpfe in vielen kleinen Stücken um­herlag. Der Unglückliche hinterläßt eine in bedürftigen Umständen lebende Wittwe mit zwei unmündigen Kindern.

Aus Rheinbaiern,2. Juni. In Pirmasens traten amHimmel- fahrtStagr 9 Katholiken zur protestantischen Kirche über, die in gemisch

halten Gefahr laufen, die höchsten Interessen der Kirche selbst ihrer­seits ans's Spiel zu setzen".

Berlin, 5. Juni. Die bisher ausgeprägten Zehnmarkstücke, von denen ursprünglich nur ein Zehntel der ausznprägendcn neuen deutschen Goldgelder geprägt werden sollte, haben sich im Verkehr bis­her so gut bewährt, daß dieselben nach neueren Bestimmungen ein Viertel der gcsammten neuen Goldmünzen rcpräsentiren sollen.

Berlin, 7. Juni. Der Schah von Persien, welchem man bei seiner Anwesenheit im Reichstage die Bedeutung der Versammlung verdeutlichte, verlieh dem Präsidenten Simson das Großkreuz des Löwen» und Sonnenordens.

Der Schah hat dem Fürsten Bismarck den Sonnen- und Löwen- orden in Brillanten verliehen, auch der älteste Sohn des Fürsten, Graf Herbert v, Bismarck, hat diesen Orden, jedoch in einer geringe­ren Klasse, erhalten.

Der Schah von Persien ist von Berlin (nach Wiesbaden) ab­gereist. Gottlob! müssen wir sagen; denn wir waren immer in Angst, daß er von den Berliner Spitzbuben gestohlen werden könnte; mit seinen Diamanten von Kopf bis zu Fuß war er eine gewaltige Ver­suchung. Sein arabischer Fuchs, den er bei der Parade ritt, wurde mit dem Sattelzeug und Zaum, die mit Diamanten übersäer waren, auf 4 Millionen Thaler geschätzt. Dieses Thier bekommt nur Esels­milch zu saufen, mußte aber, da in ganz Berlin kein Esel zu finden ist, wie die Berliner versichern, mit Ziegenmilch vorlieb nehmen.

Karlsbad, 6. Juni. Prinz Adalbert von Preußen, geboren 29. Oktober 1811, Admiral und General-Inspekteur der Marine, ist heute früh am Lungenschlag Hierselbst verschieden.

Wien, 3. Juni. Graf Andrassy soll im diplomatischen Wege die Vereinbarung getroffen haben, daß anläßlich der Fürstenbesuche am Wiener Hofe der sonst übliche Ordenstausch an die Personen deö Gefolges der allerhöchsten Herrschaften dicßmal unterbleibe.

Wien, 6. Juni. Bei dem militärischen Galadiner toastirte der Kaiser von Oesterreich in seinem und der Armee Namen auf den Kaiser von Rußland und die tapfere russische Armee. Der Kaiser von Rußland erwiederte mit einem Toast auf den Kaiser von Oester­reich und die brave österreichische treue Armee.

Wien, 7. Juni. Der Kaiser von Rußland ist mit dem Thron­folgerpaar heute Nachmittag mittelst Westbahn von hier abgereist, Das österreichische Kaiserpaar hatte die russischen Gäste nach dem Bahnhöfe begleitet, wo die Erzherzoge, die fremden Fürstlichkeiten, Graf Andrassy, Fürst Auersperg, die Militär- und Civilbehörden, so­wie die Botschafter Rußlands und Deutschlands zur Verabschiedung erschienen waren.

Frankreich. DerTimes" zufolge spricht das Zirkularschreiben des Herzogs von Broglie an die Vertreter Frankreichs bei den aus« wärtigen Mächten aus, daß die gegenwärtige Regierung der Politik der Vorgängerin, treu blellen, in den inner» Angelegenheiten eine ge­mäßigte, in den Beziehungen zum Auslande eine durchaus friedliche Politik befolgen und den revolutionären Parteien entschieden enlgegen- treten werde, lieber die künftige Regierungsform weide die National­versammlung beschließen, sobald der Zeitpunkt für opportun erachtet werde. Das Rundschreiben erklärt schließlich: der revolutionäre Geist konspirier gegen Friede» und Ordnung der Gesellschaft, ganz Europa habe an der Unterdrückung desselben ein gleichmäßiges Interesse. Der

ter Ehe lebten und deßwegcn vonr hl. Abendmahl ausgeschlossen waren- Triumph der Demagogie träfe nicht Frankreich härter als andere Län»

Berlin, 5. Juni. Der Reichskanzler hat jdem Bundekrath der, da die Gesellschaft Frankreichs identisch sei mit derCivilsation".

einen Gesetzentwurf vorgelegt, welcher die Entscheidung der Streitig- . Paris, 5. Juni. Der Prinz Napoleon ist heute früh um leiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern Gewerbegerichten über-" sieben Uhr in Paris eingetroffen; Herr Maurice Richard empfieng trägt, deren Einsetzung den Centralbchörden Vorbehalten wird. ihn an der Station. Der Prinz war mit einem Paß versehen, den

In Vollziehung der beschlossenen und pnblizirten Kirchengesebe ihm der französische Eonsul in Mailand ausgestellt hatte. Der Her»

ist die preußische Regierung eifrig mit der Einsetzung des Gerichts-! zog de Broglie, an welchen man sich wegen der Rückkehr des Prin' Hofes für kirchliche Angelegenheiten beschäftigt. Da die Bischöfe in! auf französisches Gebiet gewandt, hatte gesagt, es stehe dem ni^ts einer an das Staatsmimsterinm gerichteten Eingabe die Erklärung entgegen, jedoch hoffe er, daß der Patriotismus des Prinzen ihn ver-

avgegeben hatten, daß sie nicht im Stande seien, znm Vollzug der, anlassen werde, unter den augenblicklichen Umständen nicht sofort -zu

genannten Gesetze mitzuwirken und also ein Widerstreben und Änfleh- kommen. Sein Patriotismus hat ihn jedoch nicht verhindert, zu kom» iien gegen die vom Staate beschlossenen neuen Bestimmungen in ge- men, indeß bedeutet diese eilige Ankunft keinen Trotz gegen Herrn de wiffer Aussicht steht, so dürfte es nicht gar lange anstehen, bis dieser! Broglie, sondern sie bezieh! sich aus gewisse Uneinigkeiten, welche in

oberste Gerichtshof seine Thätigkeit beginnt. Daß die Regierung da- der bonapartistischen Partei zu Tage treten.

;n ganz entschlossen ist, sagt auch die ministerielleProv.-Corresp.", Schweiz. B a s e l, 5. Juni. DieBasler Grcnzpost" meldet welche sich dahin ansspricht,daß es sich nun nicht mehr um weitere von angeblich gut unterrichteter Seite, daß die Kaiserin Eugenik im Erörterungen (mit dem Episkopate) handeln könne, sondern nur um l Laufe des Monats Juni auf Arenenberg erwartet werde, ein ruhiges, entschiedenes Handeln, um die allseitig feste, sichere nnd^ Italien. Rom, 5. Juni. Nach einem Telegramm auS Fro- durchgreifende Ausführung und Handhabung der neuen Gesetze." sivone ist Rattazzi heute Morgens 9>/- Uhr gestorben.

Wenn die Bischöfe sich außer Stand erklären, zum Vollzug dieser Spanien. Bayonne, 5. Juni. >xs fand ein Gefecht bei der Gesetze mitzuwirken, so werden sic um so mehr in der Nothwendig- Brücke von Endarlasa in der Nähe von Vera statt. Die Carlisten keit sein, sich den Folgen der Gesetze zu fügen und zu unterweisen.! blieben Sieger. Dieselben sind, wie die carlistische Quelle sagt, jetzt Sie werden nch dabei nicht verhehlen können, daß sie durch ihr Ver-! Herren zwischen Frankreich und dem Ebro.

Rcdgiri, gedruckt und verleg! von A. Oclschl 8 ger.

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