Allerhand aus dem Publikum.

VIII.

(Eingesendet.).

Im Hinblick auf die nahen Osterfeiertage glauben wir die Bitte aussprechen zu dürfen, es möchten die Namen der sunktio- nirenden Geistlichen regelmäßig öffentlich bekannt gemacht werden. Unseres Wissens geschieht dieß in allen größeren Städten, wo mehrere Seelsorger angestellt sind und die Bekanntmachung durch ein Lokal-Blatt überhaupt möglich ist, in erschöpfender Weise; es werden sogar die Bußtagsprediger genannt.

Es ist dieß auch nur billig, denn haben die Zuhörer bei Vorträgen über weltliche Dinge ein Interesse daran, vorher zu wissen, von wem sie gehalten werden, so gilt dieß bei geistlichen gewiß nicht minder, denn auch in diesen ist der Geschmack der Zuhörer verschieden je nach Alter, Bildungsstufe und Erkeuntniß.

Anmerk. d. Red. Wir werden unsererseits obiger Bitte gerne ent­sprechen, sofern die Herren Geistlichen unsere sich daran knüpfende Bitte um gef. Mittheilung der betr. Notizen gewähren, woran wohl nicht zu zweifeln sein wird.

Baiern für das Jahr 1873 192,778 Thlr., und für das Jahr 1874 257,038 Thlr. zu überweisen. Die Motive betonen, daß die ein­getretene Verminderung des Geldwerths, in Verbindung mit der ver« änderten sozialen Lage der arbeitenden Klassen, für die Ergänzung der Unteroffizierkorps Schwierigkeiten herbeigesührt hat, deren schleunigste Beseitigung geboten ist. Außer der Lohnerhöhung soll für die Unter­offiziere in den Kasernen die Errichtung besonderer Speiseanstalten beschafft, bezw. ein Verpslegnngszuschuß bewilligt werden. Ferner sollen ihnen Erleichterungen in Bezug auf die Tragezeiten der Be­kleidungsstücke und das Eigenthumsrecht an letzteren gewährt und auch ihre Kasernirungsverhältnisse verbessert werden. Endlich sollen die Mittel zur Erziehung der Söhne von Unteroffizieren beträchtlich er­höht werden. Von 1875 ab würden die Beträge in die betreffenden Titel des Militäretats anfzunehmen sein.

Dem Bundesrath ist der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Er­weiterung der Dienstgebäude des KricgSministeriumS und Gencralstabes in Berlin, sowie der Militür-ErziehungS- und Bildungs-Anstalten zur Beschlußnahme vorgelegt worden. Die für diese Erweiterung gefor­derten Mittel werden auf 2,619,000 Thlr. normtet und sollen aus München, 3. April. Ein in der LandeS'schen Eisengießerei d«w Kriegsentschädigung entnommen werden. Es entfallen davon vor einigen Tagen eingetretener Arbeiler-Strike ist dadurch bereits ZOO, 000 Thlr. auf das Kriegsministerium, 475,000 Thlr. auf den

wieder beigelegt, daß auf Antrag der betheiligten Arbeiter selbst die drei Rädelsführer entfernt wurden, damit, wie die Arbeiter selbst meinten, sie wieder ruhig fortarbeiten können. Gelänge dieses Verfahren auch bei avdern Gewerben, ^ würde den gewissenlosen Agitatoren das Handwerk bald gelegt werden.

^ Aus Thüringen, 4. April. DerVerein der Zeitungsver­leger Thüringens und des Harzes" hat beschlossen, die turch die ein- getrelene bedeutende Lohnerhöhung wesentlich gesteigerten Herstellungs­kosten der Zeitungen durch entsprechende Erhöhung des Abonnements

Generalstab und 1,844,000 Thlr. auf die anderen genannten An­stalten. Die Aufwendungen sind als gemeinschaftliche Ausgaben sämmt- licher deutschen Staaten außer Baiern zu betrachten. Der Bundes­rath wird laut offiziöser Angabe, über die Tabakssteucr erst nach Er­stattung des AuSschnßberichts über die Börsensteuer und im Zusammen­hang mit letzterem Beschluß fassen. Die interimistische Bewaffnung der gesammten leichten Kavallerie mit Chassepot-Karabinern ist vom Kaiser genehmigt worden. Dem zufolge sind, wie derK. Z." ge­schrieben wird, die Artillerie-Depots angewiesen worden, die Anfer-

betrageS und des Jnseratentarifs zu decken. Eine bezügliche Erklärung! tigung von Zündnadel-Karabiner-Patronen zu fistircn. soll demnächst publizrrt werden. i -- o , >

Berlin, 1. April. Die Commission für Erbauung des künf­tigen Reichstagsgebäudes wurde gestern Abend über den Bauplatz einig und beschloß einstimmig die Erwerbung des Kroll'schen Etab- liffemcnts auf dem Königsplatze, wofür der Eigentümer, die Kroll'­schen Erben, über eine halbe Million, der preußische Fiscus als Be- sitzer des Grundstücks 1 Mill. Thlr. erhält. Der Beschluß gestattet Ausführung des Baues in ausgedehntester Weise.

Berlin, 3. April. Heute haben im Justizministerium unter dem Vorsitze des Justizministers vr. Leonhardt die Konferenzen der bundesstaatlichen Justizministcr über die Gerichtsorganisalion rc. be­gonnen; die Konferenzen schließen noch in dieser Woche.

Berlin, 3. April. Ter Reichstag nahm in der heutigen Si­tzung nach längerer Debatte den Gesetzentwurf über den Postpakettarif in zweiter Lesung in der Fassung der ursprünglichen Vor­lage an. De: Lasker'sche Antrag betreffs der Reichskompetcnz für Civilrecht und der Eombert'sche Antrag betreffs der Aufhebung der Melle als Entsernungsmaßcs, passirten die 3. Lesung.

Berlin, 4. April. In der heutigen Sitzung des Reichstags begründet der Abg. Laskcr seine Interpellation über die Handhabung der Gesetzgebung des Aktienwesens, erwähnt der zum Theil bereits abgeschlossenen Arbeiten der Eiscnbahn-Untersuchungs-Kommission und hebt der heutigen heftigen Vertheidignngsrede eines Mitgliedes des preußischen Herrenhauses gegenüber hervor, daß keine seiner in dem Abgeordnetenhause ausgestellten Behauptungen unerwiesen geblieben sei,

Vieles sich ungleich aravircnder herausgestellt habe, daß wirkliche Ge­setzesumgehungen bis herab zu offenbarer Täuschung des Publikums oder der Regierung vorgekommen seien. Lasker führt sodann an, daß die Untersuchungs-Kommission blos das Eisenbahnwesen ventilire, bei dessen Verwaltung der Staat selbst betheiligt sei, daß aber seine gegenwärtige Interpellation die Frage betreffe, ob dieselben Normativ- bcslimmungcn für alle Arten von Aktien - Gesellschaften (für Eisen­bahn, Versicherung, Bank) zutreffend seien. LaSker spricht sich gegen die Rückkehr zum Kon,essionSwesen aus und zählt einzelne Mängel des bestehenden Aktiengesetzes auf, denen ein anderweitiges Reichs- Gesetz abhelsen müsse. Staatsminister Delbrück erkennt Namens der Reichsregierung die gerügten Mißstände an; er erklärt, daß er von den Einzel-Regierungen Gutachten cinfordern und dann ein neues Ge­setz über das Aktienwesen Vorleger, werde, v. Kardorff, Sonnemann und Lesse sprechen über Delbrück's Erklärung ihre Befriedigung aus.

Der dem Bundesrath vorzelegtc Entwurf, betr. die außerordent­lichen Ausgaben für 1873 und 1874 zur Gehaltserhöhung der Unter- osfiziere besagt in ß. 1:Zur Verbesserung der Lage der Unteroffiziere sind dem Kaiser für das Jahr 1873 1,412,219 Thlr. und für das Jahr 1874 1,882,958 Thlr. zur Verfügung zu stellen. (Die Ver­wendung dieser Summen ist in einer besonderen Anlage für Preußen,

Sachsen und Württemberg spezialisirt.) Zu demselben Zwecke sind erschossen. (!)

Die Arbeiter der preußischen Ostbahn haben statt 16 Sgr. Taglohu 1 Thlr. verlangt und als ihnen 22^ Sgr. geboten wurden, Strike gemacht.

Wien, 2. April. Die uralte Gergstadt im böhmischen Erzge­birge, Joachirr.sthal, wurde ehevorgestern ein Raub der Flammen. Die Stadt, welche, wie viele deutschböhmische Ortschaften, Märkte und kleine Städte, zumeist aus Holzbauten besteht, wurde total eingcäschert. Von nahezu 500 Häusern sind nur 5, darunter das Amtsgebäude, die Post und die Apotheke übrig geblieben. Leider kamen durch die Ka­tastrophe 2 Feuerwehrmänner und weiteres noch 6 Einwohner ums Leben. Ein glühend heißer, rauchender Trümmerhaufen liegt zur Zeit an der Stelle, wo noch vor 3 Tagen das gewerbsteißige Städtchen Joachimsthal sich erhob. Tie Mehrzahl der vom Brandunglückc Be­troffenen, darunter die angesehensten Bürger, hat keiue andere Wahl, als Tagelohn zu arbeiten oder mit dem Bettelstab in der Hand das Mitleid der Glücklichen anzurnfen.

Italien. Rom, 3. April. Eine dießmal länger cmdauerndeUnpäß. lichkeit des Papstes besteht in einen starken Katarrh mit Gelenkschmerzen. Man versichert übrigens, daß keine Besorgniß vorhanden ist. Die Acrzte ordneten mehrtägige Enthaltung von öffentlichen Empfängen an.

Spanien geht seinem Verhängniß unaufhaltsam entgegen. Der durch die Karlisten angefachte Bürgerkrieg gewinnt an Verbreitung und bezeichnet seine Spuren durch Mord und Brand. Die Anhänger des bigotten Prinzen scheuen sich nicht, das Mittel der Kommunisten, Petroleum, gegen ihre Gegner in Anwendung zu bringen. Auf der andern Seite zeigen: sich, namentlich in den größeren Städten, die untern Schichten des Volkes von den Ideen des Sozialismus durch und durch angesteckt und bereits haben sich an einigen Orten Führer dericlben an die Spitze der Bevölkerung geschwungen und die krassen Lehren des Kommunismus ins Praktische zu übersetzen begonnen. Der Verkehr stockt. Ganze Provinzen sollen in Belagerungszustand erklärt werden. In ihrer Verzweiflung strecken die Häupter der Re­gierung, welche sich, so lange sie noch nicht am Ruder waren, in ihrer idealen Anschauung dieRepublik" so schön vorstellten, ihre Hände nach dem Marschall Serrano aus, damit er der früherejMinister und Günstling Jsabellens und spätere Regent mit kräftiger Hand wieder Ruhe und Ordnung schaffe in dem tiefunterwühlten Lande. Aber Serrano und Castelar gleichzeitig als Werkzeuge der vollziehenden Gewalt, dieß verträgt sich nicht. Ein Entweder Oder würde sich da sehr rasch einstellen.

Die spanische Regierung hat am 31. März in Barcelona be­kannt gemacht, sie habe 40,000 Gewehre für catolonische Freiwillige angekauft und werde die Kriegsoperation gegen die Karlisten nach- drücklichst führen. Die Karlisten haben 60 Mann eines cataloni- schen Freiwilligenbalaillons, welche kapitulirt hatten, unweit Berga

Redgin, gedruckt und verlegt v»n A. Oelschliig er.