Würltembergischer Landtag. I
Entwurf eines Neuen GebäudeentschuldungssteuerSesetzes.
Das Staatsministerium hat dem Landtag den Entwurf eines GebäuLeentschuldungssteuergesetzes mitgeteilt. Der Entwurf ist durch das neue Retchssinanzausgleichsgefetz vom 1V. August 1925 veranlagt, das die Länder zwingt, Steucrpflicht, Mindest- und Höchststeuersätze, Ermäßigung und Befreiung, sowie den Verwendungszweck der Sondersteuer so zu regeln, wie es in dem Reichs- gesetz vorgeschrieben ist. Das Reichsgcsctz verlangt eine Besteuerung von mindestens 15—20 Prozent der Friedensmicte zur Förderung des Wohnungsbaus und außerdem von mindestens 20 und höchstens 30 Prozent der Friedensmiete zur Deckung des allgemeinen Finanzbedarss, zusammen also von 35—50 Prozent der Friedensmiete. Der Entwurf legt, wie von zuständiger Seite mitgeteilt wird, die Mindestsätze von 15 und 20 Prozent, zusammen von 35 Prozent der Friedensmiete zu Grund. Die Steuer soll auf der gleichen Grundlage wie bisher, nämlich auf dem Ge- bäudekataster erhoben werden; da sich das Gebäudekatastcr, d. h. der steuerbare Eebäudereinertrag zur Fiieüensmnt . ie 3 : verhält, so entspricht eine Gebäudeen: >. ,> o->
der Friedensmiete 58,83 vH. des Gebäuiretatasters. Dieser Höchstsatz wird aber nach der reichsrechtlichen Vorschrift nur von den Gebäuden erhoben, die am 31. Dez. 1818 mit über 30 vH. des Ecbäudesteueranschlags belastet waren. In allen andern Fällen wird die Steuer um fünf Siebtel bis zwei Siebtel dieses Satzes ermäßigt, nämlich für Gebäude die am 31. Dezember 1018 entweder unbelastet oder nur bis zu 30 vH. d . udesteuei- anschlags belastet waren. Hier tritt der LharaUer der Steuer als eine Abgabe der Znflationsgewinne in Erscheinung. Bei allen Gebäuden, die am 31. Dezember 1918 unbelastet waren, beträgt daher die Steuer nicht 58,33 vH. des Gebäudekatasters, sondern nur 16,66 (sind gleich 10 vH. der Friedensnriete), demnach bedeutend weniger als bisher (28,8 vH .des Gebändekata- sters, sind gleich 17,28 vH. der Friedensmiete). Dieser ermäßigte Satz wird insbesondere den gewerblichen Vetriebsgebäuden zu statten kommen, da diese Gebäude am 31. Dezember 1918 in der Regel nicht dinglich belastet waren, etwaige darauf ruhende Sicherheitshypotheken jedoch nicht als dingliche prioatrechtliche Belastung im Sinne dieses Gesetzes zu gelten haben. Dazu kommt noch, daß die durch das Reichsgcsetz den Ländern aufgezwungene ErlMung der Gebäudeentschuldungssteuer zu einer Senkung der staatlichen Grnnd-, Gebäude- und Gewerbesteuer benützt wird, nämlich von 8 auf 5,5 Prozent, sodaß tatsächlich bei ein.r großen Zahl von Steuerpflichtigen, namentlich bei kleineren Betrieben, rm Gesamtergebnis eine neuerliche Entlastung eintritt. Mit Rücksicht auf die starke Anspannung der Gebäudeentschuldungssteuer läßt es sich nicht umgehen, auch die Wohngebäude der Landwirtschaft zu dieser Steuer heranzuziehen. Zur Eeschäftsvereinfach- ung ist angenommen, daß 30 vH. des landwirtstbaftlichen Gebäudebesitzes auf die bewohnten Räume entfällt. Die landwirtschaftlichen Betriebsgebäude sollen auch künftig befreit bleiben zum Ausgleich dafür, daß die Grundsteuer auf der Grundlage des vollen Grundkatasters (100 Prozent) erhoben wird, während der Ertrag des letzten Wirtschaftsjahres infolge der schwierigen Absatz- und ProduktionsverhAtnifse höchstens zu 60 vH. des Grundkatasters anzunehmen ist. Die bisherige Befreiung der Kleingewerbetreibenden Lei einem Gobäudesteuerairschlag bis zu 5000 RM. (ist gleich 150 -4t Gebäudekataster) soll auch auf Landwirte bei einem Gebändesteueranschlag bis zum selben Umfang ausgedehnt werden. Befreit sind ferner nach dem Entwurf unter gewissen Voraussetzungen Einfamilienhäuser. Die bisherigen Befreiungen für Gebäude, die Kleinrentnern oder ihnen Gleich- stehenden gehören, oder in andern Fällen, wo der Einzug der Steuer nach Lage der Sache un-billig wäre, sind beibehalten. Von dem Steueraufkommen beansprucht der Staat entsprechend dem bisherigen Beteiligungsverhältnis an dieser Steuer (ab 1. 2. 1025 3.1) drei Siebtel für sich, ein Siebtel erhalten die Gemeinden. Das Gesetz soll am 1. April 1926 gleichzeitig mit der Erhöhung der gesetzlichen Miete auf 100 vH. in Kraft treten.
SCB Stuttgart, 15. März. Dem württ. Landtag sind in der Zeit vom 11. Dezember 1925 bis 1. März 1926 83 Eingaben zugegangen, insgesamt nunmehr 612. Die Eingaben wurden den zuständigen Ausschüssen überwiesen.
SCB Stuttgart, 15- März. Wie wir erfahren, wird der Landtag am Dienstag, den 23. März, seine Beratungen wieder aufnehmen. Die erste Lesung des Staatshaushaltsgesetzes für 1926/27 soll noch vor Ostern erledigt werden.
SCB Stuttgart, 15. März. StaatSprästdent Bazille ist vor einigen Tagen auS Korsika zurückgekehrt und wird demnächst seine AmtSgeschäfte wieder aufnehmen.
Aus Stadt und Land
Eatw, den 16. März 1926.
Dienst Nachricht.
Bauamtsoorstand Baurat .a g. St. Wieland in Ealw ist seinem Ansuchen entsprechend auf das Bezirksbauamt Eßlingen in Stuttgart versetzt worden.
Aufruf des Kirche npräfideute« für de« Diatouiss«ab«ruf.
Kirchenpräsident l). Dr. v. Merz hat einen Aufruf erlassen, worin er mit warmen Worten den Glaubensgenossen den schim-; ltchen Mangel an Diakonissen und der weiblichen Jugend den hohen Wert dieses Berufes im Dienst der christlichen Liebestätigkeit ans Herz logt. Ls heißt darin unter anderem:
„Die Notzeit, in der unser deutsches Volk steht, füllt di« Krankenhäuser, läßt in Stadt und Land ungezählte Kranke, Gebrechliche, Betagte nach Pflege und Zuspruch seufzen, macht, wo die Mutter es nicht kann, die Kinder der Fürsorge und Aufsicht bedürftig. hat aber auch unter der Jugend in Stadt und Land vielfach das Verlangen geweckt nach Sammlung nnd Gottes Wort und Zusammenschluß mit Gleichgesinnten in Vereinen, die zu pflegen und zu fördern eine lockende Aufgabe für gereifter- Christen und Christinnen ist. Diesem Dienst widmen sich die Schwesternschaften unserer Diakontsienmutterhäuser unermüdlich und mit vielseitiger Hingabe. Aber die Zahl der vorhandenen Schwestern, so erfreulich groß sie ist, reicht nicht zu, allen Bitten um Entsendung einer Hilfe tn Gemeinden, Familien und Anstalten zu entspreche«. Wer in diese Not einen Einblick hat, dem geht st« zu Herzen."
Daher legt der Kirchenpräsident allen Gliedern der evangeli- °*""end. die »am
nahe, sich zu prüfen, ob nicht auch an sie der innere Ruf ergeht, . den hilfsbedürftigen Brüdern und Schwestern, unfern Gemein- I den und unserem Volke als Diakonissen zu dienen. Zu näherer Auskunft sind die Diakonissen sowie die Diakonissenhäuser in Stuttgart u. Ulm, das Mutterhaus der Olgaschwestcrn in Stuttgart und des Herrenbcrgcr Schwesternverbandcs sowie die Pfarrämter bereit. Mit einem Segenswunsch für alle, die sich diesem Dienst weihen, schließt der zeitgemäße Aufruf, dem ini Blick auf die vielgestaltigen Notstände unseres Volkes und unserer Jugend ein nachhaltiger Erfolg gewünscht werden muß.
Vom Nettungewesen bei der Eisenbahn.
Die Hauptverwaltung der Deutschen Reichsbahngesellschaft hat ungeordnet, d. ß alle im Reichsdahnbetrieb vorhandenen Ret- tungstusteu au, Vollständigkeit uns G-.braun,»,c.h-.g»>t ihres Inhalts geprüft und fehlende oder unbrauchbare Verbanidmittel ersetzt werden sollen J eder vorwiegend der Personenbeförderung dienende Zug ist mit einem kleinen Nettungskasten auszurüsten. Im Seitengang eines jeden V-Zugwagens muß sich ein Verbandschrank befinden. Für die Bahnhöfe sind je nach ihrer Klasse groß, od:r kleine Rettung!-.asten oo gesehen. Ein großer Ret- tungs ,i soll sich in der Regel dort befinden, wo die Gefahr des Eintritts von Unfällen größeren Umfangs nah« liegt. Die Zugführer von Triebwagen werden mit Verbandpäckchen in Blechbüchsen ausgerüstet.
Der Gcldzufluh bei den Sparkassen.
Die Spareinlagen bei den süddeutschen Sparkassen haben sich im Jahre 1925 beträchtlich vermehrt und betrugen am Ende des Jahres 293 Millionen Nlark, was ungefähr ein Fünftel des Gesamtbetrags aller deutschen Spareinlagen darstellt. 1925 sind den Sparkassen ungefähr doppelt so viel Spargelder zu- geftossen als 1924. Soweit die Spartätigkeit in den Neueinzahlungen zum Ausdruck kommt, ist sie größer als vor dem Krieg. Im einzelnen betrugen die Spareinlagen am 31. Dezember 1925: in Württemberg 70,4 Millionen, in Bayern 117,9 Millionen, in Baden 65,4 Millionen und in Hessen 39Z Millio- nen Mark.
. Wetter für Mittwoch und Donnerstag.
Die Wetterlage hat sich nicht wesentlich geändert und für Mittwoch und Donnerstag ist weiterhin veränderliches, mehrfach bedecktes, aber vorwiegend trockenes Wetter zu erwarten.
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SCB Altensteig, 15. März. In der letzten Gemeinderatssitzung fand die vielumstrittene Postplatzfrage dadurch ihre Lösung, daß sich der GemeinDerat mit 8 gegen 5 Stimmen für die Ausführung des Kronenprojekts aussprach.
Weil im Dorf, 15. März. Bei der gestrigen Ortsvorfteher- wahl haben 1424 Wahlberechtigte, zirka 70 Prozent, abgestimmt. Ans den seitherigen Schultheiß Dreher entfielen 1381 Stimmen, ein Zeichen, daß sich der seitherige Schultheiß Dreher durch seine Verdienste um Weil im Dorf allgemeiner Beliebtheit erfreut. — Für das Volksbegehren gegen die Fürstenabfindung wurden bis gestern abend hier 1340 Unterschriften vollzogen.
SED Stuttgart» 15. März. Hier haben sich am Samstag in die Listen zum Volksbegehren über die Fiirstenenteignung 12 431 und am gestrigen Sonntag 9929 Wahlberechtigte eingetragen. Insgesamt sind damit für das Volksbegehren bis jetzt hier 66 472 Stimmen abgegeben worden.
SCB Eßlingen, 15. März. Auf der Fahrt zu einem Besuch bei seinem Schwager in Nagold ist Fabrikant Fritz Müller jun. durch einen Autounfall tödlich verunglückt. Seine Gattin und ein weiterer Fahrgast blieben unverletzt. Der Wagen kam bet einer Kurve ins Gleiten, er überschlug sich und Müller wurde so schwer verletzt, daß er sofort tot war.
SCB Kuchen, OA. Geislingen, 15. März. Der Beschluß des Gemeinderats, wonach an der neuentdeckten Höhle im Gewand Rubenloch eine Türe angebracht werden soll, wurde dahin abgeändert, daß mit dem schwäbischen Albverein und anderen Interessenten noch in weitere Fühlungnahme getreten wird, da nach der jetzigen Sachlage für die Gemeinde ein viel zu hoher Kostenaufwand entstehen würde. Der mit der Zugänglichmachung der Höhle beauftragte Maurermeister hat durch unzweckmäßig« Sprengungen einen viel zu breiten Eingang geschaffen, sodaß zur Anbringung einer Türe neben Betonarbeften wahrscheinlich auch Eisenkonstruktion Anwendung finden müßte.
Sport.
Der Sport am Sonntag.
SCB Stuttgart, 15. März. Gestern gab es noch ein Ver- bandsspiel tn der badisch-württembergischcn Liga zwischen dem FC. Pforzheim und dem Stuttgarter Sportklub, welch letzterer 1:2 verlor. Die Stuttgarter Kickers traten in einem Privatspiel Eintracht Frankfurt gegenüber und verloren 1:3. Die dritte Niederlage von Stuttgarter Vereinen holte sich V.f.B. Stuttgart gegen FC. 1860 München mit 2:3. Dagegen konnten die Stuttgarter Sportfreunde da» erste Aufstiegspiel beim FC. Konstanz 3:0 gewinnen. An weiteren Wettspielen sind noch zu erwähnen Viktoria Untertürkheim gegen Normania Gmünd 4:1, Sp.V Feuerbach gegen Eintracht Stuttgart 6:0, V.f.R. GaiS- burg gegen V.f.B. Ludwigsburg 5:0. Gestern kamen auch tn Gaisburg die württembergtschen Waldlaufmeisterschaften zum Austrag, wobei die Provinzvereine besonders gut abschnitten.
Die Austragung der Waldlaufmeisterschaft in Pforzheim-
Neben den großen Vereinen des Enz- und Nagoldtales startete auch eine Mannschaft des Fußballclubs Mtburg. Di« Strecke üb-r 5 Kilometer sollte für die Leute auS Altburg eine Probestrecke für zukünftige Laufe werden — sie wurde mehr. In glänzendem Laufe starteten und siegten die Neulinge auS Altburg über eine Reihe namhafter Vereine.
Die übergroße Beteiligung bester Kräfte ließ zunächst wenig Hoffnung ausiommen. Gleich der Start stellte an die Leute allerhand Anforderungen. Im 100 Meter-Tempo legten die großen Kanonen ein mörderisches Tempo vor. Die kleinen Altburger hielten sich ganz wacker, konnten jedoch das Anfangstempo nicht ganz mithalten. <Ae überliefert jedoch tn der 2. Hälft« der Strecke viele der so rasch Startenden. Leider gelang dem dritten u. vierten Mann nicht das Tempo der beiden Ersten,
Beifall durchs Ziel. Später folgte Fenchel und nicht als Letz« ter, sondern als 25. lief auch Theurer immer noch in guter Zeit die Strecke durch. Die Reihenfolge der Mannschaften war folgende: 1. Verein für Rasenspiele Pforzheim (Kreisliga); 2. Büchenbronn (A-Klasse); 3. Altburg (C-Klasse); 4. 1. Fußballclub Pforzheim (Bezirlsliga); 5. Polizeisportverein l; 6. Sportclub (Kreisliga); 7. Polizeisportverein II. Mit einem Schlag rückt damit Altburg zu den Spitzenleistungen großer Vereine auf. Nur eifriges, weiteres Training wird deren Erfolg verteidigen helfen. Leider ist es der Mannschaft nicht möglich, bei Austragung größerer Meisterschafts-Kämpfe im Waldlauf mllzumachen, da es dem Verein an der notwendigen weiteren Unterstützung fehlt-
Die Deutsche Ski-Meisterschaft 1926.
Am Sonntag konnte in St Anton am Arlberg (Tirol) die deutsche Ski-Meisterschaft zum Austrag gebracht werden, die infolge der schlechten Wetterverhältnisse von den Winter- kampfpielen und den Staffelläufen des Deutschen Ski-Berban- des von Garmisch-Partenkirchen abgetrennt worden war. Bei guter Beteiligung und guten Schneeverhältnissen siegte Martin Neuner (Partenkirchen), der damit gleichzeitig die Meisterschaft 1926 erwerben konnte.
Das erste Fußball-Städtespiel Berlin-Paris nach dem Kriege.
Unter Anwesenheit von etwa 20 000 Zuschauern fand im Station Colombes das ei>: Fußballstädiesviel Berlin-Paris nach dem Kriege statt, dem zahlreiche offizielle Persönlichkeiten beiwohnten. Die Berliner siegten mit 2 : 1-
Ans Geld-, Volks- imd Landwlrtschast.
Berliner Briefkurse.
100 holl. Gulden 188.42 Mk.
100 sranz. Fr. 18,19 Mk.
100 schweiz. Frk. 80,94 Mk.
Stuttgarter Börsenbericht vom 15. März.
Die Börse lag heute recht fest und «S gab teilweise nicht unerhebliche Kurssteigerungen.
L. C. Berliner Produktenbörse vom 15. März.
Weizen mark. 250—254, Roggen märk. 156—160, Sommergerste 166—190, Wintergeiste 138—152, Hafer märk. 162—172, Weizenmehl 32,50—16, Roggenmehl 22,75—24,75, Weizenkleie 10.10—10,20, Roggcnkleie 9—9,20, Viktoriaerbsen 25—31, kleine Speiseerbsen 19—21, Peluschken 20—21. Ackerbohnen 20—21, Willen 23—25,50, blaue Lupinen 11,50—12,50, gelbe Lupinen 14 bis 14,50, Seradella 16—21, Rapskuchen 14.50-14,70, Leinkuchen 18,20-18,50, Trockenjschnitzcl 8,30—3,60, vollw. Zuckerschnitzel 18,40—18,60, Kartoffclflocken 13,70—14. Tendenz: kaum behauptet.
Wirtschaftliche Wochcnrundschau.
Börse. Die Börsenlage ist fester geworden. Die End lassung an der New Uorker Börse gab der Spekulation wieder Mut. Das Wiedereinsetzen der ausländischen Käufe brachten lebhafteres Geschäft. Der Sturz des französischen Kabinetts hatte auf die Börse nur wenig Rückwirkung, da Bviand trotzdem zur Völkerbundstagung nach Genf ging und inzwischen auch ein neues Kabinett aufgestellt hat. Bon größerem Einfluß war der Verlauf der Völkerbundskonferenz, deren anfängliche Unsicherheit und Verworrenheit starke Zurückhaltung verursachte und zu Abgaben führte. Infolge der inzwischen gebesserten Aussichten auf eine baldige Zuteilung eines ständigen Ratssitzes im Völkerbund an Deutschland allein war das Kursniveau wieder erholt und die Lage fest. Auch die große Geldflüssigkett und die besseren wirtschaftlichen Nachrichten regten die Kauflust an.
Geldmarkt. Me Entspannung und Erleichterung am Geldmarkt machte weitere Fortschritte. Tagesgeld stellte sich auf 5—6H, Monatsgeld auf 607L Prozent. Ob der Früh- jahrsbedars der Landwirtschaft und die wieder auflebende Bautätigkeit c-ine Veränderung der Lage herbeiführen werden, ist noch nicht zu übersehen. Jedenfalls wartet die Reichsbank erst die Auswirkungen des Frühjahrgeldbedarf ab, ehe sie der Frage der Reichsbankdiskontermäßigung näher Kitt. Der Devisenmarkt ist beherrscht von der Krise des französischen Frankens, die weiter andauert, da das neue Kabinett Briand als wenig gefestigt gilt.
Produktenmarkt. An den Getreidemärkten waren Geschäft und Preis« nahezu unverändert. Nur Roggen zog im Preis stärker an- An der Stuttgarter Landesproduktenbörse blieben Heu und Stroh mit 6,5 bezw. 4,5 Mark pro Doppelzentner unverändert. An der Berliner Produktenbörse notierten Weizen 252 (—1), Roggen 152 (plus 5), Winter- und Futtergerste 150 (unv.), Sommergerste 186 (— 1), Hafer 169 (plus 3) Mark je pro Tonne und Mehl 35,75 (unv.) Mark pro Doppelzentner.
Warenmarkt. Die Leipziger Frühjahrsmesse, die von jeher ein guter WirtschaftSbarometer war, hat angesichts der wirtschaftlichen Depression nicht ganz unbefriedigend abgeschlossen. Di« Beschickung aus dem In- und Ausland war ziemlich gut Man konnte von vornherein nicht erwarten, daß di« Messe nach der gewaltigen Krisis des letzten Jahrs bereits im Zeichen des Aufschwungs stehen werde. M« Beseitigung der LuxuSsteuer hat sich bei verschiedenen QualitätS- fabrtkaten, so besonders in der Automobiltndustrie und in dem Edelmetallgewerbe günstig ausgewirkt. Die Wirtschaft setzr große Hoffnungen auf das Wirtschaftsprogrammm der Re- gierung das geeignet ist, die DepresstonSperiode abzukürzen.
Viehmarkt. Auf den Schlachtviehmärkten waren die Preise etwas höher- Der Marktverlauf war uneinheitlich.
Holz markt. An den Holzmärkten war die Lage unverändert. Hohe Preise und kleines Geschäft.
Gchweinep reise.
Herremberg: Milchschwein« 40—53, Läufer 62—85 -4t. — Kirch- heim u. T.: Milchschweine 55, Läufer 60 — 100 -4t. — Ravensburg: Ferkel 32—40 -4t. Läufer 50-80 -4t, — Saulgau: Fett»! SO bis