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Mittelweg, wie er etwa von Bücher beantragt worden, welcher nicht eine Prämie ans den Schlendrian setzen, sondern nnr eine Bcrüclfichtignng cin- trctcn lassen will, wenn der betreffende Acker nur mit einer bestimmten Kul- tnrart betrieben werden könne, Haag: Es müsse ja ein Grundbesitzer, der ein geringes Grundstück 6 Jahre lang unbenützt lasse, jährlich seine Steuer bezahlen; warum nicht auch einer, der ein Grundstück nur mangelhaft bc- wirthfchafte. Nicht auf dem Subjekt, sondern auf dem Objekt beruhe die Steuer. Ein Antrag auf Schluß der Debatte wird angenommen. Bei der Abstimmung werden die Absätze 1 und 2 unverändert angenommen, lieber den Antrag von Maier v. T. auf Streichung des Absatzes 3. wird nament­lich abgestimmt und derselbe mit 56 gegen 24 Stimmen abgelehnt. Bn ch cr's Antrag wird angenommen. Art. 26. handelt von der Einschätzung der Wie­sen und von der Ermittlung des Rohertrages. Der Artikel wird von der Eomm. nicht beanstandet. W. v. König: Die Streuwicscn seien übersehen worden. Finanz-Min. v. Renner: Dieselben gehören allerdings hieher. Art. 26. mit diesem Zusätze angenommen. Art. 27. handelt von den Kultur­kosten. v. Ow will auch die Kosten der zu Marktebringung des Hcu's hier ausgenommen wissen. Retter: Einen Hcumarkt gebe eS in Württemberg nirgends. Mo hl: Das führe zur Aufhebung eines gestern gesagten Be­schlusses. Art. 27. mit einer kleinen von der Eomm. beantragten Aenderung angenommen. Art. 28. Einschätzung der Weinberge und zwar im Rohertrag. Ohne Debatte mit einer Fassungsänderung angenommen. Art. 29. Kultur- kosteu; Art. 30. Reinertrag, angenommen. Bei diesem Art. wird der von Bücher zu Art. 25. gestellte Antrag wiederholt. Art. 31. handelt von der Einschätzung der Weiden und zwar der ständigen Weiden. Bei den Schaf- Weiden bemerkt v. Ow, daß die Pachtgelder bedeutend herabgedrückt worden seien, weil die württembcrgische Wolle unter der Concnrrcnz der australischen beträchtlich im Wcrthe gesunken. Schwarz: Die Eoncurrcuz sei richtig, die Preise aber seien nicht gesunken. Bei der Abstimmung wird der Art. mit einem kleinen Zusatze von v. Ow und v. Schwandner beantragt, ange­nommen. Art. 32.Weiden als Nebennutzung", ohne Debatte und un­verändert angenommen. Art. 33.Weidcrechte und Gcmeindcweidcn", nach dem Comm.-Antrage mit einer kleinen Modifikation angenommen.

Bei der letzten polytechnischen Ausstellung zu Moskau hat sich auch die Württembergische Postverwaltnng mit Mustern der verschiedenen Postbetriebs-Materialien (Dienstkleidern, Inventar und Drucksachen, Werthzeichen u. s. w.) betheiligt. Dem Vernehmen mach hat d.e K. Postdirektion hicfür das Ehrendiplom 1. El. erhalt»,.

Dresden, 7. Nov. Die Deputation des Landtags brachte dem Königspaare seine Glückwünsche dar und überreichte zwei Stiftungen von je 100,000 Thlr. für allgemeine Bildungszwecke und zum Besten des weiblichen Geschlechts. Die Deputation der Stadt überbrachte 20,000 Thaler zu Wehlthätigkeitszwecken. Aus Berlin ist die Genehmigung des Kaisers zur Entfestigung ron Dresden einaetroffen.

- Dresden, 9. Nov. Das deutsche Kaiferpaar traf um 3 Uhr Nachm, hier ein und wurde von dem König, der Königin-Wittwe, den Prinzen und Prinzessinnen und vielen anderen fürstlichen Personen empfangen. Das kaiserliche Paar wurde bei seiner Ankunft und auf -er Fahrt nach dem Schlosse von den begeisterten Hochrufen einer unübersehbaren Menschenmenge begrüßt. Um 5 Uhr war bei den sächsischen Majestäten Familientafel unter Theilnahme sämmtlicher fürst­lichen Gäste.

Dresden, 10. Nov. Der König und die Königin haben heute, als am Tage ihres Vermählungsjubiläums, eine Stiftung zu Gunsten hilfsbedürftiger und würdiger Ehepaare, welche zur Zeit ihrer goldenen Hochzeit sächsische Staatsangehörige sind, errichtet. (Die Zinsen des Stiftungskapitals sind als Unterstützungen in der Höhe von mindestens Dreißig Thalern und nicht über Fünfzig Thaler zu verwenden, und solchen Jubelpaaren, bis zur Zahl .zehn in einem Jahre, zu verleihen, welche zur Zeit ihrer goldenen Hochzeit Sächsische Staatsangehörige sind. Als Bedingung der Ver­leihung einer stiftnugsmäßigen Unterstützung an ein Jubelpaar ist Würdigkeit und Unbescholtenheit anzusehen u. s. w.)

Der heutige Jubcifesttag wurde Morgens 6 Uhr mit den Glocken sämmtlicher Kirchen der Stadt feierlich eingeläntet, woran sich Musikaufführungen auf den Thürmen der Kirchen schloffen. Der feierliche Akt der kirchlichen Einsegnung fand im Eckparadesaale der 2. Etage des k. Schlosses statt, der zu dieser Feier in würdigster Weise eingerichtet worden war. Der Brautzug war äußerst glän-

großen Dienstes mit sämmtlichen Mitgliedern des königlichen hohen Hauses in die katholische Hofkirche, wohin auch der deutsche Kaiser und die deutsche Kaiserin nebst den übrigen fürstlichen Gästcu folgten. Während des Tcdenm ertönte das Geläute der Glocken und wurden Artillerie- und Kleingewehrsalven gegeben. Nachmittags 4 Uhr fand königliche Tafel im Eckparadesaale und Bankettsaale des königlichen Schlosses statt, an welcher sämmtliche allerhöchste und höchste Herr­schaften Theil nahmen und zu der auch sämmtliche am hiesigen Hofe akkreditirten Minister und Missionschefs, die hier anwesenden Beauf­tragten fremder Mächte, die Staatsminister, die Präsidenten und Vizepräsidenten der beiden Kammern, die Deputationen der preußi­schen, österreichischen und bayerischen Regimenter, deren Chef unser König ist, Bischof Forwerk rc. mit Einladungen beehrt worden sind.

Dresden, 12. Nov. Das deutsche Kaiserpaar und der Kronprinz reisten um 8Vs Uhr mit Extrazng über Röderau ab. Die Kaisern: geht mit Extrazug über Leipzig und Coblenz.

Berlin, 10. Nov. In Bezug auf die Herrcnhausfrage wird mit großer Bestimmtheit versichert, daß die für dieses HauS m Aussicht genommenen Neuberufnngev sehr umfassend sind- Es soll sich .bei denselben nicht blos um das Zustandebrüigen der neuen Kreisordmmg und anderer gegenwärtig in Rede stehenden Gesetze, sondern auch um eine dauernde Reform des Herrenhauses selbst han­deln. Im Hinblick darauf betont mau in hiesigen politischen Krei­sen desto mehr das Bedürfniß einer gründlichen Erwägung der in Betracht kommenden Personenfragc». Der Ministerpräsident Fürst v. Bismarck hat auch neuerdings wieder ans Varzin Kundgebungen hieher gelangen lassen, welche dessen vollste Uebereinstimmnng mit. den Absichten und Maßnahmen der Staatsregierung aussprechen.

DieN- A. Ztg." schreibt: Berlin, 9. Nov. Die hier »'öff­neten Konferenzen über die soziale Frage tragen den Charakter ver­traulicher Besprechungen an sich, über deren Ergebniß die beiderseitigen Herren Bevollmächtigten demnächst an ihre hohen Negierungen Bericht zu erstatten haben werden. Selbstverständlich ist daher jede vorherige Veröffentlichung über den Inhalt dieses Gedankenaustausches unstatthaft.

Die französische Nationalversammlung hat nach den Ferien, die am 3. August begannen, am 11. November wieder ihre erste Sitzung gehalten. Sie war mit Formalitäten ausgefüllt, und wer auf die Inangriffnahme der sogenannten V»faffungsfragen gespannt ist, muß sich bis zum Mittwoch vertrösten, an welchem Tag Thiers seine Botschaft verlesen wird. Es ist j-doch wahrscheinlich, daß die Botschaft nichts oder doch nnr ein Minimum von jenen Verfaffungs« fragen enthalten wird. Es wird der Versammlung selber überlassen sein, aus ihrem Schooße die Initiative zu denselben zu ergreifen. Aber es ist bemerkenswerth, daß bereits sowohl die Linke als die Rechte in ihren Parteiversammlungeu sich gegen alle Neuerung in VerfassnngSfragen erklärt haben; die Linke, weil sie von Anfang an dieser Versammlung die Befugniß einer Konstituirenden abgebrochen hat, und weil sie wenig Sympathie für diekonservative" Republik empfindet, d. h. für die Bedingungen, unter welchen allein die gegen­wärtige Mehrheit zur Anerkennung der definitiven Republik;» bewegen wäre; dagegen die Rechte will gerade die Prvklamirung der Republik nicht und hat deßhalb beschlossen, sich auf Verfassungsfragen überhaupt gar nicht cinzulassen, erst abznwarlen, bis Anträge gestellt sind, und dann auf die Abwcrfimg dieser Anträge hinzuwirken. Nun bleiben die beiden Centrcn, welche den Kern der Mehrheit bilden und die eigentliche Stütze für die Regierung Thierö' sind: Allein gerade in der Umgebung des Präsidenten ist neuerdings ein Rückzug in der Verfassungsfrag' bemerklich. Man stellt den größer» Theil der Pro­jekte für später zurück, und erklärt nnr einige wenige, im Grund mir einen einzigen Punkt, die Verlängerung der Amtsdauer des Präsidenten auf 4 Jahre, und etwa seine eventuelle Ersetzung durch einen Vizepräsidenten, für dringlich. In der Verlängerung seiner Amtsdaucr würde der Präsident mit Recht eine Verstärkung seiner Autorität erblicken und damit wahrscheinlich befriedigt sein.

England. London, 11. Nov. Durch eine große Feuers- brunst, die 24 Stunden gedauert hat, sind in der City mehrere Mühlen in Upper Thames Street gänzlich zerstört worden. Man

rend- der König »schien in Gcneralsunifo'rm, die Königin trug glaubt, daß em Mitglied erFenerwehr-nden Fan»,,e umgekom-

2,tlich geschmückt, einen goldenen Myrthmkranz. Der Akt der men ist; mehrere Md verletzt Der Dampfer Maunttuö ist äuge-

Wiederttusegnnng selbst wurde vom Bischof Forwerk nute.' Affistenz sichtö von Port Patrick m Irland ge,ch»t»t: 23 Menschen kamen

von 3 Hof- und 5 Pfarrgeistlichen vollzogen. Die an das königliche! dabei um.

Amerika. Boston, 10. Nov. , Mittags 1 Uhr. Gestern Abend ist ein großes Feuer, welches noch fortdauert, ausgebrochen. Der eigentliche Geschäftstheil, die Kathedrale, die größten Geschäfts- gebände und Schiffe im Hasen sind ve.bräunt. Abends. Die Fenersbruust dauerte 20 Stunden. Sie verbreitete sich über 70 Morgen. Der Verlust übersteigt nicht 100 Millionen Dollars. Am meisten gelitten haben Wollen-, Leder- und Schnittwaarcn-Geschäfte. Truppen' bewachen die Brandstätte. Die innere Börse und das Poft- Eb-n-s,üst',ms'»en'' 'in Dancaedet und zum Schluffe der Ponttfikal-j anttsgcbände sind zerstoit, die ^rinllykirche in Asch», gelegt. Mehrte s-a-n "Hierauf zogen sich die allerhöchsten und höchsten Herrschaften i Menschen sind umgekommen, viele verletzt. 11. Nov. Die neuer- die Gemii'-e/d» Königin zurück Von dort ans begaben fichldingS um Mitternacht mit Heftigkeit ausgebrochene Femrtbrunst, der König'und die Königin unter Dortmund in Begl -iumg des ^ durch Ga sexp losion veranlaßt, wurde bemustert. ..

- " "" " ^ Redigin, ^edruckl und verlegt von Ä. Öelf chläger.

Jubelpaar gerichtete Frage:Versprechen Ew. königliche Majestäten vor dein Angesichte Gottes dem unauflöslichen Bunde, den Sie vor 50 Jahren geschloffen haben, bis an das Ende Ihres Lebens treu zu bleiben und in ehelicher Gintrachl und wechselseitiger Hilfeleistung gemeinschaftlich Gott zu dienen, bis Sie der Tod scheidet?" beant­worten beide Majestäten laut und vernehmlich mitJa" und bestä­tigten das Versprechen durch Darreichen der Hände.' Unmittelbar darauf folgte die kirchliche Einsegnung mit den Worten des feierlichen