Montag, den 21. November 1938
Rus Stadt und Kreis Calw
Schivarzwald-Wacht Seite A
Soldaten der Bewegung
89 Hitlerjungen wurde« i« die Kampf« formatioue« überwiese«
Gestern vormittag erfolgte auf dem Brühl in feierlicher Form die Ueberweisung von 39 Hitlerjungen in di« Kampfformationen der Bewegung, SA., NSKK., NSFK. Jungvolk mit Spielmannszug, 300 Hitlerjungen, SA., SS., NSKK., NSFK. waren angetreten. Nach der Meldung der Führer der Gliederungen an den Kreisleiter gaben die schmetternden Fanfaren des DJ. den Auftakt. Die Kampflieder „Es zittern die morschen Knochen" und „Ein junges Volk steht auf" klangen über den Platz. Bannführer Niedt richtete mahnende Worte an die Hitlerjungen, die nun in die Reihen anderer Formationen übergehen. Sie sollen nicht vergessen die Kameradschaft der HI-, die Erlebnisse auf den Fahrten und in den Lagern. Deutsche Männer sollen sie werden, damit Deutschland in Ewigkeit marschiere und niemals sterbe. Kreisleiter Wurster verwies auf das Warum der bisherigen Erfolge. Wir konnten all dies Große erleben, weil sich Männer fanden, Sie bereit waren, sich für bas Volk einzusetzen, Männer, die die Dynamik der Kraft, des Opfers durchsührten. Solange es Männer gibt, die bereit sind, Dienst zu tun für bas Vaterland, so lange wird das deutsche Volk feststchen. Wir dürfen die Hände nicht in den Schoß legen. Die Kampfformationen lehren Opfer und Einsatz, den fanatischen Glauben an Kraft und Grütze unseres Volkes. Lebendig bleiben, so schloß der Kreisleiter, müsse immer die Dynamik der Kraft, des Opfers und des Einsatzes. Nach diesen Worten übergab der Kreislciter die zu überweisenden Hitlerjungen an Sturmhauptführer Single, den Standortültesteu der SA. Der Gruß an den Führer, als Gelöbnis und Schwur, und die Lieder der Deutschen schlossen die Feier.
Großes Meteor beobachtet
Am Sonntagabend kurz nach 6 Uhr wurde man am nächtlichen Himmel plötzlich eines aufh-llenden Scheines gewahr. Ein Meteor flog mit ziemlicher Geschwindigkeit in der Richtung von Norden nach Süden, einen bläulich-weißen Schweif nach sich ziehend. Nachdem das Meteor erloschen war, wurde die leuchtende Spur noch ungefähr zw an- ig Minuten lang gesehen, dann war as prächtige Bild am Firmament verschwunden. Ob und wo das Meteor niederging. darüber liegen noch keine Meldungen vor.
Zwei gute Kameraden!
Es sind schon 29 Jahve her, daß der Große Krieg sein Ende genommen hat. In der Geschichte eines Volkes stellt diese Zeitspanne eine kleine Wegstrecke dar. Anders ist es bei einem Menschen- oder Tterleben. Landwirt E. Fischer, Althengstett, kann heute noch zwei Kriegspferde, zwei unzertrennliche „Kameraden" vor den Wagen und Pflug spannen. Der „Hans" und der „Fritz" sind 28 bzw. 82 Jahre alt,' sie ziehen noch frisch und munter den vollgeladenen Wagen und sind, dies kann nahezu mit Bestimmtheit gesagt wewen, in der näheren und weiteren Umgebung wohl die einzigen aus dem großen Ringen übriggebliebenen Kriegspferde. Ihr Besitzer und
seine Familie sind in Treue mit ihnen verbunden. Was würden sie, wenn sie sprechen könnten, nicht alles zu erzählen wissenI
Das silberne Tre«die«st-Ehrenzeichcu mit Urkunde für 28jährige Dienstzeit ist Obcrzoll- sekretär K. Nud, ing beim Zollamt Calw verliehen worden-
Amtswalterinueuversammlunge« -er NS- Frauenschaft — Deutsches Fraueuwerk. Vergangene Woche wurden in den Kreisabschnitten Calw und Nagold sehr gut besuchte Amts- walterinnenversammlungen der NS.-Frau- ensrhaft — Deutsches Frauenwerk abgehalten. Kreisfrauenschaftsleiterin Pgn. Treutle, Wildbad, gab ihren Mitarbeiterinnen An-
Ein frischer Wind, stürmisch über die deutschen Lande blasend, fegte im neuen Deutschland mit elementarer Urgewalt hinweg die Modergerüche, in denen unser Volk zu erstik- ken drohte. Neues Schaffen, neuer Geist, neue Formen fanden auf all den vielgestaltigen Gebieten völkischen Lebens den gesunden revolutionären Ausdruck, von dem der nationalsozialistische Mensch getragen ist. Großes, edles Wollen, Ringen um Schaffung neuer hoher Werte begann allüberall seinen Niederschlag zu finden. In diesem Streben mußte naturgemäß die Erneuerung des kulturellen Lebens auf der nationalsozialistischen Grundlage einen breiten Raum einnehmen. Widernatürliches, Krankhaftes mußte von Gesundem verdrängt werden. Die nationalsozialistischen Bauten verkörpern die Ansdrucks- formcn und Richtung der neuen deutschen Baukunst. Die Dichter suchten nach neuen, aus dem gemeinsamen Denken kommenden Stoffen und Gestaltungsmöglichkeiten. Die Musik stand in dieser Entwicklung nicht zurück. In diesem Rahmen waren auch dem Gesangswesen neue Wege zu weisen, neue Aufgaben zu stellen und es war Zeit, mit dem „Liedertafel-Stil" aufzuräumen. Die kämpferischen Gedichte mußten entsprechende Vertonung finden, oder straffen Marschlicder oder ein Satz für Männer- oder gemischten Chor.
Mit freudevoller Genugtuung kann Calw feststellen, daß der „Liederkranz", in dem die Stadt einen hochwertigen Kulturfaktor besitzt, mttschreitet und in feiner Aufgabenstellung sich das Ziel steckte, auch zeitgenössisches musikalisches Schaffen in das Volk hineinzutragen, denn die Werke haben ja schließlich doch den Zweck, aufgeführt zu werden. Damit lie^ fert er auch den Beweis für die Daseinsberechtigung und Daseinsnotwendigkeit eines Chores als eines unentbehrlichen Kulturfaktors. Der musikalische Leiter, Hauptlehrer Erwin Collmer, traf bei seinem Griff in das Heute eine ausgezeichnete Auswahl. Di« Zusammenstellung der Folge verrät anerkennenswertes Stilgefühl und gute Literaturkenntnis. Dazu kommt als weiterer wertvoller Bestandteil die einheitliche Linie unter dem zusammenfassenden Motto: Lieder vom Reich, mit Aufteilung in fünf zufam- menfließenbe Gedanken: Deutschland, heiliges Wort, deutscher Glaube, deutsches Volk, deutsches Land, deutsches Dank« gebet.
leitungen und Richtlinien für ihre Arbeiten, die von den Frauen bereitwilligst und mit Interesse ausgenommen wurden. Auch einige Abteilungsleiterinncn sprachen über di«, ihnen obliegenden Gebiete.
Calwer Wochcnmarktpreise. Auf dem am letzten Samstag in Calw abgehaltenen Wochenmarkt wurden folgende Preise bezahlt: Acpfel 25—38, Birnen 29—39, Trauben ausl. 38 Pfg. je das Pfund. Weißkraut 19, Wirsing 12—13, Rotkraut 12 , gelbe Rüben 19, Spinat 29, Schwarzwurzeln 49 je das Pfund. Ackersalat 109 gr. 29, Blumenkohl 49—59, Rosenkohl 15—25, Kopfsalat 5—7, Endivien 8—12, Lauch 3—5, Sellerie 5—29 je das Stück, Ret- tig (rote Eiszapfen) der Bund 29, das Stück 5-19 Pfg
Deutschland, heiliges Wort! Nach einem fanfarenartigen Bläsersatz von Cäsar Vresgen als Einstimmung sang der Chor das „Hammerlted vom ewigen Deutschland" von Götz Mayerhofer, eine eindrucksstarkc Komposition fü.r großen Gemeinschaftsgesang. Im straffen Rhythmus beginnen die Bläser, einstimmig greift der Chor ein, in prächtiger Stimmführung erklingt das Wort, untermalt vom pochenden NhythiMrs der Bläser: kraftvoll die Schlnßsteigerung. Die Jugend führte den Gedanken weiter in den sehr gut gesungenen Liedern „Vorwärts" von Ernst Lothar v. Knorr, „Wir Jungen" von Heinrich Spitta, „Deutschland, heiliges Wort", von Georg Blumensaat Daß die Jugend in diese musikalische Veranstaltung einbezogen wurde. Saß Werke mit Kinberchor in der Folge standen, ist doch wiederum «in schöner sinnbildlicher Ausdruck für das gemeinschaftliche Zusammenwirken in der deutschen Gemeinschaft.
Deutscher Glaube! Drei unbeglei- tet« Männerchöre ließen erkennen, daß auch bewußte Ausschaltung -es viel-, meist vierstimmigen Gesangs musikalisch ansprechende und eindrucksvolle Chorwerke möglich macht. Bei diesen, wie auch den anderen Tonschöpfungen war das, übrigens erfolgreiche, Bestreben erkennbar, mit knappen Mitteln, in strengem Satz, in möglichst wenig polyphoner Harmonik, sich dem kernigen Text anzupassen und eine markante Wirkung zu erreichen. Sehr weich wurde der schöne Chor „Wir schauen in die Ferne" von Robert Carl gesungen, in herber Wucht erklang das „Schlnß- gebet" von K. Wüst, ernst „Schwur und Gebet" von K. Schüler. Die nicht einfachen Modulationen wurden ohne Hemmnis gemeistert Gerade diese a-capella-Chöre waren Prüfstein und zeigtest das Können des Männer« chores im disziplinierten Singen, der guten, weichen Stimmbildung, der sauberen Ton- Haltung, auch bei ungewohnten Uebergängen, in der guten Aussprache.
Deutsches Volk! Ein wertvolles zeitgenössisches Werk hörten wir in der Volkskantate für Männer-, Frauen- und Kinderchor mit Bläserbegleitung „Der neue Dom" von Hans Sachße. Farbenreiche, mit wenigen Strichen entworfene Bilder schildern bas Entstehen des neuen deutschen Domes: in rüstigem Schritt, in gemessener Getragenheit, in lebhafter Frische (3. Satz, dem vor allem der glänzende, vorzüglich gegebene Vläscrsatz das
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NSDAP. Ortsgruppe Calw. Der Orts« gruppen leite r. Morgen Dienstag, den 22. Nov., veranstaltet das Landjahrlager Talmühle im Badischen-Hof-Saal eine Abschlußfeier. Die Parteigenossen sind mit ihren Familienangehörigen zu derselben eingeladen. Ich bitte um zahlreiches Erscheinen.
NS.-Fra«enschaft — Deutsches Frauenwerk — Ortsgruppe Calw mit Jugeudgruppe. D i e Ortsfrauenschaftsleiterin. Der Heimabend am Dienstag, dem 22. November, fällt aus, da wir am gleichen Abend zur Schlußfcier des Landjahrlagers Talmühle, um 29 Uhr, im Badischen Hof eingeladen sind. Ich bitte um vollzähliges Erscheinen.
Gepräge gibt), in wehmutvoller Sehnsucht. (4. Satz „Brüder, jenseits der Grenzen", vom Frauenchor in inniger Verhaltenheit un- klanglicher Reinheit gesungen), in vorwärtsdrängender Bewegtheit bis zum fcierlich- gestimmten, schönen Schlußchoral „Nun steht der Dom".
Deutsches Land! Das gleichnamige Chorfeicrwerk von Hugo Hermann für gemischten Chor, Knabenstimmen und Bläser, bildete den Hauptbestandteil dieses Teiles der Folge und zeigte wieder das handwerkliche Können des schwäbischen Komponisten, einen Meister der Ausdrucksform. In eigen- prägerischer Harmonik gehalten sind die weichen oder düsteren ersten Verse, nur durch kurzes, hartes Aufklirren unterbrochen. In ansprechender Einstimmung wurden sie gesungen. Als Mahnruf erklang Ser letzte Satz, in dem der Kinderchor in einem cantus firmuS die packende Melodiführung hat, während der gemischte Chor in getrenntem Satz mit den Bläsern die farbenreiche, frische Untermalung gibt. Eine bemerkenswerte Leistung des Chores! Es folgte „O Land" von W. Weißen- Horn, ein Chor, in dem Frauen- und Männerstimmen geschickt ausgespielt werden, jeweils ein Thema aufnehmend oder weiter- führend. Sehr gefallen konnte hier neben der feierlichen Wucht das spitze Stakkato des Mittelsatzes. „Hitler", «in einstimmiger Chor von Weitzenhorn, klingt aus ins Deutschlandlied, das von allen Anwesenden in Ergriffenheit mitgesungen wurde.
Der choralartige Volkschor „Deutsches Dankgebet" von Hermann Blume war schöner Abschluß der Chorfeierstunde. — Di« Blaser spielten durchweg sauber und zuvek- lässig.
Dies« musikalische Veranstaltung rvar ein« treffliche Leistungsprobe des „Calwer Lie- derkranz": sie zeigte dessen Können und Wollen und dessen bedeutsame Aufgaben i« Calw. Di« Erkenntnis von der Wichtigkeit dieses Kulturfaktors muß zu einer weiteren Verstärkung führen. Die gestrige Veranstaltung erforderte viel Arbeit und Einsatz jedes Mitwirkenden. Daß der „Liederkranz" auf Eigeneinnahmen verzichtete und den Reinertrag dem Winterhilfswerk zur Verfügung stellte, ist «ine vorbildliche Gemeinschaftstat Eugen Frömmlet.
Chor-Feierstunde des „Calwer Liederkranz"
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Er hob die Hand so hoch er konnte und sagte: „Sie ist geworden so groß!" Und dann ließ er die Hand heruntergehen bis zum Boden und sagte: „Und ich bin inzwischen geworden so klein. Damals aber war es um. gekehrt. Aber wie kommt —? Warum fragen Sie nach Conchita? Was Sie wissen davon?"
Hedda ließ geknickt den Kopf sinken.
„Wenn Sie nur früher zurückgekommen wären. Doktor Martinez. Conchita ist ihrem Manager — er muß ein sehr übler Patron gewesen sein — weggelaufen und zu uns in vie Pension gekommen. Sie brachte nur ein Handtäschchen mit und einen Zettel mit ihrer Adresse, aber sie sprach kein Wort Deutsch und also mußte ich warten, bis Fräulein Annelies kam. um mich mit ihr zu verständigen. Wir vertrösteten sie von Stunde Hu Stunde und gaben ihr einstweilen ein Zimmer. Hier gleich nebenan."
Doktor Martinez schien den Vorgang noch nicht fassen zu können.
„Sie ist da?"
„Nicht mehr", antwortete Hedda. „Herr Hasse hat sie gestern mitgenommen in die Osteria italiana. Ich wußte nichts davon. Auch eine Madame Serafe war dabei. Sie tst aus Monterrey, hat sie in das Fremdenbuch geschrieben. Haben Sie den Namen je gehört?"
Er schüttelte befremdet den Kopf.
„Sie muß Conchita betäubt haben", fuhr Hedda fort, „und den arnien Herrn Hasse und zuletzt auch Fräulein Annelies. Aber die Aerzte wissen nicht, womit."
Doktor Martinez blickte Hedda an wie eine Märchenerzählerin.
„Aber warum das alles? Ich nichts ver- stehe davon. Kein Wort. Wir hier leben doch in Deutschland und nicht in Mexiko. Warum betäubt?"
„Verstehen Sie denn immer noch nicht?" fragte Hedda verzweifelt. „Alles wegen Conchita. Diese Madame Serafe war die Spieß- gesellin dieses Menschen, dieses Ortega Con- chitas Manager. Sie hat Conchita aus dem Hause gelockt und in seine Hände geliefert und nachher, als Fräulein Annelies sie hin- dern wollte, das Haus zu verlassen, hat sie auch Annelies betäubt. In der Tasse waren nur Tee zu finden und schwache Spuren von Alkohol. Aber der Rum kann es nicht ge- wesen sein. Und weil die Aerzte nicht wissen, was ihr eigentlich eingegeben wurde, darum haben wir alle so sehnsüchtig aus Sie. Herr Doktor, gewartet. Und nun stehen Sie da und sagen. Sie sind nicht Botaniker."
Doktor Martinez bemühte sich, ein zerknirschtes Gesicht zu zeigen.
„Ist aber wahr", sagte er, „ich wirklich kein Botaniker. Aber ich nicht verstehen, warum wollte Conchita zu mir?"
Hedda erhob sich und rang die Hände.
„Muß ich Ihnen denn das auch noch sa- gen? Conchita liebt Sie doch! Das müssen Sie doch wissen!"
Doktor Martinez schien es aber nicht zu wissen. Er machte ein Gesicht wie ein Mann, der einen Hasen erwartet und einen Wolf auftauchen sieht.
„Mich lieben!" wiederholte er und zeigt? leere, gänzlich leere Handflächen. „Aber ich
bin doch arm. Tie letzte Finca. sie haben drüben enteignet. Auf der Gesandtschaft sie sagen, ich muß zurück nach Mexiko, zu ret- ten, was noch zu retten ist. Aber ich nicht will. Ich lieber hier bleiben und künftig nur ein Zimmer nehmen für billigeres Geld. Ich noch an eine Möglichkeit gedacht. Gold aus Quecksilber zu ziehen. Ich also nicht viel Zeit übrig haben. Aber ich will gerne sehen Conchita. Wir uns gut verstanden damals auf der Finca. die ist letzt enteignet und nicht mehr im Besitz von nun sehr arme Martinez de Lopa."
Gegen zehn Uhr vormittags bog ein Motorradfahrer mit einem Sozius scharf in den Max-Weber-Platz ein und stoppte ab. Der Soziusfahrer sprang sofort vom Sitz und und begab sich hinüber zur Droschkenhaltestelle. Er ging die Reihe ab und betrachtete aufmerksam die Nummertafeln. Bei der zwei, ten Droschke in der Reihe blieb er stehen. II ä 61 345.
„Da haben wir ihn ja", sagte er zu seinem Kameraden, der nun auch herankam.
Der Chauffeur hatte im Volant friedlich eine Illustrierte gelesen.
„Wollen die Herren etwas?" fragte er.
„Nur eine Frage", versetzte der Soziusfahrer. „Sie haben doch um acht Uhr her- um Ihren Standplatz rn der Gartenstraße gehabt und von dort aus eine ausländisch aussehende Dame als Fahrgast angenommen. Sie hat einen kleinen Koffer bei sich gehabt und war sehr i» Eile. Können Sie mir genau sagen, wohin die Dame gefahren ist?"
„Das ist gleich gesagt", versetzte der Mann. „Sie hat erst gesagt Bahnhof. Aber dort ist sie nrcht ausgestiegen, sondern hat eine Autovermietungsstelle verlangt. Einen be
stimmten Namen hat sie nicht gejagt. Da habe ich sie eben zu einem Bekannten von mir gebracht. Er wohnt gleich dort drüben. Graßl heißt er. Autovermietung und Tankstelle. Toreinfahrt. Rückgebäude rechts."
Zwei Minuten später standen die beiden Männer vor dem besagten Rückgebäude rechts und drückten energisch auf einen Klingelknopf unter einem Porzellanschild mit der Inschrift: Autovermietung und Tankstelle zweimal läuten.
Es erschien eine ältliche Frau, die sichtlich gerade in der Küche beschäftigt gewesen war.
„Tie Herren wünschen?"
„Wir möchten Herrn Graßl sprechen."
„Meinen Mann? Tut mir leid, mein Mann ist vor einer guten Stund', es mögen auch zweie sein, über Land gefahren."
„Mit einer ausländisch aussehenden Dame, die einen kleinen Handkoffer bei sich gehabt hat?" fragte der eine Mann schnell.
Die Frau begann die beiden Männer ge- nau zu betrachten.
„Ist mit derer Dame was net in Ordnung? Sind die Herren von der Polizei?"
Die Männer lachten.
„Das gerade nicht. Wir sind von der Soweit ist schon alles in Ordnung, aber mit der besagten Dame ist eine Menge nicht in Ordnung. Und darum müssen wir unbedingt wissen, wohin sie gefahren ist."
- Die Frau zeigte sich voll guten Willens.
„Ja sehen S', genau Hab ich nicht auf» gepaßt. Wir haben drei Wagen. Einen Ford und zwei Opel. Mit dem einen Opel ist ein Selbstfahrer unterwegs und mit dem andern ist mein Sohn auf Kundschaft. Und wie nun die Dame gekommen ist, war nur noch de« Ford da. (Forts, folgt.)