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Schnitt, 1 Ausschälung einer Balggcschwulst oberhalb des Auges, 1 Ausrottung eines verhärteten Hämorrhoidalknotens, 1 Operation der Phimosis, außerdem aber eine große Menge kleinerer Operationen.

Die Badeinrichtung des Krankenhauses dieut nicht bloß den Be- dürfnissen der Anstalt, sondern es werden daselbst auch zuweilen be­dürftigen Angehörigen der Stadt Bäder verabreicht.

Dem Krankenhanse sind, abgesehen von der großartigen Grün­dungsstiftung, während seines Bestehens einige weitere Stiftungen zu Thcil geworden, welche denZZweck haben, dem Arzte die Möglichkeit zu gewähren, in Fällen, wo eine stärkende Zuthat zur Kost, nament- lich Wein oder Bier, vonnöthen ist, dieselbe zu verordnen. Die Wir­kung dieser Stiftungen ist um so wohlthätiger, als durch die Kostord­nung der Anstalt dem Arzte so enge Schranken in Verordnung von Extrakost gezogen sind, daß er sollte man es für möglich halten?! wenn er für Erreichung oder Beförderung des Heilzwecks den Genuß von Wein oder Bier für nöthig findet, jedesmal besondere Erlaubnis' von Nichtsachverständigen einholen muß, wenn er sich nicht etwa dadurch zu helfen weiß, daß er, freilich nicht zum Vortheil der Kasse, den Wein lateinisch aus der Apotheke verschreibt. Die hieher bezüg­lichen Stiftungen sind: 1) von Herrn Gustav Seeger und dessen Gattin 200 fl. zum Besten der Arbeiter seiner Fabrik, und, soferne die Mittel reichen, auch anderer Kranken; 2) von den Schuhmacher­gesellen bei Gelegenheit der Auflösung der Zünfte 20 fl. zum Besten von Schuhmachergesellen; von diesen beiden Stiftungen sind je die Zinse zu verwenden; 3) von Frau Sophie Dörtenbach, geb. Schill, ein Legat von 300 fl., von welchem nicht die Zinse, sondern das Ka­pital selbst für alle Kranke, wo es der Arzt für dienlich findet, ver­wendet werden soll. Da hievon ein sparsamer Gebrauch gemacht wird, so kann das Kapital noch auf lange ausreichen, und vielleicht wollen wir hoffen wird es bis dahin wieder durch eine neue Stiftung eines edlen Herzens ersetzt.

Calw, den 14. August 1871.

Medicmalrath vr. Müller.

TageSnemgkeiten.

Stuttgart. Zur Feier des hundertjährigen Geburtstags des dahier am 27. August 1770 geborenen Philosophen Georg Friedrich Wilhelm Hegel haben die bürgerlichen Collegien schon im April 1869 die Anbringung einer Gedenktafel an dem Elternhause desselben beschlos­sen, nachdem die Bcmühunaen das Geburtshaus ausfindig z» machen, erfolglos gewesen sind. Die Zeitverhältniffe de- Kriegsjahrs 1870 führten hur, wie anderwärts, z. Br in Berlin, zu einer Verschie­bung der Gedenkfeier. Bis zum 27. August d. I. wird die Ge­denktafel, bei deren Erstellung sich der Gemeinderath der Mitwirkung der KünstlergescllschaftBergwerk" erfreuen durfte, au dem Hause Nro. 7 der Langenstraße angebracht sein; dieselbe führt die In­schrift :

Georg Friedrich Hegel, geb. zu Stuttgart den 27. August

1770, gest. zu Berlin den 14. Nov. 1831. Er ver­brachte seine Knabenzeit hier im Elternhause."

München, 22. Aug. Das Komite der katholischen Resorm- beweguug in München ladet die Katholiken Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz zu dem vom 22. bis 24. September in München stattfindenden Kotholikenkongresse mit berathenden und öffentlichen Si­tzungen ein. In den erstercu sind stimmberechtigt die Mitglieder des Münchener Aktionskomites, die Dclegirten aller übrigen altkatholischen KomiteS, endlich die speciell geladenen. Schriftliche Anträge, ebenso Anmeldungen zu Vorträgen in den öffentlichen Sitzungen sind bis zum 8. September und zwar aus Nord- und Mitteldeutschland bei dem Aktionskomite in Köln einzureichen.

Frankfurt, 23. Aug. Herr Pouyer-Quertier möcht? gerne eine neue Abschlagszahlung an die preußische Regierung leisten, um weitere Gebictsthcils Frankreichs von der deutschen Besatzung frei zu bekommen. Er hat zu diesem Behufe Verhandlungen 'über ein Bor­schußgeschäft von 250 Mill. Frcs. cingeleitet, welches mit französi­schen, deutschen und englischen Firmen abgeschlossen werden soll. Auch hierher sind Anerbietungen zur Betheiliguug au dieser Transaktion ge­maust worden. Der Vorschuß soll nicht in Baar, sondern in langen Wechseln auf große Wechselplätze geleistet werden. Die Wechsel sol- len bei der Bank von Frankreich und anderen Banken diskontirt wer­den. -stc wir hören, ist in unseren Finanzkreisen ziemliche Ge- neistheit vorhanden, an dein Geschäft zu participiren.

Der Frankfurter Presse wird von Berlin geschrieben: Da de'>' in kür die Wiederaufnahme der in Frankfurt stattgehabten Verhandlungen zwischen französischen und deutschen Bevollmächtigten noch nicht in Aussicht genommen ist, so ist nicht sicher, ob die Fortsetzung

der Verhandlungen in Frankfurt statthaben wird, da mau glaubt, an einem andern Ort schneller zum Ziel zu kommen, f", Berlin, 23. Aug. Den Morgeublättcru zufolge wird ^der Kaiser noch etwa 14 Tage in Gastein verweilen und sich von dort zum Besuch nach München begeben.

Am 18. sind in Königsberg 113 Personen au der Cholera erkrankt und 68 gestorben. Auch in Danzig sind jetzt Erkran­kungsfälle konstatirt, und -ebenso 5 in Stolpenha^en bei Stettin.

Unsere Landsleute werden nicht nur geschäftlich, sondern auch ge­sellschaftlich in vielen Städten Frankreichs auf die abscheulichste und unsinnigste Art verfolgt, z. B. 'sie finden keinen Platz mehr an der Wirthstafel, und will der Wirth sie schützen, so ziehen sich sämmtliche Franzosen zurück; dort brechen die Musiker mitten im Stück ab, wenn Deutsche das Concert besuchen; an ganzen Städten sind keine Quar­tiere für Deutsche zu finden. Die ausgesuchte Höflichkeit, mit wel­cher manche preußischen Generale verfahren, verfängt gar nicht, die Franzosen moquiren sich darüber und halten jede Höflichkeit für Schwäche oder Furcht; sind doch selbst in Enghien wieder preußische Offiziere insultirt worden.

Wien. DiePresse" weist dir Nothwendigkeit nach, daß Oesterreich mit Deutschland in allen wichtigen Fragen der gro­ßen Politik Hand in Hand gehe. Selbst wenn das Ergebniß der Gasteiner Zusammenkunft gleich Null wäre, hätte dieß nichts zu sagen:Oesterreich und Deutschland finden sich eines Tages jeden­falls zusammen; die Verbindung beider erfolgt, weil sie nothwendig ist." Das von der großdeutscheu Partei gedachteSie^ig-Millionen- Neich" werde niemals auferstehen. Dreine Begründung würde entwe­der die Unterordnung Deutschlands unter Oesterreich voraussetzen, die ke n Mensch von gesunden Sinnen heute mehr für möglich halten wird, oder die Unterordnung der österreichischen Monarchie unter das deutsche Reich, eine Voraussetzung, die nicht wenrger absurd wäre. Ader sei­nen Bund zweier Gleichberechtigten, eine treue Freundschaft können und werden Oesterreich und Deutschland schließen; es wird in beiden Ländern mit Jubel begrüßt werden, beiden Ländern zum Vortheile gereichen. Die Befürchtung, daß aus solchem Bm.de jemals eine neue heilige Allianz und verhängnißvolle Folgen für die Entwicklung der Völker hcrvorgehen könnten, ist durch die Stellung der Großmächte zu einander ein Niegel vorgeschoben.

Schweiz. Thun. -0. Hetzten Sonntag hat sich beim

Besteigen des Stockholms ein schwerer Unglücksfall zngetragen. Sam­stag Abends 7 Uhr machten sich die beiden in Thun in Condition stehenden Pharmaceuten Franz Vervier aus Gmüden (Baiern) und F. Schwab (Württemberg) auf den Weg, um die höchste Spitze des ge­nannten Stockes zu erklimmen. Trotz vorher erhaltener Warnung unterließen sie es, einen Führer mit sich zu nehmen. Sie mußten ihre Kühnheit mit dem Leben bezahlen. Sonntag Morgens traf in Thun telegraphisch die Kunde ein, daß Beide als Leichen aufgefunden, worden seien. Beide Verunglückte befinden sich Anfangs der 20er' Jahre.

Frankreich. DerPatrie" zufolge beabsichtigt die Regierung, den Belagerungszustand aufzuheben, sobald die Entwaffnung der Na­tionalgarde in allen Departements vollzogen sein wird. Die Entwaff­nung soll gleich nach der Votirung des Armeegesetzentwurfes vorge­nommen werden.

Das Siöcle sagt: In Südfrankreich laufen mit Tausenden von Unterschriften bedeckte Bittcingabeu an die Nationalversammlung fol­genden Inhalts um:Die Unterzeichneten, das Mandat der National­versammlung als erloschen betrachtend, verlangen 'hre Auflösung." Unter den Unterschriften befinden sich die Namen von Maires, Ad­junkten und Munizipalräthen. Wie dasselbe Blatt mittheilt, wurde soeben unter die Abgeordneten ein Gesetzentwurf des Hervo de Saisy vertheilt, wodurch die Bezüge der Mitglieder der Nationalversamm- lung auf 8000 Fr., die der Präfekten auf 20,000 und 10,000 Frcs. herabgesetzt sind, die Unterpräfekturen und die Acmter der Trcsoriers Payeurs und der Recevenrs abgeschafft werden sollen. DasSiecle" empfiehlt diesen Gesetzesvorschlag, ohne daran zu denken, daß das de- molratische Prinzip eher die Abschaffung der Depntirtenbesoldung er­heischen sollte.

Am 21. August empfing Hr. Thiers eine Deputation der elsä- ßischen Industriellen, die ihm dringende Vorstellungen machte, die be- kcmnte'.Zollfrage einer baldigen Lösung zuznführen. Wie derSivcle" hört, ist, um die Sache auch deutscherseits 'zu beschleunigen, gestern Hr. v. Arnim als Spezialbevollmächtigter des Kaisers von Deutsch­land für diese Angelegenheit in Paris eingetroffen.

Gottesdienste. Sonntag, den 27. August. Vorm. (Pred.): Herr Stadtpfarrer H er m ann von Licbenzell. Kinderlehre mit den Töchtern 2. Classe.

Redigirt, gedruckt und verlegt von A. Belschläger. (Hiezu Nr. 34 des Nnterhaltungsbltts ^