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sive Wahlfähigkcit besitze. Dieses Ergebniß ist eine nicht mißzuver- stehende Kundgebung des höchstei: wissenschaftlichen Lehrkörpers in Baiern und sie wird ihre Wirkung sicherlich nirgends verfehlen. Die Wahl unterliegt »och der Bestätigung durch den König.

Würzburg, 29. Juli. Auch an unserer Hochschule traft wie in München, die Reihenfolge des Rektorats für das nächste Stu­dienjahr die theologische Fakultät. Die Ultramontanen hatten ihren Candidaten aus der Zahl der unter den Vorarbeitern für das vatica- nische Concil nach Rom berufenen Zöglinge des Collegium Germa- nicum gewählt. Es wurde jedoch der von den Freisinnigen vorgeschla­gene Prof. Reißmann', von jeher ein Gegner jener römischen Rich­tung, in dem heutigen Wahlgang zum Rektor gewählt, und so der Hochschule Würzburg die ihr von gewisser Seite zugcsonnene Situa­tion erspart, in dem für Baierns Beziehungen zu Rom hoffen! lich entscheidend werdenden Jahr 1871/72 von einem gründlich ultramontanen Rector sich vertreten zu sehen. Auch bezüglich sämmt- licher Senatswahlen trug die liberale Partei den Sieg davon.

Wiesbaden, 29. Juli. Vor einigen Tagen ist von den hie­sigen Katholiken, welche gegen das Unfehlbarkeitsdogma protestirt haben, eine Beschwerde in Bezug auf die Kirchensteuer bei dem Kul­tusminister eingereicht worden.

Aus Dresden, 22. Juli, wird dem .Hann. Cour." bcrich. tet: daß der Kultusminister v. Falkenstein dem apostolischen Vicar, Titularbischof Forwerck, aus sein Gesuch, die Konstitution, welche die päpstliche Unfehlbarkeit ausspricht, auf öffentlichem amtlichem Wege der katholischen Geistlichkeit des Königreichs Sachsen zur Kenntniß bringen zu dürfen, eine abschlägige Antwort ertheilt hat. Der Mini­ster soll dieselbe in sehr entschiedener Sprache gegeben, und unter- anderem bemerkt haben: daß er sich zu einer solchen (in Sachsen vom Gesetz erforderten) Erlaubniß nie werde entschließen können, da in jener Konstitution alle anderen Konstitutionen des jetzt an der Spitze der katholischen Kirche stehenden Papstes sanktionirt seien, und somit auch der Syllabus, welcher in allen Punkten gegen die sächsische Ver­fassung verstoße.

Dresden, 26. Juli. Gestern Abend hielten gegen 200 Mau­rer- und Zimmergesellen eine Versammlung, um Stellung zu dem Berliner Strike zu nehmen. Die Versammlungbedauerte" den Berliner Strike. den sic trotz aller Sympathien für die Berufsge- nassen als einen unzeitgemäßen ansah. Man beschloß außerdem, wegen Einführung eines Normal-Arbeitstags in freundschaftliche Un­terhandlungen mit den Meistern zu treten. Erst, wenn diese erfolg­los, soll ernster vorgegangcn werden.

-Berlin, 27. Juli. Vor der Abreise des Ministers v. Mühler ist noch die Bildung der neuen Abtheilung für die geistlichen Angelegenheiten an Stelle der früheren beiden Abthcilungen für die evangelischen und für die katholischen Angelegenheiten erfolgt. Ter Geheime Oberregierungsrath de la Eroix ist mit dem Vorsitze der neuen Abthcilung betraut, welcher außer den ständigen Mitgliedern aller Abtheilnngen des Ministeriums für geistliche, Unterrichts- und Mcdizinalangelegenheiten, zwei Räthe der früheren katholischen, zwei der früheren evangelischen Angelegenheiten und drei Hilfsarbeiter an­gehören.

Berlin, 29. Juli. In einigen industriellen Kreisen wird dafür agitirt, eine Petition an den Reichstag und das Reichskanzler­amt abzuscnden, in welcher der Erlaß eines Reichspatentgesetzes ver­langt werden soll.

Dem Verfallet- des launigen Gedichtes:König Wilhelm saß ganz heiter jüngst zu Ems rc.", Kreiswundarzt Dr. Wollrath Kreus- ler zu Sachscnhausen im Fürstenthum Waldcck, ist von Sr. Maj: dem Kaiser der königl. Kronenorden 4. El. verliehen worden. Dieses Gedicht war am denkwürdigen 13. d. M. an der kaiserlichen Tafel vorgetragen worden und hatte lebhaft angesprochen.

Die sinkenden Maurer- haben bei den Meinen! einlenkende Schritte gethan, die jedoch mit dem Bemerken abgewiesen worden sind, daß sie sich den Beschlüssen der Meisterschaft unterwerfen müßten, welche darauf hinauslaufcn, den Gesellen von Neujahr an Stunden­lohn zu bewilligen. In einer gestern abgehaltenen Versammlung be schlossen die Maurer und Zimmermstr., das Publikum in einer Au

Ticnstc des Vaterlandes ihnen entrissenen Angehörigen ein für diesen Zweck besonders bestimmtes und dazu würdig ansgcstatteteS Neues Te­stament durch die betreffenden Seelsorger mit einer Widmung dieser Letzteren überreichen zu lassen. Die Londoner Gesellschaft hat sich zur Erreichung dieses Zweckes an die Konsistorien gewandt, damit diese die Geistlichen und diese wieder die Beiheiligten auffordern.

Straßburg, 31. Juli. Uebcr das Resultat der Wahlen wissen wir vorläufig Folgendes zu berichten: In den Landgemeinden des Niederrheins hat man sich, bis auf wenige Ausnahmen, lebhaft an den Wahlen betheiligt und ein befriedigendes Ergebniß erreicht. In Straßburg haben 12 Kandidaten beim ersten Wahlgange die ge­setzlich erforderliche Stimmcnzahl erhalten, nämlich mindestens ein Viertel der eingeschriebenen Wählcrzahl. Die Betheiligung war inr Ganzen eine bedeutende, da man nicht außer Acht lassen darf, daß von den 17,090 im vorigen Jahre eingeschriebenen Wühlern 5000 als Soldaten und Beamte jetzt abwesend sind. In Würdigung der hohen Bedeutung der Volksschulen für das Wohl eines Landes ist von der kaiserlichen Regierung in Elsaß-Lothringen sofort Hand an. die Reorganisation des Schulwesens gelegt worden und jetzt nach der Arbeit weniger Monate steht das Werk in seinen Grundzügen bereits vollendet da. In allen Theilen des Landcs^sind sachkundige Männer als Schulinspektoren thätig, um das Schulwesen nach deut­schem Muster einzurichten. Zur Heranbildung emes tüchtigen Lehrer- standrs sind bereits zwei Lehrerseminarien in Wirksamkeit getreten. Das dritte trifft eben Vorbereitung, junge Leine aus Lothringen, die sich dem Lchreramte widmen wollen, anfzunehmen.

Frankreich. Paris, 29. Juli. Wie verlautet, hat die Kommis­sion znr Berathung der Armeereorganisation die Bestimmung angenommen^ daß außer der aktiven Armee und der Reserve kein bewaffnetes Korps organisirt werden darf, wodurch das Institut der Nationalgarde be­seitigt und die Bildung von Franctirenrs für die Zukunft untersagt- wäre. Am letzten Freitag war Herr Thiers in der parlamenta­rischen Kommission, .o-lche die während des Krieges und in den Ta­gen der Kommune erlittenen Verluste zu prüfen hat. Diese wurden im Ganzen auf 920 Millionen geschätzt. Thiers erklärte, Frankreich sei nicht reich genug, dieses alles vollständig zu bezahlen, und will den Beschädigten durch direkte Entschädigungen oder durch Steuer- Nachlaß geholfen wissen. Mehr als 200 Millionen würden nicht be­willigt werden können. Die regelmäßigen Steuern, welche die Preu­ßen bisher erhoben, würden den Betreffenden gulgeschricben werden. Die Mitglieder der Kommission wurden durch die Absichren des Herrn Thiers nicht befriedigt, und verlangen weit mehr.

Paris, 27. Juli. Die Eröffnung der Kriegsgeri htssitzungen ist abermals auf unbestimmte Zeit hinansgeschoben worden, obgleich die Vorladung den Angeklagten schon zugegangen war. Als Grund gibt man an, daß in den letzten Tage, wieder mehrere Mitglieder der Kommune verhaftet worden sind; es sei also eine neue Untersu­chung zu eröffnen. Dagegen läßt sich bemerken, daß, wenn die Re­gierung auch darauf besteht, die Mitglieder der Kommune in eine ein­zige Gruppe zu vereinigen, doch eine Reihe anderer 'Angeklagten, deren Prozeß ganz unabhängig steht, ihr Schicksal erwarten. Dahin gehö­ren Rossel und giochefort, deren Akten geschlossen sind. Vielleicht ha­ben daher diejenigen nicht ganz Unrecht, welche behaupten, die Regie­rung ziehe aus politischen Gründen den Prozeß in die Länge; sie wolle etwas Gras ans den unselign Begebnissen vom Mai wachsen lassen, um nachher um so leichter den Kriegsgerichten eine g» wisse Milde anempfchlen zu können.

Thiers will während der Parlamentsferien eine lange Inspektions­reise machen, um die festen Plätze zu besichtigen; mehrere Generale sollen ihn begleiten. Nach Berichten aus Toulon ist es dort am 27. zu einem Kampfe zwischen Matrosen und Leuten aus dem Volke gekommen. Die Matrosen sollen von ihren Revolvern Gebrauch ge­macht haben. Nach Berichten aus Algerien ist der dortige Aufstand wieder in der Zunahme begriffen. Bedeutende Truppenver­stärkungen sind nach der Kolonie abgesandt worden.

Die Stadt Paris wird ein temporäres Anlehen von 37 Mill. bei Rothschild anfnehmen und zwar in Form nach drei Monaten fälliger Bonds. Die zu zahlenden Zinsen belaufen sich mit Eom-

spräche über den Strike aufzuklären, mit den Bauherren in Verbin- « missionsgebühr auf 8 Prozent. In Paris werden fortwährend noch

" - Leichen ausgegraben, die man während der Einnahme der Hauptstadt

durch die Versailler auf den freien Plätzen und in den Straßen ein- plätzen mit Rücksicht auf die den Maurern von den Zimmerern zu! gescharrt hatte. Vor zwei Nächten wurden deren bei Fackelschein Theil geworden: Unterstützung auf das Aeußersle einzuschränken. Zu- hundert in der Nähe des WestbahnhoscS der Wallbahn auSgegraben

dnng zu treten, zur Bestreitung von Auslagen der Meisterkomitcs per Mitglied 2 Thlr. zu bewillige» und die Arbeit auf den Zimmer­

gleich -urde, unter Hinweisung auf das Beispiel Englands, die ,.rage einer gesetzlichen Beschränkung der Koalitionsfreiheit angeregt.

und fortgeschafft.

Italien. Nom, 27. Juli.

Der Papst ist entschlossen, in

Das Komite der britischen und ausländischen Bibelgesellschaft l Nom auszuharren.Auch ich," habe er vor kurzem ge>agt, bin «Soldat, hat beschlossen, den Hinterbliebenen Wittwcn und Eltern der im letz-! Soldat der Kirche; ich kann auf meinem Posten sterben, aber ich ver­te» Kriege gefallenen deutschen Soldaten als Andenken an ihre im lasse ihn uicht."_

' ^ RedigirtHdruÄt und verlegt von A. Oelschläger.