548

Fülle entgegengetragen wird wie noch»nie, sollen wir ein klein­liches Gezanke anstellen, so lange bis uns der Topf in der Hand wieder in Scherben geschlagen wird, daß die neidischen Nachbarn ihre Freude daran haben. Nimmermehr soll dieß geschehen, dafür stehen noch Männer ein! Der Traum unsrer Jugend soll und muß in Erfüllung gehen.

An euch, ihr Lehrer, die ihr die gebildeteren unter dem Land­volk seid, ist es, dieß dem Volk klar zu machen, ihnen zu sagen, für was das Blut ihrer Söhne und Brüder geflossen ist.

Leider gibt es unter eurem Stande, wie unter allen andern Leute, die an dem reichsverpfuschenden Karren des Beobachters ziehen und von dessen Sirenen-Gesang verblendet sind, die um das versprochene Linsengericht der Befreiung von Aufsicht in Schulangelegenheiten und Verbannung der Religion aus der Schule, in die Garne des ordnungs- und religionsfeindlichen Radicalismus gegangen sind und nebenbei am gleichen Strange mit den österr. und baierischen Jesuiten ziehen. Freilich sind dieß, Natürlich mit Ausnahme, meistens gerade diejenigen unter euch, welche Aufsicht und Ordnung am nolhwendigsten haben.

Lieber Freund! ich bin von dir überzeugt, daß du im deut­schen Sinne wie seither, deine Pflicht thust, das darfst du aber nicht bloß in deiner Gemeinde, du mußt es auch in andern nnd bei deinen Collegen thun. Die gegenwärtige Zeit fordert von jedem Einzelnen Opfer: wer ein Herz kür sein Vaterland hat, bringt sie willig. _

An unsere Gesinnungsgenossen in Stad! nnd Land.

Nachdem unsere Absicht,im Interesse des Friedens uns mit den Gemäßigteren der anderen Parteien über Aufstellung)--" Eines gemeinschaftlichen Candidaten für die Abgeordnetenwahl zu verständigen", dadurch vereitelt worden ist, daß von Seiten der Volkspartei ein ausgesprochenes Mitglied derselben in Vorschlag kam, haben wir uns am 5. .d. M. bei Herrn Stadtschultheiß Schuldt hier erkundigt, ob er auf den Grund des Programms der deutschen Partei als Candidat aufzutreten geneigt feie. Derselbe hat hierauf ohne jeglichen Rückhalt seine Zustimmung zu unscrm Programm erklärt. Inzwischen ist Herr Schuldt auch vom hie­sigen Bürger-Verein als der Mann seines Vertrauens bezeichnet und aus vielen Orten des Bezirks ist die Uebereiustimmung mit diesem Vorschlag uns ausgesprochen worden.

Deßwegen bitten wir alle unsere Freunde dringend, bei der bevorstehenden Abgeordneteuwahl ihre Stimmen für Herrn Stadt>chultheiß Schuldt in Calw

abzugeben.

Calw, den 20. November 1870.

Vorstand der deutschen Partei:

Eduard Zahn. Wieland.

Etwa die Äußerung eines Einzelnen über die politische Bil­dung auf dem Lande, im Wirthshaus ausgesprochen, dieß soll der Grund sein, keine öffentliche Versammlung Mer die Abge­ordnetenwahl zu wünschen, und dieß im Namen der Neuhenastetter Wähler?

Wenn die Landbevölkerung im Allgemeinen Ihrer Ansicht wäre, Hr. Schultheiß, und aus solchen engherzigen Gründen keine öffentliche Besprechung wünschen würde, so würde dieß allerdings kein günstiges Zeugniß sein für politische Bildung, dieß ist aber gottlob noch nicht so und wir zweifeln daran, ob nur alle Wähler in Neuhengstett Ihrer Ansicht sind.

Woher wollen überhaupt die Herren Schultheißen sich das Recht herschreiben, gleichsam im Namen ihrer Gemeinde sich Ver­sammlungen zu verbitten, da sie doch nur eben auch Eine Stimme als wie ihre Wähler abgeben können und nicht weiteres Recht als andere Wähler auch haben? In Ihrer Erklärung liegt scheints auch wieder Bevormundung, welche sie ja, wie sie sagen, ver­meiden wollen.

Wir sind der Ansicht, daß nur durch öffentliche Besprechung wichtiger Angelegenheiten der richtige Anstand gewahrt und ein richtiges Resultat erzielt wird, aus diesem Grunde fordern wir die Candidaten auf, ihre Grundsätze öffentlich vor ihren Wählern kund zu geben, unbekümmert darum, ob ein Einzelnergehässige Reden" hören läßt oder nicht.

Joh. Quinzler. Joh, Gg. Gehring, Gemeinderath. Joh.

Gottlieb Gehring, Gcmeinderath. Joh. Gg. Schw arz,

Gemeiuderarh. Jak. Schw arz. Gg. Spöh r. Jak. W u r st er.

A l t b u r g.

Was den Wahlbezirk Altburg betrifft, so haben sich die Orts­vorsteher des Altburger Wahlbezirks dahin vereinigt, sich anzu­schließen an die im Wochenblatt Nr. 134 und 136 veröffentlichten Gesinnungen von Gechiugen und Neuhengstett, auch in unfern Ort^n keine Versammlungen zu halten und jedem Wähler seine eigene Ueberzeugung zu lassen; solchen Wählerin aber, welche um Rath fragen wollen, weichen Mann sie wählen sollen, ist jeder OrtsvorstehcS bereit, nach seiner Ueberzeugung und Pflicht seines Amtes guten Rath zu errheilen, zum Wohl des deutschen Vater­landes. Der Herr, der Herzenskündiger, wolle in dieser wichtigen Sache seinen Segen geben, damit Männer nach Seinem Her­zen in tie Kammer kämen, die die geistlichen und weltlichen Ver­hältnisse unseres Vaterlandes zu vertreten vermögen!

Im Auftrag:

Schultheiß Roller. ^

Lagesttettigk-itr».

DerStaatsanz." vom 20. Noo. enthält die elfte amtliche Verlust liste der würltemb. Felddivision, sowie verschiedene Nach» lräge zu den früheren Verlustlisten. In denselben ist kein Soldat aus hiesigem Bezirk aufg^führt.

Im Schwurgerichtsspreugel Tübingen liegen keine Fälle zur Aburtheilung vor und weiden deshalb im vierten Quartal ! 870 keine Sitzungen daselbst abgchaltea werde». (St.-A.)

Wien, 10. Nov. OieAbendpvst" deincntirt auf's Entschie­denste die Gerüchte von militärischen Vorbereüung.n. Die'Neue Fr. Presse" erfährt, Potocki habe heule Vormittag Namens des gan­zen Kabinets seine Entlassung vom Kaiser erberen. Entgegen den Meldungen hiesiger Blätter ist die Antwortsnote des hiesigen Kabi- nets nach Petersburg noch nicht abgesandt.

Offiziell. Versailles, 17. Nov. Abtheilungen der ersten Jn- fanteriedivffion wiesen am 14. d. einen Ausfall von Msziöres zu­rück. Diesseits sehr geringer Verlust.

Offiziell. Versailles, 18. Nov. Der Königin Angusta in Koblenz. Der Großherzog von Mecklenburg hat gestern den Feind auf der ganzen Linie bei Drenx zurückgeworfen. Generaladjutaiit Trcökow, der momentan die 17. Division kommandirt, hat mit gerin­gem Verlust Drcux genommen. Viele Gefangene gemacht, Verfol­gung in der Richtung von le Mans.

D>e Armee des Prinzen Friedrich Karl rückt unaufhaltsam von der Imme nach der Loire vor. Das Korps Voigts-Rheetz mit 20,000 Mann kam gestern in Tonncrre an (Dep. Ionne unweit Auxerre.)

Spanien. Madrid, 16. Noo. Bei der feierlichen Königs­wahl, welche heute durch die EorteS vorgenommen wurde, sind 191 Kimmen für den Herzog vonAofta, 27 Stimmen für den Herzog i von Montpensier aogegcben worden. Nach derFranks. Ztg."

G e ch i n g e n.

Wenn in Nro. 134 des Calwer Wochenblatts von Schult­heiß Ziegler der Wunsch ausgesprochen wild, daß zur Bespre­chung der Abgeordnetenwahl von beiden Parteien keine Versamm­lungen in den Laudorten abgehalten werden möchten, von Stamm­heim eine Zustimmung zu dem Hrn. Ziegler'schen Wunsche,

(wie wir glauben auch von dem dortigen Schultheißen) im fol genden Wochenblatt zu lesen war, und als dritterAnschluß an die Gechinger Kundgebung" der Herr Schultheiß Ayaße von Neuhengstett und seine Wähler sich hören lassen, so sind wir genöthigt, gegen diese Wünsche, Zustimmungen und Anschlüsse zu protestiren.

Es wird als Grund von dem Hrn. L-chultheiß von Gechiugen angegeben, daß bei den Versammlungengehässige Reden" von beiden Parteien fallen, dieß ist aber unseres Wissens bei öffentlichen Versammlungen in Gechiugen noch nicht vorgekommen; wenn solchegehässigen Reden" von Einzelnen in Privat - Versammlun­gen (welchen vielleicht der Hr. Schultheiß schon selbst angewohnt hat) doch Vorkommen, so ist dieß kein Grund, eine so wichtige Abgeordneteuwahl wie die gegenwärtige, nicht öffentlich zu be­sprechen. Wo es sich um die künftige Existenz Württembergs handelt, da ist es doppelt nothwendig, daß das Landvolk über die Stellung seiner Abgeordneten-Candidaten aufgeklärt werde (damit dieselben nicht bei jeder wichtigen Angelegenheit Wandlun­gen durchmachen können), es liegt gerade in diesen Versammlungen eine gewisse Garantie gegen etwaige Wandlungen.

Gründen, wie sie Hr. Schultheiß Ayaße vorbringt, können wir vollends gar nicht zustimmcn.

Was sind denn das für Umtriebe, welche bereits gemacht ^ bcihciligten sich 309 Mitglieder. Für die Föderativ-Republik erklär­werden, welche für Wühler und Candidaten gleich entmulhigend ! tcn sich 60, für die Einheilsrepublik 3, für Espartero 8, Prinz von sind, Hr. Schultheiß?_ _ _j Morien 2. Weiße Zettel 17, wovon 12 KarUsNn.

ptedigirt, gedruckt nno verlegt von A. Oei,cd i a g r r.

iMir elinr Vouago:Programm des cdanc wann G. g'. Wagner".^